Lampenfieber!!!

  • Ersteller des Themas MissMaryAnn
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@thepianist 73: erst mal vielen Dank ( ist ernst gemeint) für deine sehr ausführliche Stellungnahme. Ich bin jetzt wesentlich schlauer als zuvor.

Also die meisten, die Komposition studieren, haben bereits ein Instrumentalstudium abgeschlossen.
Diese Aussage erschreckt mich erst einmal. Nachdem ich nämlich den Traum, Klavier zu studieren abgehackt habe, weil ich technisch einfach zu fiel aufzuholen hätte, hatte ich gedacht, ein kompositionsstudium wäre vielleicht unter größten Anstrengungen in den nächsten beiden Jahren noch drin. Soeben wurde ich eines besseren belehrt.

Zu Stern TV: Die bringen noch viel. Ich erinnere an den Wahnsinns-Typen, der zuvor schon in Wetten Dass??? war und mit verbundenen Augen mit seinem "absoluten Gehör" jeden Ton auf dem Klavier korrekt benennen konnte. Dasselbe Kunststück zeigte er dann bei Jauch auch noch.

Unter Musikern mag ein solches Gehör vielleicht nichts außergewöhnliches sein, aber für viele Nicht-Musiker ist das doch sehr interessant und sehenswert. Ich finde es gut, wenn so was im Fernsehen kommt.
Allerdings kann ich auch verstehen wenn man sich denkt: da kommt einer im fernsehngroß raus für etwas, das ich genauso gut kann.

Ich bin mir sicher, dass beinahe jeder gute Musikschüler eines Gymnasiums, einer Musikhochschule ohnehin das bringt. Das nennt man Gehörbildung und ist absolute Voraussetzung für ein Musikstudium.

Also bei mir am Gymnasium gibt es einen Musikzug( 4 Stunden/ Woche) und einen normalen(1 Stunde/W).
Im Musikzug Intervalle hören geübt.Die Lage ist allerdings die: Nur ein Junge hat ein wirklich absoltes Gehör, der ist allerdings auch Jungstudent mit Hauptfach Posaune, spielt im Bundesjugendorchester und gewinnt regelmäßig Preise bei "Jugend musiziert".
Außer ihm haben alle anderen Schwierigkeiten mit dem Intervalle hören, ganz zu schweigen vom Absoluthören.

Und eine Sache noch: Wenn ich dich als Komponisten mit meiner Aussage etwas beleidigt haben sollte, dann tuts mir Leid, jetzt bin ich eines Besseren belehrt worden.
 
Ich aeussere mich dann hiermit mal zum eigentlichen Thema ;) .

Das Problem mit dem Lampenfieber kann ich sehr gut nachvollziehen. Als ich vor einer halben Ewigkeit noch Klavierunterricht hatte (da war ich ungefaehr 10 Jahre alt), musste ich regelmaessig an Klaviervorspielen teilnehmen. Ich bin vorher fast gestorben; es war wirklich die Hoelle. Herzrasen, zitternde Haende; das volle Programm. Ich fands echt GRAUENHAFT und im Nachhinein denke ich, dass mir durch eben diese Vorspiele das Klavierspielen fuer lange Zeit verleidet wurde. Dieses Lampenfieber manifestierte sich und auch die Referate an der Uni liefen aehnlich ab. Sicher, wenn man erst mal vortraegt oder vorspielt, verfluechtigt sich die Aufregung, aber bis erstmal der Zenit erreicht, bzw. ueberschritten wird, kann es schon ganz schoen haarig werden :D Hab mal saemtliche Unterlagen eines Dozenten vom Pult gefegt, BEVOR ich das Referat gehalten hatte. Alle haben gegroelt! War peinlich, dafuer war aber wenigstens das Eis schon mal gebrochen. Der eigentliche Vortrag war dann ganz ok.

Ein Patentrezept habe ich daher leider nicht. Ich kann Dir nur raten an Vorspielen teilzunehmen wenn DU wirklich moechtest. Unter Zwang, oder weil jemand anders dich dort gerne sehen moechte, ist es meistens keine wirklich gute Vorraussetzung dafuer, erfolgreich und vor allem sicher abzuschneiden...
 
Eben ist mir noch was zu dem Thema eingefallen.
Als ich mit 11 Jahren angefangen habe Klavier zu spielen habe ich anfangs noch regelmäßig geübt. Nach einem halben Jahr Unterricht musste ich bei einem sehr großen Vorspiel vorspielen. Ich hatte zwar nur ein ziemlich kleines Stück, aber es war grauenvoll. Ich war knallrot im Gesicht, mir war total warm, ich hatte Lampenfieber ohne Ende, und als ich fertig war sprang ich fluchtartig von der Bühne.
Ich kann mir kaum vorstellen dass das ein Grund dafür war, aber es ist trotzdem bemerkenswert, dass ich danach wesentlich mehr mit dem Auswendiglernen von Ausreden warum ich nicht mehr vorspielen will und warum ich schon wieder nicht geübt habe als mit dem Klavier spielen beschäftigt war.
 
Diese Aussage erschreckt mich erst einmal. Nachdem ich nämlich den Traum, Klavier zu studieren abgehackt habe, weil ich technisch einfach zu fiel aufzuholen hätte, hatte ich gedacht, ein kompositionsstudium wäre vielleicht unter größten Anstrengungen in den nächsten beiden Jahren noch drin. Soeben wurde ich eines besseren belehrt.

Zwar Off Topic, aber ich schreibs trotzdem, um Hacons Seelenwohl etwas zu beruhigen.

Hacon, ich habe geschrieben "die meisten".

Hans Zimmer zB hat nicht Musik studiert und ist einer der ganz Grossen in Hollywood!

siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Zimmer_%28Komponist%29

Wenn du Komponist werden willst, dann musst du nicht unbedingt Klavier studieren. Ich meine damit, wenn du genug Talent, Ehrgeiz und den unbändigen Willen zur Arbeit hast, dann wird es wohl klappen.
Du musst - wie immer, wenn man etwas erreichen will - einfach jede Gelegenheit nutzen. Spiel deine Kompositionen an Vortragsübungen, vielleicht kannst du mal was für eine Schulaufführung (Konzert, Theaterstück, Schulfest, Bandprojekt etc) schreiben.

Sicher wäre es besser, wenn du Klavier oder so studierst und dann Komposition/Theorie.

Denn dann kannst du, wenn Steven Spielberg dich mal nicht anruft oder die Berliner Philharmoniker auch gerade keine Zeit haben, auch unterrichten.
Du kannst Klavier oder Musik unterrichten (je nach Lehramt).

Wenn du aber keine Ausbildung hast, kannst du auch keine Überbrückungs- oder Notfalljobs in der Musik machen.
Mit viel Glück kommst du dann in eine Klingeltonredaktion oder gar in eine Werbejingle-Firma.

Es gäbe auch noch andere Berufe, wo du quasi mit Musik arbeiten kannst und ins Komponieren reinrutschen könntest, wenn du Glück und genug Talent hast. Zum Beispiel Tontechniker, Aufnahmetechniker, Sounddesigner etc

Ich glaube es gibt hier gar ein eigene Tread darüber.

Was dein Klavierspiel angeht: Geh unbedingt zu einem Hochschuldozenten oder einem sehr guten Lehrer, der Erfahrung mit Berufsstudenten hat. Spiel ihm vor, sprich mit ihm und lass dir seine Meinung sagen.
Ich weiss nicht obs das bei euch auch gibt: in der Schweiz gibt es Berufsberatungen, wo man nach Fähigkeiten getestet wird und auch viele Berufsbilder vorgestellt bekommt, die man gar noch nicht kennt. Gerade mit Musik gibts noch viel.

Aber lass dich um Himmels Willen von mehreren Leuten beraten, nicht nur von einem.


Der langen Rede kurzer Sinn: Ich würde alles unternehmen, diesen Traum zu verwirklichen. Wenns nicht klappt, hättest du im Normalfall wenigstens ein geregeltes Einkommen (und kannst weiter auf den Anruf von Sir Simon oder Steven warten).

Wenn du aber schon jetzt die Flinte ins Korn wirfst, wird es dich womöglich ein Leben lang verfolgen.
 
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Dieser Thread wird langsam zu einem guten Beispiel für eine andere Bekämpfungsmethode gegen Lampenfieber: Ablenkung
 
@thepianist73: Erst einmal zu der Berufsberatung: Es gäbe da auf jeden Fall schon mal eine Einrichtung wo die das testen. Allerdings habe ich mit 11 schon mal einen ähnlichen Test gemacht, da wurden halt sämtliche Begabungsbereiche( darunter auch Musik) getestet. Daher die Frage: Lohnt es sich wirklich noch einmal so einen Test zu machen, zu mal der wirklich sauteuer ist. Es gäbe nämlich schon noch 2 ganz andere Berufe die mich interessieren würden. Vielleicht kannst du dir ja mal die Seite anschauen, wo es um diese Berufstest geht, und mir sagen ob das überhaupt das ist was du meinst:
http://youngworld.de/index.jsp;jsessionid=19F1353095C5CA5DF97EEDBD6D54DCCE?id=13

Ansonsten werde ich mich glaub wirklich mal bei nem Professor an der Musikhochschule in Stuttgart beraten lassen.

Vielen Dank aber dass du mir da so gute Tipps gibts:o
 
Lampenfieber

Hallo MissMaryAnn!
Hilfe!
Ich spiele soooo gerne Klavier und würde das auch gerne mal naderen Menschen vorführen, aber ich leide unter grauenerregendem Lampenfieber!
Es sind ja inzwischen trotz mancher Abschweifungen schon viele gute Hinweise zum Umgang mit Lampenfieber gegeben worden. Vor allem die Ausführungen von Guendola möchte ich noch einmal hervorheben!
Ich selber habe noch wenig Erfahrung mit Vorspielen - kenne aber genau das Problem der zitternden Hände. Ich hoffe, dass sich das irgendwann legt ...

Ganz wichtig ist für mich die Vorstellung, die ich mit dem Vorspiel verbinde. Glücklicherweise geht es bei mir nicht darum, einen Wettbewerb zu gewinnen oder eine Aufnahmeprüfung zu schaffen - sondern einfach nur um ein kleines Vorspiel. Und daher kann ich mir sagen, ich spiele aus reiner Lust! Und das macht es mir leichter. Ich konzentriere mich vorher auf den Gedanken, dass ich aus Freude spiele - und nicht weil ich andere beeindrucken will (das kann dann ein schöner Nebeneffekt sein). Sobald der erste Ton angeschlagen ist, versuche ich, mich nur noch auf die Musik zu konzentrieren.

Mir hilft das - und Dir wünsche ich, dass Du in dem Thread Nützliches gefunden hast.
lg vom Ibächlein

P.S. Auch die Off-Topic-Beiträge fand ich hier sehr interessant und lehrreich. :p
 
Dem würde ich so jetzt mal einfach ganz klar wiedersprechen.

Kennst du Beispiele? Frühere oder heutige?

Alle grossen Klavierkomponisten waren auch grossartige Pianisten. Sogar Schubert konnte zB sehr wohl seine Sachen spielen, obwohl man ja sagt er sei kein grosser Pianist gewesen.

Die heutigen Komponisten sind meist auch tolle Musiker, oder dann zumindest sehr akzeptabel.

Gut, ich denke es ist klar dass ich bei meinem Klavierkonzert die Streicher und Bläser nicht selber spielen kann. Aber ich weiss natürlich sehr genau wie die Instrumente funktionieren und was geht und was nicht geht.

Ich schreibe auch Sachen, wo ich gewisse Passagen dann zunächst mal üben muss, denn ich schreibe nach Gehör und nicht nach Fingern.
Aber ich weiss immer genau schon beim Schreiben, wie was technisch und musikalisch sein muss. Ich schreibe ja nichts das man nicht spielen kann.

Ich glaube, man kann keine wirklich gute Klaviermusik schreiben, wenn man sie nicht spielen kann (oder sie pianistisch nicht versteht).

Also ich kenne keinen Komponisten, der sein Zeug nicht spielen kann/konnte.



Chopin konnte zum Beispiel gegen Ende seines Lebens ein bestimmtes Scherzi nicht mehr selbst spielen. Deswegen bat er einen seiner Schüler die Erstaufführung zu übernehmen.
 
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Chopin konnte zum Beispiel gegen Ende seines Lebens ein bestimmtes Scherzi nicht mehr selbst spielen. Deswegen bat er einen seiner Schüler die Erstaufführung zu übernehmen.

Ich kenne nur aus dem Eigeldinger-Buch ein Zitat, wo Chopin wegen Entkräftung einen Schüler bat, dies zu tun.

Chopin war am Ende seines Lebens so schwerkrank, dass er Treppenstufen rauf und runter getragen werden mußte. Und konnte daher auf seinen letzten Konzerten in England auch nicht mehr die Brillianz und Virtuosität an den Tag legen, für die dieses Genie am Klavier in gesunderen Zeiten berühmt war.

Chopin ist gerade ein Gegenbeispiel: seine Improvisationen und Fantasien am Klavier waren noch weitaus kühner und virtuoser als was er als Noten aufgeschrieben hat. Das ist von Zeitzeugen belegt.

Zum Topic-Thema: Danke für den Link, Guendola, sehr interessant! Daneben finde ich das Buch "The inner Game of Music" auch sehr hilfreich, wass sich mit Lampenfieber beschäftigt - ein in vielerlei Hinsicht lohnenswertes Buch.
 
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Ich bin jedesmal wenn ich etwas vorspielen muss total nervös, ich zittere, mir wird schlecht, das volle Programm. Allerdings finde ich es nicht ganz so schlimm Klavier vorzuspielen, wie Geige. Beim Geigespielen zittert dann der Bogen und plötzlich beginnt es zu quietschen, was immer meine Horrorvorstellung ist. Beim Klavier treffe ich höchstens mal eine falsche Taste.
Was mir hilft: Ich nehme natürliche Mittel gegen Nervosität und sage mir immer wieder: Du kannst das, du kannst das, du kannst das.Manchmal funktionierts sogar ;) Ausserdem schaue ich immer, dass ich nicht zuviel esse oder trinke im Voraus, damit mir nicht allzu übel wird. Ausserdem ist es auch eine gewisse übungssache.
Aber ich weiss schon jetzt, dass ich fürchterlich nervös sein werde, wenn ich im Sommer zu einem Vorspiel für ein Jugendorchester gehen werde und es dort wirklich darauf ankommt, ob ich mitspielen darf oder nicht... Aber ich werde jetzt auch mit mentalem Training beginnen, vielleicht nützts ja was, und sonst schadets nicht ;)
 

Hallo MissMaryAnn,

ich habe nicht alle Antworten gelesen, aber da du um möglichst viele Erfahrungen gebeten hast, möchte ich auch meine schildern.

Ich habe in den letzten 21 Jahren, seit ich angefangen habe, Musik zu machen, schon viele Vorspiele und Konzerte mitgemacht und auch als Publikum beobachtet. Ich kenne deine eigenen Erfahrungen. Mir selbst geht es auch heute noch so. Aber nicht bei jedem Konzert, sondern immer nur dann, wenn irgendetwas neu ist. Also wenn die Publikums-Masse größer ist als je zuvor, wenn ich mit neuen Leuten zusammenspiele, wenn die Lokalität neu für mich ist, etc. Das geht jedem Baby und Kleinkind genauso. Wenn es etwas neues erlebt, auf einem Arm von einem fremden Menschen ist, oder, oder, bekommt es Angst. Das Baby fängt an zu schreien, du fängst an zu schwitzen, durch den Schweiß werden Hände kalt, dadurch zittern sie. Das Herz rast und was du noch so alles beschrieben hast. Alles nur, weil die Situation neu für dich ist. Nun die Schlussfolgerung:

1. Suche jede Gelegenheit, sowas mitzumachen. Und auch als Publikum drinzusitzen, selbst das hilft dir ungemein, mit dieser Situation vertraut zu werrden.

2. Verschaffe höchste Sicherheit aus musikalischer Sicht, sei dir 1000 %ig sicher, dass die Stücke sitzen die du spielst. Spiele am Besten Stücke, die du schon zweimal weggelegt hast. Nie Neues, das verstärkt dein Angstgefühl.

3. Mache etwas vertrautes vorher. Lies ein Buch, wenn du jeden Abend dieses Buch liest; iss etwas wenn du gerne isst; kaue Kaugummi, wenn du gern Kaugummi ist. Schaffe dir etwas vertrautes vor oder besser während des Konzertes. Ziehe auch Kleidung an, die dir vertraut ist. Nichts neues extra für das Konzert! Ich trinke auch gern ein Glas Wein --> Samstag Abend lässt grüßen. Also nicht betrinken, das macht alles noch schlimmer!

4. Selbstbewusstsein (klang bei 2. schon an). Ein Student (Orgel) hat mir mal gesagt: "Du weißt doch, was du kannst. Warum solltest du aufgeregt sein?" Das ist alles nur psychisch! Du musst dir selbst vertrauen, dir selbst vertraut sein.

5. Dafür üben. Übe nicht für dich, nicht für deinen Anspruch, vielleicht "klingt ja schon ganz gut" sondern über für dein Publikum. Wenn du das Publikum erreichen möchtest, musst du seinen Anspruch auf dich übertragen.

Zuguterletzt: Die Aufregung wird nie verloren gehen, aber du kannst damit umgehen. :cool:

Schöne Grüße
Kirsup
 
Hallo,

von der inneren Einstellung her ist es am besten,

sich vorzustellen, dass man MIT dem Publikum bzw. FÜR das

Publikum spielt, dass man die Leute auf seiner Seite hat, dass

man ihnen Freude bereiten will und wird, es soll Spass machen.


Die zweite Sache ist, dass eine gewisse "Egal-Mentalität" auch nicht

fehl am Platz ist. Was interessiert es in ein oder zwei Jahren bzw.

schon kurz nachher, wenn man mal was vermasselt, die Welt dreht

sich weiter, alle werden das vergessen (gilt natürlich so nicht im

Profi-Bereich). Dass man deswegen schlampig spielt wird sicher nicht

passieren, eine Grundnervosität ist nicht auszuschalten.
 
Ich finde die Information, daß der akute Adrenalinstoß von Lampenfieber nur wenige Minuten dauert, sehr tröstlich - wenn denn das Konzert lange genug dauert, daß es abklingen kann. Entnommen aus http://www.michaelmurrayguitar.com/PerformanceAnxietyde.htm

Ansonsten finde ich es hilfreich, sich ein Ritual zurechtzulegen, das einen zum ersten (hoffentlich erlösenden) Ton führt. Klavierbank zurechtrücken, Hände über die Tasten, Bankhöhe einstellen, Hände wieder über die Tasten, zurechtsetzen, Hände wieder über die Tasten, konzentrieren und losspielen - nur ein Beispiel. Ich glaube, das schlimmste bei bestehendem Lampenfieber ist die Beschäftigung damit. Alles, was man hegt und pflegt wächst.
 
Frédéric Chopin: "Ich eigne mich nicht, Konzerte zu geben. Die Menge schüchtert mich ein, ihr Atem erstickt, ich verstumme vor den fremden Gesichtern." - an Franz Liszt
Quelle

Finde ich interessant.

Lampenfieber kenne ich leider nur zu gut, versuche jedoch mich selbst zu beruhigen. Dass das nicht immer klappt, dürfte selbstverständlich sein. Aber ich glaube, es wird besser! :)
 
Das einzige was mir am Lampenfieber Angst macht ist eigentlich, dass meine Hände so zittern, dass ich nicht gescheit spielen kann.
Deshalb einer kleiner Ratschlag:
Wenn du mehrere Stücke zum Vorspielen hast, dann beginne am besten mit einem ruhigeren und langsameren, denn da musst du deine Hände dazu zwingen "mitzuspielen". Wenn du beispielsweise mit einem flotten Walzer beginnst, dann könnte dir das Zittern der Hände schon zum Verhängnis werden.

Mal eine Frage an die Fachleute ( thepianist73, Rosenspieß, etc....):
Habt ihr eigentlich noch Lampenfieber wenn ihr Konzerte gebt, oder ist das im Laufe der Jahre abhanden gekommen?
 
lampenfieber

Ich persönlich habe das Lampenfieber schon in allen Schattierungen erlebt.
Als 10 jähriger habe ich an meinem ersten Wettbewerb in Frankfurt Main teilgenommen. das war ein grosser bekannter Saal mit viel Publikum und ich erinnere mich noch seh genau, dass ich keinerlei Lampenfieber hatte, weil ich vollkommen überzeugt war, super Klavier spielen zu können.
diese wunderbare kindliche UNschuld habe ich dann später erst mal völlig verloren, als mein KLavierstudium anfing und ich erstmals andere Klavierlehrer ausser meiner Mutter hatte. Die erklärten mir, dass ich mein Spiel und meine Technik teilweise umstellen müsste. Dadurch erschienen mir Stücke, die ich früher quasi natürlich meiner Mutter nachspielte plötzlich als unheimlich schwer und mein klavierspezifisches Selbstbewusstsein war am Boden. Die Vortragsabende in der Hochschule waren dann auch echte herausforderungen an mein Nervenkostüm. Zwar bestätigten mir immer alle, dass ich sehr ruhig wirke, aber in mir war die Hölle los, Angst und Zweifel liessen mich nicht los.

Erst nachdem ich mich von diesen Lehrern (die waren auch toll) befreit hatte und auch vom Einfluss meiner Mutter konnte ich wieder Musik machen und zu meinem spiel zurückfinden. Seitdem ich selbst unterrichte und auch viel auf dem Podium spielen musste sielt das Lampenfieber wieder die Rolle, die es haben sollte. Eine schöne Anspannung gemischt mit der Vorfreude, einem Publikum Musik darbieten zu dürfen.

Das wäre natürlich für einen jungen Pianisten, der als junger Mann auftreten muss ein viel zu langer Weg. Der muss diesen Status viel früher erreichen. es geht wohl nicht anders. Man muss sehr früh anfangen, sein Spiel anderen zu präsentieren. Es bringt garnichts, diesen situationen ausweichen zu wollen. Nur die Gewissheit, dass das eigene Spiel andere erfreut, verursacht die berühmte psychologische Verstärkung. Nichts ist besser gegen böses Lampenfieber als viel Applaus. Wie Guendola richtig sagte: "Die Pflanze Lampenfieber darf nicht gehegt und geprflegt werden, sonst wächst sie". Statt dessen muss man sich mit dem richtigen Klang beschäftigen und Vorspielsituationen immer wieder aktiv suchen.
Wenn hinter diesen Beühungen dann auch Talent und genug Fleiss (ohne den geht es leider nicht) stehen, wird das Lampenfieber seine bösen Seiten nicht mehr zeigen. Erfahrene Pianisten behaupten immer, dass ihr Lampenfieber nie weg geht und dass es sogar stärker würde. Das ist wohl eher eine Definitionsfrage. Kein berühmter Konzertpianist leidet an Angstvorstellungen. Von Horowitz sagte man das und auch von Anderen _ dies halte ich für Ausnahmen und kann auch nicht genau wissen, wei sich Horowitz vor Auftritten gefühlt haben mag. Die meisten Pianisten würden aber ihren Beruf nicht ausüben, wenn sie so leiden müssten.

Meine Mutter hat auch immer behauptet, sie habe LAmpenfieber. Ich persönlich habe sie immer als äusserst cool empfunden und gedacht, so wenig Lampenfieber müsste man haben.
 
Aber ein Vorspiel ist doch eigentlich mit einem Referat zu vergleichen.
Dann müsste der Hochschulprofessor doch auch Lampenfieber haben wenn er eine Vorlesung vor 300 Leuten gibt. Und Moderatoren hätten im Fernsehen dasselbe Problem.
Ich kann mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen dass ein Professor Lampenfieber bei einer Vorlesung hat.
 
Ich glaube Hochschuldozenten und auch Lehrer sind nicht in der gleichen Situation wie Künstler. Als Künstler bringst du eine sehr persönliche Vorstellung und lieferst dich selbst dem Urteil des Publikums aus. Das Ziel eines Dozenten oder Lehrers ist aber, den Schülern den Unterrichtsstoff zu vermitteln, was erstmal mit ihrer eigenen Persönlichkeits überhaupt nichts zu tun hat. Natürlich haben auch Lehrer und Dozenten den Wunsch, als Person anerkannt zu werden und bei schlechten Erfahrungen wird sich vorm Betreten einer Klasse bestimmt etwas ähnliches wie Lampenfieber einstellen. Man darf aber auch den Gewöhnungsfaktor nicht vergessen: Nahezu jeden Tag gehen Lehrer und Dozenten mehrmals in eine "Vorstellung" mit bekanntem "Publikum", sie wissen dadurch auch, was sie erwartet.

Jetzt fehlen noch Politiker und Geistliche, die kann aber jemand anderes abhandeln.
 

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