Müssen Technikübungen wirklich sein?

M

Musicus

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23. Jan. 2010
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Hallo zusammen,

mich beschäftigt diese Frage eigentlich seit ich vor einem knappen Jahr mit dem Klavierspielen begonnen habe.

Es gibt ja offensichtlich hierzu auch die verschiedensten Meinungen.

Manche behaupten, dass isolierte Technikübungen wie Hanon oder Czerny nicht nur hilfreich, sondern notwendig sind.
Demgegenüber gibt es dann die empörten Einwände, dass genau solche Übungen nicht nur musikalische Luftverschmutzung, sondern sogar kontraproduktiv seien.

Auf der anderen Seite finden sich dann Vertreter, die sagen, dass es möglich ist, die notwendige Technik allein durch Stücke zu erlernen.

Zwischen diesen Extremen finden sich dann noch allerhand unterschiedlichster Meinungen.

Mir macht es das unheimlich schwer, beurteilen zu können, wie sinnvoll reine Technikübungen sind. Ich oute mich mal ganz klar:

Ich mag Technikübungen überhaupt nicht!

Egal ob ich nun beispielsweise eine Tonleiter mit Spielereien, wie unterschiedlichen Betonungen, Dynamik, Emotionen, etc. versuche interessanter zu machen: es ist und bleibt nunmal eine langweilige Tonleiter...

Ich mache solche Übungen artig, weil mein KL sie mir vorgibt. Jedoch stellt sich mir immer wieder die Frage, ob solche Technikübungen wirklich zielführend sind, oder ob die begrenzte Übungszeit nicht effizienter eingesetzt werden könnte.

Also, liebe Clavioaner, bitte unterstützt mich auf der Suche nach dem heiligen Gral der Erkenntnis:

Wieviel Technikübungen braucht der Klavierspieler?

In welcher Form und in welchem zeitlichen Umfang
(in Relation zur gesamten Übezeit) ?

Es grüßt
Musicus
 
Hallo gubu,

danke für den Link. Ich kenne diesen Faden schon und er reflektiert genau die Bandbreite an Meinungen die ich versuchte darzustellen.

Ich habe daher auch den Eindruck, dass sich diese Frage offensichtlich nicht so einfach beantworten lässt. Vielleicht gibt es ja aber trotzdem die Möglichkeit einer Quintessenz, bzw. einen gewissen Konsens zu erreichen, z.B. hinsichtlich der Fragen:

Gibt es "unabdingbare" Basisübungen? (also Technikübungen die in ähnlicher Form bei vielen Anfängern, Fortgeschrittenen oder Profis gleichermaßen angewandt werden und gemeinhin als sinnvoll erachtet wurden)

Wenn ja, welchen Anteil sollte das Technikprogramm am gesamten Übepensum haben?

Ich weiß es einfach nicht und bin verblüfft ob der der teilweise doch sehr konträren Ansichten zu dem Thema. Aber möglicherweise lassen sich ja Schnittmengen finden...


Grüße
Musicus
 
Also.....ich habe für mich beschlossen, dass es kein "Technikprogramm" in dem von Dir dargestellten Sinn geben muss. Es gibt hinreichend Stücke verschiedenster Schwierigkeitsgrade, an denen "Technik" sinnvoller geübt werden kann. Und, so ist mein Eindruck, sehen es auch sehr viele von denen, die weit mehr vom Klavierspiel verstehen als ich.

Ob es zwischen den beiden "Lagern" nennenswerte "Schnittmengen" gibt? Wohl eher nicht. Aber mal sehen.....
 
Vielleicht bringt die Beantwortung folgender Frage uns ein Stück weiter:

Glaubt irgendjemand, dass es da draussen unter den wirklich guten Pianisten Einen gibt, der es ohne die Technikübungen geschaft hat?

Aus der voraussichtlichen Beantwortung folgt aber auch, dass man mit weniger ehrgeizigen Zielen durchaus ohne Technikübungen auskommen kann. Die Frage ist also, wie weit will man es bringen ... oder?

Gruss

Hyp
 
Es geht doch hier nicht um das Üben der "Technik" schlechthin, sondern um isolierte Technik-Übungen (wie Hanon u. Czerny).
 
Glaubt irgendjemand, dass es da draussen unter den wirklich guten Pianisten Einen gibt, der es ohne die Technikübungen geschaft hat?

Barenboim:
"I was never made to practise scales and arpeggios. [...] My father's teaching was based on the belief that there are enough scales in Mozart's concertos"

Ich zitiere das jetzt nicht als Argument, keine Technikübungen zu machen (meine Meinung dazu ändert sich mit dem Wetter :p ), sondern nur weil es mir gerade eingefallen ist (allerdings sind Auskünfte von Pianisten über Ihr Übeverhalten wohl manchmal mit Vorsicht zu genießen). Barenboim ist zwar nicht gerade mein Lieblingspianist, aber immer noch bewundernswert, was er so alles gleichzeitig machen kann.
 
Hör auf dein Gefühl!
Wenn es dir keinen Spaß (mehr) macht, hör auf mit den Übungen. Laß auf keinen Fall zu, daß diese dir die Freude am Klavier verderben. Das finde ich zunächst mal das Wichtigste.

Ich persönlich würde von diesen Übungen die Lust verlieren.
 
Es gibt ja offensichtlich hierzu auch die verschiedensten Meinungen.

Manche behaupten, dass isolierte Technikübungen wie Hanon oder Czerny nicht nur hilfreich, sondern notwendig sind.
Demgegenüber gibt es dann die empörten Einwände, dass genau solche Übungen nicht nur musikalische Luftverschmutzung, sondern sogar kontraproduktiv seien.

Auf der anderen Seite finden sich dann Vertreter, die sagen, dass es möglich ist, die notwendige Technik allein durch Stücke zu erlernen.

Zwischen diesen Extremen finden sich dann noch allerhand unterschiedlichster Meinungen.

Mir macht es das unheimlich schwer, beurteilen zu können, wie sinnvoll reine Technikübungen sind. Ich oute mich mal ganz klar:

Ich mag Technikübungen überhaupt nicht!

Egal ob ich nun beispielsweise eine Tonleiter mit Spielereien, wie unterschiedlichen Betonungen, Dynamik, Emotionen, etc. versuche interessanter zu machen: es ist und bleibt nunmal eine langweilige Tonleiter...

Ich mache solche Übungen artig, weil mein KL sie mir vorgibt. Jedoch stellt sich mir immer wieder die Frage, ob solche Technikübungen wirklich zielführend sind, oder ob die begrenzte Übungszeit nicht effizienter eingesetzt werden könnte. .............

Wieviel Technikübungen braucht der Klavierspieler?

In welcher Form und in welchem zeitlichen Umfang
(in Relation zur gesamten Übezeit) ?

Es grüßt
Musicus

Lieber Musicus,

meiner Meinung nach richten sich technische Übungen nach dem, was man kann oder noch nicht kann und nachdem, was man will. Die Art, Weise und der Umfang von Technikübungen richten sich also nach den individuellen Gegebenheiten und Bedürfnissen.

Wenn man also bei einem Stück ein grundlegenderes Problem hat, z.B. eine Hand lauter als die andere zu spielen, ist es sehr sinnvoll, dieses Problem aus dem musikalischen Kontext zu isolieren, damit man sich nur darauf konzentrieren kann. Im Idealfall erfindet also der Klavierlehrer oder sogar -schüler eine genau zum Schüler passende Übung. Nachdem man dies bei der Übung gelernt hat, kann man es wieder in den musikalischen Kontext des Stückes integrieren. Man kann es auch ohne solch eine Übung versuchen, jedoch klappt das meistens nicht, weil man auf noch andere Dinge wie z.B. die musikalische Gestaltung und/oder zusätzliche technische Dinge achten muss. Ich arbeite sehr oft so. Diese Methode ist sehr zeitsparend und direkt auf den Schüler zugeschnitten.

Stellt man noch grundlegendere Dinge fest, wie z.B. eine mangelnde Geläufigkeit der Hand oder Probleme beim Daumenuntersatz etc., könnte man zur Behebung Tonleitern üben oder Etüden etc.. Der Umfang hängt davon ab, was man will. Will man in nächster oder übernächster :p Zeit Beethoven-Sonaten u.ä. spielen, wird es ohne eine Beherrschung der oben genannten Dinge nicht gehen. Man kann zwar versuchen, nur am Stück Geläufigkeit zu erlernen, aber ohne mindestens Tonleitern zu spielen, wird es schwierig meiner Erfahrung nach.

Ich bin also ein Freund davon, immer ausgehend vom Musikalischen, vom Stück und den Stücken, die man in einiger Zukunft spielen will (Ziele) und den dafür notwendigen Fähigkeiten, den Umfang und die Art und Weise von technischen Übungen zu bestimmen.

Dies kann nur individuell erfolgen: der eine tut sich mit der Geläufigkeit schwer, der andere hat Probleme bei Akkorden, der dritte hat klanglich eine zu geringe Bandbreite etc..

Einfach nur technische Übungen ohne irgendeinen Bezug zu machen, halte ich für kontraproduktiv. Und wie du schreibst, findest du das ja auch sehr langweilig. Besser ist es, die gerade geübten technischen Übungen im Stück, das man gerade spielt, wiederzufinden. Die Verbindung Klangvorstellung - technische Umsetzung - Hören, die ja einen ständigen Kreislauf darstellt, wird so nicht vergessen, was beim reinen Techniküben leider leicht passieren kann. Technik ist ja nur ein Hilfsmittel, um die eigene Klangvorstellung auf dem Instrument verwirklichen zu können. Wird Technik als Selbstzweck missbraucht, kann es z.B. so weit kommen, dass man im Stück Sechzehntel sieht und die nur noch a la Hanon o.ä. spielt. Ich nenne das "Runterrattern" :p .

Wenn man also zu sich sagt, 'ich kann keine Arpeggien', und will das ändern, kann man entsprechende Übungen machen, aber dann auch ein oder sogar mehrere unterschiedliche Stücke spielen, in denen diese eine Rolle spielen. Oder auch nur Stellen aus Stücken, in denen die vorkommen, spielen.

Vielleicht könnte ja so ein Konsens aussehen. Vielleicht findet man dann auch technische Übungen nicht so langweilig, weil man ihren Sinn und auch Erfolg gleich erkennt und hört.

Wenn man per se keine Lust auf technische Übungen hat, sollte man sie auch nicht machen. Allerdings kann es dann sein, dass man viel länger für die Lösung eines Problems braucht oder etwas einfach nicht lernt.

Ich bin ein Fan von kurzen, sinnvollen, auf den Schüler zugeschnittenen Übungen. Die bringen schnell Erfolg, der Schüler weiß, warum er sie macht und man muss nicht irgendeinen mühseligen Text von Etüden lernen, die einem eigentlich gar nicht gefallen.

Zu solchen Übungen gehören z.B.:

- Übungen, um entspannt und gelöst zu spielen (Feuchtwangerübungen, Handgelenksübungen etc.)

- Übungen zur Unabhängigkeit der Hände (Dynamik, Artikulation etc. - zur Übung unterschiedlicher Artikulation gibt es kaum etwas besseres als Bartok)

- Akkordspiel, auch die Herausarbeitung unterschiedlicher Akkordtöne

- Tonleiter und Arpeggien (muss meiner Meinung nach sein, wenn man es noch nicht kann und virtuosere Stücke spielen will)


Technikübungen sollten also so wenig wie möglich und so viel wie nötig sein :p .

Geläufigkeit kann man natürlich auch bestens am WK von Bach etc. üben.

Das Wichtigste ist mir, dass man beim Üben von technischen Übungen nicht sein Ohr ausschaltet und nur noch motorisch alles "runterspielt", deswegen ist es sehr schön, wenn du deine Tonleitern etc. sehr variabel übst. Wenn du keine Lust mehr auf Tonleitern hast, such dir doch schöne Stücke aus, die diese beinhalten. Ein weites Feld tut sich da auf .... :p .

Ich stelle fest, dass ich leider etwas durcheinander geschrieben habe, aber ich hoffe, es kommt auch so rüber, was ich gemeint habe.

Liebe Grüße

chiarina
 
Wenn ja, welchen Anteil sollte das Technikprogramm am gesamten Übepensum haben?

Interessant, das Thema... meine KL meint, dass man ca. 1/3, also 20 min auf eine Stunde Übezeit, darauf verwenden soll. (Was ich natürlich nicht mache, daür sind mir die Stücke zu kostbar und die Etüden zu langweilig).

Stell Dir mal vor, 6 Stunden zu üben... Du müsstest nun 2 Stunden (!!!!) davon irgendwelche Fingerübungen machen! Schrott hoch 3!

Ich finde, dass ein Mittelmaß gefunden werden muss und zwar von jedem Einzelnen. Du hast ein Gefühl dafür, wann es genug ist der "Technik"? Dann widme Dich Deinen Stücken!

Klavirus
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wieviel Technikübungen braucht der Klavierspieler?

In welcher Form und in welchem zeitlichen Umfang
(in Relation zur gesamten Übezeit) ?

Hallo,

diese Fragen kann wahrscheinlich niemand endgültig beantworten.

Wenn man Zweifel am Sinn und Erfolg von "technischen Übungen" hat, dann wird man sie sicherlich nicht unbefangen anfassen - und dann nützen sie nichts.

Man kann aber auch eine ganz andere Perspektive einnehmen und sich fragen: warum haben Liszt und Brahms solche Übungen verfasst??

Brahms und Liszt waren keine Vollidioten :D - ich empfehle immer gerne eine sinnvolle (dafür ist kundiger Unterricht zuständig) Auswahl aus den technischen Studien von Liszt und aus den 51 Übungen von Brahms.

fundamentale Abläufe (Skalen, Akkordbrechungen, manche Doppelgriffe) lernt man implizit an Klavierstücken, und wenn´s wo hakt, dann kann man aus diesen Übungen zusammenstellen oder eben bei Brahms und Liszt nachschauen - - - kompliziertere Bewegungsabläufe (Tremoli, fiese Doppelgriffkombinationen, polyphones, virtuoses) wird man prima in den genannten Übungen lernen können (was den Vorteil hat, dass man nicht z.B. in einer Chopinballade erst lange herumpfuschen muss)

kurzum: es gibt tatsächlich wirklich gute technische Übungen, diese sind von Brahms und Liszt - - die kann man verwenden, man kann es auch bleiben lassen.

Meine persönliche Erfahrung mit den Brahms- und Lisztübungen: einmal gründlich gemacht, braucht man sie kaum noch - aber hilfreich waren sie ganz enorm!! Denn sie sind ein zusammengefasstes motorisches Kompendium.

Gruß, Rolf
 

Barenboim:
"I was never made to practise scales and arpeggios. [...] My father's teaching was based on the belief that there are enough scales in Mozart's concertos"

Ich bewundere Barenboim ebenfalls sehr. Vor allem für sein grundlegendes Musikverständnis und seinen erfrischenden Pragmatismus.

Auf der anderen Seite: Wenn man Mozart Konzerte spielen kann, dann hat man bis dahin ja auch nicht gerade wenig Technik gelernt...da wäre doch mal interessant zu wissen, was die Meinung von Barenboims Vater hierzu gewesen ist...;)

Auf der anderen Seite wieder ein Gegenbeispiel: Erst vor kurzer Zeit habe ich eine Biographie von Clara Schumann gelesen, in welcher u.a. relativ ausgiebig über ihr Übeverhalten geschrieben wurde. Sie muss wohl, trotz ihrer zuweilen überraschend geringen Übezeit, sehr, sehr viel technische Übungen gemacht haben...und sie war ja nun auch alles andere als eine Vollidiotin (um mal Rolfs deutliche Worte zu bemühen...:D).

Auf der anderen Seite lebte Clara Schumann im 19. und Barenboim´erlente im 20. Jahrhundert das Klavierspiel...

Ich denke mir, dass ja auch die Klavierpädagogik eine Wissenschaft ist, die sich weiterentwickelt, neue Erkenntnisse hervorbringt und sich somit auch auf das Klavierlernen auswirkt (bzw. auswirken sollte)...oder liege ich hier falsch, liebe Klavierlehrer/-pädagogen?
 
Wenn man also bei einem Stück ein grundlegenderes Problem hat, z.B. eine Hand lauter als die andere zu spielen, ist es sehr sinnvoll, dieses Problem aus dem musikalischen Kontext zu isolieren, damit man sich nur darauf konzentrieren kann.

Genau das ist ein problemorientierer Ansatz der sich mir voll und ganz erschließt. Jedes Klavierstück birgt ja seine eigenen Tücken. Diese Problemstellen zu isolieren oder sie sogar in entsprechenden Übungen abzuwandeln macht für mich Sinn. Wenn zu dieser Sinnhaftigkeit dann noch der direkte Praxisbezug in Form eines ganz konkreten aktuellen Stückes kommt, gibt es glaube ich auch bei kaum jemanden ein Motivationsproblem diese Nuss dann auch zu knacken.

Stellt man noch grundlegendere Dinge fest, wie z.B. eine mangelnde Geläufigkeit der Hand oder Probleme beim Daumenuntersatz etc., könnte man zur Behebung Tonleitern üben oder Etüden etc..

Genau das sind die Basics von denen ich dachte, dass sich hier vielleicht am ehesten ein Konsens darin finden lässt, dass es gewisse Grundübungen gibt, die unabdingbar sind, selbst wenn sie aktuell nicht in einem direkten Praxisbezug zu einem aktuellen Stück stehen.
Ein Beispiel hierfür sind ja z.B. Tonleitern: Ich spiele sie und es wird gemunkelt, dass viele andere Klavierlernende dies wohl auch tun...:p
Aber: Ganz ehrlich, wo kommen Tonleiter in reiner Form vor? Selbst wenn man dann einzelne Stücke hat, wo sie im Abstieg, Aufstieg oder Auszügen zu spielen sind, macht es Sinn alle Tonleitern die es gibt ständig im Technikprogramm isoliert zu üben??


Der Umfang hängt davon ab, was man will. Will man in nächster oder übernächster :p Zeit Beethoven-Sonaten u.ä. spielen

Genau da möchte ich hin, wenn wohl auch eher in übernächster Zeit. Aber das ist mein felsenfestes Ziel.

Einfach nur technische Übungen ohne irgendeinen Bezug zu machen, halte ich für kontraproduktiv. Und wie du schreibst, findest du das ja auch sehr langweilig. Besser ist es, die gerade geübten technischen Übungen im Stück, das man gerade spielt, wiederzufinden.

Wobei du ja auch schreibst:

- Übungen, um entspannt und gelöst zu spielen (Feuchtwangerübungen, Handgelenksübungen etc.)

- Übungen zur Unabhängigkeit der Hände (Dynamik, Artikulation etc. - zur Übung unterschiedlicher Artikulation gibt es kaum etwas besseres als Bartok)

- Akkordspiel, auch die Herausarbeitung unterschiedlicher Akkordtöne

- Tonleiter und Arpeggien (muss meiner Meinung nach sein, wenn man es noch nicht kann und virtuosere Stücke spielen will)

In diesem Falle meinst du doch aber gerade isolierte Technikübungen, oder? :confused:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wenn man per se keine Lust auf technische Übungen hat, sollte man sie auch nicht machen. Allerdings kann es dann sein, dass man viel länger für die Lösung eines Problems braucht oder etwas einfach nicht lernt.

Zweiteres will ich natürlich nicht. Außerdem möchte ich nochmal klarstellen:

Ich mache vor meinem Technikprogramm keinen Freudentanz um das Klavier, aber ich will mich natürlich auch nicht vor dem Notwendigen drücken. Im Gegenteil, ich bin leidensfähig und willig :D
Aber: Mir ist die Zeit am Instrument zu schade um unnötige oder gar kontraproduktive Dinge zu tun.
Dass jede Kunst auch ein gewisses Handwerk erfordert, ist mir klar und ich muss nicht immer nur das machen was ich gerade mag, sondern versuche gerade die Dinge lieben und verstehen zu lernen, dich ich nicht mag...;)


Liebe Grüße
Musicus
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Interessant, das Thema... meine KL meint, dass man ca. 1/3, also 20 min auf eine Stunde Übezeit, darauf verwenden soll. (Was ich natürlich nicht mache, daür sind mir die Stücke zu kostbar und die Etüden zu langweilig).

Stell Dir mal vor, 6 Stunden zu üben... Du müsstest nun 2 Stunden (!!!!) davon irgendwelche Fingerübungen machen! Schrott hoch 3!

Mein KL ist da etwas humaner: Er meint auf eine Stunde Übezeit sollten 10 Minuten auf Technikübungen verwandt werden...

Auch hier gibt es ja eine höchst interessante Bandbreite von Empfehlungen, die von 0 bis 50% (oder gar mehr?) gehen.

Ich stelle mir bei sowas ja vor allem zwei Fragen:

Wie kommen diese unterschiedlichen Relationsvorstellungen zustande?

und vor allem:


Sind diejenigen mit mehr Anteil von Technikübungen ceteris paribus (also gleich Übungen, gleiche mentale Einstellung, etc.) nun "besser" oder "schlechter"?
Wenn also bespielsweise von jemandem gesagt wird er habe eine ach so tolle Technik: Hat der nun besonders viel Technikübungen gemacht, oder war der Erwerb der guten Technik einfach vielmehr ein natürliches Nebenprodukt des Klavierübens?
 
Man kann aber auch eine ganz andere Perspektive einnehmen und sich fragen: warum haben Liszt und Brahms solche Übungen verfasst??

Brahms und Liszt waren keine Vollidioten :D

Ich würde mir niemals anmaßen derartiges zu behaupten..vielleicht eher, dass der ein oder andere ein wenig verrückt gewesen ist, aber das muss ja nun wahrlich nichts schlechtes sein :D

Auf der anderen Seite, wie ich bereits erwähnte:
Hat sich seit seit dieser Zeit nichts getan in der Klavierpädagogik?
Habe ich da falsche Vorstellungen von fortschreitendem Wissen in diesem Bereich oder gab es einfach seither nichts "besseres"?

- ich empfehle immer gerne eine sinnvolle (dafür ist kundiger Unterricht zuständig) Auswahl aus den technischen Studien von Liszt und aus den 51 Übungen von Brahms.

Ich glaube vom Niveau her ist das eher was für Fortgeschrittene, oder wie würdest du die einordnen?

fundamentale Abläufe (Skalen, Akkordbrechungen, manche Doppelgriffe) lernt man implizit an Klavierstücken, und wenn´s wo hakt, dann kann man aus diesen Übungen zusammenstellen oder eben bei Brahms und Liszt nachschauen - - - kompliziertere Bewegungsabläufe (Tremoli, fiese Doppelgriffkombinationen, polyphones, virtuoses) wird man prima in den genannten Übungen lernen können (was den Vorteil hat, dass man nicht z.B. in einer Chopinballade erst lange herumpfuschen muss)

Rolf, verstehe ich dich also richtig, dass du also selbst vermeintliche Basisübungen wie Arpeggien und Skalen nicht losgelöst üben lassen würdest oder gar selbst übst (sondern nur im Kontextbezug zu aktuellen Stücken)?
Bzw. als alleiniges Technikprogramm eine Zusammstellung aus Brahms und Liszt?
 
die kann man verwenden, man kann es auch bleiben lassen.
:confused:
Musste dieser Nachsatz nach deinem flammenden und überzugenden Plädoyer nun wirklich sein auf meiner Suche nach dem heiligen Gral der Erkenntnis? ;)
Klar bin ich ein freier Mensch und kann tun und lassen was ich will...aber wo ich, vermessen und naiv wie ich vielleicht bin, hin möchte, dazu habe ich ja schon eine belastbare Aussage gemacht...;)

Grüße
Musicus
 
Bei den "technischen Übungen" kommt es sicher auch darauf an, ob dies für Anfänger oder fortgeschrittenen Spieler gelten soll.

Sind nicht alle Stücke, vom KL sorgfältig ausgewählt, die Anfänger in den ersten Jahren spielen, mehr oder weniger (auch) "technische Übungen" , um sich grundlegende motorische Fähigkeiten anzueignen? ;)
 
Außerdem möchte ich nochmal klarstellen:

Ich mache vor meinem Technikprogramm keinen Freudentanz um das Klavier, aber ich will mich natürlich auch nicht vor dem Notwendigen drücken. Im Gegenteil, ich bin leidensfähig und willig :D
Aber: Mir ist die Zeit am Instrument zu schade um unnötige oder gar kontraproduktive Dinge zu tun.


Lieber Musicus,

deine Einstellung zum Thema kann ich sehr gut verstehen und ich stimme dir absolut zu, dass man sich wirklich gut überlegen sollte, wofür man die beschränkte Übezeit nutzt, gerade im Hinblick Aufwand - Ergebnis (Effizienz)!


Genau das sind die Basics von denen ich dachte, dass sich hier vielleicht am ehesten ein Konsens darin finden lässt, dass es gewisse Grundübungen gibt, die unabdingbar sind, selbst wenn sie aktuell nicht in einem direkten Praxisbezug zu einem aktuellen Stück stehen.
Ein Beispiel hierfür sind ja z.B. Tonleitern: Ich spiele sie und es wird gemunkelt, dass viele andere Klavierlernende dies wohl auch tun...:p
Aber: Ganz ehrlich, wo kommen Tonleiter in reiner Form vor? Selbst wenn man dann einzelne Stücke hat, wo sie im Abstieg, Aufstieg oder Auszügen zu spielen sind, macht es Sinn alle Tonleitern die es gibt ständig im Technikprogramm isoliert zu üben??
.............................
In diesem Falle meinst du doch aber gerade isolierte Technikübungen, oder? :confused:

Ich habe mich da wirklich unklar ausgedrückt. Was ich meinte, war, dass die genannten Übungen für mich zu den Basics gehören, weil sie mehr oder minder in jedem Stück vorkommen und daher wie oben beschrieben keineswegs isoliert, sondern direkt mit dem entsprechenden Stück geübt werden können. Diese Übungen sind für mich Übungen, die man vor allem am Anfang, mal abgesehen von Tonleiter und Arpeggien, auch von Teilen des Akkordspiels, macht.

Was Tonleitern angeht, denke ich, kann es nur einen Konsens geben: wenn das Ohr ermüdet und gelangweilt ist, sollte man sie einfach nicht machen. Ich bin der Meinung, dass man sie auf jeden Fall erlernen sollte, weil sie in Verbindung mit Kadenzspiel die Orientierung in den Tonarten fördern und weil doch in fast jedem Stück, dass schon etwas fortgeschrittener ist, Skalen und Ausschnitte daraus vorkommen. Ich finde aber auch, dass man die nicht immer spielen muss - wie langweilig, ganz deiner Meinung. Manche fühlen sich aber auch wohl, wenn sie jeden Tag ihre Tonleiter spielen - das ist auch o.k.. Wenn du also Skalen im Großen und Ganzen spielen kannst, ist doch alles bestens. Vielleicht wäre für dich eine intensivere zeitweilige Beschäftigung damit gut, und dann spielst du, um das Gelernte nicht wieder zu vergessen, Tonleitern nur ein- bis zweimal die Woche. Es ist also individuell. Mir kommt es darauf an, dass man die Grundprinzipien einer Tonleiter beherrscht wie z.B. Daumenuntersatz, Armführung, Gelöstheit ( das nur am Stück zu üben, stelle ich mir, wie gesagt, schwierig vor).

Es gibt ja schließlich noch andere Dinge als Tonleitern und je fortgeschrittener man wird, desto mehr wird sich das Spektrum der technischen Übungen verschieben (s. Brahms, Liszt -Rolf).

Habe ich mich jetzt klarer ausgedrückt oder sind noch Fragen offen?

Liebe Grüße

chiarina
 
:confused:
Musste dieser Nachsatz nach deinem flammenden und überzugenden Plädoyer nun wirklich sein auf meiner Suche nach dem heiligen Gral der Erkenntnis? ;)

Hallo Musicus,

nimm mir meine gelegentlich scherzhaften Bemerkungen gerade zu technischen Angelegenheiten nicht übel - sehr oft wird dieser Aspekt des Klavierspiels mit halbgaren pseudopsycholog. Überlegungen verteufelt.

Natürlich sind manche der Brahms- und Lisztübungen auch was für Anfänger, da muss eben kundiger Unterricht eine sinnvolle Auswahl treffen - - und natürlich kann man auch ohne diese Übungen auskommen, deswegen schrieb ich, dass man es tun oder lassen kann. Aber man kann nicht eindeutig sagen: es geht nur mit oder nur ohne diese. Eigentlich ganz einfach.

Und selbst die von mir bzgl. meiner Empfehlungen bevorzugten Brahms- und Lisztübungen sind weder geistlose Klimperei, noch sollen sie unmusikalisch abgeklimpert werden - - wie schon gesagt, sind sie ein Kompendium von Bewegungsmustern. übrgens gibt es von Leopold Godowski ebenfalls sehr interessante Basisübungen.

Gruß, Rolf
 

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