Hallo 32und1meins,
Du hast ein gefühlvolles Stück geschrieben und spielst es auch ganz gut, mit angemessener Emotionalität.
Du und so manch andere Kollegen, die hier ihre Stücke reinstellen, müssen aber noch vieles über Form lernen.
Sehr oft höre ich Stücke, die die Form ABCDEFGHIJKL.... haben, wobei meist auch noch jeder der Teile kurz ist und sofort der nächste Abschnitt kommt.
Ist ja auch erklärbar, wenn man sich vor Augen hält, wie die Komposition aller Wahrscheinlichkeit zustande gekommen ist: Man hat eine 4- bis 8-taktige Idee, die hält man fest, weil sie einem gefällt. Dann denkt man: Für ein richtiges Stück noch viel zu wenig! Also muß ich einen nächsten Teil anhängen!
Dann wird ein 2. Teil ausgedacht, dann ein 3. usw., bis die 2-3 Minuten voll sind. :D :cool:
Günstigstenfalls wird bedacht, daß die Teile irgendwas miteinander zu tun haben sollen (z.B. gleiche Akkordfolge, ähnliche Melodie etc.).
Dies ist aber nicht wirkliche Komposition, sondern Amateur-Klein-Fritzchen-Komposition. :cool: (Nicht schlimm, jeder fängt ja mal an, hättest mal meine ersten Versuche erleben sollen, dagegen ist Dein Stück phänomenal!)
Folgende Formen sind beispielsweise gängig:
- ABA-Form (Liedform, erweitert in der Sonate; B-Teil entweder als Kontrast oder als Durchführung)
- Rondoform
- Variationenform
- Intro-Vers-Refrain-Bridge-etc. - Form wie in Popsongs
Ich würde an Deiner Stelle mich mal schlaumachen über diese Dinge (steht ja alles im Internet), mal bekannte Stücke daraufhin studieren und analysieren, und dann ein neues Stück schreiben, bei dem Du es vermeidest, einfach Teile aneinanderzuhängen, sondern erstmal ein gängiges Formschema verwendest.
Als zweites möchte ich auf etwas hinweisen, was auch sehr viele Anfängerkomponisten fälschlicherweise tun:
Sie nehmen eine Akkordfolge, die ihnen gefällt, als Ausgangspunkt.
Eine Akkordfolge, die man entdeckt hat, kann ja durchaus mal "Initialzündung" für eine Komposition sein. Aber erstens hast Du hier eine ganz abgeschmackte Akkordfolge genommen, die jeder Hans und Franz früh im Klavierunterricht dudelt, und zweitens ist sie ein Gefängnis für Deine Kreativität - im Grunde umspielst und begleitest Du nur die Akkordfolge, statt wirkliches thematisches / motivisches Material vorzustellen, das das Stück charakterisiert.
Im Normalfall sind Akkorde ja nicht die Hauptsache eines Stücks, sondern entweder die Begleitung einer Hauptsache, nämlich der Melodie (und diese Begleitung kann häufig verschiedenartig gestaltet werden - unterschiedliche Harmonisierung kann eine Melodie unterschiedlich "beleuchten"), oder aber Akkorde entstehen durch das Zusammentreffen verschiedener Stimmen (wie z.B. in der polyphonen Musik etwa J.S. Bachs).
LG,
Hasenbein