Konzentrationsschwaeche beim Ueben/Vorspielen

Ich kann das für mich nur bezogen auf den Gesang beantworten, da ich (bisher) Klaviervorspiele nicht mache.

Ich hatte aber 6 Jahre Gesangsunterricht mit Schülerkonzerten. Da ist es so, dass ich mit meinen Gedanken immer schon bei dem kommenden Ton bin. Der Körper, der Mund, die Zunge muss in Bruchteilen von Sekunden schon die Haltung angenommen haben, bevor der Ton angesetzt wird und er muss unbedingt schon vorher im Kopf klingen
Da bleibt nicht viel Zeit, dem vorherigen Ton lange zuzuhören. Umso besser ich gesungen hatte, umso weniger konnte ich mich direkt daran erinnern, aber ich konnte es an meiner Körperhaltung spüren. Es fühlte sich im Körper dann einfach gut und richtig an.
Meine Gesangslehrerin sagte dann gerne, wenn die Töne wirklich gut ware " Jetzt hast du losgelassen. " .Ich glaube, manche bezeichnen diesen Zustand dann auch gerne als "Flow", zumindest fühlt es sich für mich dann auch so an. Ales fließt ineinander und miteinander.

Dieses "du hast jetzt losgelassen" war dann bezogen auf die Verkrampfungen und die Verkopfung, nicht im Sinne von innerer Spannung loslassen, die ist beim Singen unerlässlich, der Körper muss aber trotzdem durchlässig sein.

Wenn ich am Klavier sitze, und meine, diesmal war es ganz gut, dann geht es mir ähnlich. Ich merke im Rücken, in den Händen, den Schultern irgendwie, dass es sich gut angefühlt hat, dass ich eine innere Spannung wahrgenommen habe aber keine Verspannung. Und ich bin gedanklich dann auch bereits beim nächsten Ton. Sonst würde ich auch permanent zu lange an den Tasten kleben.

Leider erreiche ich diesen Zustand am Klavier noch viel zu selten und nur bei den einfachen Stücken. Aber deshalb ist mir mein Repertoire so wichtig, dass teilweise auch aus Stücken aus dem ersten Jahr besteht. Die kann ich fast im Schlaf und da komme ich dann auch annähernd ab und an in diesen "Flow". Wenn ich auch noch weit davon entfernt bin, so einen Zustand zu erreichen, wie beim Singen.

Aber ich arbeite daran.:-D

Zumindest habe ich jetzt nach fast 3 Jahren Unterricht endlich nicht mehr das Gefühl mich permanent auf Glatteis zu bewegen (ich kann keine Schlittschuhe laufen und auch nicht Ski fahren ;-) )
Meine Schritte auf dem Eis werden sicherer und damit fühle ich mich auch im Unterricht langsam sicherer, wenn ich ihm was vorspiele.
 
Da meine Ohren nahezu 30 Jahre die einzige zur Verfügung stehenden Kontrollmöglichkeiten für mch waren, höre ich mir natürlich auch beim spielen zu, während ich auch bewusst darauf achte, was meine Arme als nächstes tun. Ich erinnere mich danach (leider) auch an alles ... an jeden einzelnen Fehler ... sogar an Töne, die nur "etwas" zu laut/leise waren.
Ich bin mir absolut unsicher, ob ich mich beneiden würde, wenn ich das nicht könnte.
Ich musste mir eine Einstellung der absoluten Gegenwärtigkeit beim Musizieren erarbeiten ... denn ein falscher Ton ist , einmal in die Welt gesetzt, eben nicht mehr zu korrigieren ... beim Üben macht man es dann nochmal, bis es (zuverläsig) korrekt durchläuft ... aber beim Vorspielen dürfen einen Fehler nicht aus dem Konzept bringen, egal wie puterrot man sich in dem Moment auch fühlt.
The show must go on.

Das oberste Gesetz bei Vorspielen war und ist für mich immer, trotz Fehlern weiterzuspielen ... sich auf seinem Instrument zu vergreifen, fühlt sich kacke an, aber stellt euch einfach vor, dass die restliche Band halt weitermarschiert ... und dann haltet es Solo genauso.
 
Wenn ich das so lese, kommen mir Zweifel, dass es das Ziel sei, sich selbst beim Spiel zuzuhören Wenn ich mir zuhöre und mir vielleicht ganz toll dabei vorkomme, ist das meist ein Garant dafür, dass ich im nächsten Augenblick rausfliege. Nein, vielleicht besser, ich spiele so innig wie möglich und zugleich so gleichgültig gegenüber dem Ergebnis (oder meinem Urteil darüber) wie möglich.
Weiter Weg. Wo gehts hier zum Ayers Rock, ich glaub, da bin ich eher.
 
Zum Uluru gehts "immer links längs". Ab Alice Springs kannst du fast auf Sicht weiter .. wie das Dingen aussieht, weiß man ja.

Ich war ziemlich überrascht, als ich die ersten Aufnahmen meines Klavierspiels hörte ... denn es deckte sich (weitestgehend) mit meiner Vorstellung davon, wie ich wohl klingen könnte.

Nach dem, was ich hier vorher darüber gelesen hatte, hatte ich das eigentlich nicht so erwartet. Vielleicht ist das irgendwie eine besondere Begabung ... ich habe keine Ahnung ... ich kann mir halt beim Muggen zuhören, und gleichzeitig drauf achten, was ich als nächstes produzieren will.
Nebenbei noch Noten lesen klappt allerdings nicht so geil.
 
Um nochmal auf das eigentliche Thema zurueckzukommen. Wenn ihr ein Stueck vortragt, koennt ihr euch dann am Ende erinnern, wie ihr gespielt habt? Ich hoere mir beim Spielen immer selber zu, so kann ich aber schlecht vorausdenken, welcher Akkord als naechster kommt, was zu Unterbrechungen fuehrt. Macht das Sinn? Ich tu mir schwer damit, dieses "Gegenwartbewusstsein" abzustellen. Wenn es dann mal klappt, dann spiele ich fluessig, aber ich kann mich an nichts erinnern.
Für mich klingt das als hörst du dem zu, was deine Hände zuvor ausgeführt haben. Das sollte eigentlich genau umgekehrt sein. Wenn du nicht hörst wo es hingehen soll, bereitest du dich auch rein manuell gesehen nicht drauf vor. Lagewechsel z.B. werden dich dann immer rausfliegen lassen oder zu langsam oder in falschen Timing kommen.

Wenn du aber voraus hörst, dann bemerkst du natürlich auch sofort wenn deine manuelle Ausführung zu dem was du erwartet hast nicht passt.

Für mich klingt dass so, als dass du mit dem „manuellen Ausführen“ noch zu beschäftigt bist, als dass du „drüber stehen“ könntest. Und dann ist es klar, dass du in deinem Spiel nicht frei genug wirst der Klangvorstellung zu folgen. Du hörst den aktuellen Ablauf.

Probier den Tip der hier genannt wurde ruhig mal aus und nimm etwas GANZ leichtes und übe das für dich ein paar Tage. Du wirst ziemlich schnell eine Erfahrung machen, die dich nachhaltig prägen wird, wenn du merkst was es heißt „frei“ zu werden vom technischen Ausführen. Wenn du das mal erfahren hast, ist vieles verständlich was hier empfohlen wurde und dann wirst du versuchen dieses Gefühl in jedem neuen Stück zu finden. Die eigene (derzeitige) Leistungsfähigkeit ist dabei die Grenze die bestimmt, bei welchen Stücken das „noch“ oder aber auch „noch nicht“ möglich ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich kling das als hörst du dem zu, was deine Hände zuvor ausgeführt haben. Das sollte eigentlich genau umgekehrt sein. Wenn du nicht hörst wo es hingehen soll, bereitest du dich auch rein manuell gesehen nicht drauf vor. Lagewechsel z.B. werden dich dann immer rausfliegen lassen oder zu langsam oder in falschen Timing kommen.

Wenn du aber voraus hörst, dann bemerkst du natürlich auch sofort wenn deine manuelle Ausführung zu dem was du erwartet hast nicht passt.

:super::idee:
 
Natürlich muss man das, was kommen wird "hören", um es mit dem, was dann tatsächlich kommt, vergleichen zu können.
Dafür muss sich aber auch erstmal eine Klangvorstellung herausbilden ... manchen hilft es, ausgesuchte/prägnante Melodien mit zu summen.
Bei mir laufen die Stücke im Kopf mit, und im Grunde sind es genau die Abweichungen, die mich manchmal komplett verwürfeln und raushauen.
Es passiert mir zum Glück relativ selten. Aber ich habe auch schon länger kein längeres oder komplexers Stück mehr angefangen.
 
Den Zustand, den ihr beschreibt, hab ich bei Uebungen wie Arpeggios oder Tonleitern, die schon ganz gut sitzen. Das ueberfordert mich nicht und ich kann gleichzeitig noch crescendo und sowas steuern. Ich werd mal ein Stueck aus Stufe 1 oder Czerny ausprobieren.

Ich erinnere mich danach (leider) auch an alles ... an jeden einzelnen Fehler ... sogar an Töne, die nur "etwas" zu laut/leise waren.
Das ist doch genial, steigert die Effizienz beim Ueben ungemein. Wieso "leider"?
 
Weil ich manchmal so scheiße spiele, das ich das lieber sofort wieder vergessen würde.
Sei doch froh das du das so empfindest/erinnerst/wahrnimmst! Wie sagt man: „die Klangvorstellung ist den Können immer ein paar Schritte voraus“ was bedeutet, dass man nur solange Fortschritte machen kann, solang man (Gott sei Dank) noch hört, wo und wie man scheiße spielt.

Ich bevorzuge dann doch eher eine mittelschwere Depressionen die mich weiterbringt, als dass ich mich mit seliger Selbstzufriedenheit in meinem handgezimmerten 💩-Haufen suhle 😅
 
Zuletzt bearbeitet:

Sei doch froh das du das so empfindest/erinnerst/wahrnimmst! Wie sagt man: „die Klangvorstellung ist den Können immer ein paar Schritte voraus“ was bedeutet, dass man nur solange Fortschritte machen kann, solang man (Gott sei Dank) noch hört, wo und wie man scheiße spielt.
Ich bin darüber natürlich froh.

Irgendwie stelle ich in meinem Bekanntenkreis immer wieder fest, dass das wohl nicht so selbstverständlich ist. Erst gestern abend wieder. Die Band hat zum ersten mal seit knapp 12 Monaten wieder geprobt, es kam "Tico tico (no fuba)", und das Solo ist mein Job. Ich habs unsauber gespielt, mich darüber geärgert, und daher auch nicht verstanden, warum die Leute sich so gefreut haben, dass dieses Stück noch immer klappt.
Die hatten meine Fehler garnicht wahrgenommen ... wahrscheinlich waren sie mit ihren eigenen Parts zu sehr beschäftigt.

Bei mir waren Töne weggeblieben, die Rhythmik hat an an ein oder zwei Stellen nicht gepasst, ich habe mich gefühlt, als würde ich meine Finger ungewohnt verknoten (was normal ist, wenn ich sie lange nicht mehr in dieser Weise verknotet habe) und ich war mit dem zweiten Durchgang durch das Solo viel eher zufreden, als mit dem ersten (wir haben den Song nur ein mal durchgespielt ... aber das Solo kommt halt am Ende noch mal) obwohl mein letzter Ton dabei einen Halbton zu tief war ("Am maj7" ist einfach kein netter Schlussakkord für den Song).
Egal ... für die "öffentliche Probe" nächsten Samstag (Gartenfest) wird's schon reichen ... leider hat das Publikum dort die Songs im Kopf (viele Samba-Begeisterte).
 
Zuletzt bearbeitet:

Zurück
Top Bottom