Kommunikation im Klavierunterricht

Das ist, mit Verlaub gesagt, Schubladendenken. Fachliche Kompetenz ist die absolute Grundlage für das Unterrichten, ganz egal, ob es um Mathematik oder ein Instrument geht. Wer fachlich wenig draufhat, ständig unsicher ist, wird sich schwer tun mit Dingen wie Didaktik, Methodik, Klassenführung …. Ich kenne übrigens eine Menge Promovierte, die hervorragende Lehrer sind.

Eher umgekehrt wird ein Schuh daraus: Schlechte Lehrkräfte sind in ihrer fachlichen Kompetenz häufig sehr eingeschränkt.
Bist du selbst Lehrerin?
Deine Aussage beruht doch genauso auf Schubladendenken oder nicht?
Ihr zwei habt mich da auch falsch verstanden . Ich meine nicht den netten Lehrer, der fachlich und didaktisch eine Null ist . Es ist ja klar, dass das sowieso die Grundlage ist und absolut sein muss . Meine Behauptung stützt sich natürlich nicht auf empirische Untersuchungen, sondern auf meine persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen privat und beruflich.
Im übrigen ist mir zudem ein Lehrer lieber, der auf seinem Gebiet nicht immer und jederzeit hundertprozentig on top ist (man kann das ruhig auch mal gegenüber Schülern sagen wenn man eine Frage nicht beantworten kann, sondern erst zuhause selbst recherchieren muss ) als diese Herrn Doktoren, die im Grunde überqualifiziert für den zu vermittelnden Schulunterricht sind und am liebsten nur mit den geistigen Überfliegern arbeiten wollen, weil der Rest sie nicht interessiert
PS : Das ist natürlich von mir stark überzeichnet. Es gibt auch den Lehrer mit Doktortitel oder den an wissenschaftlich denkenden Lehrer, der prima jeden Schüler da abholt, wo er steht und didaktisch viel drauf hat Ich meine, einem nicht ganz so schnellen Checker trotzdem wertschätzt und auf sein langsameres Verstehen angemessen eingeht.
PS 2: Die Verbeamtung von Lehrern gehört sowieso abgeschafft! Es birgt zu viel Missbrauch damit
Sorry für das Abschweifen in die Lehrerthematik.
Ein Musiklehrer gibt sich von Natur aus eh mehr Mühe, weil er es sonst am Geldbeutel merkt
 
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Nochmals - "diese Herren Doktoren" gibt es zwar natürlich, aber die sind ein VÖLLIG UNBEDEUTENDES, winziges Randphänomen, mit dem es sich gar nicht näher zu beschäftigen lohnt.

Was es aber massenhaft gibt und wovor sich der Unterrichtsinteressent in Acht nehmen muss, sind die von mir genannten "netten Ahnungslosen" sowie Blender, die narzisstische Probleme haben (bzw. z.B. nicht damit klarkommen, dass sie als Musiker erfolglos sind) und daher VORGEBEN, voll die Ahnung zu haben.
 
der einen Seite die Lehrer, die gut "erklären" können und die Spaß und Freude daran haben, jungen Menschen etwas beizubringen ; auf der anderen Seite die Lehrer , die fachlich exzellent sind teilweise einen Doktortitel haben. Die zweite Lehrerkategorie ist nicht zielführend für die Schüler, weil sie keine Ahnung von Pädagogik habe und oder schlicht keinen Bock

Und was ist mit den Lehrern, die obwohl sie etwas wissen und können dennoch gerne und gut unterrichten!
Ich habe mein ganzes Leben gegen das idiotische Pädagogen-Vorurteil gekämpft, es gäbe - sozusagen aus göttlicher Gerechtigkeit!? - die einen die nichts können und verstehen, aber dafür das 'pädagogische' Talent bekommen haben und die anderen, denen der Schöpfer, weil sie was können das pädagogische Talent verweigert hat!
Besonders unter den Altachtundsechzigern grassiert diese Idiotie epidemisch!
Dabei müsste sich inzwischen herumgesprochen haben, dass nur wer was kann das dann auch unterrichten sollte!
Dass es (eher selten!) Lehrer gibt, die so abgehoben sind, oder so früh und unbewusst ihr Können erworben haben, dass sie tatsächlich nicht unterrichten sollten ist gerade bei musikalischen Studien (etwa Klavierspiel) unbestritten!
Aber selbst für Anfänger ist ein Lehrer, der aus eigener Erfahrung weiss, wie sich gutes Klavierspiel anfühlt in aller Regel besser, als einer, der keine Tonleiter geradeaus spielen kann!
Hier werden allzu oft und zuweilen mit ideologischer Absicht die Begriffe 'notwendig' und 'hinreichend' verwechselt.
 
Dass es (eher selten!) Lehrer gibt, die so abgehoben sind, oder so früh und unbewusst ihr Können erworben haben, dass sie tatsächlich nicht unterrichten sollten ist gerade bei musikalischen Studien (etwa Klavierspiel) unbestritten!
Solche Lehrer gibt es - typischerweise "Naturtalente", die selber gar keine wirklichen Spiel- oder Lernprobleme kennen, dann (fast immer im Klassikbereich) als Spieler Oberliganiveau erreicht haben, jedoch aufgrund der Marktüberfüllung nicht genug Gigs kriegen und daher unterrichten müssen.

Um ein guter Lehrer zu sein, muss man sich auch ein Stück weit in die Probleme eines Anfängers oder 08/15-Schülers hineinversetzen können, und ist es gut, selber auch früher mal das eine oder andere Spielproblem gehabt und erfolgreich gelöst zu haben.

Ansonsten kann man zwar vielleicht gut vormachen und auch zielgenau sagen, was am Spiel des Schülers noch anders werden muss etc., aber die didaktisch-methodischen Mittel, um dem normalen Schüler zu zeigen, wie man ungünstige Gewohnheiten ab- und zweckmäßige antrainiert - und auch um "Technik" gut zu analysieren und das in gute Übe- und Spielanweisungen umzusetzen -, hat so jemand nicht in ausreichendem Maße.

Wohl jeder, der Musik studiert hat, kann von solchen Lehrenden, ob aus eigener Erfahrung oder aus Erzählungen anderer, berichten.

Aber wie gesagt, aus Sicht des normalen Schülers, der einen KL sucht, sind das völlig unbedeutende Randphänomene.
 
Ich denke, wir sind uns alle einig darüber, dass ohne fachliche Kompetenz niemand ein guter Lehrer sein kann. Wer nicht möglichst gut Klavier spielen kann und didaktisch-methodisch gut ausgebildet ist, Erfahrungen sammelt und immer wieder neugierig auf neue Erkenntnisse ist, kann kein guter Lehrer sein.

Gerade im methodischen Bereich gibt es allerdings kein Schwarz-Weiß! Und da kann es leider, wie gerade wieder erlebt, sein, dass ein Mathelehrer eine sehr gute Fachkompetenz hat, diese auch in seiner Didaktik gut vermitteln kann, aber leider genauso den Schülern ein Gefühl der Dummheit vermittelt, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Folge: die Klasse gerät unter Druck, bekommt Angst zu fragen und das steht dem Lernerfolg sehr entgegen. 2. Folge: der Klausurschnitt sinkt und sinkt.

Und solche Grauzonen gibt es jede Menge. Ich denke, dass ist es auch, was @Leoniesophie meinte, zumindest habe ich es so verstanden.

Liebe Grüße

chiarina
 
Generell "Gefühl der Dummheit vermitteln" -> schlecht. (Allerdings muss man auch sagen, dass heutige Menschen immer empfindlicher und narzisstisch verletzbarer werden, so dass immer mehr Leute keine klaren Worte, die überhaupt nicht "ad hominem" gemeint sind, mehr abkönnen und ständig gepampert werden wollen.)

An der RICHTIGEN STELLE punktuell Gefühl der Dummheit vermitteln -> GUT!
Denn der Schüler muss auch ab und zu sehr deutlich merken, dass das, was er da gerade veranstaltet hat, echt dumm war, damit er ausreichend Antrieb hat, es nun endlich mal zu ändern. Dieses Gefühl der Dummheit ist aber nur bezogen auf konkrete einzelne Verhaltensweisen - NIE jedoch darf der Lehrer den Schüler als generell minderbemittelt bezeichnen oder dastehen lassen!
Die Message muss in so einem Moment quasi lauten: "Du bist doch an sich ein helles Köpfchen und weißt diese Dinge doch eigentlich längst - warum hast Du dann das und das schon wieder gemacht / nicht gemacht?"
 
(Allerdings muss man auch sagen, dass heutige Menschen immer empfindlicher und narzisstisch verletzbarer werden, so dass immer mehr Leute keine klaren Worte, die überhaupt nicht "ad hominem" gemeint sind, mehr abkönnen und ständig gepampert werden wollen.)

Dass du diese Erfahrung im Gegensatz zu mir machst, könnte natürlich auch an deiner Vermittlung der klaren Worte liegen und nicht an dem Adressaten. :D:blume:
 
"Naturtalente", die selber gar keine wirklichen Spiel- oder Lernprobleme kennen, dann (fast immer im Klassikbereich) als Spieler Oberliganiveau erreicht haben, jedoch aufgrund der Marktüberfüllung nicht genug Gigs kriegen und daher unterrichten müssen.
Hasi, du bist doch sonst so ein heller Kopf. Willst du dieses buhuhu-Selbstmitleid-Totschlagargument wirklich vertreten? Es hat einen wahren Kern, aber der Grund für "Keine Gigs" besteht längst nicht nur aus Kern... Für gewöhnlich macht der (Kern) nur einen kleinen Prozentsatz der ganzen Frucht aus ;-)

Deine Aussage trifft auf die ganzen treuherzigen Musikstudenten zu, die warten, dass die Berliner endlich anrufen. So einer warst du sicher nicht.
 
Aber allein, dass man Worte wie 'Komfortzone' überhaupt erfunden hat und ständig gebraucht, zeigt doch dass @hasenbein doch nicht ganz unrecht haben kann!

Das habe ich auch nicht gesagt. Ich kann das auch gar nicht beurteilen, weil es meinen Erfahrungen widerspricht. Der Begriff der "Komfortzone" ist ja sehr unterschiedlich besetzt (z.B. Ängste überwinden, über seinen Schatten springen etc.)

Aber hasenbein hat gesagt, dass
heutige Menschen immer empfindlicher und narzisstisch verletzbarer werden, so dass immer mehr Leute keine klaren Worte, die überhaupt nicht "ad hominem" gemeint sind, mehr abkönnen und ständig gepampert werden wollen.
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Den Schluss, dass es ausschließlich am Adressaten liegt und nicht am Sender, wollte ich nicht unwidersprochen stehen lassen. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
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Stilblüte, klar, dass Leute sich zu wenig kümmern (Veranstalter kontaktieren, networken, gutes Infomaterial, durchdachte Programme etc.), ist natürlich AUCH ein Problem.

Aber selbst wenn jetzt auf einmal alle anfingen, diesbezüglich super an den Start zu kommen, würde das den meisten nichts nützen. Denn die Hochschulen produzieren schlicht und einfach zu viele Musiker. Der "Marktbedarf" gibt das in keinster Weise her.

Und woran liegt das wiederum? Weil Hochschulen in Wirklichkeit großteils Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Musiker sind. Es handelt sich um ein selbst-perpetuierendes und selbst-aufblähendes System, das mit der Außenwelt "Musikmarkt" wenig zu tun hat.
 
Ich denke, es gibt darauf mehrere Antworten. Eine ist, dass es kein starres Publikum gibt, das da ist und bespielt werden möchte, und wenn mehr Musiker als Publikum kommen, ist ein Überschuss da. Nein, ein Publikum kann auch generiert werden.

Die zweite und für mich entscheidende Antwort ist genau das, was du sagst, nämlich dass man sich selbst um seine eigene Karriere bemühen muss. Das dauert, braucht Geduld und Durchhaltevermögen, aber wenn man etwas kann, wird man auch immer irgendwo ankommen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Musiker, die weniger Förderung aus ihrem Umfeld erhalten, brauchen sicher länger, sind aber nicht ganz ausgeschlossen, wenn sie in der westlichen Welt leben.

Die dritte Antwort ist, dass doch viele Musiker irgendwie ein Auskommen finden, und also ihre Nische einnehmen. Ich denke z.b. gar nicht, dass es zu viele Instrumentallehrer gibt, sondern sie dasselbe Problem haben wie im Moment alle Menschen auf der Welt, dass sie nämlich in die Ballungszentren strömen. Dass es zu wenig Kulturförderung für Musikschulen gibt, und darum ein unfassbares Lohndumping herrscht, hilft natürlich auch nicht weiter... Aber wie oft lese ich hier im Forum, dass es keinen, oder zumindest keinen gescheiten Lehrer in der Region gibt!
 
Ich denke z.b. gar nicht, dass es zu viele Instrumentallehrer gibt, son

Der Beruf wurde so intensiv schlecht geredet und die Arbeitsbedingungen sind/waren für einen immerhin akademischen Beruf so sensationell mies, dass wir gegenwartig tatsächlich in etlichen Gegenden einem Mangel an Instrumentallehrern entgegenblicken!
Dazu kommt, dass die künstlerisch-pädagogischen Studiengänge inzwischen so voller Bei- und Nebenfächer sind, dass sie vielen ambitionierten 18/19-jährigen wenig attraktiv vorkommen!
Hinzu kommt noch eine andere Geschichte: ein sehr begabter junger Pianist, den ich glaubte auf eine AP vorzubereiten kam eines Tages zu mir und erklärte mir, dass er aus folgendem Grund nicht Musik studieren werde:
"Ich habe ein sehr gutes Abitur und bin für etliche wissenschaftliche Fächer ziemlich begabt. Ich werde so etwas studieren und dann an die Uni oder in die Wissenschaft gehen. Dann habe ich sowohl mehr Zeit zum Üben denn als Klavierlehrer und dazu wesentlich mehr Geld!" Ich musste ihm Recht geben und genauso wie geplant ist es dann gelaufen!
 
Ich vermute, viele Musiker stehen vor genau dieser Wahl. Wer sich dann gegen die Musik entscheiden kann, soll es tun.
Wir brauchen schließlich ein paar zahlungskräftige Musikliebhaber! :-D
 
Ne, die ganz Reichen zahlen für die harte Nummer! Klavierspielen können ist nämlich das einzige, was sie keinem abkaufen können :coolguy:
(*Ironiemodus auf 55,7%*)
 
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Ne, die ganz Reichen zahlen für die harte Nummer!

Es ist in der Tat erstaunlich, wie qualitätsunabhängig die Bezahlung von Klavierunterricht differiert. In deutschen Großstädten in den richtigen Kreisen werden satte dreistellige Beträge für nicht eben professorablen Unterricht erfolgreich aufgerufen, während nebenan in derselben Stadt kaum zweistellige Tarife bezahlt werden!
 
Schlenker zurück zur Kommunikation.

Ich möchte unverschnörkelte, aber wohlwollende* OFFENHEIT. Anders kann und will ich nicht arbeiten.


* Wohlwollend = Ich möchte nicht das Gefühl vermittelt bekommen, die Lehrkraft unterrichte nicht gern, sondern plage sich nur notgedrungen des Geldes wegen mit den doofen Anfängern (weil die plöhde Agentur böswillig nicht ausreichend lukrative Engagements beischafft, bei denen die Weltöffentlichkeit dem eigenen Genie gefälligst zu huldigen hat).
 

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