Klavier lernen mit 17

Bleibt natürlich immer zu fragen, ob solche plötzlichen Motivationen nicht Strohfeuer sind, die erlischen, sobald es an die eigentliche Arbeit geht. Aber wer wollte das im Vorhinein wissen?
Und wie so oft im Leben gibt's auch hier nicht nur schwarz und weiß.
Ich glaub' bei mir ist's eher ein Reisigfeuer, bei dem noch genügend Glut bleibt, bei deren gelegentlicher erneuter Entfachung nicht zuletzt auch Clavio eine gewisse Rolle spielt.
 
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War da nicht was mit 66...:blöd:
 
Mit sechundsechzig Jahren, da lernst'e noch Klavier, mit sechsundsechzig Jahren wünschs't dann, du wärst vier,...(kannst gern fortsetzen..)..;-)
 
Danke erstmal an alle fuer die Antworten.

Es tut mir echt leid wenn die Frage dumm gestellt war.
Was die Definition von "weit" angeht: Ich meinte "weit" eigentlich Objektiv, also nicht in dem Sinn von das ICH mich fuer gut einsaetze. Im Sinn von wie weit man im idealfall kommen wuerde/koennte. Was also das hoechste waere was so jemand allerhoechstens erreichen kann in eurer Meinung. Ich weiss, das hilft nicht recht weiter, aber auch egal. Die Antworten waren an sich hilfreich und haben mich dazu gebracht ein genaueres Ziel abzustecken.

Was die Meinung angeht "Wieso hast du nicht einfach Unterricht genommen wenn du es doch scheinbar so sehr wolltest?": das ist leicht gesagt wenn man nicht in der Lage der anderen Person ist. In meinen Fall war es weder aus oekonomischer Sicht noch aus geographischer einfach. Mit anderen Worten: Konnt's mir nicht leisten und der Ort wo ich lebe (nicht in Deutschland) ist dabei auch noch ganz schoen abgeschnitten.
Zuletzt um auf die Motivation zu sprechen zu kommen, moechte ich betonen das ich autodidaktisch das Klavierspielen lernte. Meine einzige Hilfe war "Piano fuer dummies".Allein lernen kann manchmal ganz schoen demotivierend sein, weil man ja niemanden hat der Fehler bemerkt und korrigiert oder einen leitet, man ist praktisch Lehrer und Schueler zugleich. Und diese "Motivations-Krisen" sind ja nicht nur mein Leid: es ist die Hauptklage vieler Autodidakten und wenn jemand versucht hat Klavier ganz von allein zu lernen, weiss dieser sicher was ich meine.
 
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Was meinst du mit Idealfall?

Das hypothetische Maximum mit plötzlich aufberstendem Talent, zufällig passenden Begegnungen mit den richtigen Leuten zur richtigen Zeit und so? Dann kannst du natürlich noch Weltstar werden. Die Wahrscheinlichkeit dieses Falls ist aber einigermaßen gering.

Oder den 08/15 Standardfall, wenn du immer brav zum Unterricht gehst und fleißig übst?
Selbst dieser Fall ist von vielen Variablen abhängig. Wie gut bist du schon? Wie talentiert bist du? Wie fleißig bist du?
In welches Genre willst du überhaupt? E-Musik? Jazz? Rock/Pop? TEY?
 
Hallo Hylia, den von Sven formulierten Variablen kann man nur zustimmen.
Wie meine eigenen Beiträge dabei erahnen lassen, gibt es dabei ein prinzipielles "open End", es ist nicht zwangsläufig durch Dein Alter auf z.B.Sonatinen, bzw. Mittelstufe begrenzt. Ferner gibt es nur für den ein "Ende" seiner pianistischen Entwicklung, der sich aufgibt, oder keine Lust, oder keine Zeit mehr hat. Die Weiterentwicklung hört niemals auf. Und noch etwas:Eine richtig gut interpretierte Sonatine kann davon zeugen, dass ein Spieler "weiter" ist als der, der eine mit Ach und Krach hingehackte Pathetique präsentiert. Und das ist kein Witz.
Gruß und guten Rutsch!
 
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@Stephan Ich habe nochmal über diese schwer zu beantwortende Frage nachgedacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Möglicherweise ist es theoretisch immer möglich, dass jeder beliebige Mensch jedes beliebige Stück spielen lernen kann, was die motorische, kognitive, geistige, koordinative usw. Denkleistung angeht. Musikalität ist nur bedingt erlernbar, da sind wir uns vielleicht einig.

"Theoretisch" sage ich deshalb, weil ich jetzt einen Faktor einfüge, nämlich den der Lerngeschwindigkeit (LGS). Nehmen wir an, ich will 1000 Meter gehen, und bei 1000 Metern steht ein beliebiger Lernerfolg. Der Faktor LGS entspricht der vorgegebenen, weil nicht veränderbaren Schrittlänge. Um das Ziel zu erreichen, muss man eine gewisse Anzahl von (Lern-)Schritten machen. Je schneller man lernt, desto kleiner ist der Faktor. Bei LGS 1 macht man einen Schritt und ist am Ziel, das kann niemand. Vielleicht ist man ein Mensch und geht einen Meter pro Schritt, dann ist der Faktor bei 1000. Vielleicht ist man aber auch eine Giraffe, eine Ratte oder ein Glühwürmchen, dann braucht man entsprechend weniger oder mehr Schritte. (Der Vergleich funktioniert natürlich nur, wenn jeder Schritt gleich lange dauert.)

Wunderkinder können so viel Wissen anhäufen und Niveaustufen in einem einzigen Schritt überwinden, dass sie schon mit wenigen Schritten sehr weit kommen. So erkläre ich es mir, dass sie schon nach sehr kurzer Zeit sehr gut sind. Dennoch muss aber dieselbe Leistung erbracht worden sein (das ist natürlich alles sehr vereinfacht dargestellt).
Andere brauchen für dasselbe Wissen viel mehr Energie, mehr Zeit, also mehr Schritte, und kommen später am selben Punkt an. Theoretisch könnten sie noch bis zum Ziel kommen - bevor das aber je geschieht, bremst der körperliche oder geistive Verfall und sie sterben, oder sie geben auf.

Ein ganz anderes Thema ist für mich die musikalische Empfindung. Die muss natürlich entwickelt, gefördert, verfeinert und entdeckt werden, aber dennoch in der Anlage vorhanden sein. Man hört, wenn jemand mechanisch etwas ausführt, dessen Sinn er nicht, oder nicht in der nötigen Tiefe und Bedeutung, verstanden und gefühlsmäßig, innerlich angenommen und nachempfunden hat.
 
Was die Definition von "weit" angeht: Ich meinte "weit" eigentlich Objektiv, also nicht in dem Sinn von das ICH mich fuer gut einsaetze. Im Sinn von wie weit man im idealfall kommen wuerde/koennte. Was also das hoechste waere was so jemand allerhoechstens erreichen kann in eurer Meinung.

Hi,

An Deiner Stelle würde ich mich zuerst fragen, in wieweit der Idealfall bei Dir vorhanden ist. Bist Du fürs Klavierspielen geschaffen oder passt ein anderes Instrument besser zu Dir? Nur weil man mit 3 Jahren angefangen und fleißig und gut geübt hat, wird man auch nicht automatisch Horowitz (umgekehrt muss man aber auch nicht so gut sein wie Horowitz, um zu sagen, dass man gut Klavier spielen kann).

Die andere Seite ist, was Du opfern kannst. Kannst Du es Dir leisten, auf Beziehung und Berufsausbildung zu verzichten, um Zeit fürs Klavier zu haben? Das ist etwas überspitzt formuliert, es ist aber eine Frage, die sich bald stellt, wenn man mit 17 anfängt.
 
Folgendes sollte jeder Klavierlehrer seinem Schüler in so einer Situation ehrlicherweise sagen: "Du wirst nicht mehr Konzertpianist werden." Alles andere wäre gelogen.

Mit Spaß am Instrument sind aber andere Wege möglich. Z.B. Klavier als ambitioniertes Hobby, mit Optionen für Hausmusik oder eine Band. Dann kann man mit 17 durchaus weit kommen und einigermaßen versiert auf dem Instrument werden.

Für klassische Musik als Beruf muss man sich schon mehr Gedanken machen und da müsste man ein bisschen mehr über Neigungen und Werdegang wissen.
 

Ich hatte gestern einen Kunden im Laden, der ist 20 Jahre alt und spielt seit einem halben Jahr. Aber der hat sehr, sehr gut gespielt. Der hat mit einer Leichtigkeit und einer Selbstverständlichkeit gespielt, wie man es von einem Anfänger niemals nie erwartet hätte. Der hat Unterricht, spielt momentan auf einem Digitalpiano, hat noch nie mit Musik etwas zu tun gehabt (also früher mal ein anderes Instrument gespielt oder so) und übt täglich 4 Stunden! Ich denke, da kommen Fleiß und mächtig Talent zusammen. Wenn der so weiter macht, würde ich den durchaus später mal auf der Bühne sehen.
 

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