Klavierspielen und MS

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Frank

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5. Juni 2009
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Hallo zusammen,

aufgrund meiner Beschwerden, vor allem aber auch der schwindendende Sehstärke, hatte ich jetzt mehrere zum Teil gleiche Untersuchungen.

Man sagte mir vor allem nach den letzten 2 Lumbalpunktionen, dass alles auf MS hinzeigt.
Ich sollte schon vor 3 Wochen in die Neurologie um dies endgültig abzuklären, jedoch ist kein Platz frei.
Erst in 4 Wochen.

Da ich nicht im Internet nach MS recherchieren will, da mir das zu viel Angst macht, wollte ich eigentlich nur hier mal nachfragen wie sich das auf das Klavierspielen auswirken kann.

Kennt jemand von euch jemanden der MS hat und noch Klavier spielt?
Oder muss man sich mit dem Gedanken "anfreunden" dies liebgewordene Hobby zu wechseln?

Danke
Frank
 
Hallo zusammen,

aufgrund meiner Beschwerden, vor allem aber auch der schwindendende Sehstärke, hatte ich jetzt mehrere zum Teil gleiche Untersuchungen.

Man sagte mir vor allem nach den letzten 2 Lumbalpunktionen, dass alles auf MS hinzeigt.
Ich sollte schon vor 3 Wochen in die Neurologie um dies endgültig abzuklären, jedoch ist kein Platz frei.
Erst in 4 Wochen.

Da ich nicht im Internet nach MS recherchieren will, da mir das zu viel Angst macht, wollte ich eigentlich nur hier mal nachfragen wie sich das auf das Klavierspielen auswirken kann.

Kennt jemand von euch jemanden der MS hat und noch Klavier spielt?
Oder muss man sich mit dem Gedanken "anfreunden" dies liebgewordene Hobby zu wechseln?

Danke
Frank

Lieber Frank,

Deine Sorgen und Ängste verstehe ich sehr gut und finde deine Entscheidung, nicht im Internet zu recherchieren, goldrichtig! :super:

Das Warten und die Ungewissheit sind extrem belastend.
Warte bitte erst die genaue Diagnose ab, wobei die Diagnosesicherung bei MS extrem schwierig ist.

Wichtig für dich: Eine MS muss nicht unbedingt zu einer schweren Behinderung führen!
Ich kenne eine Anästhesistin mit MS, die selten, Ca alle 2 Jahre einen Schub hat, therapiert wird, für 2-3 Wochen arbeitsunfähig ist, ansonsten ihre Tätigkeit, bei welcher funktionstüchtige Hände dringend erforderlich sind, ausüben kann.

Bitte Freunde dich nicht mit Gedanken an, die wahrscheinlich unnötig sind. Gerade das, was du liebst, macht dich und dein Immunsystem stärker!

Also: ab ans Klavier! :super:

Viele Grüße
Marion
 
Bei einem Kollegen von mir wurde vor 2 Jahren (mit Ende 30) MS diagnostiziert und er sagte mir mal, die Krankheit könne individuell sehr unterschiedlich verlaufen. Googlen macht einen ja nur verrückt - tu es nicht, warte erstmal ab, was die Ärzte sagen. Mein Kollege hat immer mal emotional wie körperlich Höhen und Tiefen... und spielt zwar nicht Klavier, aber fährt beispielsweise immer noch leidenschaftlich Ski... auch wenn er wohl das Tempo gedrosselt hat, mehr Pausen macht usw. Ich würde als medizinischer Laie (auch bei anderen Krankheiten) denken, solange es der Körper mitmacht und Schmerzen sich dabei in Grenzen halten, kann und sollte man unbedingt weiter Klavier spielen!
 
Ja, MS kann sehr unterschiedlich verlaufen, aber auch vor dieser Erkrankung hat der medizinische Fortschritt nicht Halt gemacht.

Drei Fälle aus meinem persönlichen Umkreis:

1. Meinem ehemaligen Hausarzt, der bis zum 65. Lebensjahr voll gearbeitet hat, habe ich die Krankheit nicht angesehen.

2. Ein älterer Herr in einer meiner Wirbelsäulengymnastikgruppen kann fast alle Übungen mitmachen, sein Gleichgewichtsgefühl ist durch regelmäßiges Üben in letzter Zeit sogar besser geworden

3. eine Hobbypianistin, die täglich mehrere Stunden am Klavier sitzt.

Alle drei können auch nach vielen Jahren MS Finger und Hände wunderbar kontrollieren.
 
3. eine Hobbypianistin, die täglich mehrere Stunden am Klavier sitzt.

Hihi, warum fühle ich mich angesprochen.
kicher.gif

@Frank
Ich habe jetzt im Oktober seit genau 22 Jahren mit dieser arg gewöhnungsbedürftigen Begleiterin zu tun. Prognosen sind leider Schall und Rauch, da wird Dir niemand etwas Valides sagen können. Was sagt denn das MRT bei Dir?
 
Ich habe jetzt im Oktober seit genau 22 Jahren mit dieser arg gewöhnungsbedürftigen Begleiterin zu tun.

Danke, Barrett, dass Du Dich nicht nur angesprochen gefühlt, sondern auch geantwortet hast. :)

Bei mir sind es zwei andere Probleme, die das Klavier spielen unmöglich machen könnten. Aber wenn ich so etwas erfreuliches und Mut machendes lese, verbunden mit dem Wissen, dass Du Stücke wie die Revolutionsetüde spielst, dann gibt das auch mir Hoffnung.
 
Da ich nicht im Internet nach MS recherchieren will, da mir das zu viel Angst macht, wollte ich eigentlich nur hier mal nachfragen wie sich das auf das Klavierspielen auswirken kann.
Internet-Recherchen führen mit Sicherheit nicht zu einer plausiblen Antwort auf die Frage, wie es mit dem eigenen Krankheitsbild aussieht. Ich habe mehrere Jahre lang einen à cappella singenden Pop-Chor geleitet und mit diesem auch Leistungssingen erfolgreich absolviert. Ein Chormitglied in der Alt-Stimme und später eine der II. Sopranistinnen hatten MS - und schon bei diesen beiden Chormitgliedern war das Krankheitsbild in den Auswirkungen grundverschieden, wobei beide bei den choreographischen Teilen (individuell auf den Chor abgestimmt) alles ohne Einschränkung mitmachten. Auch für Tastenspieler muss die MS-Diagnose nicht das unwiderrufliche Ende der Tätigkeit bedeuten, nicht einmal auf professioneller Ebene: Ein katholischer Kirchenmusiker aus meinem Bekanntenkreis übt seine hauptamtliche Tätigkeit nach wie vor uneingeschränkt aus.

aufgrund meiner Beschwerden, vor allem aber auch der schwindendende Sehstärke, hatte ich jetzt mehrere zum Teil gleiche Untersuchungen.
In der Musizierpraxis ist ein eingeschränktes Sehvermögen viel eher zu kompensieren als etwa ein schlechtes Gehör, auch wenn das zunächst ein schwacher Trost ist (bin selbst extrem kurzsichtig). Wenn von medizinischer Seite aus eine weitere Verschlechterung der Sehkraft zu erwarten ist, können die folgenden Informationen bei der Umstellung gewohnter Lerntechniken weiterhelfen:
http://www.dbsv.org/infothek/tour-d...ft/blindenschrift-heute/braille-notenschrift/

Alles weitere muss sich nun auf medizinischem Wege klären. Solange alles in der Schwebe ist, kann man nur Kraft und Zuversicht wünschen.

LG von Rheinkultur
 
schon bei diesen beiden Chormitgliedern war das Krankheitsbild in den Auswirkungen grundverschieden

Stimmt, man wird keine zwei "Fälle" finden, die identisch sind. Das ist aber auch kein Wunder, denn die Läsionen können ja an wirklich jeder beliebigen Stelle des ZNS entstehen. Somit ist alles möglich auf der Bandbreite zwischen "keinerlei Einschränkung" bis "Schwerstpflegefall". Wenn jemand einen schubförmigen Verlauf hat, gibt es Remissionen, die mit etwas Glück sogar vollständig oder wenigstens fast vollständig sein können.

Ein leuchtendes Beispiel ist zum Beispiel die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. :super: Ist mir zwar ein Rätsel, wie sie das hinbekommt, aber sie schafft es - und nicht schlecht!
 
Ich habe bis zu meinem Weggang aus Deutschland eine Zeitlang eine Schuelerin mit MS unterrichtet. Sie hat mir das vorher nicht gesagt und dann in der 1. Stunde bruehwarm berichtet, woraufhin sie mir anschliessend mehrere Klavierstuecke von Brahms vorgespielt hat. Das war sehr bewegend!
Sie ist in dem Alter, wo man junge erwachsene Soehne hat (von denen ich alles weiss, ausser sie persoenlich zu kennen, grins) und nicht mehr berufstaetig.
Wenn man sie kennenlernt, merkt man von der Krankheit nichts, und ich fand ihre Motorik, Auffassungsgabe, Konzentration usw. ganz normal. Lediglich wenn man mit ihr zu Fuss unterwegs ist merkt man, dass sie nicht so schnell ist und mehr Pausen braucht, und nach eigenen Angaben eben frueher erschoepft ist (z.B. an einem Tag nach dem Klavierunterricht). Sie schob gewisse Probleme manchmal der MS zu, aber ich bin nicht sicher, ob dieses Verhalten nicht ganz alltaeglich ist (z.B. mal seine Brille vergessen...).

Aber wie auch immer - sie konnte wunderbar Klavierspielen und hat in den Monaten / Jahren bei mir sogar sehr deutliche Fortschritte gemacht, technisch, musikalisch und auch im "musikalischen Selbstbewusstsein". Das haben ihr sogar ihre unmusikalischen Familienmitglieder bescheinigt.

Also - ruhig Blut, die Haende werden auch ruhig bleiben, und alles alles Gute! :-)
 
Hallo zusammen,

vielen DANK für eure Beiträge.
Das macht Mut.
DANKE
 
Eine kleine Ergänzung von meiner Seite: Mut macht sicherlich die Erfahrung, dass keinesfalls zwangsläufig erhebliche gesundheitliche Einschränkungen (und schon gar nicht zeitnah) eintreten müssen. Sollte dieser Fall doch eintreten, kann man zu einem offensiven Umgang mit der aktuellen Situation guten Gewissens raten. Die von mir erwähnte Chorsängerin nahm mich direkt bei der ersten gemeinsamen Probe mit dem Chor beiseite und berichtete mir unter vier Augen von ihrer Krankheit. Da viele der Chorsätze mit Choreographie versehen waren, hatte der Chor große Teile der Proben stehend und in Bewegung zu absolvieren. Deshalb stellte sie von vornherein klar, dass ein gelegentliches Pausieren und Sitzenbleiben ihrerseits keine gegen den Chorleiter gerichtete Verweigerungshaltung, sondern durch ihre körperliche Verfassung bedingt sei. Es war überhaupt kein Problem für Ensembleleiter und die anderen Chormitglieder, sich im gegenseitigen Miteinander bestens aufeinander einzustellen. Auch heute gehört sie dem Chor immer noch an, obwohl sich ihr Gesundheitszustand weiter verschlechtert hat und die meisten Wegstrecken inzwischen mit dem Rollstuhl zurücklegen muss. Beeindruckend, mit wie viel Energie und Lebensmut sie ihr wahrlich nicht leichtes Schicksal (gescheiterte Ehe inklusive) seit vielen Jahren meistert!

Alles Gute!

LG von Rheinkultur
 

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