Ich meine nur, dass ein Komponist sein Stück nicht so gut wie ein Pianist spielen kann, schließlich hat ein Komponist ja nicht Klavier studiert.
Also die meisten, die Komposition studieren, haben bereits ein Instrumentalstudium abgeschlossen. Und das ist nicht selten Klavier (da das Klavier harmonisch eher prädestiniert ist). Auch heutige Komponisten (auch Filmkomponisten) sind/waren gute Instrumentalisten (zB John Williams, Dave Grusin, etc; Yann Tiersen kann mehrere Instrumente).
Wenn ich zum Beispiel ein Stück komponiere kann es ja sein, dass ich es spielen kann, aber vielleicht nicht in dem richtigen Tempo.
Ich auch. Dann übe ich es. Ich habe nicht gesagt, dass ich es von Anfang an kann. Ich habe nur gesagt, dass der (Klavier-)Komponist idR das Potenzial hat, seine Sachen spielen zu können. Wie soll er sonst wissen, was er da geschrieben hat? Und obs machbar ist? Ich meine jetzt "Comptine d'un autre été" von Tiersen. Das ist sehr schön, aber nicht schwer. Das kann auch ein Nichtpianist schreiben. Und spielen. Was ja auch marketingtechnisch Sinn macht, schliesslich will sich das Stück verkaufen. ;)
Trotzdem noch 2 Beispiele:1. Soweit ich weiß war wurden viele Kompositionen von Tschaikowski von Pianisten aufgeführt, weil er dazu nicht die pianistischen Fähigkeiten hatte.( man darf mich gern eines besseren belehren.
Niemand kann solch tolle und pianistisch logischen Werke schreiben, ohne Klavier spielen zu können.
Tschajkowsky hat in Petersburg am Konservatorium studiert. Wenn er seine Sachen oft nicht selber gespielt hat, dann nicht, weil er es nicht konnte, sondern weil damalige Pianisten wie Nikolaj & Anton Rubinstein, Sergej Tanejew oder Hans von Bülow sich viel mehr oder ausschliesslich aufs Konzertieren beschränkten. Tschajkowsky war sehr introvertiert, fast scheu, litt zeitlebens unter stärksten Depressionen und unternahm mehrere Suizidversuche. Nicht unbedingt gute mentale Voraussetzungen für eine Pianistenlaufbahn.
Und er war ja die meiste Zeit mit Komponieren beschäftigt.
Sein 1. Klavierkonzert hat er übrigens im Herbst 1874 seinem grossen Lehrer Nikolaj Rubinstein vorgespielt (ihm wars ja ursprünglich gewidmet), worauf es dieser als "völlig unspielbar" beschimpfte und forderte, es müsse "komplett überarbeitet" und "vernichtet werden".
Tschajkowsky hats dann (ohne eine Note zu ändern) Hans von Bülow gewidmet, ders dann auch uraufgeführt hat.
Ich glaube, wir sind uns einig, dass dieses Konzert a) verdammt schwer und b) wirklich eines der ganz grossen romantischen Klavierkonzerte ist.
2.Vor wenigen Monaten war in Stern TV ein Kompositionsstudent der bei einem schweizer Kompositionswettbewerb für das Instrument Horn den ersten Preis gewonnen hat, obwohl er nur grob wusste wie sich ein Horn anhört, und selber keines spielen konnte( zumindest nicht besser als Günther Jauch )
Ich kenne den Fall nicht. Aber der Komponist hat ganz sicher nicht "nicht gewusst, wie ein Horn klingt". Ich möchte keinem Instrument oder Komponisten zu nahe treten, aber ich erachte es als schwieriger, gut für Klavier zu komponieren als für Horn. Bei Horn reicht es primär mal, zu wissen, wie welche Lage klingt, welchen Umfang es hat, welche Skalen etc schwierig zu spielen sind.
Interessant wäre zu erfahren, ob Hornisten das Stück auch gut finden...
Ich will nichts beurteilen (wie gesagt kenn ich den Fall nicht), aber heut gewinnt noch gerne mal ein Stück einen Komp.Wettbewerb, das einfach völlig jenseits von gut und böse ist, Hauptsache noch nie dagewesen und "modern". Solche Stücke landen dann nicht selten in Archiven, aber kaum mal bei einem Verlag oder im CD-Geschäft. Jurymitglieder haben manchmal einen andern Geschmack als "die zahlende Masse". Was auch okay ist. Ich würde allerdings den Sieg an einem Wettbewerb nicht als alleiniges Qualitätssiegel betrachten.
Deshalb sieht man zB oft auch so genannte Preisträger bedeutender Wettbewerbe nur in so genannten Preisträgerzyklen. Man muss es erwähnen, denn vom namen her kennt man diese Leute nicht. Und vergisst sie auch gleich wieder. Oder wer weiss, wer der letzte Sieger vom Clara Haskil, Géza Anda, Van Cliburn oder Chopin Wettbewerb war, der mehr als eine CD herausbrachte (nämlich die, die man ihm sowieso für den Sieg schenkte)? :D
Zu Stern TV: Die bringen noch viel. Ich erinnere an den Wahnsinns-Typen, der zuvor schon in Wetten Dass??? war und mit verbundenen Augen mit seinem "absoluten Gehör" jeden Ton auf dem Klavier korrekt benennen konnte. Dasselbe Kunststück zeigte er dann bei Jauch auch noch.
Ich bin mir sicher, dass beinahe jeder gute Musikschüler eines Gymnasiums, einer Musikhochschule ohnehin das bringt. Das nennt man Gehörbildung und ist absolute Voraussetzung für ein Musikstudium.
Sorry, aber das bring ich nach 5 Bier sogar 4stimmig noch (okay, ich hatte auch Bestnote in GB hehe).
Aber bei Gottschalk und Jauch bringen die jeden Mist, und keiner dieser Würste im Redaktionsteam hat genug Kompetenz, zu merken, dass das nichts Besonderes ist. Aber es wurde als musikalische Sensation verkauft. Eigentlich ein Wunder, dass es nicht auch noch in "RTL Punkt 12" gezeigt wurde... :D
Fazit: Ich habe nie gesagt, dass alle Komponisten Pianisten sind. Auch habe ich nicht gesagt, dass dies absolut nötig ist.
Es ist lediglich ein grosser Unterschied, ob man irgendetwas für Klavier komponiert, ohne die klanglichen, technischen und vor allem pianistischen Optionen zu kennen oder wirklich Gutes komponiert, das dem Zuhörer wie dem Pianisten gefällt.
Ich denke nach wie vor, dass sehr wenige Leute pianistisch gute und tolle Klavierstücke schreiben können, ohne selber Klavierspielen können.
Ich habe nie gesagt dass man dazu wie Horowitz spielen muss.
Allerdings bin ich schon auch der Meinung, dass es sinnvoll ist, wenn jemand meine Sachen spielt, der besser Klavier spielt (und deshalb weniger lang üben müsste). In dieser Zeit kann ich nämlich weiter komponieren.
Ich betrachte mich dennoch weiterhin als Pianisten und führe meine Sachen (noch) selber auf.