Technikübungen (Cortot, Dohnanyi, ...)

  • Ersteller des Themas pianovirus
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Vielen Dank, klavigen! Hab's leider trotzdem noch nicht verstanden (s.u.).....

diese Übungen Nr. 2 und Nr. 3 sollen das Bewusstsein für jeden Finger stärken.

Bei Nr. 2 spielst du also mit dem betreffenden Finger z.b. dem 2. den Ton hörbar, während die anderen Finger nur Tastenkontakt haben, ohne niedergedrückt zu sein.

Dies tust du auf dem 1. 16tel
Dann gleitest du auf der niedergedrückten Tast so weit, bis der Finger gestreckt ist

also der Finger gleitet auf der Taste nach vorne, vom Körper weg hin zum Flügel, ja?

und weiter hebst du ihn dann auf tastenniveaus und dann streckst du ihn wieder völlig aus

Das verstehe ich noch nicht. Wenn der Finger auf der Taste nach vorne gleitet, ist er doch schon auf Tastenniveau und gestreckt ist er ja auch schon?

Ich hatte Cortots Beschreibung (habe auch die dt. Übersetzung) so verstanden, dass der einzelne Finger als Teil der Übung 2 sogar unter das Tastenniveau gesenkt werden soll (also zuerst den Finger auf der Taste zum Körper hin ziehen und dann über den Tastenrand hinaus nach unten so weit es geht, aber das klang etwas komisch für mich)... Hmmm....
 

hallo,

die gehören zu den herausragenden und besten!! An denen lernt man Leichtigkeit und Geschmeidigkeit, und das nicht etwa theoretisierend, sondern fühlend und erlebend!! Leider, tausendmal leider, habe ich noch keinen Kurs bei Feuchtwanger gemacht, aber ich kenne die Publikationen - das spricht mit anderen Worten aus und erklärt, was z.B. manche berühmte und gottlob auch unterrichtende Pianisten lehren. Hier im Forum wurde vor längerem einmal die Übung, die Tonfolge c-d-e-f-g mit dem Fingersatz 5-4-3-2-1 in der r.H. zu spielen (und rückwärts - l.H. genau andersrum), heftig diskreditiert - tatsächlich ist diese Übung aber ganz fantastisch, denn unter anderem läßt sie die Relevanz der Armführung fühlbar werden.

Was Du beschreibst (auf den Fingern spielen), das mache ich im Unterricht mit meinen Studenten: die legen die Finger entspannt und nichtstuend auf eine Tastengruppe, und ich spiele (z.B. eine Verzierung) auf deren Fingern; das ein paar mal - und dann heißt es: jetzt du!

Eine sehr schöne Übung oder besser gesagt Demonstration, die ich von einem berühmten Russen übernommen habe: ein Student spielt eine Kantilene mit beiden Händen - danach spielt er nur die Begleitung, und ich spiele die Kantilene mit einem starren Gegenstand (z.B. einem Bleistift) dazu: und wenn ich sie so spiele, klingt sie besser. Das ist immer ein Aha-Erlebnis... :) (worin das besteht, möchte ich nicht ausführen, denn es besteht die Gefahr einer ausufernden dogmatischen Streiterei)

Ob man Übungen braucht? - das kann man nicht pauschal mit ja oder nein beantworten. Die einfachste und zugleich beste Antwort ist: man überlasse Entscheidung und Auswahl dem Lehrer - und knüpft daran die Hoffnung, dass man einen möglichst kompetenten solchen hat. Natürlich gibt es den Hinweis, dass man alles auch in der Klavierliteratur (also in wunderbaren Kompositionen) findet, und das ist richtig - aber ergänzend und vertiefend, je nachdem, was gerade gebraucht wird, sind einige Übungen enorm hilfreich (wenn man sie richtig ausführt - und dafür braucht man erfahrenen Unterricht). Heutzutage sind Übungen kein summarisches Kompendium mehr (das machte man eher im 19. Jh., wobei die motorische und musikalische Sensibilität da Brahms und Liszt weit über alle anderen heraushebt), sondern sie dienen dem Erkennen und Vertiefen.

Ich mache selber keine - außer im Unterricht!! Das ist kein Widerspruch!!

Für jeden Lernenden sind möglichst guter Unterricht, möglichst sinnvolle Repertoirewahl (bezogen auf die jeweiligen Fähigkeiten und Defizite) und dazu möglichst erhellende zusätzliche Übungen die beste Wahl.

...aber ein absolut für alle gültiges "Warmspiel"- oder "Technik"-Programm (also ein täglich nötiges Pensum) gibt es nicht!

Was aber immer hilfreich und nützlich ist, das ist das Nachdenken und Ausprobieren der Grundlagen (eine davon habe ich ja im Rigoletto ausführlich beschrieben: simultan verschiedene Bewegungen ausführen).

Gruß, Rolf
 
Eine sehr schöne Übung oder besser gesagt Demonstration, die ich von einem berühmten Russen übernommen habe: ein Student spielt eine Kantilene mit beiden Händen - danach spielt er nur die Begleitung, und ich spiele die Kantilene mit einem starren Gegenstand (z.B. einem Bleistift) dazu: und wenn ich sie so spiele, klingt sie besser. Das ist immer ein Aha-Erlebnis... :) (worin das besteht, möchte ich nicht ausführen, denn es besteht die Gefahr einer ausufernden dogmatischen Streiterei)


Hallo Rolf,


wenn du die Demonstration nicht weiter ausführen willst, muss ich das natürlich akzeptieren, aber bei mir brauchst du dich nicht vor dogmatischen Streitereien, die meiner Meinung nach auch oft aus einer(m) unterschiedlichen Verwendung, Bedeutung und Verständnis von Sprache resultieren, zu fürchten.

Mich interessieren aber sehr die Hintergründe dieser Demonstration. Ich selbst benutze einen Bleistift, um Schülern best. Hebelgesetze zu veranschaulichen, z.B. bei Bewegungen des Handgelenks. Ich erkläre dann immer, dass eine Kraftübertragung nie bei einer ( anstelle des Bleistifts) weich gekochten Spaghetti funktionieren würde, weil die die Kraft nicht weiterleiten kann. Es geht also darum, dass der Finger nicht verkrampft, aber fixiert sein muss ( wie der Bleistift), damit die ausgeführte Bewegung direkt bei/in der Taste ankommt.

Kann es sein, dass bei deinem Beispiel ähnliches demonstriert werden soll, es also um die Übertragung von Bewegungen von Arm oder/und Handgelenk mithilfe eines "fixierten" ( wir nannten es im Studium immer so, der Begriff ist aber natürlich nicht eindeutig) Fingers auf die Taste geht? Und das durch eine direkte Übertragung dieser Bewegung eben ein sehr schöner Klang erzeugt werden kann?

Viele Grüße

chiarina
 
Mich interessieren aber sehr die Hintergründe dieser Demonstration.

Wenn man einen oder ein paar wohlklingende Töne nicht mit den Fingern, sondern mit einem Bleistift spielt, dann ist manches sichtbar:
a) es wird nicht auf den Tasten klappern (Konsequenz: die Finger sollten Tastenkontakt haben)
b) Handgelenk, Ellenbogen, Schultergelenk sind in Bewegung (Konsequenz: nie starr werden)
c) ganz offenbar gestaltet der Arm die Töne

Natürlich ist es vorteilhafter, mit 5 Fingern als mit einem Bleistift zu spielen: die Finger bieten ja noch drei weitere Gelenke (also verteilt sich die Elastizität/Geschmeidigkeit auf mindestens 6 Gelenke) - spielt man mit den Fingern, wird sich die beim Bleistiftspiel nötige Armbewegung etwas verkleinern können: aber sie ist da!

Am Ende, an der Taste, reagieren die Finger (fühlend!!) auf das, was aus dem Arm kommt. Natürlich gibt es Begriffe wie "fixierte Finger", "stabile Finger", "voreingestellte Finger", "Stützfinger" usw. und es bedarf immer vieler Worte, um zu erklären, was mit diesen genau gemeint ist. Darüber kann man leicht vergessen, wie relevant das "in Bewegung sein" und die Geschmeidigkeit und Elastizität (z.B. aller Gelenke) ist.

Manche Übungen können helfen, sich das Bewegen bewußt zu machen - ich finde hierbei auch metaphorische Anweisungen wie "gehen, schreiten, hüpfen, tanzen" usw. sinnvoll, denn sie beziehen das Fühlen mit ein. Beim Gehen und Laufen denken wir ja nicht darüber nach, was die Füße und Beine gerade machen - beim Klavierspiel kann man sich auf den automatischen Stützreflex der Finger verlassen (sie knicken ja nicht ab, wenn man eine Taste anschlägt) ((das entspricht ungefähr dem "fixierten Finger")). Wenn man bedenkt, wie viel aus dem Arm kommt, dann gibt es eigentlich keine starken und schwachen Finger mehr.

Man kann eine schöne Kantilene mit einem Bleistift, nur mit dem Daumen, nur mit dem Ringfinger usw. spielen - aber ohne Arm geht´s wohl kaum. :)

Gruß, Rolf
 
Oh...ich befürchte, wenn ich weiter unqualifiziert hierüber spekuliere, gibt's was von pppetc auf die Mütze, drum belasse ich es besser hierbei...vielleicht hat pppetc Lust, etwas dazu zu schreiben...aber ich befürchte, meine Erwähnung von Hanon und Czerny im 1. Beitrag hat manche Leute abgeschreckt :)

Nur eines noch (weil es glaube ich zu chiarinas "intensive Begegnung mit der Taste" und "Sensibilität der Fingerkuppen" passt):

Bei einer der Feuchtwanger-Übungen legt man die RH-Finger 2-5 flach und entspannt nebeneinander auf weisse Tasten, Daumen hängt entspannt runter. Mit einem Finger der linken Hand drückt man nun die Taste, auf der die RH-2 liegt, herunter. Die RH-2 tut also nichts aktiv, sondern beschränkt sich nur auf das Aufnahmen des Gefühls.

Der nächste Schritt ist, dass man mit dem Finger der LH nun nicht direkt die Taste runterdrückt, sondern man drückt auf die RH-2, so dass dieser schon ein bisschen aktiver wird (wenn auch vermittelt des anderen Fingers).

Und als drittes bewegt der RH-2-Finger die Taste allein herunter.

Dasselbe mit den anderen Fingern (2-5) beider Hände.

Eine einfache Übung zum Ausführen, aber ungewöhnlich, und gut zum selbst-Beobachten und die Wahrnehmung schärfen, wie sich die Taste, und ihr Gewicht (beim Senken und beim Heben) anfühlt.

Auch die anderen dieser Übungen kamen mir sehr interessant vor....

hallo,

ich garantiere Dir, dass Du von pppetc nichts auf die Mütze bekommst - eher erklärt er Dir detailliert, wie diese Übung zu begreifen und zu fühlen ist!

Gruß, Rolf
 
Moin


ich garantiere Dir, dass Du von pppetc nichts auf die Mütze bekommst - eher erklärt er Dir detailliert, wie diese Übung zu begreifen und zu fühlen ist!

So gut kennst Du mich, Du Schlingel?

Aber ja - Du hast doch Recht!
Zwar bin ich - dem HErrgott seis getrommelt - schon des Öfteren sehr
heftig angegriffen worden, was mich allerdings nicht dazu verhält,
jemandem, der eine Frage stellt, ganz umsonst was auf die Mütze zu
geben....


Lieber pianovirus!

Die Übung, die Du beschreibst:

Bei einer der Feuchtwanger-Übungen legt man die RH-Finger 2-5 flach und entspannt nebeneinander auf weisse Tasten, Daumen hängt entspannt runter. Mit einem Finger der linken Hand drückt man nun die Taste, auf der die RH-2 liegt, herunter. Die RH-2 tut also nichts aktiv, sondern beschränkt sich nur auf das Aufnahmen des Gefühls.

ist nicht lediglich "eine" Feuchtwanger-Übung, sondern es ist die
allererste - sie heißt Quick Release.

Wie es der Zufall - den es nicht gibt - fügt, arbeite ich just in
diesem Moment an einem Text eben genau diese Übung betreffend.

Ich stoße dabei, und auch das beileibe nicht zufällig, auf verschiedene,
objective Schwierigkeiten, die ich versuche im Folgenden Dir darzustellen:

Eine erste Schwierigkeit ist momentan die, daß ich gar nicht weiß, wo
diese Übung beginnt, und wo sie endet.

Ich hatte bereits vor Jahren gesagt:



Diese acht Zeilen notieren die erste der Klavierübungen Peter Feuchtwangers. Es ist darin alles gesagt, was man jemals zum Klavierspiel brauchen wird.
Ich bin noch niemandem begegnet, der sie auch bloß ein einziges Mal korrekt ausgeführt hat.
Damit ist nicht etwa ein virtueller Grad mysteriöser Perfektion bezeichnet, ja, noch nicht einmal etwas, das innerhalb der landläufigen Grenzen "richtig" und "falsch" zu suchen oder gar zu finden wäre.

Neun Texte - Stephan Werndt​


Mir erschienen damals diese paar Sätze einfach und klar - leider muß ich heute
feststellen, daß beinahe niemand sie auch bloß ansatzweise verstanden hat.

Sie teilen damit das Schicksal der Übungen selbst.

Ein tiefer Sinn der Exercises ist der: Jeder soll seinen eignen Weg der
Erkenntnis finden. Wenn ich hergehe, und ihm diese Arbeit wegnehme,
indem ich erkläre, was zu tun ist, beraube ich ihn des Wertvollsten,
das er besitzt.
Andrerseits ist es aber so, daß bereits eine Menge Schindluder getrieben
wurde, auch und gerade mit diesen Übungen.
Das ist umso verwunderlicher, als daß man doch meinen könnte, es gäbe
nichts, was einfacher und offenbarer ist als das, worum es hier geht.

Warum also gehe ich nun her, und schreibe trotzdem über Exercise No.1?
Ich bin mir, das muß ich gestehn, noch nicht sicher, ob ichs jemals
veröffentliche - wenn ichs aber tue, dann deshalb, weil ich 1.) eine
Ausnahme mache, und man 2.) diese Ausnahme als einen Akt der Notwehr
betrachten kann.

Und dann gibt es eben noch den Unterschied zwischen einer öffentlichen
Darstellung und einer konkreten Arbeit mit konkreten Menschen.
Es ist fast vollkommen unmöglich, es allen Recht zu machen - meine Güte!,
selbst im sehr eingeschränkten Rahmen des Dialogs können große Fehler
passieren!

Ein weiterer wichtiger Grund für meine Zweifel ist, daß ich die
berechtigte Angst habe, etwas wunderbar Einfaches durch zuviel
Geschwätz zu zerreden.

Möglicherweise wird der eine oder die andre wieder mal vom Gefühl
beschlichen, daß ichs nicht lassen kann, "esoterisch zu raunen".

Deshalb eine Empfehlung, die ich nicht müde werde, zu wiederholen:

Peter Feuchtwanger hat ein Video gemacht. Er zeigt dort alles, was
ihm wichtig ist. Man schaue sich seine Erläuterungen genau an - unter
Umständen kann dieser Prozeß Jahre dauern (das jedenfalls kann ich
getreulich von mir berichten); und ich darf auch sagen: ich bereue
davon nicht einen Augenblick.
Die Menschen sind durchaus verschieden - ein andrer mag wesentlich
schneller vorankommen als beispielsweise ich.


gruß

stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ein tiefer Sinn der Exercises ist der: Jeder soll seinen eignen Weg der Erkenntnis finden. Wenn ich hergehe, und ihm diese Arbeit wegnehme, indem ich erkläre, was zu tun ist, beraube ich ihn des Wertvollsten, daß er besitzt.


Hallo pppetc,


ich finde, du beschreibst meiner Meinung nach keineswegs esoterisch, sondern mit sehr schönen Worten das Dilemma eigentlich jeden Lehrers:

auf der einen Seite ist der Erfahruns- und Wissensvorsprung des Lehrers, auf der anderen Seite lernt der Schüler am meisten durch Selbsterfahrung, Selbsterkenntnis, indem er also durch die Arbeit an einem Stück o.ä. etwas selbst herausfindet, sich selbst auf die Suche macht.
Die Aufgabe des Lehrers muss also sein, den Schüler dazu zu bringen, sich auf eine eigene Entdeckungsreise zu machen und ihm nicht alles vorzukauen bzw. auf dem Silbertablett zu präsentieren. Die Balance dazwischen, dem Schüler also nur so viel Hilfestellung wie nötig und so wenig Hilfe wie möglich zu gewähren, ist m.M nach das Schwierigste am Lehrberuf! Man muss dazu erkennen, wo der Schüler steht und was er genau in diesem Moment braucht, um nicht bloß das zu tun, was der Lehrer sagt, sondern seinen eigenen Weg zu finden.

Meine letzte Professorin hat in meinem ersten Semester bei ihr fast nur gesagt: "Hör's an!" Dann den Kopf geschüttelt und es wieder gesagt. Das war ein sehr hartes Semester, aber für mich das wichtigste des gesamten Studiums! Vorher hatten mir meine Prof's immer gesagt, was ich machen sollte und ich habe dadurch gelernt, mich in meinem Spiel nach anderen zu richten. Und nun sagte mir keiner mehr, was zu tun war - ich musste mich also selbst auf die Suche machen! Ich habe dadurch so viel gelernt, dass ich es gar nicht sagen kann! Für mich war es damals die absolut beste Methode, für andere Studienkollegen, die vielleicht noch nicht so viel Grundlagen mitbrachten, allerdings nicht unbedingt.

Auch im schulischen Bereich ist es mittlerweile Konsens, dass Schüler, indem sie etwas selbst tun, viel mehr lernen als wenn ihnen ein Lehrer dasselbe erzählt. Maria Montessori, nach deren Methode manche Schulen unterrichten, hat gesagt: "Hilf mir, es selbst zu tun!"

Deswegen lieber Stephan, verstehe ich sehr gut, dass du dich mit Worten bzgl. der Übung zurückhältst. Der Hinweis auf das Video müsste auch zunächst einmal genügen, meine ich. Du machst damit ja auch neugierig (zumindest mich). Ich kannte das Video bisher leider nicht, werde es mir aber bestellen.

Schwierig ist natürlich, dass, wie du schreibst, Ausführungen wie Übungen oft missverstanden werden. Vielleicht müsstest du doch aus deinem Erfahrungs- und Wissensvorsprung heraus kleine Denkanstöße geben?? Ich kann das nicht beurteilen.


"Diese acht Zeilen notieren die erste der Klavierübungen Peter Feuchtwangers. Es ist darin alles gesagt, was man jemals zum Klavierspiel brauchen wird.
Ich bin noch niemandem begegnet, der sie auch bloß ein einziges Mal korrekt ausgeführt hat.
Damit ist nicht etwa ein virtueller Grad mysteriöser Perfektion bezeichnet, ja, noch nicht einmal etwas, das innerhalb der landläufigen Grenzen "richtig" und "falsch" zu suchen oder gar zu finden wäre."

Mir erschienen damals diese paar Sätze einfach und klar - leider muß ich heute
feststellen, daß beinahe niemand sie auch bloß ansatzweise verstanden hat.

Sie teilen damit das Schicksal der Übungen selbst.

Was mich an diesen Sätzen irritiert und vielleicht in die falsche Richtung führen würde, ist der Satz: "Ich bin noch niemandem begegnet, der sie auch bloß ein einziges Mal korrekt ausgeführt hat." Irgendwie fühle ich mich davon unter Druck gesetzt, obwohl im folgenden ja sofort erklärt wird, wie der Satz verstanden werden soll. Aber trotzdem empfinde ich einen Widerspruch und der kann mich schon daran hindern, wirklich ohne Druck und neugierig auf Entdeckungsreise zu gehen. Vielleicht liegt es daran, dass der Terminus "korrekt" eine best. Bedeutung hat, die du aber mit deinem Hintergrund gar nicht mehr so empfindest?

Folgender Ausdruck könnte vielleicht ein Weg sein , mehr Hilfestellung zu geben:



Eine erste Schwierigkeit ist momentan die, daß ich gar nicht weiß, wo diese Übung beginnt, und wo sie endet.


Diesen Satz empfinde ich als sehr toll, rätselhaft und voller Geheimnisse . Er animiert mich dazu, den Geheimnissen auf den Grund zu gehen und ich werde noch viel darüber nachdenken. Bei Tönen empfinde ich das auch schon öfter so, aber bei dieser Übung? Ich denke, dieser Satz führt absolut in die richtige Richtung. Ein bisschen erinnert mich das an die alten buddhistischen Meister, die ihren Schülern auch rätselhafte Dinge mitteilten, über die sie (oft jahrelang) meditieren sollten.

Tja, du siehst, Lösungen und weise Erkenntnisse habe ich keine, aber du siehst, wozu mich dein Post animiert hat!

Viele Grüße

chiarina
 
Hallo chiarina!

jetzt hat mich Dein Beitrag auch noch dazu veranlasst, hier was reinzutippen ;)
Ich muss gestehen, Dein Beitrag hat mich im positiven Sinne sehr zum Nachdenken bewegt
 
N'Abend chiarina

Vielen Dank für Deine nette Antwort!

Irgendwie fühle ich mich davon unter Druck gesetzt,

Selbst das allein wäre noch nichts weiter Schlimmes:

Ich spreche in diesem Zusammenhang gerne vom sanften Zwang.

Den Terminus "korrekt" kann man hier durchaus als Wortspiel mit
sich selbst begreifen:
Weil eben beinah jeder glaubt, er müsse unbedingt etwas "richtig"
machen, gestattet er sich nicht, etwas "Unrichtiges" zuzulassen -
infolgedessen wird er es dann auch nicht als solches erkennen
können.

Jetzt ist es so: Säßen wir zwo beide gemeinsam irgendwo, hätte
ich die Möglichkeit, zu sehen, worauf es bei Dir ankommt.
Ich hätte die Chance, darauf zu reagieren - und im Laufe der
Ermittlungen würden wir beide etwas lernen.
Leute, die mit mir gearbeitet haben, wissen, daß es mir passieren
kann, zwanzig Stunden am Stück zu unterrichten - ohne jede Vorbereitung,
ohne script, allein in Abhängigkeit von den Maßgaben des "Schülers" und
der jeweiligen Situation.

Das gelingt aber nur, wenn der andre etwas vorgibt: daran kann ich
mich "weiterhangeln" - bis alle erschöpft vom Stuhl kippen.

Und am nächsten Tag gehts weiter....


Schwierig ist natürlich, dass, wie du schreibst, Ausführungen wie Übungen oft missverstanden werden. Vielleicht müsstest du doch aus deinem Erfahrungs- und Wissensvorsprung heraus kleine Denkanstöße geben?? Ich kann das nicht beurteilen.

Tja eben! Ich bin mir, wie gesagt, momentan auch eher unsicher -
das habe ich ja versucht darzustellen.
Immerhin habe ich jetzt ja in den sauren Apfel gebissen, und mit
einer nach Möglichkeit "allgemeinverständlichen" Aufzeichnung
begonnen.

Und ich möchte mich auch gar nicht rausreden:
deshalb meine Empfehlung, sich die Erläuterungen Peters
genau anzuschauen.
Im Falle von Quick Release dauert das knappe zwo Minuten!

Und wenn ich nun hergehe, und sage:


Hey Leute! Aufgepaßt! Diese zwo Minuten umfassen ein ganzes Leben!​

dann untertreibe ich damit allerhöchstens geringfügig.

Also sage ich:


Hey Leute! Aufgepaßt! Diese zwo Minuten umfassen ein ganzes Leben!​



Herzliche Grüße

stephan
 
N'Abend allerseits!

Dein Beitrag hat mich im positiven Sinne sehr zum Nachdenken bewegt


Dem möchte ich mich anschließen:


Vielleicht müsstest du doch aus deinem Erfahrungs- und Wissensvorsprung heraus kleine Denkanstöße geben??

Nachdem ich nun ne ganze Weile drüber nachgedacht habe, mach ich jetzt etwas,
das mir völlig neu ist:

Ich werde im "Forum für Anfängerfragen" einen thread eröffnen - er heißt:



Er ist dem Versuch gewidmet, auf virtuellem Wege einen Begriff der
ersten Übung Peter Feuchtwangers zu erarbeiten.

Das kann notwendigerweise nur gemeinsam gelingen - wenn überhaupt.

May The Force Be With Us!


Grüße an Alle

stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Habe posts von pppetc gesucht und bin in diesem Faden gelandet. Sehr intressant. Da versteh ich aber was nicht.

@rolf Du hast geschrieben (tschuldigung, zitieren geht nicht, Klick bleibt ohne Folgen):

Hier im Forum wurde vor längerem einmal die Übung, die Tonfolge c-d-e-f-g mit dem Fingersatz 5-4-3-2-1 in der r.H. zu spielen (und rückwärts - l.H. genau andersrum), heftig diskreditiert - tatsächlich ist diese Übung aber ganz fantastisch, denn unter anderem läßt sie die Relevanz der Armführung fühlbar werden.

Wie soll man bei dieserm Fingersatz mit rechts den Finger 5 auf das C bringen? Da müsste der Handteller ja nach zeigen oder wie ist die Übung gemeint?
 

@AuroraBorealis
nimm die Tasten c2-d2-e2-f2-g2

spielt der 5. das c2, liegen die anderen Finger auf f1-g1-a1-h1

spielt danach der 4. Finger das d2, liegen 1-2-3 auf a1, h1, c2 und 5 liegt auf e2

usw.

der Arm führt also die Handposition in Terzschritten aufwärts (c-d-e-f-g mit 5-4-3-2-1) und danach abwärts

(der Daumen berührt also die Tasten f1, dann a1, dann c2, dann e2 und spielt oben g2)

((das kann man non legato und nahezu legato*) spielen, ohne die Finger zu kreuzen oder sonstige Gymnastik zu treiben))

verständlich beschrieben?

____________
*) nahezu legato: beim loslassen/aufheben einer Taste sofort in die nächste sinken
 

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