Kleiderordnung auf der Bühne

Im Konzertsaal sollte er dem Ambiente des Hauses angemessen gekleidet sein. Ein Dirigent mit Frack in einem Pfarrheim ist eher lächerlich. Auch wenn er Karajan heißt.

Hi fisherman,

Ich sehe das anders. Wenn Karajan in einem Konzertsaal auftritt, kann er sich leisten, in T-Shirt und Jeans die Bühne zu betreten. Er wird sich aber vermutlich auch 500 Euro Jeans anziehen.

Ein kleines Konzert von Amateuren in einem Gemeindehaus sieht leicht nach einem Schülervorspiel aus, wenn die Kleidung zu leger ist. Gerade weil es ein kleines Konzert in einer kleinen Gemeinde ist, brauchen die Besucher das Gefühl, dass sie Teil eines Großereignisses sind, schließlich sollen sie doch Geld locker machen. Außerdem kommen viele Kirchenangehörige zu Kirchenereignissen gerne in Sonntagskleidung. Wenn die Besucher feiner gekleidet sind als die Spieler, ist es schon peinlich, vor allem, weil man damit den Besuchern signalisiert, dass man sie nicht ernst nimmt. Es muss ja nicht gleich Abendkleid und Frack sein, was zu fein wäre und somit auch peinlich, weil das zu übertrieben egozentriert und selbstverliebt aussieht. Eine angemessen feine Kleidung ist gerade bei Amateuren wichtig, damit sie sich wohl auf der Bühne fühlen können.
 
Also was hier alles diskutiert wird. Habt ihr schon die eben durch Destenay verlinkte Kritik über das Konzert von Jörg Demus im Goetheanum gelesen;-)?
Herrlich! Demus hatte schwarze Schuhe an, ich meine eine grau schwarze dunkle Hose und Kittel wahrscheinlich aus Seide, kann im Koffer ganz klein zusammengelegt werden. Dazu ein weises Hemd mit feinen Streifen, um den Hals eine goldig farbige Krawatte aus Seide.
Meinem Sohn vielen die Schuhe auf, es waren angeblich Reebok Sportschuhe :super::lol::lol::lol:
Währe er auffallend angezogen gewesen, dann hätte ich es bemerkt.:-)
 
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Du machst mich neugierig: woher weiß man denn, daß Diogenes sich mit einem Kartoffelsack bekleidet hat? Übrigens kann ich als altbackenen Klassikkonzerthörer bzw. Opernhörer den Dirigenten in der Regel gar nicht sehen. Findet es dennoch Deine Zustimmung, daß ich ihn toll finde, sofern er seine Sache gut macht? Und könnte es sein, daß Deine An- und Einsichten zu Konzerten eher spekulativer Natur sind?

Ich wüsste nicht, jemals geschrieben zu haben, das Diogenes einen Kartoffelsack trug, es entzieht sich meiner Kenntnis.

Warum fühlst du dich als "altbackenen" Konzerthörer angesprochen? Es war einfach eine überspitzt formulierte Bemerkung und das Altbacken sollte die Lächerlichkeit, wohlgemerkt in meinen Augen, wiederspiegeln, sich an irgendwelche Kleiderordnungen zu halten. Wir sprechen hier nicht von Auftritten in einer Philharmonie oder dergleichen. Ursprünglich ging es um ein schlichtes Claviotreffen unter gleichgesinnten.

An meiner Zustimmung sollte es dir eher nicht liegen, es obliegt ganz dir, die Leistung des "Meisters" zu beurteilen.

"eher spekulativ" hmmm ich befinde mich noch im Embryonenstatus, kann sein das man es mal in Erwägung zieht. Aber diese Aussage beruht eh auf einer etwas verfälschten Interpretation deinerseits.

LG lustknabe
 
Heiliger Kartoffelsack, es ist immer wieder erstaunlich, über was für Themen hier Diskussionen entbrennen.

Wie wäre mal ein Diskurs über die Unterschiede in der Sinnhaftigkeit zwischen Schnürschuhen, solchen mit Riemchen, Klettverschluss oder Zugband? Da kann man sicher hunderte Seiten füllen, was Effizienz, Kosten, Nachhaltigkeit, Stil und Anlässe angeht. Auch die Farbe, Material und Größe kann man gut Diskutieren.

Liebster Fisherman, ich weiß natürlich auch, dass es Jeans gibt, die feiner als die meisten Anzughosen sind (ich bitte dich, ich bin eine Frau). Wenn man sämtliche Jeans der Welt allerdings auf eine Durchschnittsjeans zusammenbastelt, wird sie vermutlich weniger klavierabendtauglich aussehen als eine entsprechend anders geartete Hose.
Selbiges gilt natürlich für T-Shirts. Wobei man ja auch erstmal ein paar Seiten für die Definition des T-Shirts ansich anzetteln könnte. Vielleicht ist es ja sowas ähnliches wie ein Pullover, nur mit dünnerem Stoff und kurzen Ärmeln. Wenn man nun ein entsprechendes Material und einen Schnitt wählt, hat man ein superelegantes T-Shirt. Man könnte auch bei einer Bluse die Ärmel und den Kragen abschneiden, hat man dann auch ein T-Shirt?
Das Durchschnitts-T-Shirt allerdings (Schlabbrig, leicht verwaschen, abbläternde Schrift "New York" vorne drauf) hat auf einer Konzertbühne nichts verloren.

Ich schätze, um den Schottenrock wirst du leider nicht herumkommen, trotz Silbereisen und Verkühlungsgefahr. Wir wollen schließlich sehen, wie man sich heutzutage frisch und frei, konventionslos und anti-konservativ anzieht!

Also mei, ziehts halt an was ihr wollt, mein Hinweis sollte eigentlich nur eine Erinnerung an diejenigen sein, die dazu neigen, Dinge zu vergessen, die sie eigentlich sowieso in den Koffer packen wollten.

Womit das Thema, das eigentlich nie eines war, nun auch für mich erledigt ist :lol::blöd:
 
Infinity, ich kann Deinen Gedanken nachvollziehen, ziehe aber eher gegenteilige Schlüsse. Ich bin allerdings auch weit vom Konzertieren entfernt. MIR würde festliche Kleidung einen hohen Erwartungsdruck bescheren.

Ansonsten bin ich gerne bereit, Deiner Ansicht zu folgen. Bis auf die Tatsache, dass SAUBERE Jeans (schwarz?) und ein SAUBERES Shirt (weiß?) durchaus festlich sein können und vor allem dem Rahmen eher angemessen sind als das andere Extrem.

T-Shirt - das ist in der Damenmode inzwischen nicht mehr aus Baumwolle und kostet gerne auch mal 200,- €. Helene Grimaud trägts zum Hosenanzuug in Baden-Baden. Auch die Vorstandsvorsitzende bei der jährlichen HV. Und, und, und.

Lassen wirs gut sein - ich denke ohnehin, dass die meisten (Stilblüte incl!!!!) das Gleiche meinen, aber die Wortwahl teilweise unglücklich ist, bzw. meine Erbsenzähleritis heute halt recht ausgeprägt. Das macht der Grippekopf.
 
Ich schätze, um den Schottenrock wirst du leider nicht herumkommen, trotz Silbereisen und Verkühlungsgefahr. Wir wollen schließlich sehen, wie man sich heutzutage frisch und frei, konventionslos und anti-konservativ anzieht!
Also, ich bin auch dafür, dass Fischi im Schottenrock und einer seidenen Bluse kommt. Hätte auch gern, dass er dicke wadenhohe Strümpfe anhat, welche seine Waden gut zur Geltung kommen lassen. Bitte aber keinen Dudelsack.
 

Ich wüsste nicht, jemals geschrieben zu haben, das Diogenes einen Kartoffelsack trug, es entzieht sich meiner Kenntnis.

Nun, du hast geschrieben:

wäre er, ähnlich wie einst Diogenes in der Tonne, einfach schlicht mit einem Kartoffelsack bekleidet?


Falls Du Dich jetzt auf das "ähnlich" zurückziehst, modifiziere ich meine Frage gerne: Woher weißt Du, o neubackener Lustknabe, daß Diogenes eine kartoffelsackähnliche Bekleidung trug?

Wir sprechen hier nicht von Auftritten in einer Philharmonie oder dergleichen. Ursprünglich ging es um ein schlichtes Claviotreffen unter gleichgesinnten.

Gewiß, soviel ist mir schon klar geworden. Nun bleibt nur noch zu klären, aus welchem triftigen Grund man einem ausdrücklichen Wunsch der Veranstalterin nicht nachkommen sollte respektive ihn zum Gegenstand einer Debatte machen sollte, nochdazu wenn selber gar nicht zu den Teilnehmern gehört. Sicher hast Du auch dazu einen Hinweis, der ebenso plausibel ist wie alles, was Du bisher dazu gesagt hast.

Altbackene Grüße!
 
Ahh, Stilblüte; ich hab Dich in Deiner Intention schon richtig verstanden. Und ich hoffe, Du bist mir nicht gram, erst recht, weil ich ganz normal komme...

Aber Du sagst Dinge, die diskussionswürdig sind. Nicht um Dich in Frage zu stellen, sondern weil diese Sachen wohl auch zum Gedankengut vieler Klassikfreaks gehören:
Das Durchschnitts-T-Shirt allerdings (Schlabbrig, leicht verwaschen, abbläternde Schrift "New York" vorne drauf) hat auf einer Konzertbühne nichts verloren.
Und daher stelle ich - keine Kritik - die ernstgemeinte Frage: Warum?

Ich weiß , was kommt: Respekt vor der Kunst, Respekt vor dem Publikum. Nun, das Publikum ist mächtig - wenn es sich am Schlabbershirt stört, kommt es nicht wieder. Ganz einfach. Demokratie und Marktmechanismus.
Respekt vor der Kunst: Muss also ein Brecht-Rezitator einen Anzug tragen (BB rotiert im Grab). Oder muss er gar - in Sack und Asche - dem Proletariat seine Referenz erweisen?

So what? Woher kommt diese Denke, die es m.W. nur im Bereich der E-Musik gibt (was sich einige Jungs flugs zunutze machen und den salonfähigen Revoluzzer geben: Garrett u.a.)

Bitte mal gucken: Mein Gott, die Schweißflecken! Und die Mützen! Die ganze Haltung!!!! Aber was für ein Konzert!

Ich sag ganz frech: Kleiderfragen und - diskussionen sind einfach "Gepupse"! Wer gut (und frei!!!!) ist - in Kunst wie Wirtschaft - kann tun und lassen, was er will. Wer nicht gut und nicht frei ist, kann/muss sich kostümieren.
 
Ich weiß schon fishi, du hättest am liebsten bestimmt diese Jeans:
painted-jeans.jpg
 
Falls Du Dich jetzt auf das "ähnlich" zurückziehst, modifiziere ich meine Frage gerne: Woher weißt Du, o neubackener Lustknabe, daß Diogenes eine kartoffelsackähnliche Bekleidung trug?

Nö habe ich nicht nötig...

so noch einmal für die, wo scheinbar die altbackene Starre der Überheblichkeit einsetzt:

Ob die ganzen altbackenen Klassikkonzerthörer, den Pianisten oder Dirigenten, immer noch so toll finden würden, wäre er, ähnlich wie einst Diogenes in der Tonne, einfach schlicht mit einem Kartoffelsack bekleidet?

Haptsatz: "Ob die ganzen altbackenen Klassikkonzerthörer, den Pianisten oder Dirigenten, immer noch so toll finden würden, wäre er, einfach schlicht mit einem Kartoffelsack bekleidet?"

Nebensatz: "ähnlich wie einst Diogenes in der Tonne"
 
Hi fisherman,

Ich sehe das anders. Wenn Karajan in einem Konzertsaal auftritt, kann er sich leisten, in T-Shirt und Jeans die Bühne zu betreten. Er wird sich aber vermutlich auch 500 Euro Jeans anziehen.

Ein kleines Konzert von Amateuren in einem Gemeindehaus sieht leicht nach einem Schülervorspiel aus, wenn die Kleidung zu leger ist. Gerade weil es ein kleines Konzert in einer kleinen Gemeinde ist, brauchen die Besucher das Gefühl, dass sie Teil eines Großereignisses sind, schließlich sollen sie doch Geld locker machen. Außerdem kommen viele Kirchenangehörige zu Kirchenereignissen gerne in Sonntagskleidung. Wenn die Besucher feiner gekleidet sind als die Spieler, ist es schon peinlich, vor allem, weil man damit den Besuchern signalisiert, dass man sie nicht ernst nimmt. Es muss ja nicht gleich Abendkleid und Frack sein, was zu fein wäre und somit auch peinlich, weil das zu übertrieben egozentriert und selbstverliebt aussieht. Eine angemessen feine Kleidung ist gerade bei Amateuren wichtig, damit sie sich wohl auf der Bühne fühlen können.

wichtig bei so einem Konzert ist, dass man anhand von einem Kleidungstück ein Zeichen setzt von einer gewissen Feierlichkeit. Jeans Hosen kein Problem, eine schöne Jacke oder eleganter Pullover etc.reicht vollkommen.Kommt man zu elegant, kann es peinlich wirken, vor allem dann, wenn man alleine dasteht und die Gefahr ist gross.
Kommt ein Amateur Pianist zu snobistisch und liefert ein erbärmliches Spiel, dann wird es peinlich.
 
Fishi, du weißt doch, dass ich dir nicht böse bin :kuscheln:

Und ich weiß auch, worauf du hinaus willst. Aber ich glaube, du lässt ein paar Gedanken aus.

Warum trägt man zur Hochzeit meistens Kleid + Frack?
Warum bei der Beerdigung schwarz?
Warum bei der Bewerbung ordentliche Klamotten?
Warum gib es eigentlich Karneval / Fasching / Halloween / Sankt Martin / Heilige 3 Könige / Oktoberfest / sonstige Verkleidungsanlässe?

Ich sehe schoon viele Gründe, die für eine gewisse Kleiderordnung sprechen, mal überlegen...

1. Erwartungen erfüllen und niemanden vergraulen (falls man nicht mit anderen überzeugenden Überraschungen aufwarten kann, z.B. herausragend gut ist, was ich nicht bin und auch kein anderer, der spielt)
2. Gewohnheit erzeugen: Konzert => Klamotte => richtiges Feeling
3. Dazu passt: Es fällt manchmal leichter, wenn man sich ein anderes "Menschenkostüm" anzieht, in eine bestimmte Rolle zu schlüpfen. In dem Fall die des Künstlers. Wenn ich mit Abendkleid auf der Bühne stehe, bin ich jemand anderes als im Schlafanzug, in Jeans oder im Badeanzug oder ganz ohne. Das ist kein Verstellen - das bin alles ich. Mehrere Seiten von mir!
4. Schöne Kleidung ist ästhetisch und gefällt mir.
5. Das Auge isst mit. Schonmal das Essen im Gourmet-Restaurant püriert als Brei eingenommen?

Ich weiß schon, die Welt ist voller Regeln, Bräuche, Erwartungen etc.
Aber denk mal drüber nach - wenn man diese Regeln absichtlich bricht, trägt das genauso eine spezielle Botschaft in sich, wie wenn man sie nicht bricht. Man ist also nicht "freier", weil ja nicht weniger Gedanken daran verschwendet werden. Eher sogar mehr.

Und so weiter. Ich hab heute noch anderes zu tun :teufel:
 
So what? Woher kommt diese Denke, die es m.W. nur im Bereich der E-Musik gibt
Hm, fishi, eins meiner denkwürdigsten Konzerterlebnisse war ein Abend mit B. B. King in einem wunderbaren Art-Deco-Theater in L. A. Die eingeborenen kamen im feinsten Outfit - die Damen (Mädels?) im Kleinen Schwarzen und die Herren durchaus auch im Smoking. Zu einer Blues Session, also definitiv nix mit Klassik. Die Kleiderordnung war definitiv erlesener als z. B. in der Berliner Philharmonie.
 

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