Müssen Technikübungen wirklich sein?

Mich erinnert diese Diskussion an die kleinen Jungs, die davon träumen Fußball zu spielen wie ihre Idole, auch brav in den Fußballverein gehen, aber keine Lust haben, das Training zu absolvieren, sondern spielen wollen. Aber selbst hier heißt es für die Profis immer wieder "Basics üben": Ballbeherrschung, Reaktionsfähigkeit, Kondition ...

In anderen Sportarten sind "Aufwärmübungen" unbedingtes Muß - nicht zum Aufwärmen, sondern um sich "überlebensnotwendige" Bewegungsabläufe immer wieder zu vergegenwärtigen. Wie oft habe ich erlebt, daß die Cracks Schläger schwingend auf den Badmintoncourt tänzeln und mit rasanten Schmetterbällen und Hechtsprüngen ihr Spiel beginnen. Und oft genug durfte ich schon mit ansehen, wie man sie nach einer Viertelstunde vom Platz tragen mußte, weil die Kreuzbänder gerissen oder der Fuß verstaucht war. Wer sein Verletzungsrisiko minimieren will, tut gut daran, immer wieder ausgiebigst seine Schritt- und Sprungtechnik zu automatisieren, damit man sich beim Spielen auf das Gewinnen konzentrieren kann.

Beim Klavierspielen ist das Verletzungsrisiko glücklicherweise gering (die Chance zu gewinnen leider ebenso). Aber auch hier erscheint es mir sinnvoll, daß die Basics abrufbereit sind, daß man nicht bei jeder Tonleiter, bei jedem Arpeggio überlegen muß, wie man von einer Oktave in die nächste kommt. Wer sich durch den Notentext buchstabieren muß, hat keine Muße, auf eine entspannte Handhaltung zu achten. Für all solche Dinge sind "Fingerübungen" sicherlich sinnvoll. Ob der Profi für seine Basics Hanon-Fingerübungen benötigt, möchte ich bezweifeln. (Daß überhaupt jemand Hanon braucht - zumindest in der gedruckten Form - ebenfalls.)

Wie schon Rolf sagte: Es geht sicherlich auch anders.

In diesem Sinne: Fröhliches Klimpern! Es lebe der Dilettantismus!

Ojott

Lieber Ojott/Jaegermeier(?)

Herzlich willkommen im Forum, oder bei den kleinen Jungs wie du es offensichtlich lieber ausdrücken möchtest!

Da das Klavierspiel im Vergleich zum Fußballspiel im Wesentlichen eine kognitive Angelegenheit ist, würde ich doch vorschlagen, für das Training des Hirnschmalzes damit anzufangen, Forumsbeiträge in ihrer Gänze zu lesen, darüber nachzudenken und dann seinen eigenen Beitrag zu leisten, idealerweise noch mit einem Mindestmaß an Etikette, die einen selbst davor schützt, den übrigen Forumsmitglieder Infantilismus und mangelnden Willen zu unterstellen.

Grüße
Musicus

P.S.

Da ich selber meine gesamte Kindheit und Jugend hindurch Fußball gespielt habe, kenne ich zuhauf sog. "Straßenfußballer", also eben jene, die nie Mitglied in einem Fußballverein waren und folglich auch nie geleitete Trainingseinheiten mit ach so sinnvollen Fußballerübungen mitgemacht haben. Nahezu ausnahmlos hatten aber genau diese eine Technik, Köperbeherrschung, Kreativität, Fußballverständnis und eine Liebe zum Spiel wie ich bei so vielen Mitstreitern im Verein vermißt habe...
 
To make a long story short:

technische Übungen müssen nicht sein, werden aber denjenigen der sie richtig ausführt durchaus weiter bringen.

:p

Sorry, aber das möchte ich als vorläufige Quintessenz nicht so einfach stehen lassen.

Denn vermutlich jede Beschäftigung am Klavier bringt dich irgendwie weiter, die Frage ist wohl nur in welchem Ausmaß und ob es folglich wirklich effizient ist.

Ich denke schon, dass wir uns bis hierhin darauf einigen konnten, dass ein Mindestmaß an technischen Übungen wichtig und sinnvoll ist.

Wie die aussehen könnten wurde auch angesprochen, also z.B.

-implizites Erlernen anhand von Stücken, was aber wiederum in Extrakten geschieht und für sich jeweils faktisch technische Übungen darstellen und ggf. auch abgewandelt werden, oder auch im Voraus, als Vorbereitung auf größere Stücke in der Zukunft erlernt werden können

-gewisse Basisübungen (z.B. Lockerungsübungen, ggf. Tonleitern, Arpeggien?)

-ggf. konkrete technische Übungen, die gemeinhin einen hohen Empfehlungsgrad aufweisen (wie z.B. Brahms- und Liszt-Übungen)

- Bach :p

Grüße
Musicus
 
To make a long story short:

technische Übungen müssen nicht sein, werden aber denjenigen der sie richtig ausführt durchaus weiter bringen.

:p

Very short story, to make it longer again:

Wieso haben im Tennis beispielsweise die Profis immer noch einen Trainer, der tagtäglich mit ihnen jedes Detail einer Bewegung durchgehen? Einige haben sogar 2 Trainer: einen für das normale Spiel (Strategien, Spielanalysen usw), den zweiten NUR für den Aufschlag! Dauernd hört man von den Kommentatoren, wie sehr der Weltranglisten Xte wieder an seinem Aufschlag gearbeitet hat... und wie bemerkbar sich die neue Fußstellung vom dafür berühmten Trainer Xy auf den verbesserten Aufschlag auswirkt! Man sollte doch eigetnlich meinen, irgend wann können die Damen und Herren aufschlagen...

Nur in Musikerkreisen gibt es die Tendenzen, alles einfach zu können anstatt dran zu feilen. Wir sind eben allesamt einfach: Genies. Genies brauchen das nicht, so profane Technikübungen. Das ist etwas für minderbegabte Arbeiter, die sich nur mit Fleiß dahin kämpfen, wo einen eigentlich das Genie hätte hintragen müssen. Kann eben nicht jeder ein Genie sein!
 
ehm... wird meine feine Ironie hier gerade unerkannt ausgebuht? Oder heult der Rolfiwolfi weil er eben genau über DAS nicht verfügt: Genie?!?!

Genie definiert sich nach Aussage derselben im übrigen so:
Genie besteht aus 1% Inspiration und 99% Transpiration!

In diesem Sinne!

Alles Liebe

Viola
 
ehm... wird meine feine Ironie hier gerade unerkannt ausgebuht?

...na sowas... Du witterst Ironie in Comic-Sprache???

...bzgl der genialen Transpiration: man hat in modernen Zeiten das Deodorant erfunden, die Technik der Seifenbenutzung ist älter...

...aber da ja, wie Du kundig erklärst und auseinandersetzt, das Genie gleichsam als Virus oder Seuche endemisch in Musikerkreisen grassiert, müssen konsequenterweise die Herren Brahms und Liszt aus der Gruppe der Genies aussortiert werden: diese beiden hatten nämlich, pfui und igitt, ein paar technische Übungen verzapft... degoutant von den beiden...

:D :D :D :D
 
... müssen konsequenterweise die Herren Brahms und Liszt aus der Gruppe der Genies aussortiert werden: diese beiden hatten nämlich, pfui und igitt, ein paar technische Übungen verzapft... degoutant von den beiden...

:D :D

...das würde ich ja noch durchgehen lassen, aber falls sie wirklich mal selber geübt haben sollten, dann würde ich auch ablehnen, die als Genie zu bezeichnen. :D
Gulda war dann so mit 18 Jahren ein Genie geworden, denn ab da hat er nie mehr geübt. Hat er gesagt... aber der hat sich auch schon mal selbst widerlegt .;)
 
...na sowas... Du witterst Ironie in Comic-Sprache???

...bzgl der genialen Transpiration: man hat in modernen Zeiten das Deodorant erfunden, die Technik der Seifenbenutzung ist älter...

...aber da ja, wie Du kundig erklärst und auseinandersetzt, das Genie gleichsam als Virus oder Seuche endemisch in Musikerkreisen grassiert, müssen konsequenterweise die Herren Brahms und Liszt aus der Gruppe der Genies aussortiert werden: diese beiden hatten nämlich, pfui und igitt, ein paar technische Übungen verzapft... degoutant von den beiden...

*4 megagrinseköpfe*


Ehm... Rolfiwolfi, meinst Du, ich würde Dir Ironie zusprechen, weil Du mit solcher auf meine Ironie "falsch" nämlich "richtig" geantwortet hast?!?
hmmm...

:confused:

Das wäre dann von hinten vorne durch die Brust... (ich trage 85C)

Da bin isch doch glatt mit meinem Jägermeisterlatein am Ende...
 

Nur in Musikerkreisen gibt es die Tendenzen,
alles einfach zu können anstatt dran zu feilen.

Nuja, den Seinen gibt's der Herr im Schlafe.

Edgar Varèse und der von Dir hoffentlich
nicht nur als Motto-Lieferant geschätzte John Cage
hatten in einem gemeinsamen Gespräch herausgefunden,
daß alles, was man über klassische Harmonielehre wissen muß,
in einer halben Stunde gelernt werden kann.

Gruß, Gomez
 
Nuja, den Seinen gibt's der Herr im Schlafe.

Edgar Varèse und der von Dir hoffentlich
nicht nur als Motto-Lieferant geschätzte John Cage
hatten in einem gemeinsamen Gespräch herausgefunden,
daß alles, was man über klassische Harmonielehre wissen muß,
in einer halben Stunde gelernt werden kann.

Gruß, Gomez

Mein Gott, welche Geschwindigkeit des Lernens. Ich brauchte ca. 30 Jahre für die Ergründung der Geheimnisse der klassischen Harmonielehre und lerne immer noch Neues dazu.

Muss ich mich jezt für begriffsstutzig halten?

Ich tröste mich aber mit Einstein, der mal bemerkte, dass bei Spätentwicklern die Erkenntnisse dann besser verarbeitet werden. Unterdessen erfreut mich, dass ich in der Harmonielehre immer wieder neue Aspekte entdecken darf.
 
Das wäre dann von hinten vorne durch die Brust... (ich trage 85C)

Da bin isch doch glatt mit meinem Jägermeisterlatein am Ende...

Und ich lach mich kaputt! :D :D

Übrigens hat der Ausdruck "Dilettant" für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen, seitdem auch unser lieber klaviermacher so bezeichnet wurde............... Den kann man doch nun geradezu mit stolzgeschwellter Brust tragen (nicht den klaviermacher :p )!

Und damit ich noch was OnTopic beitrage: wie klavigen fand ich deinen vorvorvorvorvorletzten :D Beitrag (o.ä.) absolut super, Rolf!

Liebe Grüße

chiarina
 
...das finde ich nicht sehr schön vom Herrn... die merken das dann ja nicht, weil sie währenddessen schlummern :D :D :D - - da sind mir die alten Götter doch deutlich lieber, als derart heimlicher Besuch...

Also bringt" Liegen lassen" doch eine Menge, aber womöglich nur bei entsprechendem korrekt-gläubigem Hintergrund - wehe, da kommt so ein böser Heide daher! .................

(Entschuldigung, Musicus, für Off-Topic :) )!
 

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