Liedbegleitung bei Kirchenmodi

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PeterGiffon

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Frohe Weihnachten erstmal an alle :)
Meine Frage ist folgende: Wie begleite ich ein Lied, das in einer Kirchentonart geschrieben ist? Also von Akkorden her?

LG
 
Die Weihnachtswünsche erwidere ich gerne.

Dieses weitläufige Gebiet ist leider nicht mal eben in einigen Sätzen abzuhandeln. Eine Gemeinsamkeit zwischen dur-moll-tonalen und modalen Liedern gibt es durchaus: Die zugrunde liegende Skala muss präsent sein und die Fertigkeit, aus diesem Tonvorrat Akkorde zu bilden. Diese sind auf die zu harmonisierende Melodie abzustimmen.

Am ehesten kommst Du zu (be-)greifbaren Ergebnissen, wenn Du eine bestimmte Melodie vorschlägst - oder indem Du zunächst auf allgemeine Grundlagen zurückgreifst, z.B. hier: http://www.satzlehre.de/themen/kantionalsatz.pdf

LG und viel Erfolg
wünscht Rheinkultur
 
Na, vielleicht ist das doch nicht sooo schwierig. Im Prinzip genügen die leitereigenen Akkorde und ihre Umkehrungen, ähnlich wie bei Dur und Moll. Der Vorteil: Es sollte eigentlich keine Modulationen geben. Damit entfällt in den meisten Fällen natürlich ein Denken in Tonika, Dominante und Subdominante.

Konkretes Beispiel: EG 7 "O Heiland, reiß den Himmel auf" steht in d-dorisch. Natürlich könnte man jetzt die letzten beiden Töne e und d mit D (=A-Dur) und t (=d-moll) harmonisieren. Streng kirchentonal wäre es nicht, da der Ton cis nicht in der dorischen Leiter enthalten ist. Damit hättest Du das Lied schon Dur-Moll-Tonal umgedeutet. Das kann man ja machen, kommt bei Bach sehr oft vor. Kirchentonarten waren damals nicht mehr modern, man hat oft in die Melodien Leittöne eingeflickt, um eine richtige Dominante zu haben.
Was wäre in diesem Fall eine strenge Version? Wie bei den meisten Kirchentonarten VII. Stufe -> I. Stufe, also hier C-Dur und d-moll. In diesem Fall funktionert das prima. Wenn in der Schlusskadenz die Melodietöne von 7 nach 1 gehen (in dorisch also c nach d) muss man die Oktaven umgehen und C-Dur als Sextakkord nehmen.

Also, alles viel einfacher als gedacht. Übliche Satzregeln (Parallelen usw.) gelten natürlich weiterhin.

Grüße
Axel
 
Na, vielleicht ist das doch nicht sooo schwierig. Im Prinzip genügen die leitereigenen Akkorde und ihre Umkehrungen, ähnlich wie bei Dur und Moll. Der Vorteil: Es sollte eigentlich keine Modulationen geben. Damit entfällt in den meisten Fällen natürlich ein Denken in Tonika, Dominante und Subdominante.

Frage an die studierten Kirchenmusiker, in erster Linie Axel (hatte ich in einem anderen Faden schonmal gestellt, wurde aber nicht beantwortet):
Wenn ein Stück, wie dein Beispiel "O Heiland, reiß den Himmel auf" in d-dorisch steht, warum nicht einfach genauso harmonisieren, als wäre es C-Dur?
Also den Anfang (d-f-g-a z.B. mit d-moll, F-Dur, C-Dur, a-moll) usw.?
Und das generalisiert bei allen anderen Kirchentonarten genauso, überall einfach so harmonisieren, also z.B. C-Dur-Harmonien nutzen bei d-dorisch, e-phrygisch, f-lydisch, g-mixolydisch)?
Oder mache ich es mir da zu einfach, habe es nirgendwo gelesen, das man es so sehen kann (daher die Frage)?

Konkretes Beispiel: EG 7 "O Heiland, reiß den Himmel auf" steht in d-dorisch. Natürlich könnte man jetzt die letzten beiden Töne e und d mit D (=A-Dur) und t (=d-moll) harmonisieren. Streng kirchentonal wäre es nicht, da der Ton cis nicht in der dorischen Leiter enthalten ist. Damit hättest Du das Lied schon Dur-Moll-Tonal umgedeutet. Das kann man ja machen, kommt bei Bach sehr oft vor. Kirchentonarten waren damals nicht mehr modern, man hat oft in die Melodien Leittöne eingeflickt, um eine richtige Dominante zu haben.

Ich finde, man verschenkt den ganz eigenen spröden Charme, den die alten Kirchenlieder in ihren Kirchentonarten haben, wenn man es Dur-Moll-Tonal umdeutet oder besser gesagt aufweicht, zumindest würde ich wenigstens nicht alle Strophen solcher Lieder in Dur-Moll harmonisieren. Im vorliegenden Fall der Schlußtöne von EG7 bei e-d finde ich sowohl C-Dur oder auch a-moll bei "e", gefolgt von d-moll be "d" passend.
 
Jep, kannst Du so sehen, nur dass C eben nicht tonales Zentrum ist. Etwas schwieriger wird es dann bei transponierten Kirchentonarten.

Grüße
Axel

(N.B. Bei den von Dir vorgeschlagenen Akkorden muss man natürlich mit Sextakkorden arbeiten, damit es keine Oktavparallelen gibt, mind. bei F-Dur.)
 
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Vielen Dank, Axel!

Ja, verstehe auch, dass die Gefahr der Parallelbildung immer da ist, wenn die Harmonie mit dem cantus firmus parallel geht, z.B. wenn man am Anfang d-f mit d-moll / F-Dur harmonisiert. Hier bietet sich bestimmt an, das Pedal in Gegenbewegung zu führen.

Bei transponierten Kirchentonarten würde ich dann z.B. bei c-dorisch eben ganz einfach bei der Harmonisierung von B-Dur ausgehen.

Übrigens, um den Bogen zum anderen Faden der Passacaglia zu spannen, diese wurde nur mit 2xb notiert (so ist es auch in der NBA angegeben, Peters hat sie mit 3xb notiert (und dabei einen Fehler in der 3.Variation fabriziert...!)). Also riecht die Passacaglia eigentlich eher nach c-dorisch, weil sie notiert ist wie B-Dur. Ich glaube, im Verlauf hält es sich in etwa die Waage, wo Bach die Harmonisierung der Passacaglia mit As oder mit A macht. Aber das Thema selber hat ja ein As, also ist wohl c-moll sicherlich die korrektere Tonartenbezeichnung.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielen Dank erstmal an alle. Ich hab mal alles vorgeschlagene an der Orgel ausprobiert und es hat mir wahnsinnig weitergeholfen. Merci
 

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