Klangfarbe eines Klaviertones

Es gibt Menschen, ich zähle dazu, die den 1842er Flügel für das klangschönste Klaver der Erde halten. Darin steckt ein FEUER; eine Lebendigkeit, ein funkelndes, prickelndes Klangerlebnis von einzigartiger Anmut, Schönheit und Qualität. Ich habe nur EIN Mal ein Klangbeispiel gehört, in einer nachteiligen Kompressionsrate - und bin in Tränen ausgebrochen. SO KLASSE, so feurig ist dieses Ding.

Mein Bullshit Detector zeigt Vollausschlag.

Liebe andere Forenteilnehmer, hier ein Musterbeispiel für die Suggestibilität von Menschen: weil es Chopins Klavier war, nehmen Leute an, es müsse ja dann, weil Chopin besonderen Klangsinn besaß, ein besonders gutes und klangschönes Klavier sein. Und hören manche Leute das dann, bilden sie sich ein "jaaa, stimmt voll, das klingt ja BESONDERS schön!"

Nichts anderes also als die Einbildung eines anderen Forenteilnehmers, der wahrzunehmen wähnt, Frauen würden gefühlvoller spielen.

Ich glaube, ich muss mich mal ein bisschen öfter einschalten hier im Forum, damit das Subjektivitäts- und Gefühlsschwelg-Level nicht durch die Decke geht und Clavio ein esoterisches Unsinnsforum wird... :teufel::blöd::dizzy:
 
Ich bin nicht "unendlich schlau", sondern a) bin ich lediglich in der Lage, etwas, was Bullshit sein MUSS, als solches zu erkennen (wozu man wahrlich kein Geistesriese sein muss) und b) spreche ich das dann auch noch aus (wozu andere lediglich entweder zu höflich sind oder keine Lust haben).
 
Jetzt habe ich mal aus Interesse auf YouTube nach Pleyel Pianos gesucht und mir diverse 18-irgendwannschlagmichtot-40er Teile angehört.
Also wenn das die klangschönsten Flügel aller Zeit sein sollen...:blöd:
Ich weiß nicht, ich weiß nicht...:schweigen:

Da scheint mir hasenbein mit seiner Selbstsuggestions-Theorie schon ziemlich auf dem richtigen Dampfer zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum bemūht man dann das Wort „Klangfarbe“? (...)
Weil es das beste Wort dafür ist... wenn Dir ein besseres dafür einfällt? ;-)

Und es wäre auch nicht das erste Wort, das eine Doppelbedeutung hat. Bei einem Instrument wie der Violine kann der Musiker die physikalische Klangfarbe direkt beeinflussen - zum Beispiel gezielt ein leichtes Scharren oder Kratzen hinzufügen. Beim Konzertflügel sind solche Möglichkeiten naturgemäß sehr eingeschränkt (bzw. gar nicht vorhanden).

Das macht aber nicht viel - denn erstens klingt ein guter Konzert-Steinway halt einfach per se grandios - und zweitens habe ich noch keinen Geiger die Akkorde von Tschaikowsksis b-Moll-Konzert spielen hören ;-)
 
OT:
sagt nichts gegen das Popometer - das ist ein offizielles Werkzeug bei all denjenigen, die etwas "intensiver" Autofahren ;-)

Allerdings, das
war mir bis dato unbekannt (scheint aber eines derjenigen Messgeräte zu sein, die in dem einen oder anderen Fall etwas der Eichung bedürfen dürften ;-))
 
Übrigens bei Piloten wird sehr gerne das Popometer zu rate gezogen. Deswegen fallen so häufig Kleinfluzeuge und vereinzelt auch große Flugzeuge (siehe AF447) vom Himmel.

Klar, Klavier spielen ist nicht so gefährlich, aber das Ergebnis ist vergleichbar.
 
Ist das so? In welcher physikalischen Einheit?

Es gibt Dinge, die sind physikalscih definiert, haben aber keine physikalische Einheit, z.B die Feinstrukturkonstante. :-)

Im Ernst:
Hinter 'Klangfarbe' Dahinter steckt zwar Obertonspektrum und Co, aber auch immer ein Mensch:
"...
In music, timbre (/ˈtæmbər/ TAM-bər, also known as tone color or tone quality from psychoacoustics) is the perceived sound quality of a musical note, sound or tone.
.."
"percieved' ist das das wichtige Wort.
https://en.wikipedia.org/wiki/Timbre

Wesentlich besser als der Eintrag
https://de.wikipedia.org/wiki/Klangfarbe

Grüße
Häretiker
 
Und der Mensch ist immer subjektiv
 
dabei sollte man aber auch bedenken, dass Chopin seine Wahl natürlich nur aus Instrumenten seiner Zeit treffen konnte.
Jetzt ließe sich trefflich spekulieren, ob seine Wahl weiterhin auf einen Pleyel gefallen wäre, wenn ihm ein Zeitreisender eine Auswahl modernster Top-Flügel aus heutiger Produktion hingestellt hätte
 
Nochmal kurz zum Thema "Klangfarbe beim Klavierspiel". Auch in Konzertkritiken, Diskussionen über Interpretationen und Pianisten etc. fällt ja dieser Begriff.

Und dann sollte man eben wissen, was gemeint ist. Und das ist nicht die Klangfarbe eines Tons im physikalischen Sinne.

Sondern eben viel eher das:
gehen deine Vorstellungen so in die Richtung nuancierter, differenzierter Klang im Gegensatz zu plump? Im ersteren Fall wird es "farbiger" klingen. Spielt jemand das Hauptthema im Regentropfenprelude, welches oft genug wiederholt wird, jedesmal ein wenig anders ausdifferenziert oder "abschattiert", dann hat derjenige ein paar "Klangfarben" mehr demonstriert, als wenn er´s jedesmal gleich gemacht hätte.
ist also beim Klavierspielen eine Metapher für differenzierten und fein abgetönten Zusammenklang, ja Klang überhaupt.
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Und auch beim selber musikzieren sollte man an Klangfarben idealerweise nicht sparen...
 

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