Technikübungen=sinnvoll? Wofür?

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Guten Abend zusammen,
Vieleicht sollte man ein neues Thema eröffnen, welche Fingerübungen besser sind!:p
...ich nehme das mal als Anregung für einen neuen Thread:

Welche Technikübungen sind sinnvoll wofür?

Nach meiner Erfahrung gibt es immer wieder Stücke, in denen eine -oder mehrere- spezielle technische Schwierigkeiten auftreten, und wo dann bestimmte Technikübungen weiterhelfen, um das Stück besser einüben zu können.

An Technikübungen kenne ich leider nur Hanon, die ich als Kind üben "musste", und von denen ich inzwischen in ihrer Gesamtheit nicht mehr viel halte. Jedoch finde ich einige von ihnen nützlich, inbesondere für bestimmte Aufgabenstellungen.

Ein Beispiel:
Hanon Nr. 48 (Repetitionsübung) zum Üben der Repetitionen in Rachmaninows Prelude g-moll, op. 23/5.

Mir würden Eure Erfahrungen (z.B. mit Cortot- und Czerny-Übungen) sehr interessieren!

Viele Grüße,
Dimo
 
Außer Hanon

Außer Hanon gibt es noch:

Josef Pischna (60 Klavierübungen)
Johannes Brahms (51 Übungen)
Alfred Cortot (Grundbegriffe der Klaviertechnik)
Dohnányi (Fingerübungen)

Pischna, Brahms und Cortot arbeiten in ihren Übungen auch sehr viel mit Stützfinger, das bei Hanon fehlt: z. B. dritter Finger gedrückt und der vierte und fünfte Finger üben gleichmäßige Sechzehntel, gleichmäßige Triolen usw.

Viele gute Klavierpädagogen sind aber auch in der Lage spezielle und eigene Fingerübungen für den Schüler zu machen, je nach technischem Problem das vorliegt und es muß nicht immer auf bekannte Werke, wie Hanon usw. zurückgegriffen werden. Solche gezielten Fingerübungen finde ich sogar besser.

Ich selbst habe z. B. sehr viele Fingerübungen geübt, die ich von einem guten Klavierpädagogen erhalten hatte, war zwar nicht mein Klavierlehrer, aber er hatte sehr gute Technikübungen was Außenfinger, Terzen und Arpeggien betrifft.

Liebe Grüße, Mario
 
Ich übe auch meist nur Hanon, aber noch viel besser und effektiver finde ich Czerny. Besonders die "Kunst der Fingerfertigkeit". Dort haben auch alle Etüden Überschriften, wofür sie nützlich sind. Z.B. "Möglichste Geläufigkeit", "Möglichste Schnelligkeit in Akkordpassagen", "Geschmeidigkeit der linken Hand", "Terzentriller" etc.

Vorallem für Beethoven haben die mir sehr, sehr viel gebracht.
Die Übungen sind auch nicht so stumpfsinnig wie Hanon, sondern hören sich auch noch ganz gut an ;)
Der "Nachteil" ist aber, dass sie meiner Meinung nach viel Disziplin erfordern und man sich länger einarbeiten muss. Insgesamt finde ich auch ziemlich hart, z.B. muss ich immer eine Pause machen, wenn ich eine Etüde dreimal durchgespielt habe.

Hat sonst noch jemand Erfahrungen mit diesen Übungen?
Und besonders die Meinungen zu den Übungen von Cortot würden mich interessieren! Damit wollte ich evtl anfangen.

lg
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mir erscheint es wichtig, daß man die Fingerübungen losgelöst von Noten durcharbeitet - so daß man sich voll und ganz auf das "Elend" konzentrieren kann, das man auf den Tasten veranstaltet. Zunächst mit intensivem Blickkontakt, dann möglichst nur haptisch (vom Fingergefühl aus gesteuert). Deswegen sind mir die "pseudo-musikalischen" Czerny-Etüden suspekt, weil man wieder zusehr mit Notenlesen und anderen Dingen beschäftigt ist.

Viele gute Klavierpädagogen sind aber auch in der Lage spezielle und eigene Fingerübungen für den Schüler zu machen, je nach technischem Problem das vorliegt und es muß nicht immer auf bekannte Werke, wie Hanon usw. zurückgegriffen werden. Solche gezielten Fingerübungen finde ich sogar besser.
Man sollte die Übungen von Hanon, Cortot, Pischna, Dohnanyi, Brahms, Feuchtwanger nicht absolut sehen, sondern eher als Anregungen verstehen, die Übungen auf seine eigenen individuellen Belange zurechtzubasteln. Vor allem die Brahms-Übungen sind nicht für jede Hand geeignet. Wer empfindliche Sehnen hat, sollte bei manchen Übungen Vorsicht walten lassen.

Ich selbst habe z. B. sehr viele Fingerübungen geübt, die ich von einem guten Klavierpädagogen erhalten hatte, war zwar nicht mein Klavierlehrer, aber er hatte sehr gute Technikübungen was Außenfinger, Terzen und Arpeggien betrifft.
Laß uns an Deinem Herrschaftswissen teilhaben, bitte ...
 
Mir erscheint es wichtig, daß man die Fingerübungen losgelöst von Noten durcharbeitet - so daß man sich voll und ganz auf das "Elend" konzentrieren kann, das man auf den Tasten veranstaltet. Zunächst mit intensivem Blickkontakt, dann möglichst nur haptisch (vom Fingergefühl aus gesteuert). Deswegen sind mir die "pseudo-musikalischen" Czerny-Etüden suspekt, weil man wieder zusehr mit Notenlesen und anderen Dingen beschäftigt ist.
Ich übe auch Czerny-Etüden und eigentlich sind viele so einfach aufgebaut, dass man kaum auf die Noten sehen muss. Bei mir ist es außerdem so, dass ich bis die Etüden so gehen, wie ich mir das vorstelle, sie sehr oft spielen muss. Irgendwann kann man dann jede Etüde auswendig :rolleyes:

@Sabri:
Mir haben diese Etüden sehr geholfen. Meine Fingertechnik hat sich allein mit den ersten 8 Übungen aus der Schule der Geläufigkeit (op.299) schon sehr verbessert.

marcus
 
Ich habe die ersten 10 Übungen von Hanon für rund drei Wochen fast regelmäßig gespielt, allerdings nicht anweisungsgmäß jeden Ton für sich sondern in Gruppen von ein oder zwei Takten phrasiert. Der Effekt war nicht schlecht, ich habe eine wesentlich bessere Verbindung zu den Tasten und der Geläufigkeit hat es auch nicht geschadet.

Im Allgemeinen bieten die Stücke, die ich spiele, allerdings sehr viel Material, so daß ich in der Regel auf spezielle Fingerübungen verzichte. Außerdem glaube ich, daß einem ein guter Klavierlehrer viel bessere Übungen maßschneidern kann (oder auch mal feststellt, daß Übung nn von Xyz gerade genau das richtige ist).

Allerdings glaube ich schon, daß allgemeine Fingerübungen ihre Berechtigung haben. Ich langweile mich jedenfalls lieber mit stupiden Tonfolgen als die gleiche Stelle in einem Stück, das ich gerade einübe, dauernd zu wiederholen. Es ist doch einfach frustrierend, wenn man bein einem Stück zum Beispiel Ewigkeiten an zwei Takten arbeiten muß, während der Rest so langsam wieder zerfällt. Dann legen ich das Stück lieber beiseite, übe die fehlende Fertigkeit anderweitig und komme dann darauf zurück.

Mich würde übrigens mal interessieren, wie Profis ihre Finger fit halten. Jeder Sportler muß seine Gymnastik, Krafttraining und Laufereien regelmäßig erledigen, gibt es da was Vergleichbares?
 
Ich hatte einmal geschaut, was es bei Edition Peters alles von Czerny gibt. Gibt es noch mehr empfehlenswerte Werke Czernys?
Ich nutzt hanon gern für die Vorbereitung schwieriger Stück, beispielweise die Terzenetüde Chopins. Aber ich finde die Übungen eher für Anfänger, denn das Tempo ist so langsam gewählt, da brauche ich mittlerweile kaum Übung dafür, um das zu schaffen.

Kennt sich jemand mit Cortot Übungen aus?

Lg

D.
 
Allerdings glaube ich schon, daß allgemeine Fingerübungen ihre Berechtigung haben. Ich langweile mich jedenfalls lieber mit stupiden Tonfolgen als die gleiche Stelle in einem Stück, das ich gerade einübe, dauernd zu wiederholen.

Also ich habe erstens überhaupt keine Lust dazu, und sehe zweitens keinen Sinn darin, mich am Klavier zu langweilen. Daher übe ich immer an realen Stücken, und zur Aufwärmung meist einige Präludien (in flottem Tempo) und Fugen aus WTK1.
Speziell für linke Hand hole ich jetzt ab und an das G-Dur-Präludium von Chopin raus als Ausgleich, weil bei meinem aktuellen Übestück (Berceuse von Chopin) die linke Hand sehr wenig zu tun hat.

Ich habe irgendwo gelesen, dass manche Profis TÄGLICH das WTK1 durchspielen. Dafür würden aber immerhin alleine knappe 2 Stunden draufgehen :confused:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also ich habe erstens überhaupt keine Lust dazu, und sehe zweitens keinen Sinn darin, mich am Klavier zu langweilen. Daher übe ich immer an realen Stücken, und zur Aufwärmung meist einige Präludien (in flottem Tempo) und Fugen aus WTK1.
sehe ich genauso!

Ich habe irgendwo gelesen, dass manche Profis TÄGLICH das WTK1 durchspielen. Dafür würden aber immerhin alleine knappe 2 Stunden draufgehen :confused:

Tja, wenn man das liest, dann fühlt man sich immer sooo klein und schlecht! :-(
Ich wäre schon glücklich es in zwei Wochen durchspielen zu können.
 
Ich habe mir auch vorgenommen es mal mit Czerny Etüden zu versuchen, weil ich noch mit meiner Technik noch sehr unzufrieden bin obwohl ich jetzt schon ca. 8 Jahre spiele. Ich weiß jetzt aber gar nicht mit welchem Buch ich anfangen sollte. Ich habe bis jetzt von der "Schule der Geläufigkeit", "Kunst der Fingerfertigkeit" und der "Schule des Virtuosen" gehört. Ich vermute letztere ist eher für weit fortgeschritten geeignet... Könnte mir jemand erklären welchen Schwierigkeitsgrad die einzelnen Schulen haben?
 
Brahms-Etüden für Klavier-Anfänger zu komplex

Hallo *,

Außer Hanon gibt es noch:

(...)
Johannes Brahms (51 Übungen)
(...)
Die 51 Etüden von Brahms sind zumindest für Klavieranfänger zu komplex in ihrer Anlage, indem jeweils verschiedene technische Probleme gleichzeitig "behandelt" werden. Hier hilft (mir) vor allem das Vertrauen in den wissenden Lehrer, wobei ich persönlich auch wenig Lust verspüre, mich allein durch Czerny "auf Gechwindigkeit" zu bringen. Für fast jede Gelegenheit gibt es die geeignete Klavierliteratur, um Technik auch am Werk üben zu können.

Beste Grüße aus dem Rheinland

tastenblog.de
 

Hallo Tastenblog,

die 51 Brahmsübungen sind nicht für Klavieranfänger gedacht und auch nicht dafür geeignet, sondern nur für Fortgeschritte.

Liebe Grüße, Mario
 
Ich habe mir auch vorgenommen es mal mit Czerny Etüden zu versuchen, weil ich noch mit meiner Technik noch sehr unzufrieden bin obwohl ich jetzt schon ca. 8 Jahre spiele. Ich weiß jetzt aber gar nicht mit welchem Buch ich anfangen sollte. Ich habe bis jetzt von der "Schule der Geläufigkeit", "Kunst der Fingerfertigkeit" und der "Schule des Virtuosen" gehört. Ich vermute letztere ist eher für weit fortgeschritten geeignet... Könnte mir jemand erklären welchen Schwierigkeitsgrad die einzelnen Schulen haben?

Die "Schule der Geläufigkeit" ist etwas leichter wie die "Kunst der Fingerfertigkeit" und die "Schule des Virtuosen". Vieleicht fängst Du zuerst mit "Schule der Geläufigkeit" an. Diese finde ich nach ca. 2 oder 3 Jahren Klavierunterricht, oder je nach Talent des Schülers nach einem Jahr für sehr geeignet. Da werden auf leichte Art Tonleiter, gebrochene Arpeggien, Tonfolge 12345432 usw. geübt, also sehr viele Grundlagen für das Klavier.

Liebe Grüße, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,

Czerny-Etüden gibt es auch als Sammlung der (vermutlich?) nützlichsten im "Praktischen Czerny" Bände 1-5 glaube ich.

Weiß jemand, ab wann man ungefähr mit Cramer-Etüden anfängt? Eine davon befindet sich im Spielband der Russischen Schule. Im Grad vergleichbar mit "Schule der Geläufigkeit" oder später, oder gar nicht vergleichbar???

Gruß
Klavirus
 
Weiß jemand, ab wann man ungefähr mit Cramer-Etüden anfängt? [...] Im Grad vergleichbar mit "Schule der Geläufigkeit" oder später, oder gar nicht vergleichbar?
Technisch sicherlich um vieles leichter als die "großen" Czernys. Musikalisch finde ich sie sehr reizvoll.

Warum wird hier eigentlich immer nur über Czerny geredet. Hat sich noch niemand von Euch mit Clementis "Gradus ad Parnassum" beschäftigt?
 
Weiß jemand, ab wann man ungefähr mit Cramer-Etüden anfängt? Eine davon befindet sich im Spielband der Russischen Schule. Im Grad vergleichbar mit "Schule der Geläufigkeit" oder später, oder gar nicht vergleichbar???
Klavirus

Die 60 Cramer-Etüden sind etwas schwieriger als die "Schule der Geläufigkeit".
Ich würde sie vieleicht so nach 4 Jahren Klavierunterricht einschätzen, wo man sie spielen kann. Das ist natürlich jetzt nur eine grobe Schätzung, um den Schwierigkeitsgrad anzudeuten.

Liebe Grüße, Mario
 
Fortgeschritten oder nicht ...

Hallo Mario,
Hallo Tastenblog,

die 51 Brahmsübungen sind nicht für Klavieranfänger gedacht und auch nicht dafür geeignet, sondern nur für Fortgeschritte.

Liebe Grüße, Mario
etwas anderes habe ich auch nicht geschrieben ;) Wobei man sicherlich trefflich darüber diskutieren kann, was dann fortgeschritten bedeutet, wenn's darum geht, sich über die Brahms-Etüden herzumachen.

Beste Grüße aus dem Rheinland

tastenblog.de
 
Auszüge der Brahms Etüden sind im Internet zu finden. Ein Blick darauf reicht eigentlich aus, um zu beurteilen, ob man bereits zu fortgeschritten dafür ist. Wenn man noch nicht fortgeschritten genug ist, reicht sogar ein kurzer Blick.
 
Selbst- und Fremdwahrnehmung

Hallo *,

Auszüge der Brahms Etüden sind im Internet zu finden. Ein Blick darauf reicht eigentlich aus, um zu beurteilen, ob man bereits zu fortgeschritten dafür ist. Wenn man noch nicht fortgeschritten genug ist, reicht sogar ein kurzer Blick.
nun, nicht alles (an Etüden / Literatur), was spielbar erscheint oder auch spielbar ist, macht auch in einem bestimmten Stadium des Fortschritts bzw. zu einem bestimmten Entwicklungszeitpunkt Sinn.

Ich nehme mich mal als praktisches Beispiel - 51 Brahms-Etüden beim Musikhändler meines Vertrauens angesehen, nach "Sichtprüfung" als technisch spielbar empfunden, gekauft, mit KL darüber diskutiert, Arbeit an Etüden auf späteren Zeitpunkt verschoben, ... Selbst- und Fremdwahrnehmung wieder miteinander justiert.

Beste Grüße aus dem Rheinland

tastenblog.de
 

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