Lockerer werden

dibabel

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30. Dez. 2015
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Ich spiele nun schon eine ganze Weile, gerade bevorzugt die Winterreise von Schubert, die Mondscheinsonate, Scarlatti ein wenig, Sonaten von Haydn, das ist so der Stand.

Ich zeichne auch gern und ich spiele gern Gitarre. Bei beidem merke ich: In den Flow kommt man erst, wenn man locker lässt. Auf der Gitarre bin ich jetzt nicht die megagroße Künstlerin, aber ich kann mich zu Schubertliedern begleiten, wenn ich die Griffe ausgetüftelt habe, und das geht dann ohne viel Üben oder so, ich klimper einfach herum, singe dazu und freue mich meines Daseins.

Beim Zeichnen ist es auch so: Die Bilder gefallen mir besser, wenn ich mich von dem Ziel befreie, möglichst detailgetreu abzuzeichnen und "loslasse". Ich sehe das meinen Bildern sehr gut an. Auch wenn ich sonst nicht wirklich was von Kunst verstehe.

Als der Klavierstimmer nach getaner Arbeit eben mal mit zwei, drei Handgriffen über die gesamte Tastatur fuhr und es sich anhörte wie Elbphilharmonie, da dachte ich: Wow. Warum kann ich das nicht, warum ärgere ich mich über jeden falschen Ton, warum kann ich nicht einfach mal über die Tastatur gleiten und mich freuen.

Ich versuche es: Ich habe jede Menge Lieder, zu denen ich nur die Akkorde zur Verfügung habe, und die Melodie spiele ich halt auswendig. Aber Liedbegleitung ist auf dem Klavier offenbar schwieriger als auf der Gitarre, ich komme nicht wirklich über den Albertibass hinaus, meine Lernfortschritte zur Improvisation mit Wechselbass usw. sind auch eher bescheiden. Vielleicht auch, weil ich mich mehr auf die anderen Sachen konzentriere.

Aktuell habe ich keinen Klavierunterricht, die letzten beiden Lehrerinnen waren auch eher auf Werktreue aus und das Improvisieren kam viel zu kurz - mir geht es auch mehr darum, mal zu variieren, mal ein bisschen weniger Werktreue, so was. Vielleicht habt ihr ein paar Tipps für mich?
 
Mein KL hat mir zu jeder Tonart Kadenzen mit unterschiedlichen Begleitpattern gegeben. Die übe ich immer mal neben den aktuellen Stücken und merke, wie ich bei Liedern, zu denen ich die Akkorde habe, sattelfester werde und links auch mal variieren kann. Es ist noch ein weiter weg aber mir hilft das.
Zusätzlich lässt mein Lehrer mich auch immer mal eine Improvisationsübung machen.

Es gibt Bücher oder auch online Tutorials zu Thema improvisieren und Begleitpattern aber ich würde Dir empfehlen, einen Lehrer zu suchen, der diesen Schwerpunkt hat. Vielleicht reichen da ja auch 10-20 Stunden, um Dich mit den Grundlagen zu füttern, so dass Du erstmal alleine weitermachen kannst.
 
Bei mir kommt das entspannte Spielen sehr schnell beim Blattspiel (unter dem normalen Niveau). Ich kann es dann auch mit ins Üben nehmen. Seit ich das weiß, habe ich umgestellt: erst Blattspiel und ein wenig frei spielen, erst danach üben.
Ich bin insgesamt an den Tasten dadurch wesentlich ruhiger geworden.
 
Aber Liedbegleitung ist auf dem Klavier offenbar schwieriger als auf der Gitarre, ich komme nicht wirklich über den Albertibass hinaus,
Da würde ich mir Anregungen im Internet holen. Es gibt so viele Möglichkeiten, Lieder auf dem Klavier zu begleiten. Neulich hatte ich eine schöne Internetseite dazu offen, auf der alle möglichen Varianten für die linke Hand aufgeführt wurden, auch im Boogie Woogie- und Jazz-Style. Leider finde ich die Seite nicht mehr.
 
Danke für eure Antworten.

Ich bin jetzt ein bisschen weiter. Ich habe das "freie Spiel" einfach in mein Übeprogramm eingebaut. Ich fange mit den schwierigen Stellen an, die ich zuerst übe, dann ganze Stücke, einige auswendig, andere mit Noten, aber vor allem bei denen, die ich auswendig kann, versuche ich jetzt öfter, zu variieren, einfach etwas dranhängen, die schönen Stellen mit einigen anderen Tönen spielen, sowas.

Literatur zur Liedbegleitung, auch so was mit Walking Bass und Richtung Bar Piano habe ich genug, ich habe sie jetzt nochmal aufgeschlagen und robbe mich langsam an Akkordfolgen, Endings und sowas. In dem verlinkten Thread hier fand ich auch viele Anregungen

Insgesamt ist das bei mir eher so Kopfsache, das war auch der Anlass für meine Frage. Ich möchte mir mehr vertrauen, wenn ich spiele. Weniger den imaginierten Lehrer auf der Schulter sitzen haben, der mir sagt, was ich wieder alles falsch mache. Eher so die Freude spüren. Ich habe das Gefühl, ich bin jetzt auf dem Weg.
 
Noch zwei Punkte:
1. Sei gnädig zu Dir! Erwachsene neigen dazu, unglaublich streng und ungeduldig mit sich zu sein. Freu dich über Fortschritte, und über die kleinen Erfolge, anstatt dich darauf zu konzentrieren, was du noch nicht kannst.
Und, bitte mach das mal wirklich gedanklich: schnipse den blöden Nörgler - der ja nur Dein personifiziertes Unterbewusstsein ist - von der Schulter! Freue dich bewusst über das, was du kannst.
2. Achte auf Deine Atmung, ob Du zu flach atmest und auf deine Körperhaltung, ob du irgendwo verkrampfst. Das kann immens bremsen. Besonders, wenn man negativ (vor-)gespannt ist

Vielleicht findest du einen Lehrer, der auch Improvisation anbietet?
 
Liebe Antje , zu Punkt 1 : Wenn das mal so einfach wäre :cry2:
Liebe Grüsse
 
Das ist aber schön gesagt, Antje. Ich werde an dich denken.

Es soll ja Spaß machen

:chr01:
 
Ja , Antje , das Leben ist eins der Schwersten :lol: Vorige Woche wollte ich zum xten Mal das Klavierspielen hinschmeissen. Aber ich schaff es einfach nicht:lol:
Schönen Sonntag :super:
 

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