Klavier selbst reparieren möglich?

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Mary42

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22. Okt. 2008
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Hallo!
Bin neu hier auf eurer Seite und möchte gerne folgende Angelegenheit besprechen:
Ich habe lebe in einem Dorf und als wieder einmal Sperrmüll war, stand ein Piano auf der Straße. Das konnte ich nicht seinem Schicksal überlassen und hab es mit nach Hause genommen. Kurz abgeregnet wurde es auch, aber nicht stark.
Es ist total verstimmt, einige Tasten bleiben hängen, eine Saite ist gerissen.
Ich dachte, na, steckst halt max. 200 Euro hinein und hast ein Piano. Der Klavierstimmer hat dann etwas von einem veralteten Modell gesprochen, dass der Filz erneuert gehört, die Mechanik repariert, Kostenpunkt ca. 800 Euro.
Und er würde es nicht hineinstecken, denn im Geschäft bekomme ich um 1000 Euro schon ein "Neues" mit besserer Qualität.
Schweren Herzens habe ich dankend abgelehnt und nach ein paar Trauerstunden überlegte ich, dass ich hier nichts mehr kaputt machen kann, wenn es sowieso wieder auf den Sperrmüll muss. Also habe ich es auseinandergenommen, und sämtliche Tasten, die hängen geblieben sind mit einer Nagelfeile gesäubert. Und jetzt hängt nichts mehr.
Also ein Problem gelöst. Den Filz werde ich wohl auch irgendwo bekommen und ankleben können.
Ich bin nur eine kleine Freizeit-Keyboard-Spielerin like "Für-Elise" und brauche ja nicht unbedingt ein Piano. Aber ich ich bringe es nicht mehr übers Herz, es wegzugeben und unnötig soll es aber auch nicht herumstehen.
Auf dem Piano steht F.Schindler, erzeugt von Josef Baumbach in Wien.
Kann mir mal jemand seine Meinung sagen, ist es möglich, dass ich es selber stimme oder zumindest soweit hinbringe, dass ein Klavierstimmer es nur mehr stimmen muss? Und was spricht dagegen, mit einem MD 40 Spray hineinzusrühen (ein Spray, der weiteres Rosten verhindert, Quietschen beseitigt, etc.)
Warte ungeduldig auf Nachricht
Mary42
 
Als erstes, sprüh bitte auf keinen Fall das gute WD40 rein!

Um Dir hier weiter zu helfen müssten wir erst mal das genau Problem wissen. Also mehr Infos übers Instrument, am besten Bilder. Aber auch dann sind Ferndiagnosen immer etwas Problematisch.
Ich denke mit Filz meinst Du die Hammerköpfe oder? Diese kannst Du schon mal schlecht selbst erneuern, aber das wird wohl das kleinste Problem sein.
Meinte der Klavierstimmer mit veraltetem Modell etwa ein Oberdämpfer? Was sagte er denn zu der Stimmhaltung/ Stimmwirbeln, haben diese noch genügend halt? Weil sonst schauts mit Stimmen eher schlecht aus.
Sollte das der Fall sein, dann kommen arbeiten auf Dich zu, von denen ich Dir als Laie nur abraten kann es selbst zu Versuchen!
 
hallo, sunny!
Danke für deine rasche Antwort. Mit Filz erneuern meinte er den Filz, der die Seiten während des Spiels dämpft, damit sie nicht so lange nachklingen, diese Filzreihe liegt liegt über den Hammerreihen, also wird es wahrscheinlich ein Oberdämpfer sein. Von den Wirbeln hat der Meister leider nichts gesagt. Er hat nur gesagt, dass es schon stimmlich zu tief liegt und man es nicht mehr auf C stimmen kann, aber das wäre doch egal, klingt halt das C wie ein B (so ist es jetzt), nachdem ich sowieso nur alleine spielen will, ist das kein Problem, ist halt mein Piano ein B-Instrument, was er auch bestätigt hat. Bilder folgen. Ich muss das aber erst checken, wie ich die Fotos in dieses Forum kriege.
lg Mary42
 
Finde es jedenfalls gut, daß Du das Piano vor dem Sperrmüll gerettet hast. Nachdem Du keine großen Ansprüche stellst könnte mit etwas Basteltalent sicher ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden.

Die Oberdämpferfilze zu erneuern sollte eigentlich nicht das Problem sein. Abgesehen davon, daß ich nicht glaube das alle Filze hinüber sind könntest du mal bei nem Klavierbauer in Deiner Nähe fragen ob er vielleicht paar alte noch rumliegen hat die Du adaptieren könntest; ansonsten gibts Filzstreifen auch in Bastlergeschäften.

Finger weg von WD40 oder MoS2 - ähnlichen Ölen denn wenn sowas an den Stimmstock kommt ist es vorbei mit auch nur irgendeiner Stimmhaltung. Gegen den Rost am besten mit Waffenöl zu Werke ziehen aber dieses nicht versprühen sondern mit einem, damit befeuchteten Tuch die Saiten gut einreiben, im Bereich des Steges und im Hammeranschlagsbereich damit sparsam sein und beim Stimmwirbel darauf verzichten.

Ich würde das Piano auch auf der Stimmhöhe (oder noch ne Spur tiefer) lassen auf der es sich jetzt befindet. Sollte eine oder mehrere Saite(n) aufgrund eines Stimmstockschadens Ausreißer nach unten sein dann versuchen den betreffenden Wirbel entweder etwas weiter reinzuklopfen oder besser gleich nen Wirbel gleichen Durchmessers aber ne längere Variante einzubauen.

Es gäb auch noch ne sehr "russische" Methode für einzelne, komplett defekte Wirbel aber die schreib ich dann wenn es erforderlich sein sollte um die gelernten Klavierbauer hier vorläufig noch vor nem Herzinfarkt zu bewahren....:floet:

Bin jedenfalls gespannt auf die Bilder.
 
nach ein paar Trauerstunden überlegte ich, dass ich hier nichts mehr kaputt machen kann, wenn es sowieso wieder auf den Sperrmüll muss.
Hallo Mary,
erstmal willkommen hier, dann herzlichen Glückwunsch zu Deinem "Bastelobjekt" (Neid! - wir wohnen wohl leider nicht im gleichen Dorf?) und dazu, daß Du dieses Forum aufgetan hast. :D

Denn wenn Dein Herz schon ein bisserl dran hängt und noch mehr, wenn Deine Mühe drin steckt, wäre doch etwas kaputtzumachen. Darum der grundsätzliche Hinweis von Heimwerker zu Heimwerker(in): so ein Klavier ist viel raffinierter, als die Mechanik auf den ersten Blick vermuten läßt. Wenn Du irgendwas fragwürdiges vorhast (und manches ist fragwürdiger als es scheint) - hole Dir hier erst das OK oder das nono! von den Profis.

Ich selbst bin nur interessierter Laie, deswegen nur die Standards: das Funktionieren der Klaviermechanik ist gut erläutert auf der Seite von Jörg Gedan: www.pian-e-forte.de (Fachwissen...), wie sie im Detail aussieht und wie die vielen Teile heißen findest Du bei http://www.sabel-pianos.ch/klaviermechanik.htm . Ersatzteile gäb's bei http://www.pianoteile.com/ oder http://www.klavierteile.de/, aber zumindest bei Jahn kannst Du außer dem Download-Katalog nix bekommen, die beliefern keine Privatkunden :-(

Es wäre natürlich ideal, wenn Du einen Klavierbauer in Deiner Nähe finden würdest, der in Deiner "Bastelei" keinen entgangenen Auftrag sieht, sondern in Dir ein Opfer der Faszination, der er selber früher mal erlegen ist... :p

Viel Spaß mit und an dem Klavier!
Manfred
PS: Du schreibst: "Also habe ich es auseinandergenommen..." z.B. sind die Hammernußkapseln meist durch exzentrische Papierunterlagen so ausgerichtet, daß der Hammer genau mittig auf den Saitenchor trifft, der Hammerfilz ist dort durchs Spielen verhärtet, eine Dejustage führt zu Klangunausgewogenheit.
 
Hallo, Manfred!
Hab ich eine Freude, dass sich es Menschen gibt, die mir bei meinem Vorhaben, mein Piano zum richtigen Klingen zu bringen, helfen wollen. Jetzt fühl ich mich wenigsten nicht mehr so hilflos.
Eine kleine Peinlichkeit muss ich leider zugeben: als ich es geholt habe und die hängende Mechanik und den Rost gesehen habe, habe ich - ich hab schon ein wenig mit dem MD 40 hineingesprüht, weil ich immer alles, was nicht läuft damit schmiere, es verdrängt Wasser, etc. na, ja. Ist passiert. Ich wollte eigentlich nur das Okay, dass es nicht so schlimm ist, weil ich später im Internet gelesen habe, "versuchen Sie es nie zu ölen" schluck. Hoffentlich habe ich es nicht versaut. Geändert hat sich an den Tönen noch nicht wirklich etwas.
Aber jetzt zu den wichtigen Sachen: Ich glaube nicht, dass es einen Klavierbauer in nächster Nähe bei uns gibt, noch nie gehört. Also werde ich den Filz im Geschäft besorgen, frage mich nur, wie hoch soll der sein? einen halben cm?
Und einige Tasten klingen nicht, wenn ich sie gleich stark wie die anderen anschlage, nur wenn ich kräftiger hindrücke. Vielleicht liegts am verrutschten, alten Filz von der Dämmung.
Ich habe es nicht wirklich auseinandergenommen. Bloß die vordere Seite, den Deckel von der Klaviatur und dann das Drum, an dem die Hämmer und die Dämmung drauf sind, da war aber gesteckt und der STimmer hats auch einfach runtergenommen. Das kann man gar nicht wieder falsch reinbauen.
Im übrigen werde ich jetzt die empfohlenen Seiten studieren, weil dein PS strotzt nur so von Ausdrücken, die mir vollkommen fremd sind (Hammernußkapsel, exzentrische Papierunterlagen????), aber den Sinn dürfte ich kapiert haben.
Danke für die Hinweise
Mary
 
Hallo, Petz!
Hast mir gewaltig Angst gemacht, weil ich auf keinen Fall mein WD40 hineinsprühen sollte. Aber ich habe noch immer ein gutes GEfühl, wenn ich es anschaue. Es steht ja im Vorraum und dauernd klimpere ich einen kleinen Boogie in C-Dur (C-Dur, F-Dur, G-Dur(ist schon etwas falsch) mehr geht nicht, aber ich habe meine Freude dran. Geht eigentlich Nähmaschinenöl auch statt dem Waffenöl? Das hätt ich nämlich zu Hause. Ansonsten: falls alle Stricke reißen, komme ich auf deine russische Methode zurück. Dos widanja und spacibo!
Mary
 
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Hallo, Petz!
Hast mir gewaltig Angst gemacht, weil ich auf keinen Fall mein WD40 hineinsprühen sollte.

Geht eigentlich Nähmaschinenöl auch statt dem Waffenöl?
Hallo Mary, wollte Dich nicht erschrecken und solange das WD40 nicht entlang der Stimmwirbel in den Stimmstock reingekrochen ist sollte nichts tragisches passieren es sei denn Du hättest das Piano "geflutet". Nähmaschinenöl kannst Du genauso verwenden, das Waffenöl hat nur zusätzliche konservierende Bestandteile und deshalb ziehe ich das vor.
Beim Filz würd ich schon eine 1 cm dicke Variante als Ausgangsbasis nehmen und einen eher weichen falls Du auswählen kannst. Falls nämlich Dämpfer im Bassbereich dort betroffen sind wo ein Ton mit zwei Saiten erzeugt wird ist der Dämpfer zu einem Keil geschliffen der zwischen beide Saiten reingeht und da brauchst Du die Filzstärke. Wenn Du nen neuen Filz geklebt hast (bitte nicht mit Superkleber oder was ähnlich dünnflüssiges weil der in den Filz reinkriecht und diesen verhärtet) dann prüfen ob der Filz schön parallel auf der(n) Saite(n) aufliegt um die maximale Dämpfung zu erreichen.
Würde zuerst auch nur die Dämpferfilze erneuern die abgefallen oder augenscheinlich stark beschädigt sind und die anderen mit einem 200er - Schleifpapierstreifen in dem Bereich wo sie die Saiten berühren soweit abziehen bis Du mit Fingernagel keine verhärteten Stellen in dem Bereich mehr feststellen kannst wo der Dämpfer an der Saite anliegt, das reicht dann zumeist schon.

Versuch bitte paar Bilder von den Details zu machen denn das wäre für weitere Diagnosen sehr hilfreich. Wenn´s nur ums Hochladen geht dann mail sie mir aon.cftmri@aon.at mit dem Betreff clavio.de user Mary und ich stelle sie hier rein.
 
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Hallo Petz!
Vielen Dank für die Entwarnung und für die hilfreichen Tipps. Mein Sohn hat mir gerade geholfen und ich hoffe, dass die Bilder jetzt eintreffen.
LG Mary
 

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Also nicht nur ein Oberdämpfer sondern auch ein Gradsaiter!
Was auch noch wichtig zu Wissen wäre, wie schaut denn der Steg und der Resonanzboden aus, sind Risse vorhanden?
 
Jedenfalls ein interessantes Instrument....
Das Gehäuse wirkt zum Innenleben viel zu modern und ich denke, daß der mal modernisiert wurde. Dazu würde auch passen, daß die Hämmer eigentlich zu neu im Verhältnis zum Rest des Instrumentes aussehen....
Gradsaiter an sich wär für mich noch kein Negativum weil die meist gleichmäßiger klingen als neueren Kreuzsaiter. Allerdings hat der sicher keinen gepanzerten Stimmstock und daher nie die Stimmhaltungsqualität die ein neueres Piano hat. Falls der Stimmstock an sich aber noch ok ist (und ich seh zumindest erkennbar keine Wirbel die in einem abweichenden Winkel rausstehen) und Du mit einer tieferen Stimmung leben kannst könnte das Piano durchaus noch länger seine Dienste tun. Gußplattenkonstruktion macht jedenfalls nen recht massiven Eindruck.

Was ich mechanisch mal auf den Bildern erkennen kann ist folgendes:

1) Hintertastenfilze teilweise fehlend oder durch falsches Einsetzen der Tasten nach hinten umgefaltet. Wenn man die Taste einsetzt die betreffenden Mechanikteile nach oben anheben sonst bleibt nämlich meist der Filzstreifen dran hängen und wird "umgeklappt".
Hiefür müßtest du Dir noch dünne Filzmatte organisieren (hier eine härtere Qualität mit gleicher Stärke wie die noch vorhandenen Filzplättchen wählen), fehlende entsprechende Streifen ausschneiden und draufkleben

2) Dämpferfilze teilweise fehlend bzw. stark abgenützt, über dieses haben wir schon diskutiert.

3) Die erkennbar fehlende Tenorsaite sollte kein Problem sein und da nicht umsponnen auch nicht teuer. Denke wenn Du Durchmesser und Länge Aufhängestift - Wirbel einem unserer Klavierbauer hier angibst könnten die Dir eine solche auch zusenden falls keine Werkstatt in Deiner Nähe ist; die geht auch in ein Briefkuvert also auch kein großer Versandaufwand.

Was Dir ziemlich sicher bevorsteht ist eine Neujustierung der Hintertastenschrauben denn unter den Filzplättchen verbergen sich normalerweise Senkkopfstellschrauben (bei neueren Instrumenten stehen diese sichtbar aus der Taste vor, haben keinen Schlitz im Kopf sondern Querlöcher und heißen dann Pilote) und diese müssen so justiert sein, daß die Taste im Ruhezustand grade noch nicht obere Mechanikteile beaufschlagt - sprich der sogg. Stößer, der direkt auf die Hammerfußlagerung wirkt, darf diese noch gerade nicht "stupsen". Die Höhe der Stellschrauben ist auch vom Abnützungsgrad der Filzplättchen und der Mechanikteile, der Ebenheit des Klaviaturrahmens etc. abhängig.
 
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arbeite guter Dinge weiter

Hallo,
für alle die am Fortschritt meiner Arbeit interessiert sind:
Heute habe ich die Saiten geölt (nicht die Wirbel). Habe festgestellt, dass fast aller Filz noch schön weich ist und ich nur ein paar von den größeren und die kleinen, die ganz rechts sind, wechseln muss. Dann habe ich noch einige Sprungfedern, die über den Tastenenden liegen, zurechtgerückt.

Dann hätte ich noch eine Frage: Es gibt noch weitere Federn, die winzig sind, lang und einen kleinen Haken haben, der wiederum eine Schnur dreieckig in die Höhe hält. Habe noch nicht herausgefunden, wozu die gut sind. Es sind nämlich 3 Stück kapputt, aber an diesen Tasten merke ich keinen Unterschied zu den anderen.

Dann: mancher Hammer schlägt tatsächlich nicht alle drei Saiten an. Da gäbe es eine kleine Schraube - Oder soll ich das dem Stimmer, den ich sowieso brauchen werde, überlassen?

Und manche Tasten klingen nicht bei leichtem Anschlag und ich kann den Fehler nicht entdecken. Außer dass der Hammer nicht gut zurückschwingt und auf der Saite verbleibt. Aber wiesooo?

Und manche schwingen zu langsam zurück und man kann sie deswegen nicht schnell hintereinander anschlagen. Aber das macht mir weniger Sorgen. So virtuos werde ich wahrscheinlich eh nie spielen. Aber das Warum interessiert mich trotzdem.

Zum Resonanzboden: Der besteht ja aus mehreren zusammengeleimten? Brettern, und entlang dieser Linie gibt es schon ein paar, aber nicht sehr breite. Schlimm?
Die Bilder geben nicht viel her, wie ich sehen kann. Die Orignalgröße konnte ich nicht hineinstellen und jetzt sind sie nicht so klar. Sorry. Wenn Sie jemand genauer sehen will, werde ich sie mailen.
LG Mary
 
Hallo, Markus!
Na, was du alles an den schlechten Bildern herausgefunden hast. Das einzige, was ich schon in Ordnung gebracht habe, sind die zurückgeklappten Filze. Habe ich heute entdeckt, wenn ich das schwere Teil abnehme und wieder einsetze, muss ich besser aufpassen.
Die Wirbel sitzen alle fest. Ich habe ganz am Anfang versucht, mit einer Kombizange daran zu drehen (weil ich ja keinen Stimmhammer habe), aber unmöglich. Na, ja, wenn man bedenkt, dass da über 100 kg dran ziehen, frage ich mich, ob mir das überhaupt möglich sein wird.
Die Tenorsaite schaffe ich dem Stimmer an. Der letzte hat gesagt, die kostet nur 5 Euro und das Einbauen halt dazu.
Wozu soll ich die Hintertastenschrauben verstellen?? Was bewirkt das??
Danke für das viele Interesse, eines Tages werde ich stolze Besitzerin dieses Pianos sein, dank eurer Hilfe.
Tschüss, bis später
Mary
 
Dann hätte ich noch eine Frage: Es gibt noch weitere Federn, die winzig sind, lang und einen kleinen Haken haben, der wiederum eine Schnur dreieckig in die Höhe hält. Habe noch nicht herausgefunden, wozu die gut sind. Es sind nämlich 3 Stück kapputt, aber an diesen Tasten merke ich keinen Unterschied zu den anderen.
Ich denke Du meinst die Hammernußfeder (s. den geposteten Link zum Bild der Klaviermechanik)?
Hier: http://www.stimmungsmacher.com/pianomechanik.php
ist nochmal die Funktion der Mechanik beschrieben, dort steht zum letzten Bild des Bewegungsablaufs (nach Anschlag und Fang):
"Der Hammer fällt auf die Hammerleiste zurück. Diese Bewegung wird zusätzlich durch die Hammernussfeder unterstützt."

Zu Deinen übrigen Fragen kann ich Dir nix sagen, weil mir gänzliche praktische Erfahrung fehlt und zum Nachlesen in meinen Büchern bin ich grad zu faul. Aber sicher haben Sunny und Petz und... (Klaviermacher ist grad auf Rundtour) noch hilfreiche Tips.

LG
Manfred
 
Deine Frage mit der Hammernußfeder die den Hammer in die Ursprungslage zurückzieht hat ja Stümperle schon beantwortet.
Ich versuch die Erklärungen möglichst ohne Fachbegriffe um verständlicher zu bleiben.

Wenn ein Hammer nicht die Saiten trifft ist entweder die Hammerfuß(nuß)lagerung ausgeschlagen (dann "tanzt" der Hammer seitlich beim Spielen) oder er hat sich verstellt. Bei ausgeschlagener Lagerung ist das ein Fall für den Fachmann; im Falle der Verstellung zuerst merken wieweit die Position fehlt, die Befestigungsschraube des Lagers knapp lösen, den Hammer leicht in die gewünschte Richtung drücken und die Schraube wieder anziehen. Du kannst natürlich auch bei ausgeschlagener Lagerung versuchen ob der Hammer nach Neujustierung eher wieder trifft.

Wenn die Hämmer nicht mehr oder nur ungern in die Ruhelage zurückkehren ist kann Hammernußfeder defekt sein oder durch lange Unbespieltheit sich etwas Rost auf der Achse der Hammerlagerung gebildet haben. Das gibt sich mit häufigerem Spielen meist wieder ansonsten könntest Du es hier notfalls mit jeweils nem Tröpfchen Nähmaschinenöl versuchen welches Du auf die Hammerlagerung gibst. Dazu diese komplett abschrauben, das "Lagerböckchen" ist eine Holzgabel in der der Hammerfuß mittig drinnensteckt, auf beiden Seiten der "Holzgabel" siehst Du die, von Filz umfasste Hammerachse. Auf den Filz ein kleines Tröpfchen Nähmaschinenöl geben, meist hilft das.

Schau auch mal ob die Bändchen welche vom Hammer zum sogg. Hebeglied (Nr 3 in der Linkzeichnung) gehen ok sind denn wenn da eines fehlt oder zu locker eingestellt ist kommt der Hammer bei leichten Anschlägen langsamer oder schlimmstenfalls gar nicht mehr zurück.
Auch die Lagerungen des Hebegliedes (wobei bei Deinem Piano die Hebeglieder zum Unterschied zur Zeichnung auch noch Verlängerungen zu den Tasten runter angebracht haben weil dein Piano so groß ist) können schwergängig sein; diese Lagerungen sind gleich wie die Hammerlagerung ausgeführt d. h. wenn mehr Spielen auch nichts bessert dann Öltröpfchen versuchen.

Resonanzbodenrisse können ein Problem sein oder auch nicht; wenn sich nicht die "Bretter" von den "Verstärkungsleisten" gelöst haben, die Risse nicht allzulang sind und es keine auffällige klangliche Beeinträchtigung oder Schepper - bzw. Knarzgeräusche vom Boden gibt brauchst Du Dir keine großen Sorgen machen.

Die Hintertastenschrauben (in der Zeichnung als Pilote bezeichnet) haben den Sinn, den Abstand Taste - Mechanikteile justierbar zu machen weil beides und auch der Filzstreifen sich im Lauf der Zeit verändert. Die Schrauben müssen so eingestellt werden, daß die Taste vorne einen Millimeterbruchteil bewegt werden kann ohne das sich der Hammer auch schon rührt.
Außerdem mußt Du darauf achten das die sogg. Stoßzunge (die sich beim Loslassen der Taste unter den Hammerfuß schiebt und den Hammer beim Anschlag zur Saite hin "schubst") beim Loslassen der Taste wirklich sauber unter den Hammerfuß reingleitet denn sonst wäre die Hintertastenschraube zu hoch eingestellt. Erst wenn das sichergestellt ist das Spiel mit der Schraube wie oben angegeben justieren.

Stimmwirbel: Wenn du es nicht schaffst, die mit, in achsialer Verlängerung aufgesetzten und fest zugedrückten Kombizange gegen den Uhrzeigersinn zu verdrehen dann würde ich den Stimmstock für halbwegs ok einschätzen. Aber falls Du auch mit der Stimmerei experimentieren möchtest leg Dir unbedingt nen Stimmhammer zu weil man mit ner Zange gerne die Wirbel beschädigt (Kante, Grate) und dann der Hammer unter Umständen auch durchgeht; außerdem hat man nur mit dem recht langen Stimmhammergriff ausreichend Drehkraft und Feinfühligkeit.

Hoffe ich habe einstweilen nix vergessen.....
 
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Hallo, Manfred!
Danke für den nochmaligen Hinweis für den Link. Ich habe zuerst den anderen angesehen und nachdem mir der Kopf geraucht hat, war ich überzeugt, dass mein kleines Frauenhirn nicht imstande sein wird, diese viele Information zu verarbeiten, und habe den zweiten gar nicht mehr aufgemacht. Aber dieser Link ist super. Voll verstanden die Mechanik.
Eine gewisse Erfurcht stellt sich schon ein gegenüber den Erfindern dieser genialen Idee. Alles rein mechanisch, mit Leder, Filz und Holz und zwei Federn, und so ein tolles Instrument entsteht. Dazu noch die Zugkräfte, die da einwirken. Hoffentlich krümmt sich mein Piano nicht nach der Stimmung zusammen (kicher, kicher!)
Auf bald
Mary
 
Eine gewisse Erfurcht stellt sich schon ein gegenüber den Erfindern dieser genialen Idee. Alles rein mechanisch, mit Leder, Filz und Holz und zwei Federn, und so ein tolles Instrument entsteht. Dazu noch die Zugkräfte, die da einwirken.
Nicht nur Erfurcht vor dem Erfinder sondern auch vor den alten Klavierbauern weil man ja davon ausgehen muß das zu früheren Zeiten auch alle diese Mechanikteile in hochpräziser Handarbeit gefertigt wurden.
 
Endlich spielbar das 100jahre alte Ding

Hallo, an alle, die sich für mein altes Piano interessiert haben!
Heute war das Piano-Service da, ein ganz freundlicher Mann, der mir gesagt hat, er hat schon bessere Stücke weggeworfen. Und der Klang des Klaviers schmerzt seine empfindliche Ohren. Aber er hat tapfer das ganze Klavier gestimmt, die eine Saite hat er mir noch nicht erneuert, sondern die eine, die von den dreien (ist ja im Grunde nur eine) noch da war, auch gestimmt (klingt halt nur dünn jetzt). Und er hat gesagt, dass ich wahrscheinlich nicht viel Freude damit haben werde. ABer ich war schon glücklich, dass ich endlich ein Stück darauf spielen kann. Er hat mir auch ein paar Tipps noch zur Mechanik gegeben und der Preis war auch okay.
Aber leider fängt es schon an, wie er es mir prohezeit hat, sich zu verstimmen, und das nach einer guten Stunde. Und ich habe anscheinend doch ein besseres Gehör, als ich geglaubt habe. Ein bisschen zieht es mir schon das Gesicht zusammen, wenn ich einige Töne hören muss. Jetzt weiß ich noch nicht, was ich weiter tun werde. Ein Stimmhammer kostet mindestens 200 Euro. Da kann ich es schon wieder 2 x professionell stimmen lassen, und dann hält es vielleicht auch länger. Eine Weile werde ich einfach darauf spielen und die schlimmen Töne überhören, soweit es halt geht.
Mary42
 
Weiß natürlich nicht auf welche Tonhöhe es der Stimmer jetzt gezogen hat aber falls die Stimmung nachlässt dann könntest Du das Klavier nächstes Mal um nen Ton tiefer stimmen lassen, dies reduziert den Saitenzug doch um einiges.

Alternative Möglichkeit wäre auch noch, jene Saiten welche offensichtlich die Stimmung nicht mehr halten, durch dünnere Exemplare zu ersetzen weil diese dann zur Erreichung der ursprünglichen Tonhöhe weniger Zug benötigten. Im dreichörigen Tenorbereich könnte man auch einzelne Saiten eines Tones schlimmstenfalls überhaupt rausnehmen - bei zwei verbleibenden Saiten fällt das lautstärkemäßig nicht so sehr auf.

Und dem Gangster der für nen lausigen Stimmhammer 200 Euro verlangt, solltest Du am besten gleich damit den Schädel einschlagen denn um diesen Preis könnte man diesen schon fast in Einzelanfertigung bei einem Maschinenschlosser in Auftrag geben - noch dazu weil der ihn der Händler vermutlich in China um 10 Euro pro Stück eingekauft hatte.....
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
ich glaube du brauchst erst mal keinen Stimmhammer. Ich vermute mal, dass die Stimmnägel/Wirbel festen Halt genug haben, denn sonst hätte der Stimmer das Klavier erst gar nicht gestimmt. Ich vermute weiterhin, dass es deswegen wieder verstimmt ist, weil der Stimmer es entweder auf Stimmgabelton hochgezogen hat oder aber die Kiste dermaßen verstimmt war (egal ob auf Kammerton oder darunter) dass man die Stimmung eher ein Nivellieren nennen könnte. Vermutlich hat der Stimmer in 2 Durchgängen erst mal eine solide Grundlage geschaffen. Das kann nicht halten. Mein Standardspruch an meine Kunden ist immer: jetzt können Sie stündlich zuhören, wie es sich wieder verstimmt. Einzige Lösung: nach 3-4 Wochen nochmal stimmen lassen.

Jetzt wieder einen Ton tiefer stimmen zu lassen, verschlimmert die Sache nur. Der Stimmer sollte es in einigen Wochen wieder auf das Niveau stimmen, auf das er es nun gebracht hat.
 

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