Kommunikation

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chiarina

Guest
Hallo allerseits,

aus aktuellem Anlass, aber vor allem auch, weil es mich schon sehr lange interessiert, möchte ich hier einen Faden zum Thema "Kommunikation im Klavierunterricht" (und nicht nur da :wink: ) eröffnen. Hoffentlich komme ich damit nicht irgendwie oberlehrerhaft rüber ( das werfen mir nämlich meine eigenen Kinder von Zeit zu Zeit vor :).

Aber seit ich Klavierunterricht gebe und dann irgendwann Kinder bekommen habe, stelle ich immer wieder fest, dass ohne eine gute Beziehung zu Schülern (oder Kindern) keine effektive Arbeit möglich ist. Und so habe ich verschiedene Bücher gekauft, an Fortbildungen teilgenommen, mir Gedanken gemacht und praktische Erfahrungen gesammelt. Ich behaupte nicht, den Stein der Weisen gefunden zu haben, aber habe festgestellt, dass es ganz fundierte Kommunikationsregeln gibt, mit deren Hilfe man Konflikte ganz ohne Sieger und Besiegte auf Augenhöhe lösen kann.

Das für mich hilf- und lehrreichste Buch ist für mich die "Familienkonferenz" aus den 70er Jahren von Thoman Gordon, einem Amerikaner. 1989 hat er dann "Die neue Familienkonferenz" , eine modernisierte Fassung, geschrieben, außerdem gibt es von ihm "Die Lehrer-Schüler-Konferenz" u.a.m..

Man kann dieses Buch sicher nicht so einfach mal eben durchlesen, denn wenn man wirklich interessiert ist, muss man doch über vieles nachdenken. So ging es wenigstens mir. Aber seitdem komme ich mit Konfliktsituationen generell ziemlich gut klar (natürlich nicht immer, ich bin ja nicht plötzlich zum perfekten Kommunikationsroboter mutiert :D ). Es ist mir im Klavierunterricht wichtig, dass der Schüler und ich das gleiche Ziel haben und wir quasi auf einer Ebene sind, und da gibt es schon mal Situationen oder Konflikte, wo das nicht so ist. Mit Hilfe dieser Kommunikationsstrategien lassen sich diese leicht beheben.

Grob gesagt, geht es in diesem Buch z.B. um die Formulierung von Ich-Botschaften bzw. um eine Vermeidung von Du-Botschaften und Äußerungen von Urteilen egal welcher Art. Das gilt natürlich nur im Konfliktfall - wenn es keinen Konflikt gibt, ist alles erlaubt: Ironie, Du-Botschaften, Urteile.... .

Der Autor geht davon aus, dass, wenn man in einem Konflikt ausschließlich die eigenen Gefühle und das störende Verhalten benennt ( z.B." Ich langweile mich so sehr, wenn du immer ungeübt in den Klavierunterricht kommst und dann habe ich gar keine Lust mehr, mich für dich anzustrengen"), der andere sich nicht oder wenig angegriffen fühlt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, die menschliche Sprache als eine Art "Code" zu betrachten. Worte sind oft mißverständlich und eine gelungene Kommunikation versucht, herauszufinden, was hinter den Worten stecken mag. Im Konfliktfall bedeutet das, herauszufinden, welche Gefühle und Sichtweisen hinter auch sehr aufgebrachten äußerungen stecken mögen.

Ein Hilfsmittel, dieses herauszufinden ist das "Aktive Zuhören". Es funktioniert so, dass man sich jedes! Urteils enthält und versucht, die vermeintlich herausgehörten Gefühle und Ansichten wiederzuspiegeln (z.B. "Du hast also im Moment überhaupt keine Lust zu üben"). Dadurch kommt man allmählich und in der Regel dem Problem auf die Spur (z.B. "Du findest das Stück schrecklich, zu schwer/ in der Schule oder zu Hause gibt es Probleme.....).

Einer der letzten Schritte ist dann die von allen gemeinsam! erarbeitete Lösung (z.B. "Was, meinst du, könnte dich wieder zum Üben bringen?"), die dann im Anschluss nach einiger Zeit überprüft wird. Wenn der gewählte Lösungsweg nicht funktioniert hat, wählt man einen anderen.

Die Bedingung für all das ist, dass man wirklich wissen will, wie der andere (Schüler) denkt und ihm mit Interesse und Respekt entgegengeht, das Gleiche aber auch für die eigenen Gefühle in Anspruch nimmt. Die beschriebenen Vorgehensweisen kann ich hier leider nur anreißen, aber sie überzeugen mich total! Bei einem großen Konflikt auf beiden Seiten kann man dann auch immer hin und her"switchen" zwischen "Ich-Botschaften" und aktivem Zuhören.

So, ich bin mir nicht sicher, ob ihr mir überhaupt bis hierher zugehört ;) habt und nicht schon unterwegs eingeschlafen o.ä. seid. Bitte versteht mich nicht falsch - ich will keine Vorlesung halten und habe davon auch keine Ahnung.

Viele Grüße

chiarina
 
ob ihr mir überhaupt bis hierher zugehört habt
Nö, nur gelesen :p.

Ein guter und wichtiger Beitrag. Ich kenne zwar den Gordon nicht, aber scheint ähnlich wie "Miteinander Reden" vom von Thun zu sein, zumindest in den Basics, die Du gut beschrieben hast.

Gerade beim Musikunterricht geht's ja persönlicher zu als z.B. bei der Fahrschule, darum ist störungsarme Kommunikation hier besonders wichtig. Und ich vermute, dass der Umgang mit kindlichen Schülern manchmal nicht so sorgfältig geschieht wie mit Erwachsenen (je nach pädagogischem Geschick)...

LG
Stuemperle
 
fands auch ganz interessant zu lesen . ;)
 
Das könnte interessant werden! Aber eines möchte ich gleich bemerken: Man darf sein Gegenüber durchaus mal angreifen, wenn es angemessen ist, auch Kinder. Das nennt man "Tadel" und es sollte so vorgebracht werden, daß der Getadelte merkt, daß er eine Entscheidung treffen sollte um diesen Tadel wettzumachen und dazu keineswegs auf die Gnade seines Klavierlehrers angewiesen ist. Vor allem Kinder brauchen nicht nur Verständnis sondern auch Grenzen, das gilt aber durchaus auch für Erwachsene. Aber so laut, wie man poltert, muß man sich auch freuen können, und dabei immer ehrlich bleiben.

Absolut fürchterlich finde ich Fragen, die nicht beantwortbar sind, z.B. "warum hast du wieder nicht geübt?" oder besser noch "hast du denn überhaupt keine Lust mehr, Klavier zu lernen?". Das ist viel schlimmer als ein grundehrliches "Das wird doch nie was!" mit dem Nachsatz "...wenn du weiterhin so wenig übst!". Diese Fragen sind unter anderem deswegen so schlimm, weil es für den Getadelten keinen Ausweg gibt, der kann dann wirklich nur auf Gnade hoffen.

Nach solchen "Attacken" geht man am besten dazu über, ein bischen von der verlorenen Zeit einzuholen und freut sich dann gemeinsam mit dem Schüler über die Früchte. Auf jeden Fall muß die schlechte Stimmung vor Ende der Stunde vorbei sein.

PS: Meiner Meinung nach sollte man auch mit Vermutungen über Motive oder andere Bestandteile des Innenlebens seines Schülers vorsichtig sein. Selbst dann, wenn man weiß, daß man recht hat, kann es sein, daß man dem Schüler damit zu nahe tritt. Und wenn man unrecht hat, kann das das Vertrauen des Schülers nachhaltig zerstören.

PPS: Oberlehrer genießen meistens den Respekt ihrer Schüler. Du solltest diesen Titel also nicht als Beleidigung empfinden
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Man darf sein Gegenüber durchaus mal angreifen, wenn es angemessen ist, auch Kinder. Das nennt man "Tadel" und es sollte so vorgebracht werden, daß der Getadelte merkt, daß er eine Entscheidung treffen sollte um diesen Tadel wettzumachen und dazu keineswegs auf die Gnade seines Klavierlehrers angewiesen ist. Vor allem Kinder brauchen nicht nur Verständnis sondern auch Grenzen, das gilt aber durchaus auch für Erwachsene.


Hallo Guendola,

bei meinem Problem, den komplexen Inhalt eines dicken Buches bzw. eine umfassende Kommunikationsstrategie in ein paar Sätzen darzustellen, gehen einfach ein paar wichtige Dinge unter.

Natürlich hast du absolut Recht, dass es Grenzen geben muss. Aber gerade diese Form der Kommunikation verlangt, dass man sehr auf sich selbst und die eigenen Gefühle und Grenzen hören und sie auch äußern soll. Nur die Formulierung ist eine andere.
Angenommen, ich als Klavierlehrerin habe ein Problem mit einem Verhalten meines Schülers. Dann ist es mein Bestreben, dieses aus der Welt zu schaffen. Diesem mich störenden Verhalten liegt aber meist eine Ursache zugrunde. Wie kann ich ein Verhalten langfristig ändern, ohne die Ursache für dieses Verhalten zu kennen?
Ein Tadel wie du ihn beschreibst, ist in dieser Situation ein Kommunikationsstopper. Der Schüler wird sich mir nicht öffnen, nachdem er gerade von mir zurecht gewiesen wurde. Formuliere ich aber den gleichen Sachverhalt anders, indem ich eine Ich-Botschaft benutze, meine Gefühle und das mich störende Verhalten des Schülers sowie die Folgen, die dieses Verhalten für mich hat, schildere, begegne ich dem Schüler auf Augenhöhe und fordere ihn auf, sich mit mir, meinen Gefühlen und meiner Sichtweise auseinanderzusetzen. Ich setze also sehr wohl eine Grenze, bin aber im Gegenzug bereit, mich nun mit den Gefühlen und Meinungen meines Schülers auseinanderzusetzen. Und so kommt man ganz allmählich der Ursache für das störende Verhalten auf die Spur. Da der Schüler sich von mir ernst genommen fühlt und durch aktives Zuhören meinerseits seinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen mehr auf die Schliche gekommen ist, auch vielleicht selbst unter der Situation leidet, ist er bereit, sich mit mir auf die Suche nach geeigneten Lösungsstrategien zu machen. Das funktioniert immer, nur dann nicht, wenn man diese Strategie nur als bequeme Methode begreift, den Schüler zu manipulieren. Ist kein echtes Interesse da, merkt es der Schüler sofort.

Übrigens ist der Gordon ja schon relativ alt und mittlerweile gibt es sehr viele Kommunikationsmodelle (Stuemperle: von Thun ;) ), die alle diese gleiche Basis haben. Auch Mediationen oder Streitschlichtungen an Schulen werden so geführt. Generell kann man aber natürlich schon mal einen Tadel aussprechen. Nur wenn man ein Problem lösen will bzw. einem problematischen Verhalten auf die Spur kommen will, ist ein Tadel kontraproduktiv.
Der Problembesitz an sich wird bei Gordon übrigens sehr intensiv behandelt.



Meiner Meinung nach sollte man auch mit Vermutungen über Motive oder andere Bestandteile des Innenlebens seines Schülers vorsichtig sein. Selbst dann, wenn man weiß, daß man recht hat, kann es sein, daß man dem Schüler damit zu nahe tritt. Und wenn man unrecht hat, kann das das Vertrauen des Schülers nachhaltig zerstören.


Du hast völlig recht - auf keinen Fall darf man interpretieren! Aber da hast du mich missverstanden - aktives Zuhören bedeutet, dem Gegenüber nur das wiederzuspiegeln, was dieser gerade gesagt hat. Bei Ungeübten kann das allerdings leicht ins Interpretieren gehen, was eine ziemliche Kommunikationskatastrophe wäre. Aktives Zuhören kennt man z.B. auch aus der Psychotherapie, wo der Therapeut durch die Spiegelung der Gefühle und Gedanken des Patienten diesen quasi mit sich selbst konfrontiert und zum Nachdenken bringt.

Soweit wollen wir hier aber ja wohl nicht gehen :D , aber, um auf den Klavierunterricht zurückzukommen, der Schüler kann durch das aktive Zuhören in die Lage versetzt werden, eigene Lösungsstrategien zu entwickeln. Und das ist dann 100x wirksamer, als wenn der Lehrer sagt, was der Schüler tun soll, glaube mir, Guendola :p.

Lange Rede, kurzer Schluss - die wirkliche Auseinandersetzung mit dem Lehrer ist kein Kuschelkurs!

Viele kommunikative Grüße

chiarina
 
@ chiarina: das Thema ist definitiv interessant!!

@ die letzten Beiträge von Guendola und chiarina:

Aus meiner Sicht als Klavierschülerin:
Meine KL ist kurz vom Ende ihres Referandariats zur Lehrerin (schreibt man das so?- ich hoffe ihr verstehts). Wenn ich zum Unterricht kurz nach der Arbeit (Praktikum) komme und genervt bin, kommt nach dem Einspielen meist etwas in Richtung ´hör mal auf an die Arbeit zu denken, konzentrier dich auf´s spielen sonst wird´s nix´. Alleine dieser Satz bringt mich dann meistens runter. Wenns ganz schlimm ist, sag ich ihr noch kurz, warum ich so genervt/müde/unkonzentriert bin, obwohl ich mich ja auf den Unterricht freue. Dieses Verhalten von Ihr zeigt mir, dass sie mich ernst nimmt.

Aus der Sicht als Gruppenleiterin:
Alle Kinder/Jugendliche/Erwachsene sind anders. Der eine versteht wenn ich ihn etwas roher anpacke, der andere nicht. Das hab ich spätestens gemerkt, als es nach einem Kommentar von mir Tränen gab. Hier wären Ich-Botschaften angebracht gewesen, so bewusst war mir das vorher auch garnicht. Bei einem anderen Kind hatte ich einer sehr ähnlichen Ausgangssituation, bin aber mit Ich-Botschaften nicht weiter gekommen, mit einer gescheiten Ansage aber schon. Das war für alle Beteiligten nicht leicht, ich hab mir Vorwürfe gemacht und das Kind war Eingeschüchtert. Das ganze hat sich aber mit einer Gegenseitigen Entschuldigung und dem Eingestehen des Fehlverhaltens am Ende aufgelöst. Jedoch habe ICH für die nächsten Gruppenstunden gezeigt, wo bei mir der Spaß aufhört und die Kinder wissen nun sehr genau, wie weit sie gehen können und wann Schluss ist.

Ich denke der gegenseitige Respekt ist in der Kommunikation wichtig. Aber auch eine klare "Rangfolge" (siehe Guendola: "Oberlehrer")zwischen Schüler und Lehrer gehört dazu sonst wird´s bei der besten Kommunikation schwierig (meine Erfahrung).
 
Hallo annettschn,

vielen Dank für deinen Beitrag! Ich glaube nur, ich hätte den Thread besser "Kommunikation im Konfliktfall" nennen sollen, denn ich habe noch nicht deutlich genug gemacht, dass es sich bei meinen Ausführungen ausschließlich um Konfliktlösungsstrategien handelt.Wenn du abgekämpft oder genervt zur Klavierstunde kommst, hast du ja überhaupt keinen Konfliktfall mit deiner Klavierlehrerin! Es wäre ja schlimm, wenn man sich nur noch mit Ich-Botschaften und Aktivem Zuhören unterhalten würde - akuter Brechreiz wäre die Folge :D.

Es geht also nur darum, ob ein akuter Konflikt vorliegt. Es kann sein, dass ich als Klavierlehrerin ein Problem habe, dass ich lösen will - dann benutze ich Ich-Botschaften etc.. Es kann sein, dass der Schüler ein Problem hat, dann ist Aktives Zuhören angesagt. Und es kann sein, dass beide ein Problem haben, was durchaus unterschiedlich gelagert sein kann. Dann (und oft nicht nur dann) benutze ich einen Mix. Ich weiß, das alles sehr vereinfachend formuliert ist, aber es geht in der Kürze eben nicht anders.

Es handelt sich also bei allem, was ich ausgeführt habe, um Techniken, wie man ohne Sieger und Besiegte Konflikte konstruktiv lösen kann - abseits von Konfliktsituationen kann man reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist.

Und selbstverständlich gibt es einen Unterschied zwischen Lehrern und Schülern - einen gewaltigen sogar! Ich mag allerdings das Wort "Rangfolge" nicht, sondern würde lieber von einem mehr oder weniger beträchtlichen Wissensvorsprung reden, der es mir ermöglicht, didaktische und methodische Ziele zu setzen, umzusetzen... .

Ich hoffe sehr, dass alles etwas klarer geworden ist!

Viele liebe Grüße

chiarina
 
Angenommen, ich als Klavierlehrerin habe ein Problem mit einem Verhalten meines Schülers. Dann ist es mein Bestreben, dieses aus der Welt zu schaffen. ... Wie kann ich ein Verhalten langfristig ändern, ohne die Ursache für dieses Verhalten zu kennen?

Da kannst du überhaupt nichts ändern, dieser Ansatz ist meiner Meinung nach falsch. Je jünger ein Schüler ist, desto wichtiger ist es, die eigene Autorität zu wahren. Einem Sechsjährigen zu erklären, warum es wichtig ist, Fingersätze einzuhalten, ist praktisch unmöglich, da hilft nur Autorität. Bei einem Sechzigjährigen ist das Gegenteil der Fall. Aber grundsätzlich läuft es immer darauf hinaus, dem Gegenüber gute Gründe zu liefern, um etwas zu ändern. Was er daraus macht, hat man allerdings nicht in der Hand.

Ich wollte mich eigentlich nicht groß bei dieser Diskussion engagieren, aber ich bin nun mal gut darin, Haare in der Suppe zu finden. Wie heißt es noch so schön: Erst mit zwei Augen kann man in die Tiefe sehen, aber ohne Beleuchtung geht es überhaupt nicht ;)
 
Hallo Guendola,

wo ich schon mal dabei bin, kann ich hier ja nochmal antworten;). Ich habe nichts gegen Autorität und schon gar nichts gegen eine Autorität im Sinne von Führung durch Wissensvorsprung. Der Schüler vertraut da auch in der Regel dem Lehrer, so dass Erklärungen oftmals überflüssig sind.

Vielleicht sollte ich statt des Wortes "Verhaltensänderung" lieber das Wort "Problemlösung" verwenden. Es ist für mich ganz klar, dass ich, wenn ich ein Problem mit einem Verhalten des Schülers habe, sei es, dass er nicht übt, dass er (meinetwegen ;) ) ständig die unmöglichsten Fingersätze benutzt, das auf gar keinen Fall tolerieren kann!!! Je nach Veranlagung des Schülers wird man im einen oder anderen Fall toleranter sein, aber niemals könnte ich so etwas einfach so hinnehmen!

Und die Frage ist dann, wie man dem Schüler, der vielleicht überhaupt kein Problem damit hat, das eigene Problem nahe bringt und mit ihm zusammen eine Lösung für das Problem entwickelt. Und dazu dienen eben die beschriebenen Kommunikationstechniken.

Die Definition des Wortes "Problem" ist hier wahrscheinlich das Problem ;). Ein Problem besteht nicht dann, wenn der Schüler mal einen schlechten Fingersatz benutzt oder mal ungeübt zum Unterricht kommt. Ein Problem habe ich z.B. dann, wenn der Unterrichtsfortschritt akut gefährdet ist o.ä..

Aber trotzdem - vielen Dank für die Beleuchtung :D

Viele Grüße chiarina
 
Aber eines möchte ich gleich bemerken: Man darf sein Gegenüber durchaus mal angreifen, wenn es angemessen ist, auch Kinder. Das nennt man "Tadel" und es sollte so vorgebracht werden, daß der Getadelte merkt, daß er eine Entscheidung treffen sollte um diesen Tadel wettzumachen
Nö, finde ich total kontraproduktiv: Angriff provoziert Verteidigung (hoffentlich) und die Verteidigungsposition verhindert Einsicht.

Und ein Tadel (wikipedia versteht das Wort so wie ich: "Der Tadel führt ... zu einer Beeinträchtigung der sozialen Anerkennung und Wertschätzung von Menschen, die sich widrig gegenüber geltenden Normen verhalten haben") ein Tadel geht weit über Verhaltenskritik hinaus sondern versucht an der Persönlichkeit zu kratzen und damit eine Verhaltensänderung zu erzwingen. Wahrhaftig ein Grund, sich zu verschanzen!

Aber ich habe gut reden, muss nur mich selber zum Üben zwingen (manchmal, und meist bin ich einsichtig :rolleyes: )

LG
Stuemperle
 

toll dass es solche buecher gibt... und dabei ist das alter des buches unwichtig... menschen sind wir schon immer und die gefuehle auch.

es gibt kein allgemeingueltiges rezept. egal ob in der schule oder zu hause. erziehung ist immer ein heikles thema. es ist nicht mal alles abhaengig vom alter oder der einstellung des gegenuebers. ich konnte es einem kind schon durch die eine und auch die andere variante uebermitteln, was ich will, also welche grenzen in zukunft beachtet werden sollen. ebenso bei erwachsenen. ich bin zwar weder lehrer noch schueler noch habe ich kinder. aber eins steht fest, ich versuche es meist zuerst auf die sanfte art. ich versuche zu begruenden und erklaeren wie es mir dabei geht, was mein anliegen ist und warum da was nicht passt. was ich denke, wie man es aendern koennte und manchmal auch woran es liegen koennte, laut meiner auffassung. dabei versuche ich an den verstand des gegenueber zu appelieren. ihm zu zeigen, dass meine variante doch eigentlich ganz gut ist und lasse dabei aber immer noch genug freiraum, damit mein gegenueber eigene varianten haben darf und diese auch zeigen kann. er soll sehen, das ich ihn verstehe und seine ansichten nachvollziehe. und nicht nur auf meinem weg beharre. ich versuche mich hineinzuversetzen. das einzige was ich immer versuche zu meiden ist "du musst; du hast" usw. ich druecke mich dann lieber so aus: " ich faend es besser; waere es nicht schoener; es waere schlecht" usw. klingt jetzt alles sehr weich.. man kann natuerlich auch ein bissl umformen. der punkt ist aber der gleiche. man kann nichts ohne begruendung verlangen und man muss auch den anderen verstehen ohne eigene urteile. oeffnet sich das gegenueber immer noch nicht oder will partout nicht einsehen, dass ein anderer weg der bessere waere, dann liegt es meist, laut meiner erfahrung, daran, dass der andere nicht den sinn versteht oder die notwendigkeit der veraenderung. zudem sind die verteidigungsversuche bei uneinsichtigen meist weniger auf fakten aufgebaut, sondern neigen mehr zu persoenlichen belangen. oft auch aus der angst heraus durch ein gestaendis, in dem falle der einsicht, die veraenderung sei hilfreich, sich zu entbloessen. wer gibt schon gern fehler oder falsche ansichten zu. da bocken die meisten. das betrifft natuerlich wirklich nur die eindeutigen sachen, und nicht welche farbe blau oder rot schoener ist. (da kann man sich ja bekanntlich nicht oder eben ewig drueber streiten)

natuerlich gibt es auch den anderen weg. mit nachdruck zu sagen was gemacht werden sollte, nicht muss. keiner muss, und wer den fingersatz nicht einhaelt und nicht versteht, dass er in zukunft ne menge vorteile bringt, hat pech gehabt. die einsicht kommt vielleicht noch rechtzeitig. aus fehlern lernt man. manche später manche eher. bevormunden lassen will sich niemand. ist man dann aber in der situation, die sache besser durchzuziehen, egal ob einsicht vorhanden ist oder nicht, kann man dies meist nur mit nachdruck erreichen und die "waere, koennte" formulierungen eintauschen gegen: "mach das, es wird was nuetzen" oder so in etwa. nachdruck bedeutet aber auch nicht laut los zu poltern, sondern mit fester stimme.

inwieweit das nun in einer schueler-lehrer-verbindung umsetzbar ist, weiss ich nicht. da seid ihr die profis. allerdings denk ich mir auch, was die erziehung daheim nicht schafft, koennen lehrer nicht komplett beheben. egal ob erwachsene oder kinder. zur einsicht sind beide faehig und ebenso koennen beide uneinsichtig bleiben, da sie die folgen nicht abschaetzen koennen. dies trifft vielleicht bei kindern mehr zu ...aber nicht allein.



einen nachteil hat die sanfte methode jedenfalls: sie dauert bedeutend laenger. aber jeder hat einen gewissen respekt verdient. niemand moechte in die enge gedraengt werden. und wenn es nicht heute klappt klappt es eben morgen. "ich wuerde mich freuen, wenn du das mit dem fingersatz mal versuchen wuerdest." evt mit dem nachtrag: "mal sehen ob es dir damit besser gelingt. wenn nicht, koennen wir ja nochmal gemeinsam schauen um einen kompromiss zu finden." .. so weiss der andere er gibt sich keine bloesse sollte er sich fuegen und hat immernoch die "freiheit selber zu entscheiden", was den meisten sehr wichtig ist und brauch sich im moment des konflikts nicht als "geschlagener" geben.

ich denke das trifft auf viele bereiche im leben zu und auf viele menschen. auf diese weise umgeht man moeglicherweise dem gefuehl des machtkampfes. die wenigsten geben sich gern geschlagen oder koennen mal so eben locker vom hocker kritik ohne unwohles bauchgefuehl hinnehmen. der unterschied besteht meist nur in der art wie sich das ganze aeussert. eltern schreien kinder an, kinder schreien eltern an. andere bocken. andere bleiben ruhig und gehen. andere haben dann eine lmaa-stimmung.


genau deswegen heisst auch: einsicht ist der erste weg zur besserung. alles andere ist aufgedraengt und macht muerrisch.

soo, nun weiss ich schon fast nicht mehr ob noch was fehlt in meiner ausfuehrung oder ob ich alles gesagte von euch nochmal wiederholt hab.

ich hoffe ich konnte sinnvoll zum thema beitragen. es ist wie gesagt nur meine eigene methode. kein buch, keine quellenangabe. keine niedergeschriebene psychologie oder paedagogik. alles nur bauchgefuehl. hat aber bisher oft genug funktioniert. und wenn nicht, handelte es sich meist eh um hoffnungslose faelle, wo echte profis ran sollten. psychologen und co. hm..aber ich denke, es ist aehnlich der aussage der von euch genannten buecher.
 

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