Kommunikation im Klavierunterricht

Mein KL ist mir manchmal ein bisschen zu sehr auf die sachliche Analyse der Problemstellen konzentriert, d.h. es geht ganz nüchtern und sachlich darum, was man noch besser machen kann, wie man Unklarheiten in Rhythmus, Tempo etc. verbessert.
@.marcus. ist das ein Grund zum heulen? Bislang hat pianistische Sachlichkeit (sofern sie fachlich fundiert ist) eher zu technisch-musikalisch akzeptablem Spiel geführt als wertschätzende Gesprächstherapien und Befindlichkeitsbeweihräucherungen...
 
Mein KL ist mir manchmal ein bisschen zu sehr auf die sachliche Analyse der Problemstellen konzentriert,

Wir scheinen denselben Klavierlehrer zu haben ;-)

Obwohl das am Anfang für mich ungewohnt war, schätze ich mittlerweile diese sachliche Art sehr. Denn Menschen haben ein sehr, sehr feines Gespür für Sympathie und Antipathie in der Kommunikation.
Viele große Worte sind dazu gar nicht notwendig und evtl. sogar schädlich, wenn sich die Worte nicht mit der nonverbalen Aussage decken.
Ich weiß dass mein KL mich unabhängig davon wie ich aktuell spiele sehr schätzt und er weiß, dass ich ihn sehr schätze auch wenn er mein Spiel unerbittlich im kleinsten Detail kritisiert. Auf dieser wertschätzenden Basis lässt sich harte sachliche Kritik sehr gut zu produktiver Verbesserung meines Klavierspieles umarbeiten.
 
Jep, genauso bin ich im Prinzip auch.

Nur reite ich nicht "unerbittlich" auf jedem Detail rum, sondern versuche den Schüler nicht zu überfrachten und mit ihm stets erstmal die wesentlichen Punkte herauszuarbeiten. Kleinere Punkte erwähne ich dann vielleicht noch kurz am Schluß oder schreibe sie mit kurzer mündlicher Erläuterung mit in sein Aufgabenheft.

Und natürlich unterrichte ich jemanden, der beruflich was mit Musik machen will, erheblich fordernder als einen normalen Hobbyspieler.
 
Nur reite ich nicht "unerbittlich" auf jedem Detail rum, sondern versuche den Schüler nicht zu überfrachten

Er stuft das über den Zeitraum der Stückerarbeitung auch ab. Nur hört er nicht bei 80% auf, so wie viele andere.
Überfordert war ich noch nie.
Am Anfang ein wenig ernüchtert vielleicht schon. Aber die "Erleuchtung" und das Aha Erlebnis kam dann spätestens beim Üben. Vielleicht konnte ich es noch nicht umsetzen in der kurzen Zeit zur nächsten Stunde, aber ich wusste was er meint und kannte den Weg dorthin.
 
Mein KL ist mir manchmal ein bisschen zu sehr auf die sachliche Analyse der Problemstellen konzentriert, d.h. es geht ganz nüchtern und sachlich darum, was man noch besser machen kann, wie man Unklarheiten in Rhythmus, Tempo etc. verbessert. Das ist an sich super und da geht es auch gar nicht um mich, ich spiele was und dann gucken wir uns das sozusagen zusammen an.

So war mein KL auch. Und ich habe das sehr geschätzt. Die "Chemie" stimmte" (trotzdem).
 
Die Lehrer, die beruflichen (Unterrichtssituation) und privaten Umgang mit ein und demselben Schüler gut trennen können, haben oft gute bzw. erfolgreiche Schüler, sind aber nicht unbedingt "beliebt".
@hasenbein: sind Kack-Lehrer beliebt? :zunge:

Was Lob angeht, kenne ich das vom Unterricht gar nicht. Wenn die KL merkt, dass etwas vertanden wurde oďer besser läuft, wird das einfach festgestellt und dann geht es eben stillschweigend auf dem neuen "Level" weiter.
 
Eine lebhafte und emotionale Diskussion, schön.

Lob wird bei manchen als etwas schlechtes gesehen. Das kommt vlt daher weil oft falsch gelobt wird. Loben muss man, so wie Klavier spielen, lernen und üben. Da kann jemand ,analog zum Klavier spielen, vieles falsch machen (siehe mein Post #99). Richtig loben ist nicht einfach, hatte das in einer Kommunikationsschulung. Das schaut leichter aus als es ist, lässt sich aber gut trainieren und üben sowieso.

Meiner Meinung nach wird Klavierunterricht mit Kindererziehung zu sehr vermischt. Sicher für mich ist, das Kinder anders behandelt werden müssen/sollen als Erwachsene, das sehe ich schon auch so. Doch ich sehe den Klavierunterricht nicht als Erziehung. Ein rein sachlicher Unterricht muss möglich sein und ist vielleicht sogar das Optimum.

Mir ging es darum Lob als ein (wichtiges) Mittel zur Motivation einer Person aufzuzeigen. Es gibt natürlich auch andere Motivatoren. Und seien wir uns doch ehrlich, jeder braucht ab und zu einen Tritt in den Hintern ( @chiarina bitte jetzt nicht falsch verstehen :coolguy:)

Jeder Mensch sehnt sich nach Anerkennung (der eine mehr, der andere weniger).
Der Begriff Anerkennung wird übrigens auch als Synonym für Akzeptanz, Lob oder Respekt verwendet (Quelle Google).

Man könnte die Diskussion auch umkehren und sagen der KL sollte auf alle Fälle den Schüler nicht demotivieren. Vielleicht ist das der noch bessere Ansatz!?
 
Meiner Meinung nach wird Klavierunterricht mit Kindererziehung zu sehr vermischt. Sicher für mich ist, das Kinder anders behandelt werden müssen/sollen als Erwachsene, das sehe ich schon auch so. Doch ich sehe den Klavierunterricht nicht als Erziehung. Ein rein sachlicher Unterricht muss möglich sein und ist vielleicht sogar das Optimum.

Ein sachlicher Unterricht mit Kindern?

Kinder lernen sehr viel im Spiel, in der sozialen Interaktion und mit allen Sinnen.

Tritt in den Hintern: "Erst denken und informieren, dann schreiben"! So lernen Kinder :-D:blume:

Liebe Grüße

chiarina
 

der wichtigste Lernprozess war, dass ich realisierte,
dass JEDER, einschließlich mir selbst, in manchen Gebieten ein "Checker" ist, in vielen anderen aber ne Dumpfnuss, die nichts geregelt kriegt. Das verschafft Demut, wenn man merkt, dass man auf anderen Gebieten doch genauso lernresistent ist wie die Schüler beim Klavierspielen. Wer also ist man, dass man wagt, sich gegenüber ihnen aufzuspielen?

Das ist m.E. eine der wichtigsten Erkenntnisse für alle, die - ganz gleich, was - lehren.
Von daher finde ich es ganz wichtig, als Lehrende(r) immer wieder die Erfahrung zu machen, wie es ist, "auf der anderen Seite" zu stehen.
Ich für mein Teil habe das in meinem Leben so gehandhabt und kann sagen, dass ich davon nur profitiert habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sich gemeinsam vorantasten im dunklen Wald und ihn erforschen...hilft mir als innere Haltung.
 
Lob als Förderung der Motivation? Vielleicht auch.
Ich sehe es als Mittel, Richtung zu weisen. Mir ist es immer angelegen, meinen Schülern zuerst zu zeigen, wo sie den richtigen Weg gehen.
Sie wissen ja gar nicht, was gut ist und was schlecht (wenn man Laufen lernt, folgt die Reaktion auf falsche Fußsetzung auf dem Fuße, man fällt hin).
Das sollen sie abspeichern. Ob das manipulativ ist oder nicht, ist mir egal.
Sobald das geschehen ist, wenden wir uns den noch bestehenden Schwierigkeiten zu.
Ich halte meinen Unterricht grundsätzlich so. Das, was der Schüler - jetzt politsch unkorrekt, ist mir aber egal -, davon mitnimmt, ist, daß er sich grundsätzlich wertgeschätzt weiß, daß sein Suchen nach der Musik, dem Klavierspiel auf dem richtigen Weg ist und, daß es sich lohnt, die Baustellen zu bearbeiten.
Erstaunlicherweise fällt mir immer etwas auf, was ich positiv bemerken kann.
Außer, wenn sie nicht geübt haben, dann werde ich sauer, weil ich dann meine Arbeit nicht wertgeschätzt weiß...
 
Huhu, ihr Süßen (damit meine ich natürlich hasenbein und Blüte!),

auch wenn ihr vielleicht keine Lust habt, hier eine ellenlange Diskussion zu starten (ich auch nicht :) ), interessiert mich ehrlich eure Meinung zu meinem obigen Beitrag. Seht ihr das wirklich grundlegend anders?

Liebe Grüße

chiarina
NEIN

In Erinnerung an meine Schulzeit gab für Deine These mannigfaltige Belege.
Es gab und gibt (laut Aussage unserer eigenen Kinder ist das heute noch genauso ) auf der einen Seite die Lehrer, die gut "erklären" können und die Spaß und Freude daran haben, jungen Menschen etwas beizubringen ; auf der anderen Seite die Lehrer , die fachlich exzellent sind teilweise einen Doktortitel haben. Die zweite Lehrerkategorie ist nicht zielführend für die Schüler, weil sie keine Ahnung von Pädagogik habe und oder schlicht keinen Bock haben, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Für die freie Wirtschaft nicht gut genug landen sie im Schuldienst. Beamtentum ist ja schließlich auch nicht zu verachten, gelle ..
 
In Erinnerung an meine Schulzeit gab für Deine These mannigfaltige Belege.
Es gab und gibt (laut Aussage unserer eigenen Kinder ist das heute noch genauso ) auf der einen Seite die Lehrer, die gut "erklären" können und die Spaß und Freude daran haben, jungen Menschen etwas beizubringen ; auf der anderen Seite die Lehrer , die fachlich exzellent sind teilweise einen Doktortitel haben. Die zweite Lehrerkategorie ist nicht zielführend für die Schüler, weil sie keine Ahnung von Pädagogik habe und oder schlicht keinen Bock haben, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Für die freie Wirtschaft nicht gut genug landen sie im Schuldienst. Beamtentum ist ja schließlich auch nicht zu verachten, gelle ..

Das ist, mit Verlaub gesagt, Schubladendenken. Fachliche Kompetenz ist die absolute Grundlage für das Unterrichten, ganz egal, ob es um Mathematik oder ein Instrument geht. Wer fachlich wenig draufhat, ständig unsicher ist, wird sich schwer tun mit Dingen wie Didaktik, Methodik, Klassenführung …. Ich kenne übrigens eine Menge Promovierte, die hervorragende Lehrer sind.

Eher umgekehrt wird ein Schuh daraus: Schlechte Lehrkräfte sind in ihrer fachlichen Kompetenz häufig sehr eingeschränkt.
 
Das heutige Problem sind VIEL mehr, und zwar ganz überwiegend, nicht Fachidioten-Lehrer, die zwar alles wissen und können, aber es nicht mit Spaß und Freude rüberbringen können bzw. nicht den menschlichen Draht zum Schüler herstellen können - sondern die Massen netter, freundlicher, menschlich engagierter Lehrer, die aber leider fachlich und methodisch-didaktisch herzlich wenig drauf haben.
 

Zurück
Top Bottom