Kommunikation im Klavierunterricht

Ich möchte nicht das Gefühl vermittelt bekommen, die Lehrkraft unterrichte nicht gern, sondern plage sich nur notgedrungen des Geldes wegen mit den doofen Anfängern ... .
Das möchte wohl niemand - schon gar nicht als Erwachsener - über sich ergehen lassen. Dafür muss man sich allerdings auch selbst ins Zeug legen, sonst gibt es keinen Respekt. Diesen wechselseitigen Mechanismus haben wir hier schon oft genug durchgekaut. Entscheidend für die Motivation ist die berühmte "Chemie" und der Wille und Fleiß des Lernenden. Ohne Letzteres geht es nur langsam vorwärts, was sich in der Regel nicht positiv auswirkt. Jeder schiebt es dann auf den anderen. Zum Schluss tut dem einen das Geld, dem anderen die vertane Zeit leid. Das sollte man möglichst vermeiden.

Ich sage es nochmal klar: Der Schüler bestimmt das Tempo und den Fortschritt.
(Ausnahme: die hasenbein Kack-Lehrer)
 
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Kann der Schüler gerne - allerdings muss er sich von MIR dann auch ab und zu so was anhören wie: "Tja, hättest Du so geübt, wie ich es Dir gezeigt hätte und wie wir es im Unterricht auch erfolgreich und ohne Probleme ausprobiert haben, wärst Du schon ganz erheblich weiter. Aber bitte, Dein Ding, wie Du möchtest..."
 
Man muss allerdings auch die Instrumente berücksichtigen, auf denen der gequälte Schüler zu Hause bzw. beim Lehrer spielen darf / muss. Das Spielgefühl und der Klang sind nicht zu unterschätzen für die Motivation und den Fortschritt. Der Schüler muss beide Instrumente mögen. Viele Geräte setzen leider technische Grenzen (z.B. für das Leisespiel oder schnelle Wiederholungen, vom Klang erst gar nicht zu reden).
 
Ich sage es nochmal klar: Der Schüler bestimmt das Tempo und den Fortschritt.

Das ist zwar in gewisser Weise richtig, weil kein Lehrer GEGEN seinen Schüler unterrichten kann und sollte.

Allerdings habe ich als Lehrerin natürlich auch Bedürfnisse und Vorstellungen, die mir wichtig sind. Manchmal decken die sich mit denen des Schülers, manchmal nicht. Wenn es langfristig überhaupt keine Überschneidungspunkte gibt, kann der Unterricht für beide nicht erfüllend sein.

Aus meiner Einschätzung der Möglichkeiten eines Schülers, aus der Kenntnis und Wertschätzung seiner und meiner Bedürfnisse und Ziele, aus der didaktisch-methodischen Arbeit ergibt sich der gemeinsame Weg, der immer wieder überprüft wird. Dieser Weg besteht in den Unterrichtsinhalten, der Stückauswahl u.v.a..

Das bedeutet, dass Schüler und Lehrer sich auch immer wieder auseinandersetzen. Mein Bedürfnis ist es z.B., das Beste und Meiste aus dem Schüler herauszuholen und ihm den Reichtum der Musik und des Klavierspiels auch in der Tiefe zu offenbaren.

Das will aber nicht jeder Schüler und manche sind mit weniger zufrieden. Das kann daran liegen, dass sie beruflich sehr eingespannt sind, dass sie wenig Zeit zum Üben haben oder noch viele andere Hobbies. Das Verständnis füreinander macht es möglich, dass Kompromisse eingegangen werden können und man eine Basis findet, auf der beide zufrieden sind.

Das bedeutet aber auch, dass Schüler nicht eigenständig den Weg bestimmen, den sie gehen wollen, sondern dass ich als Lehrerin immer wieder unbekannte Wege zeige, Ohren öffne und auch manchmal unbequem und fordernd bin, indem ich auf bestimmte Dinge wie Herangehensweisen und Übestrategien bestehe.

Das Gordon-Modell erleichtert mir die Kommunikation dabei außerordentlich. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
@chiarina: Ich denke, deine Ausführungen sind die richtige Haltung, wenn sie wirklich positiv gelebt werden. Dieses https://ulrike-danne-feldmann.de/das-gordon-modell/ ist sehr interessant, allerdings falsch (mit "dark factor") eingesetzt manipulativ. Darauf (z.B. beruflich) trainierte Erwachsene durchschauen diese Technik sofort und wehren es ggf. ab. ;-)
 
Darauf (z.B. beruflich) trainierte Erwachsene durchschauen diese Technik sofort und wehren es ggf. ab. ;-)

Lieber ehenkes,

wie du richtig sagst, ist das Gordon-Modell keine Technik, sondern resultiert aus einer inneren Haltung auf der Grundlage der humanistischen Psychologie (C. Rogers). Das dieser zugrunde liegende Menschenbild und die sich daraus ergebenden Vorstellungen vom Umgang der Menschen miteinander und der Gesellschaft, in der wir leben, ist die Grundlage von Kommunikation im Sinne des Gordon-Modells. An dieser Haltung immer weiter zu arbeiten, sehe ich als eine herausfordernde und sehr erfüllende und bereichernde Aufgabe!

Alles andere - also eine "Technik" anzuwenden, ohne die betreffende Haltung zu haben - wäre manipulativ und unauthentisch, da gebe ich dir vollkommen Recht! Und tatsächlich funktioniert dann das Gordon-Modell nicht, auch Jugendliche u.a. merken sowas.

Liebe Grüße

chiarina
 
Potz´ Kruzifix, allüberall lauert das Böse! Schon Unterricht selber, notfalls auch ohne Kommunikation, ist manipulativ: der Schüler wird im besten Fall dahin manipuliert, irgendwas zu können - bei Jehovah, und wenn er das nicht will?

:lol: - Ehenkes meinte etwas anderes: man kann tatsächlich Menschen, besonders, wenn sie noch unerfahren sind, in bestimmte Richtungen manipulieren.

Z.B. sehr empathisch tun, aber im Hinterkopf ein eigenes Ziel haben, das man mit vorgeblich empathischen Verhalten zu erreichen sucht. Echte Empathie hat das Ziel, den anderen zu verstehen und mit ihm das, was er fühlt, zu teilen. Vielleicht hat solch eine Empathie sogar gar kein Ziel.

Wenn ich aber Empathie nur vortäusche, um meine eigenen Interessen durchzusetzen, wenn ich dann noch kleine Bemerkungen mache, die die Öffnung des anderen mir gegenüber ausnutzt, bin ich manipulativ. Solch ein Verhalten lehne ich ab!

Dann sollte man lieber klar sagen, was man will und was die eigenen Bedürfnisse sind. Das ist klare Kommunikation, um die es ja bei Gordon geht. Manipulation ist das Gegenteil davon.

Liebe Grüße

chiarina
 
Potz´ Kruzifix, allüberall lauert das Böse! Schon Unterricht selber, notfalls auch ohne Kommunikation, ist manipulativ: der Schüler wird im besten Fall dahin manipuliert, irgendwas zu können - bei Jehovah, und wenn er das nicht will?
Tatsächlich nur halb lustig - manche Menschen WOLLEN NICHT ihre Probleme und Schwächen loswerden, WOLLEN NICHT "gut werden".

Denn diese Menschen brauchen ihre Probleme a) weil diese wichtiger Teil ihres stabilen Selbstbildes sind (ohne die Probleme wären sie jemand anders, und da sie nicht ein realistisches Bild von "Identität" haben - nämlich dass "Identität" stets im Fluss und stets änderbar ist -, sondern glauben, es gehöre zum Menschen, halt "so und so zu sein", kommt es ihnen gefährlich und haltlos vor, jemand anders zu werden; typischerweise legen sie auch sehr großen Wert darauf, dass unbedingt jeder "so akzeptiert wird wie er ist"); b) weil sie über die Probleme Zuwendung von anderen erreichen oder gar einfordern können.
 
Feuerzangenbowle: Zitat:

"Also, Herr Kollege. Ein guter Lehrer ist man, wenn man der Freund seiner Schüler ist..." - "Das ist bei mir der Fall." - "...und wenn die Schüler Respekt vor dem Lehrer haben." - "Das ist bei mir nicht der Fall."

( Prof. Bömmel, Physik / Dr. Brett, Geschichte )

LG, Olli
 

@chiarina, @hasenbein: Alles richtig und nachvollziehbar. Ihr wollt beide das Maximum mit den Schülern erreichen. Das finde ich gut. Der Weg dorthin wird immer eine Mischung aus Verständnis/Zuhören und machmal auch klare Ansage sein. Wichtig ist, dass der Schüler gerne zum Unterricht kommt und dass er lacht, wenn er geht, und im Rückblick zufrieden ist mit der Stunde (oder kürzer).

Habt ihr auch Schüler, mit denen ihr deren Kompositionen/Improvisationen durchgeht?
 
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Schlenker zurück zur Kommunikation.

Ich möchte unverschnörkelte, aber wohlwollende* OFFENHEIT. Anders kann und will ich nicht arbeiten.


* Wohlwollend = Ich möchte nicht das Gefühl vermittelt bekommen, die Lehrkraft unterrichte nicht gern, sondern plage sich nur notgedrungen des Geldes wegen mit den doofen Anfängern (weil die plöhde Agentur böswillig nicht ausreichend lukrative Engagements beischafft, bei denen die Weltöffentlichkeit dem eigenen Genie gefälligst zu huldigen hat).
siehst, da wind wir doch garnicht soweit voneinander entfernt. nix anderes habe ich gesagt:kuscheln:
 
Wichtig ist, dass der Schüler gerne zum Unterricht kommt und dass er lacht, wenn er geht, und im Rückblick zufrieden ist
Da habe ich als kleiner Bub eine gegenteilige Erfahrung gemacht. Ich habe nach einem Gespräch mit der Orchesterleiterin unseres kleinen Kammerorchesters geflennt und war mehr als unzufrieden. :-D
Aber auf die nächste Probe war ich so gut vorbereitet wie noch nie und habe vorher noch nie die anderen "Musiker", das Orchester und die Musik an sich so ernst genommen und respektiert.
 
Tatsächlich nur halb lustig - manche Menschen WOLLEN NICHT ihre Probleme und Schwächen loswerden, WOLLEN NICHT "gut werden".

Denn diese Menschen brauchen ihre Probleme a) weil diese wichtiger Teil ihres stabilen Selbstbildes sind (ohne die Probleme wären sie jemand anders, und da sie nicht ein realistisches Bild von "Identität" haben - nämlich dass "Identität" stets im Fluss und stets änderbar ist -, sondern glauben, es gehöre zum Menschen, halt "so und so zu sein", kommt es ihnen gefährlich und haltlos vor, jemand anders zu werden; typischerweise legen sie auch sehr großen Wert darauf, dass unbedingt jeder "so akzeptiert wird wie er ist"); b) weil sie über die Probleme Zuwendung von anderen erreichen oder gar einfordern können.

Mit Verlaub, wertes hasenbein, ich glaub, das ist Quark. :geheim:
 
Da habe ich als kleiner Bub eine gegenteilige Erfahrung gemacht. Ich habe nach einem Gespräch mit der Orchesterleiterin unseres kleinen Kammerorchesters geflennt und war mehr als unzufrieden. :-D
Aber auf die nächste Probe war ich so gut vorbereitet wie noch nie und habe vorher noch nie die anderen "Musiker", das Orchester und die Musik an sich so ernst genommen und respektiert.
Es ist offensichtlich gut gegangen, weil dir die Musik und die Zugehörigkeit in dem Orchester wichtig war und du die "Chefin" akzeptiert und ihre Ermahnungen ernst genommen hast, aber diese Konfrontation hätte auch anders ausgehen können. Man sagt zwar, Reisende soll man ziehen lassen, aber bei manchen ist es schade, wenn sie dann ganz aussteigen. Die Statistiken zeigen das ganz klar auf, dass viele aufhören. Erwachsene wechseln dann einfach oder setzen sich gegen Unterdrückung/Aggression zur Wehr. Kinder flennen, leiden, haben die Nase voll ...
 
Mit Verlaub, wertes hasenbein, ich glaub, das ist Quark. :geheim:
Nein, ist es nicht.

Selbstverständlich wird niemand sagen, dass er seine Probleme behalten will, sondern immer sagen, dass er selbstverständlich froh wäre, sie los zu sein, und dafür auch viel tun will. Aber was so jemand dann tatsächlich tut bzw. nicht tut, gibt einem dann Auskunft darüber, was seine tatsächliche innere Disposition ist.

Wir alle kennen ja übrigens auch irgendwen (oft weiblich), der immer Ärger hat, immer total im Stress ist und immer von "unvorhergesehenen Ereignissen" berichtet, die ihn voll in Trouble bringen. Selbstverständlich ist derjenige überzeugt, das sei alles Zufall und einfach nur immer wieder Pech. Nein, solche Leute WOLLEN das unbewusst. Unbewusste Selbstsabotage.
 
Es gibt in der Psychologie Phänomene wie SDPD (Self Defeating Personality Disorder). Es geht hierbei um Menschen mit einer selbstzerstörerischen Persönlichkeitsstörung. Im speziellen die Fälle, bei denen das Umfeld leidet, der "Patient" aber weniger. Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Ausgangspunkt ist offenbar der zunehmende Narzissmus. Das spricht hasenbein auch oft an. Offenbar hat hasenbein häufiger mit solchen Personen Kontakt oder ein besonderes Gespür für diese Tendenz zur Persönlichkeitsstörung.
 
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Offenbar hat hasenbein häufiger mit solchen Personen Kontakt oder ein besonderes Gespür für diese Tendenz zur Persönlichkeitsstörung.

Es gibt in der Tat Menschen (ich gehöre dazu), die haben sehr feine Sensoren für solche pathologischen Formen der Unaufrichtigkeit. Wenn sie mit solchen Personen in Kontakt kommen und diesem Kontakt nicht jederzeit entrinnen können, werden sie von Stresshormonen geflutet, was ihnen "Energie raubt". Ist die Situation offen (die Negativperson ist niemand, von dem man in irgendeiner Form "abhängig" ist), betreiben sie als Entschädigung empirische Anthropologie.

Wichtig ist, dass der Schüler gerne zum Unterricht kommt und dass er lacht, wenn er geht, und im Rückblick zufrieden ist mit der Stunde

"dass er lacht, wenn er geht" – ich erhöhe auf "dass er STRAHLT, wenn er geht". Lachen setzt m. E. etwas Komisches voraus. Strahlen hingegen zeugt von innerer Beglückung.

Es darf auch ein bisschen Wasser in den Augen stehen vor Rührung (weil man gerade mit Unterstützung der Lehrkraft die bisherigen Fähigkeiten überschritten hat), vor Ergriffenheit und Dankbarkeit gegenüber dem Schicksal, das einem die Möglichkeit beschert, Musik zu machen, ein wunderbares Instrument zu spielen und mit einem inspirierenden Profi zusammenarbeiten zu dürfen.

Bitte um Entschuldigung für das Pathos. Hatte gestern einen beflügelnden Klavierunterricht und könnte weinen vor Glück.
 

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