Mozart K.304 mit Slapstickeinlagen

alibiphysiker

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Hi allerseits,

habe gerade diese Aufnahme von einem Konzert im kleineren Rahmen auf meiner Festplatte gefunden. Der Aufnahme gingen 2 Wochen nicht sehr intensives üben voraus (Das ist für mich echt nicht viel, v.a. da ich noch Uni, etc. hatte). Die Violine und Ich, wir kannten beide das Stück nicht wirklich gut, als wir es aufführten.

Trotzdem klappte es erstaunlich gut, bis auf einige Fehler, die einfach aus einem Slapstick-Film stammen könnten (Ein zielsicher getroffenes Fis an einer bestimmten Stelle, witzige Verspieler der Violine, etc. etc. :D ).

Dazu kommt noch das geniale Publikum (klatscht zwischen den Sätzen, pssst am Anfang, und als ich den ersten Satz der Waldstein spielte klingelte ein Handy an einer sehr ungünstigen Stelle :D ).

Viel Spaß und frohes schmunzeln:


LG,

Daniel
 
Hallo Daniel,

ich liebe diese Sonate; habe sie auch einmal mit einer netten Geigerin gespielt (sie hat leider inzwischen einen anderen geheiratet....). Der für Mozart finde ich recht karge, fast schon schmucklose Charakter erinnert mich auch ein bisschen an die (Ecksätze der) a-Moll-Klaviersonate.

Nun hatte ich eigentlich vor, energisch gegen Slapstick-Einlagen in dieser (meiner Auffassung nach) düster-tragischen Sonate zu protestieren... ;-)...aber jetzt, wo ich dann doch die ganze Aufnahme angehört habe, finde ich, vor allem angesichts der von Deiner obigen Beschreibung geweckten Vorerwartung und in Anbetracht der sehr kurzen Vorbereitungszeit, dass Ihr das schon ziemlich gut hinbekommen habt! Weiter so! Wird es weitere Kammermusik zu hören geben?

Mir sind beim Anhören ein paar Eindrücke durch den Kopf gegangen, die natürlich von meiner subjektiven Auffassung dieser Sonate herrühren. Jetzt hast Du nicht um Kritik gebeten und ich bin also nicht sicher, ob diese von Dir gewünscht ist. Ich hänge meine Gedanken trotzdem einmal unten an (denn im Idealfall können wir hier ja alle etwas voneinander lernen oder zumindest verschiedene Auffassungen austauschen, das kann ja auch spannend sein)....

Viele Grüße,
Tobias

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Also, alles mit dem Zusatz "für meinen (momentanen) Geschmack" und sicher auch völlig anders zu sehen:

T.8-12; T. 28/29: die beiden forte-Stellen klingen für mich ein bisschen (zu) "sportlich";

T. 181f (ca. 4:27-4:30): Dein schnippisches Staccato und die beiden Achtel irgendwie triolisiert oder punktiert hingeworfen, diese Stelle wirkt als allereinzige in Eurer Aufnahme ein bisschen wie (hier unangebrachter) Slapstick. Ich sehe diese zwei Takte eher als streng, nicht als humorvoll.

Bei den punktierten Sechzehntelrhythmen (z.B. T. 173ff, aber auch schon früher, im ganzen Satz) würde ich versuchen, strenger auf Gleichmäßigkeit zu achten (ich sage so etwas leichter, als es bei mir selbst besser zu machen :)).

Und unbedingt noch einmal die Dynamikvorgaben von Mozart anschauen, z.B.: Die Exposition endet forte, die Durchführung beginnt piano, erst nach 8 Takten steht das nächste forte. Diese Unterschiede erscheinen mir (zumindest in der Aufnahme) sehr eingeebnet.

Das Tempo di minuetto ist bei Euch für meinen Geschmack ein bisschen flott, das könnte doch gemessener schreiten.

T. 16, nicht so feste aufs Phrasenende draufsetzen, oder?! ;-)

Das E-Dur-Trio ist für mich wie eine (die einzige) Oase der Hoffnung in diesem Werk, das wirkt bei Euch ein bisschen als beiläufige Episode und könnte m.E. viel mehr Ruhe gebrauchen.

Vor dem Trio ist erst einmal eine (mindestens) Viertelpause, die man auch als Stille hören sollte, bei Dir im Klavier aber durchklingt.

Und wie sich dann die Bögen stufenweise steigern könnten: T. 96: gis schwer - fis leicht; nächste Stufe etwas mehr: T. 98 cis schwer - h leicht, usw (bei Dir klingt manchmal, auch in der Wiederholung, noch ein kleines bisschen schwer-schwer). Und dabei jeweils auch etwas Zeit nehmen. Die Geige macht das in T. 104 und 106 eher so.

Wie gesagt, das alles nur ein paar persönliche Kritikpunkte zu einer insgesamt schön anzuhörenden Aufnahme!! Danke für das Hochladen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Pianovirus!

Danke für deine ausführliche Antwort. Kritik ist immer erwünscht, vor allem wenn sie in so ausführlicher und freundlicher Form wie bei dir erfolgt.

Mir fällt beim anhören vor allem auf, das ich (wie auch bei meiner Waldsteinaufnahme welche ein Tag vorher entstand) an manchen Stellen (v.a. im Trio) einen viel zu harten Anschlag an den Tag lege. Allerdings hab ich daran in den letzten Wochen intensiv gearbeitet, bin gespannt wie sich in der Hinsicht meine nächste Aufnahme anhören wird.

Wir werden diese Sonate auf jeden Fall nochmal herausholen, und dann all deine Hinweise berücksichtigen.

Mehr Kammermusik wird es auf jeden Fall geben, allerdings weiß ich noch nicht so genau wann und was. Okey, was weiß ich schon ein bisschen, aber das wird noch nicht verraten, weil es doch etwas ehrgeizig ist.

Liebe Grüße,

Daniel

P.S. Ich bin jetzt erstmal ein paar Tage im Urlaub, also seid nicht zu sehr erbost, wenn ich erstmal nicht mehr antworte ;)
 

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