Wie gut muss ein Klavier sein für einen Anfänger, um es richtig zu lernen?

Ich kenne Profi Pianisten, die auf wirklich üblen Gurken groß geworden sind. Wer das Klavierspielen auf so etwas nicht lernt, lernt es auch nicht auf einem Steinway.
Wenn die von Dir genannten "Krücken" angenehm im Klang und Spiel waren, stimme ich Dir zu.

Ich hab schon "Oberdämpferkrücken" in den Fingern gehabt, da nagte mich der Neid.

Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, daß der Schüler bei einem billigen Chinaböller oder Ostblockkracher sehr schnell die Lust am lernen verliert.

Eine Klaviermitschülerin damals von mir, bekam von ihrem Vater einen alten Blüthnerflügel (Patentmechanik) geschenkt, der in einer Wirtschaft abgeschrieben wurde.

Die war vom Flügel nicht mehr weg zu kriegen und spielte irgendwann haufenweise Beethovensonaten wo ich noch nicht mal bis zum 2. Satz kam.
 
Ich glaube nicht, daß sich aus Verallgemeinerungen irgendwelche Schlüsse ziehen lassen. Und zu jeder These lassen sich sicherlich ein Dutzend Gegenbeispiele finden, um die These ad absurdum zu führen. Aber - was ist damit gewonnen?
 
Da schon viel gesagt wurde, aber noch nicht von jedem, erlaube ich mir auch meinen Senf dazuzugeben.

Nun zu meiner Frage, kann man Klavier auf einem günstigerem 5.000€ Kawai Pianino genauso gut lernen wie auf einem 20.000€ Sauter, Schimmel, Seiler oder was auch immer gehobeneren Marke?

Ganz klar: Lernen kann man auf jedem Instrument, was technisch in Ordnung ist und die Tastatur nuanciert und gleichmäßig reagiert.
Viel entscheidender dürfte der Unterricht sein, Deine Motivation und wie effektiv Du übst.

Ich würde sogar soweit gehen, dass das Lernen auch auf den oberklassigen E-Pianos (so ab 1700 .. 2000) absolut möglich ist. Die Tastaturen können besser sein also auf so manchem Klavier, und mit guten Kopfhörern oder guten Lautsprechern geht der Klang auch in Ordnung.

Es kommt da wirklich auf die Umstände an und was Du willst. Klar, ein echtes Klavier klingt ganz anders und fühlt sich natürlich besser an. Wenn Du das erste Mal auf einem großen Flügel spielst, ist das ein grandioses Gefühl.
Andererseits kann man mit einem E-Piano leise spielen / üben, verschiedene Klänge auswählen, das Stimmen entfällt, es ist transportabel usw.
Das Üben kann für Nachbarn und Familie relativ belastend sein bzw abends/nachts unmöglich - da ist eine Silent-Funktion oder E-Piano Gold wert.

Aso beides hat Vor- und Nachteile. Wenn Du später rein Klassik spielst, würde die Tendenz sicher mehr zum Naturklavier gehen.
Und: Dein jetziger Kauf muss ja nicht das Klavier bis zum Lebensende bleiben. Man kann auch für die nächsten 4-5 Jahre planen und schauen, wie ernsthaft du es betreibst und was für ein Instrument zu Dir passt, ob Opa Werner Dir eine Million vererbt oder was auch immer.
 
Ich hab jetzt mal ne blöde Frage. Auf einem Hochklavier kann man einige Techniken nicht umsetzten um einige schwerste Klavierstücke nach Notentext und Geschwindigkeit bzw. nach Wunsch des Komponisten zu spielen. Dafür braucht man einen Flügel. Wären in dem Fall nicht sogar ein gutes Digital-Piano besser als ein Hochklavier, da bei einem hochwertigen Digi eine Flügelmechanik nachgebaut wird und keine Hochklaviermechanik? Ich glaub für die meisten Spieler ist das nicht relevant ich hab jetzt z.B. an Ondine aus Gaspard de la Nuit gedacht oder andere Stücke auf dem Level. Aber würde mich dennoch interessieren wie das so ist xD
 
Vielleicht könnte es mit der "High Speed KAMM Action" funktionieren:

 
Z. B. Kompositionen, die hohe Repetitionsfähigkeit der Mechanik voraussetzen, wie es etwa bei "La Campanella" von Franz Liszt der Fall ist.
Von wievielen Repetitionen pro Sekunde sprechen wir da?
Ich denke, die Allerwenigsten stoßen an die physikalischen Grenzen der Mechanik (damit meine ich, wenn das Konzept korrekt umgesetzt ist. Keine Feder falsch eingestellt, keine Verschleißerscheinungen, keine Achsen mit zu viel Reibung, etc.)

Für mich persönlich ist der größte Vorteil des Flügels gegenüber dem Pianino die Funktionsweise des linken Pedals.
Dann ist da noch die bessere Akustik durch den Resonanzboden, der gegen den Deckel in den Raum strahlt und nach unten auf den Boden.
Das Konzept der Mechanik ist schöner; zB dass die Dämpfer durch die Schwerkraft gegen die Saiten gedrückt werden und nicht durch eine Feder. Das ist aber kein katastrophales Manko.

Wenn ich beim Spielen behindert werde, weil die Mechanik zu langsam ist, dann heißt das nur, dass die Mechanik dringenden Wartungsbedarf hat... ;)
 
Von wievielen Repetitionen pro Sekunde sprechen wir da?
Laut oben verlinktem Video von bis zu 15 Repetitionen pro Sekunde. Die herkömmliche Mechanik kann bereits sechs Repetitionen pro Sekunde nicht mehr zuverlässig wiedergeben:

Ich denke, die Allerwenigsten stoßen an die physikalischen Grenzen der Mechanik (damit meine ich, wenn das Konzept korrekt umgesetzt ist. Keine Feder falsch eingestellt, keine Verschleißerscheinungen, keine Achsen mit zu viel Reibung, etc.)
Ich behaupte mal, auf einer herkömmlichen Mechanik eines Pianinos wäre das nicht möglich:
 
Zuletzt bearbeitet:

Laut oben verlinktem Video von bis zu 15 Repetitionen pro Sekunde.
Die Frage war, wieviele für das Stück benötigt werden.
Die herkömmliche Mechanik kann bereits sechs Repetitionen pro Sekunde nicht mehr zuverlässig wiedergeben
Bei 3:40 zeigt das Diagramm noch 100% für 8 pro Sekunde.

PS: Kissin zählt für mich zu den Allerwenigsten.
 
Die Frage war, wieviele für das Stück benötigt werden.
Grob geschätzt mindestens 10 für das obige Beispiel von "La Campanella".
Bei 3:40 zeigt das Diagramm noch 100% für 8 pro Sekunde.
Aber eben unzuverlässig bei 6 pro Sekunde und was dann über 8 hinausgeht.
PS: Kissin zählt für mich zu den Allerwenigsten.
Hier zwei Beispiele von Daniil Trifonov mit dem Walzer Nr. 1 aus op. 18 von Chopin.
Im Höllentempo, weil es die Mechanik mitmacht:



Deutlich gemütlicher, wohl aufgrund trägerer Mechanik:

 
Aber eben unzuverlässig bei 6 pro Sekunde und was dann über 8 hinausgeht.
Bei 6 unzuverlässig, aber bei 8 noch 100% passt nicht zusammen.

Deutlich gemütlicher, wohl aufgrund trägerer Mechanik:
Wieso gehst du davon aus, dass es aufgrund mechanischer Einschränkungen ist, und nicht einfach, weil er es an dem Tag langsamer spielen wollte?

Aber wie gesagt: ich glaube eh, dass Profis an die Grenze kommen. Nur ich - und viele andere hier - nicht.
 
Bei 6 unzuverlässig, aber bei 8 noch 100% passt nicht zusammen.
Die entsprechende Stelle im Video offenbart, dass es in diesem konkreten Fall doch so ist:


Wieso gehst du davon aus, dass es aufgrund mechanischer Einschränkungen ist, und nicht einfach, weil er es an dem Tag langsamer spielen wollte?
Beim genauen Hinhören ist wahrzunehmen, dass selbst in diesem langsameren Tempo nicht alle Tonwiederholungen sauber zu hören sind, daher meine Vermutung.
 

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