Komme nicht weiter

Damit meist Du, die Schumlerei wäre bei dir aufgeflogen (oder wäre dir aufgefallen). Oder würdest Du doch so einen Schüler rauswerfen.:-)

Sowohl als auch ;-)

Weil jede Phrase irgendwo hinführt. Ich denke die "Häppchen" sozusagen vom Ziel aus rückwärts.

Ja, das habe ich schon verstanden. Aber warum fängst du ausgerechnet von Hinten an? Wie machst du das denn bei einem unbekannten Stück, dass du noch nie gehört und gesehen hast?
Ich teile die Stücke auch in kleine Portiönchen auf, wenn ich sie auswendig lernen will. Aber damit ich das überhaupt tun kann, muss ich das Stück wenigstens ein Mal anspielen oder zumindestens gedanklich ein Mal durchgehen, um zu schauen wo z.B. Auftakte sind usw. Wenn ich dabei am Ende anfinge, könnte ich bestimmt keine Phrase genau zuordnen. Also irgendwie wäre das verwirrend.

Ist das Stück erst Mal aufgeteilt kann man natürlich Mal mitten drin, Mal am Ende üben. Das ist dann wirklich wurscht. Nur mit dem vom Ende her aufteilen, das will mir nicht einleuchten.

Selbst wenn die Klangvorstellung im Kopf ziemlich genau ist, musz man ueben, diese auch zu realisieren. Man spielt auf dem Klavier ja gewissermaszen im "Blindflug", da man den einmal erzeugten Ton nicht mehr aendern kann. Das heiszt, dasz die tonerzeugende Bewegung vor dem Erklingen stattfand und unkorrigierbar ist. Letztlich bleibt also bei hinterher festgestellter Mangelhaftigkeit nichts anderes als ein Verbessern durch Wiederholung.
Je erfahrener man ist, desto leichter funktioniert das natuerlich, aber ob nun Absoluthoerer oder nicht, ueben am Instrument musz jeder. :-D
Das Erstaunliche ist nur, dasz manche weder eine konkrete Klangvorstellung haben noch, falls sie eine haben, feststellen koennen, ob sie ihre Klangvorstellung realisiert haben (das sind die, die bei der Aufnahme des eigenen Spiels voellig ueberrascht sind, wie es klingt).
Jannis

Nein, Absoluthörer sollen auch ohne ein Instrument üben können. Die exakte Klangvorstellung im Kopf soll reichen und der Notentext soll damit als ausgeführt gelten. Ich kann mir das schon vorstellen. Es gibt teilweise Stücke, die mich so sehr bewegen, dass ich mir den Klang genau merken kann. Das ist in meinem Kopf wie eine Aufnahme, die ich abhöre. Da brauche ich auch nicht am Klavier zu üben. Wenn ich es doch mache, kommt manchmal vor, dass beim Lesen der nächsten Takte während dem Spielen die gelesenen Abschnitte parallel als "Klangaufnahme" im Kopf abgespult werden. Merkwürdigerweise betrifft es widerrum nur bestimmte Töne/ Abschnitte.
Ich bin allerdings hochsensitiv und falle damit so oder so aus dem "Normalprogramm" raus.

LG,

Fortepiano
 
Zuletzt bearbeitet:
Du hast völlig recht: in dieser Sonate gibt es nahezu nichts, was man getrennt üben müsste! Den 2. und 3. Satz sollten fortgeschrittene Schüler etwas langsamer als später nötig vom Blatt spielen (da ist alles harmonisch einfach und überschaubar), im 1. Satz kann (wenn nötig) das Oktavtremolo einzeln geübt werden dito die Doppelgriffe rechts; das Seitenthema mit den Kreuzgriffen ist einzeln zu üben völlig sinn- und nutzlos.
Erfahrungsgemäß bekommt man die Materie am besten im Wortsinne in den Griff, wenn man den Schwierigkeitsgrad der gespielten Literatur auf der Grundlage bereits gespielter Werke nach und nach steigert. Vor diesem Hintergrund sind die Begleitmuster und vergleichbare Abläufe entsprechender Werke bereits vertraut und das Üben mit Trennung der beiden Hände findet allenfalls punktuell statt. Das gilt natürlich nicht nur für op. 13, sondern auch für jede andere der 32 Beethoven-Sonaten.

LG von Rheinkultur
 
Wenn man immer vorne anfängt bis man rausfliegt, und dann wieder von vorne anfängt, bis man wieder rauskommt, in der Hoffnung, daß man es diesmal weiter schafft, dann kann man irgendwann den Anfang sehr gut, und das Ende am schlechtesten.
Erinnert an eine Spielrunde in "Dalli Dalli" aus den 1970ern und 1980ern mit der Aufgabenstellung "Bilden Sie einen langen Satz". Zwei Spieler verlängern innerhalb einer Minute einen Satz, indem sie den stets zu wiederholenden Worten am Ende ein neues hinzufügen. Innerhalb von einer Minute Spieldauer stehen die Chancen gut, in der Aufregung aus der Kurve zu fliegen. Trotzdem wird die "Dalli-Dalli-Methode" immer noch auch beim Klavierüben praktiziert - vielleicht braucht so mancher den Nervenkitzel, der sich beim Abarbeiten der Frage einstellt, wie weit man im aktuellen Durchgang kommt. Taugt zwar nix, aber man hat wenigstens nachher das Gefühl, geübt zu haben... .
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LG von Rheinkultur
 
Erinnert an eine Spielrunde in "Dalli Dalli" aus den 1970ern und 1980ern mit der Aufgabenstellung "Bilden Sie einen langen Satz". Zwei Spieler verlängern innerhalb einer Minute einen Satz, indem sie den stets zu wiederholenden Worten am Ende ein neues hinzufügen. Innerhalb von einer Minute Spieldauer stehen die Chancen gut, in der Aufregung aus der Kurve zu fliegen. Trotzdem wird die "Dalli-Dalli-Methode" immer noch auch beim Klavierüben praktiziert - vielleicht braucht so mancher den Nervenkitzel, der sich beim Abarbeiten der Frage einstellt, wie weit man im aktuellen Durchgang kommt. Taugt zwar nix, aber man hat wenigstens nachher das Gefühl, geübt zu haben... .
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LG von Rheinkultur
Kann ich nur bestätigen (als Ahnungslose, versteht sich) Meine Kinder üben am liebsten so ... und wundern sich immer, dass sie nicht weiterkommen. Setze ich sie aber auf den Hosenboden und lasse sie die einzelnen Phrasen (oder schlimmer noch, einzelne Takte) üben ... man glaubt nicht, was denen alles an Gegenargumenten einfällt um nicht denken zu müssen!
 
wie weit man im aktuellen Durchgang kommt.
Da fällt mir eine Begebenheit aus den 80ern in der Muho Stgt ein.
Ein Übetier asiatischer Provenienz war bekannt für sein Durchspielüben und übte an einem längeren Bach-Choralvorspiel mit C.f. im Baß.
Wie auch immer, einer der Studenten versteckte sich in der Orgel und jedesmal, wenn nach ausgedehntem Manualitervorspiel der Pedaleinsatz kann, zog er deutlich zu früh an der Abstrakte des einsetzenden Pedaltones, sodaß der Übende abbrach und erwartungsgemäß erneut von vorne begann.
Dieses Spielchen wiederholte sich einige Male, bis der dann irgendwann verzweifelt und entnervt das Weite suchte.
Toni
 
Erinnert an eine Spielrunde in "Dalli Dalli" aus den 1970ern und 1980ern mit der Aufgabenstellung "Bilden Sie einen langen Satz". Zwei Spieler verlängern innerhalb einer Minute einen Satz, indem sie den stets zu wiederholenden Worten am Ende ein neues hinzufügen. Innerhalb von einer Minute Spieldauer stehen die Chancen gut, in der Aufregung aus der Kurve zu fliegen. Trotzdem wird die "Dalli-Dalli-Methode" immer noch auch beim Klavierüben praktiziert - vielleicht braucht so mancher den Nervenkitzel, der sich beim Abarbeiten der Frage einstellt, wie weit man im aktuellen Durchgang kommt. Taugt zwar nix, aber man hat wenigstens nachher das Gefühl, geübt zu haben... .
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LG von Rheinkultur

Jemand der so übt, spielt noch nicht Mal nach Noten, sondern nutzt sie als Erinnerungsstütze für das motorische Gedächtnis. Denn wenn man tatsächlich Noten liest und das Geschriebene umsetzt, kann man an einer x- beliebigen Stelle im Notentext beginnen.

Mir sagte Mal eine promovierte Musikwissenschafterin, kaum jemand könne tatsächlich Noten flüssig lesen, sondern die meisten spielten aus dem Gedächtnis. Vom Blatt spielen könne deshalb kaum jemand, sondern nur Komponisten.
Ich konnte das kaum glauben. Aber wenn ich hier manche Kommentare so lese, überkommt mich das Gefühl, dass sie Recht haben könnte.

Kann ich nur bestätigen (als Ahnungslose, versteht sich) Meine Kinder üben am liebsten so ... und wundern sich immer, dass sie nicht weiterkommen. Setze ich sie aber auf den Hosenboden und lasse sie die einzelnen Phrasen (oder schlimmer noch, einzelne Takte) üben ... man glaubt nicht, was denen alles an Gegenargumenten einfällt um nicht denken zu müssen!

Dann sind deine Kinder (noch) nicht sicher genug im Noten Lesen. Würde ich unbedingt dem KL mitteilen. Eigentlich sollte ein KL von sich aus darauf achten und Gegenmaßnahmen ergreifen.

LG,

Fortepiano
 
Muss man das so verstehen, dass Deine Schüler ihre Stücke auch nach ausgiebigem Üben noch von den Noten ablesen müssen? Und wenn Du die Noten wegnimmst, dürfen sie nicht weiter wissen?
(ernstgemeinte Frage)
 
Muss man das so verstehen, dass Deine Schüler ihre Stücke auch nach ausgiebigem Üben noch von den Noten ablesen müssen? Und wenn Du die Noten wegnimmst, dürfen sie nicht weiter wissen?
(ernstgemeinte Frage)

Nein, wie kommst du darauf? Sie sollen doch die Stücke BEWUSST auswendig lernen.

Wir gehen das neue Stück erst durch, dann spielen wir, dann teilen wir es auf, dann lernen sie die Abschnitte auswendig. Dabei sollen sie kreuz und quer spielen, irgendwo mittendrin anfangen, zum Anfang oder Ende hüpfen. Außerdem habe ich ganz viele Arbeitsblätter zum getrennten Prima Vista Spiel und ich lasse sie auch Mal selbst ein Paar Töne klimpern und aufschreiben.
Jemand, der keine Noten lesen kann, ist dabei schlicht und ergreifend aufgeschmissen. Solche SchülerInnen wollen auch freiwillig nicht bei mir lernen. Ein Glück für mich :-)

LG,

Fortepiano
 
Dann sind deine Kinder (noch) nicht sicher genug im Noten Lesen. Würde ich unbedingt dem KL mitteilen. Eigentlich sollte ein KL von sich aus darauf achten und Gegenmaßnahmen ergreifen.
Kind 2 kann es schon, aber wenn er nicht muss, dann tut er das natürlich auch nicht. Er krieg das Stück von der Lehrerin einmal vorgespielt damit er sagen kann, ob es gefällt und dann muss er selber. Wenn man ein langes Gedicht 10 Mal vorließt, dann ließt man es doch auch eher, als dass man es auswändig kann. Ich verstehe jetzt das Problem nicht. Klar ist es Gedächtnisstütze.
Wenn er nicht weiter kommt, tut er sich allerdings schwerer an dem betreffenden Takt einzsteigen, weil dann der Fluss weg ist. (Wäre beim Gedicht auch nicht anders und ist spaßbefreit - wenngleich manchmal notwendig) Das heißt nicht, dass er es nicht kann, aber nur mit reichlich Gemaule - Pubertier halt!
 
Nein, Absoluthörer sollen auch ohne ein Instrument üben können. Die exakte Klangvorstellung im Kopf soll reichen und der Notentext soll damit als ausgeführt gelten. Ich kann mir das schon vorstellen. Es gibt teilweise Stücke, die mich so sehr bewegen, dass ich mir den Klang genau merken kann. Das ist in meinem Kopf wie eine Aufnahme, die ich abhöre. Da brauche ich auch nicht am Klavier zu üben.

Ich verstehe Dich nicht. Was soll das heiszen "Die exakte Klangvorstellung im Kopf soll reichen und der Notentext soll damit als ausgeführt gelten"? Also fuer mich ist Klavierspielen immer noch eine "klangpraktische" Taetigkeit. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dasz ich nicht trotzdem beim Lesen einer Partitur zu Traenen geruehrt sein koennte. Ja, das kommt vor! Wenn ich allerdings selbst Klavier spiele, passiert mir das nicht. Wahrscheinlich bin ich dann zu beschaeftigt.
Ich musz aber tatsaechlich am Klavier trotz genauer Klangvorstellung ueben. V.a. wenn ich ein unbekanntes Instrument mit unbekannter Akustik vor mir habe und sich beides als heikel herausstellt, musz ich sogar sehr sorgfaeltig ueben, um meine Klangvorstellung rein praktisch zu realisieren. Wenn Dir natuerlich die theoretische Ausfuehrung reicht, ja dann...ist allerdings auch keine Kommunikation mit dem Publikum moeglich.:denken:
Jannis
 
Nein, Absoluthörer sollen auch ohne ein Instrument üben können. Die exakte Klangvorstellung im Kopf soll reichen und der Notentext soll damit als ausgeführt gelten. Ich kann mir das schon vorstellen.
Kleine Anmerkung:
Also ich stimme dir ja bei vielem zu was du sagst, aber ich sehe nicht, weswegen eine "möglichst exakte Klangvorstellung" absolutes Gehör als notwendige Bedingung haben sollte. Nach meiner Erfahrung im Bekanntenkreis vereinfacht ein absolutes Gehör scheinbar die Fähigkeit sich Musik vorzustellen, aber auch Realtivhörer können dies (wie ich an mir und auch an Bekannten feststelle) mit Übung erlernen, wobei hier nach meinem Empfinden das größte Hindernis ist, dass die Notenschrift "absolut" und nicht "relativ" ist, und man sich somit einer sehr, sehr hohen Menge musikalischer Zusammenhänge bewusst werden muss, bis man sich diese intuitiv vorstellen kann.
 

Ich habe gerade wegen eines anderen Themas mit meiner Klavierlehrerin telefoniert. Sie sagt: von vornerhein so üben, dass Harmonien, Melodieverläufe etc. bekannt sind, und diese von vornherein auch beim langsamen Üben herausarbeiten. Macht ja auch mehr Spaß, weil es gleich anfängt zu klingen. Das geht dann aber nur, wenn man beidhändig übt.
Als ich in meiner lang verflossenen Jugend Unterricht hatte, wurde ein anderes System gelehrt: erst die Technik, dann der Ausdruck.
 
Kind 2 kann es schon, aber wenn er nicht muss, dann tut er das natürlich auch nicht. Er krieg das Stück von der Lehrerin einmal vorgespielt damit er sagen kann, ob es gefällt und dann muss er selber. Wenn man ein langes Gedicht 10 Mal vorließt, dann ließt man es doch auch eher, als dass man es auswändig kann. Ich verstehe jetzt das Problem nicht. Klar ist es Gedächtnisstütze.
Wenn er nicht weiter kommt, tut er sich allerdings schwerer an dem betreffenden Takt einzsteigen, weil dann der Fluss weg ist. (Wäre beim Gedicht auch nicht anders und ist spaßbefreit - wenngleich manchmal notwendig) Das heißt nicht, dass er es nicht kann, aber nur mit reichlich Gemaule - Pubertier halt!

Ich persönlich finde es nicht richtig, als Kl dem Schüler neue Stücke vorzuspielen. Da hat der Schüler gar keine Chance selbst eine Klangvorstellung über den Notentext zu entwickeln, weil er sie ja schon vorgegeben bekommt. Um bei deinem Vergleich zu bleiben: was meinst du, wie lange deine Kinder für das Lesen Lernen in der Schule gebraucht hätten, wenn die Lehrerin jedes Gedicht vorgelesen hätte, bevor es die Kinder tun?
Und ich finde nicht, dass beim Vorlesen eines Gedichts wegen dem fehlendem Fluss von Anfang an begonnen wird, wenn man sich verhaspelt, sondern eher an der Stelle, an der man sich verhaspelt hat.
Na ja, wenn euch der Unterricht so reicht, ist doch alles gut.

Ich verstehe Dich nicht. Was soll das heiszen "Die exakte Klangvorstellung im Kopf soll reichen und der Notentext soll damit als ausgeführt gelten"? Also fuer mich ist Klavierspielen immer noch eine "klangpraktische" Taetigkeit. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dasz ich nicht trotzdem beim Lesen einer Partitur zu Traenen geruehrt sein koennte. Ja, das kommt vor! Wenn ich allerdings selbst Klavier spiele, passiert mir das nicht. Wahrscheinlich bin ich dann zu beschaeftigt.
Ich musz aber tatsaechlich am Klavier trotz genauer Klangvorstellung ueben. V.a. wenn ich ein unbekanntes Instrument mit unbekannter Akustik vor mir habe und sich beides als heikel herausstellt, musz ich sogar sehr sorgfaeltig ueben, um meine Klangvorstellung rein praktisch zu realisieren. Wenn Dir natuerlich die theoretische Ausfuehrung reicht, ja dann...ist allerdings auch keine Kommunikation mit dem Publikum moeglich.:denken:
Jannis

Interessant, dass du dich als Maßstab aller Klavierspieler definierst.

Kleine Anmerkung:
Also ich stimme dir ja bei vielem zu was du sagst, aber ich sehe nicht, weswegen eine "möglichst exakte Klangvorstellung" absolutes Gehör als notwendige Bedingung haben sollte. Nach meiner Erfahrung im Bekanntenkreis vereinfacht ein absolutes Gehör scheinbar die Fähigkeit sich Musik vorzustellen, aber auch Realtivhörer können dies (wie ich an mir und auch an Bekannten feststelle) mit Übung erlernen, wobei hier nach meinem Empfinden das größte Hindernis ist, dass die Notenschrift "absolut" und nicht "relativ" ist, und man sich somit einer sehr, sehr hohen Menge musikalischer Zusammenhänge bewusst werden muss, bis man sich diese intuitiv vorstellen kann.

Also warum, absolutes Gehör eine Bedingung für die exatkte Klagvorstellung ist, ist doch wohl klar. Absoluthörer, wie der Name schon sagt, hören absolut und können die Töne als eine exakte Kopie im Erinnerungsspeicher ablegen, während Relativhörer die Töne eher als Gesang oder Summen abspeichern bzw. in Erinnerung reproduzieren.

Bei Absoluthörern werden während dem Lesen eines Notentextes nicht nur Gehirnareale aktiv, die für die visuelle Wahrnhemung, sondern auch die für die Akustik und Motorik zuständig sind. Umgekehrt beim Hören von Musik, wird sowohl die akustische, als auch visuelle und die haptische Wahrnehmung aktiviert. Das ist ähnlich wie bei Hochbegabten. Sie nutzen auch Gehirnareale, die bei einem durchschnittsintelligenten Menschen nicht für die entsprechende Tätigkeit zuständig sind.

Ich bin kein Nierobiologieprofessor und habe das so nur in einem Seminar Mal gelernt. Allerdings kann ich bestimmte Dinge auch bestätigen. Vllt sind deine Bekannten latente Absoluthörer?

LG,

Fortepiano
 
Als ich in meiner lang verflossenen Jugend Unterricht hatte, wurde ein anderes System gelehrt: erst die Technik, dann der Ausdruck.
Entsetzlicherweise denken ja auch heute noch viel zu viele so - sowohl Schüler als auch Lehrer!

Neinneinneinnein! Technik ist ohne "Ausdruck" (also ohne einen möglichst konkreten und emotionsgespeisten Klangwillen) nicht denkbar.
Das angestrebte Klangziel (in Hinblick auf Dynamik, Tempo, Artikulation, Härte / Weichheit etc.) hat unmittelbaren und ganz zentralen Einfluß darauf, wie die Tonerzeugungs-Bewegungen ausgeführt werden.

"Technik ohne Ausdruck" bedeutet, dass man gänzlich unpassende und unmusikalische Muster in seinen Körper einprogrammiert. Daraus resultiert typisches, sofort beim Hören erkennbares unbeholfenes einsteiger- bzw. amateurhaftes Spiel; der betreffende Spieler denkt oft, "er könne es halt nicht besser", weil er "halt noch nicht so weit" oder "eben nicht so begabt" sei. Oder bei selbstsicheren Typen ein zwar "sicheres" Spiel, das aber völlig gefühllos rüberkommt und oft ein gewissermaßen machohaftes "Hier, bittesehr, KANN ICH!" impliziert.

Natürlich muss man im Übeprozess auch mal Vereinfachungen vornehmen bzw. sich auf bestimmte Parameter auf Kosten anderer konzentrieren; dies muss aber auf die richtige Weise geschehen und stets so musikalisch wie möglich sein.

LG,
Hasenbein
 
Was die Klangvorstellung von Absoluthörern angeht, muss ich mal - als Betroffener :-D - ein paar Sachen richtigstellen.

Auch als Absoluthörer hat man ohne Übung keine brauchbare Klangvorstellung, wenn man eine Partitur vor sich sieht. Das Absoluthören gilt zunächst mal nur für einzelne Töne außerhalb ihres musikalischen Zusammenhangs. Schon ein einfacher Akkord wird beim Lesen nicht automatisch als Klang wahrgenommen (und schon gar nicht in seiner musikalischen Funktion), sondern einfach als mehrere Einzeltöne. Um den Akkord als Akkord zu "hören", braucht es schon entsprechende Erfahrung - man muss den Akkord bereits kennen. Um eine Abfolge von Akkorden sinnvoll zu hören und deren Spannungsverhältnis sofort zu erfassen, braucht man neben Erfahrung auch reichlich Hintergrundwissen (z.B. Kadenzmodelle). Das gilt erst recht für Parameter wie Rhythmik, Metrik, Phrasierung, Dynamik, Klangfarbe etc.

Ich glaube überhaupt nicht, dass es einen großen Unterschied zwischen Absoluthörern und Relativhörern gibt - der einzige ist, dass Relativhörer einen Bezugspunkt brauchen, um eine Partitur innerlich in der richtigen Tonart hören zu können. Alles andere ist nichts weiter als Übung und Erfahrung. Ich kenne einen sehr guten Dirigenten, der kein Absoluthörer ist und dennoch eine ungeheuer präzise Klangvorstellung hat, wenn er ein Notenbild sieht. Mag sein, dass man das als Absoluthörer etwas schneller lernt - aber bei dem, was man als Musiker ohnehin alles lernen muss, fällt das kaum ins Gewicht.
 
Ich bin kein Nierobiologieprofessor und habe das so nur in einem Seminar Mal gelernt.
Das macht nichts, denn die sind so selten, dass man sie eigentlich nie antrifft :lol::lol::lol:

Literaturnobelpreisträger Pasternak hörte als Jugendlicher den Nachbarn seines Vaters musizieren und komponieren, das hatte ihn sehr beeindruckt und er wollte ebenfalls Musiker werden - aber er gab das auf, weil er kein absolutes Gehör hatte. Der Nachbar war ein Klavier- und Kompositionsprofessor, dessen 10 Klaviersonaten sehr berühmt geworden sind :super: ebenso ist sein mystischer Akkord berühmt geworden - Absoluthörer allerdings war der Nachbar keiner :-D
 
Ich glaube überhaupt nicht, dass es einen großen Unterschied zwischen Absoluthörern und Relativhörern gibt - der einzige ist, dass Relativhörer einen Bezugspunkt brauchen, um eine Partitur innerlich in der richtigen Tonart hören zu können. Alles andere ist nichts weiter als Übung und Erfahrung. Ich kenne einen sehr guten Dirigenten, der kein Absoluthörer ist und dennoch eine ungeheuer präzise Klangvorstellung hat, wenn er ein Notenbild sieht. Mag sein, dass man das als Absoluthörer etwas schneller lernt - aber bei dem, was man als Musiker ohnehin alles lernen muss, fällt das kaum ins Gewicht.

Und das weißt du woher? Nichts für ungut, aber ich vertraue schon Dozenten an der Uni mehr als eigenen Theorien eines User hier ;-)Du hast doch gar keinen Vergleich. Man ist entweder Absolut- oder Relativhörer. Sprich es ist wird schwierig für dich, dich in die Haut einer Relativhörers zu versetzen, um seine Klangvorstellung zu erleben. Das wäre ja schön, wenn man sich das absolute Hören antrainieren könnte, bleibt jedoch bei Lichte betrachtet, eine Illusion.

@rolf, jetzt kannst du dich den ganzen Tag über meinen Verschreiber amüsieren! Schön, dass ich dir eine Freude machen konnte :bye:

LG,

Fortepiano
 
Nur mal eingeschoben: Woher soll ein Absoluthörer wissen, wie ein Kringel auf der ersten unteren Hilfslinie beim Violinschlüssel zu klingen hat, wenn er es nie gelernt hat?

Absolutes Gehör zur Wiedererkennung einer bestimmten Tonhöhe, schön und gut, aber die Verbindung des Klangs zu den Notennaben oder dem Notenbild muß er genauso lernen, wie jeder Andere auch.

Um aus einem Notenbild eine Klangvorstellung zu entwickeln muß man nun wirklich kein Absoluthörer sein.
 
Nur mal eingeschoben: Woher soll ein Absoluthörer wissen, wie ein Kringel auf der ersten unteren Hilfslinie beim Violinschlüssel zu klingen hat, wenn er es nie gelernt hat?

Absolutes Gehör zur Wiedererkennung einer bestimmten Tonhöhe, schön und gut, aber die Verbindung des Klangs zu den Notennaben oder dem Notenbild muß er genauso lernen, wie jeder Andere auch.

Um aus einem Notenbild eine Klangvorstellung zu entwickeln muß man nun wirklich kein Absoluthörer sein.

Ich habe an keine Stelle behauptet, dass es sich anders verhält. Natürlich hat auch ein Relativhörer irgendeine Klangvorstellung. Aber sie soll eben nicht so genau wie beim Absoluthörer sein.

Ich finde, wir sprengen hier schon länger den Rahmen des Themas dieses Threads.
Weitere Diskussion gerne per PN oder vllt einen eigenen Thread dafür aufmachen, halte ich für eine gute Alternative.

LG
 

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