Kawai - der unterschätzte Hersteller ?

Eigentlich ist die Lösung klar. Denn die bessere Mechanik wurde ja nur notwendig, da man irgendwann den Fehler machte, die alten Werke im doppelten Tempo zu spielen.
...irgendwo hab ich doch so was gelesen...
 
Haben mir Geigenbauer und Dozenten erzählt. Ansonsten habe ich eine Lupot mehrmals live gehört, da ich denjenigen begleitet habe.
Der Artikel passt ein bisschen dazu, auch wenn ich unter fachkundig etwas anderes verstehe: http://www.spiegel.de/wissenschaft/...chlechter-als-moderne-violinen-a-1146765.html
dieser Artikel ist besser. Martin Schleske hat auch ein Buch geschrieben: https://www.brandeins.de/magazine/b.../2007/entfremdung/der-hallo-hier-bin-ich-mann
Der Wert der Geige meiner Frau hat sich übrigens nach 8 Jahren verdoppelt, da die Geige sich klanglich verbessert hat. bei der Geige waren wir bei ihren Bau viele Male bei der Klangeinstellung dabei und haben darüber disskutiert mit dem Geigenbauer.
Ein Studienkollege hatte damals eine neue Geige, die ist jetzt nach 20 Jahren enorm besser geworden. Daher halte ich diese Aussage mit der Einspielzeit für korrekt.
Die Strad's verlieren den Vergleich wohl auch, weil eben ihr klanglicher Höhepunkt vorbei ist. Außerdem gibt es auch schlechtklingendere und besserklingendere Strad's ......
 
Haben mir Geigenbauer und Dozenten erzählt.

Na ja, erzählt wird viel. Und darüber herrscht auch nun wirklich kein Konsens. Ich hatte diese These (mit diesen konkreten Jahresangaben) auch noch nie gehört. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich letztes Jahr selber einen Artikel über genau dieses Thema veröffentlich habe. Und dazu hatte ich bei der Literaturrecherche sehr tief gegraben. Ich würde sogar behaupten, dass ich so ziemlich alle relevante Literatur dazu gesichtet habe.

Falls es dazu Diskussionsbedarf gibt, würde ich vorschlagen, das hier in dem bereits bestehenden Thread weiter zu führen:
https://www.clavio.de/threads/klangverbesserung-durch-einspielen-einschwingen.23698/

Meinen Artikel kann man hier lesen und runter laden:
https://www.researchgate.net/public...strumenten_durch_Einspielen_Fakt_oder_Fiktion
 
Wer kein Instrument mit Carbonbeteiligung möchte, kauft halt ein anderes.

Wie müßig ist diese Debatte...
 

Ist die müßig?

Moderne Materialien bringen in speziellen Bereichen enorme Verbesserungen - das ist unstrittig. Wenn es um Höchstleistungen geht, sind sie unverzichtbar. Wenn es aber in die Gefühlswelt hineinragt und (gerade aufgrund der "Mängel) in "die Seele hineinschwingt", haben "alte (Natur)-Materialien die Nase vorn.

Mit einer Carbon-Fliegenrute werfe ich weiter, präziser und schneller. Sie bietet beim Kampf mit dem Fisch bessere "Rückmeldung". Sie ermüded mich weniger und ist pflegeleicht. Perfekt zum Fischen, wenn es um den Fischgfang geht!

Mit einer gespließten Bambusrute geht alles unpräziser, ist mühsamer und wenn ein guter Fisch hängt, fängt man auch als Agnostiker das Beten an. Nach dem Fischen muss sie gepflegt und auch bei Nichtgebrauch richtig behandelt werden. Aber: Sie "bringt mich runter", "slows me down", erdet mich. Perfekt für "Genuss"!

Erstere ist ein tolles Werkzeug, letztere ist wechselweise "Freundin und einfühlsame Vertraute" oder "übersensible, zickige Tusse". Immer aber "Geliebte".*****

Ähnlich dürfte es mit anderen Dingen zugehen: Der moderne Wanderschuh gegen den schweren, pflegebedürftigen, streng riechenden alten, ledernen. Das Alu-Motorrad gegen das alte "Eisenschwein". Die Kreditkarte gegen klimperndes, knisterndes Bargeld..

Ich wage mal eine These: Alte Materialen sind mühsamer, aber "erfüllender". High-Tech ist schneller, weiter, leichter, und "stabiler" sowie "berechenbarer".


***** @Ambros_Langleb
Wie nennt man eien, der zu Angelruten ein platonisch erotisches Verhältnis pflegt? Was für ein ....philer ist das? :-D
 
Zuletzt bearbeitet:
@fisherman

Man kann doch gleichwohl gelassen bleiben. Ist doch gut möglich, dass neue Werkstoffe sich auch im Klavierbau bewähren. :-)

Ich würde es begrüßen, aber dennoch nicht zu den Ersten gehören, die es ausprobieren. ;-)

Abwarten, beobachten, Urteil bilden. :idee:
 

Es geht hier bei mir eher um die Optik als um bessere Technik. Ich möchte kein Carbon im Flügel sehen,auch wenn man dadurch vielleicht besser, i.e. schneller, spielen kann.
 
@Orgelspieler

in einem Kawaiflügel sieht es nicht anders aus. Die Dämpfer sind lackiertes Holz, Hammer und Hammerstiel ebenfalls Holz, alles andere siehst du nicht von oben. Genauso, wie du bei einer Orgel auch nicht siehst, ob es eine mechanische Traktur oder pneumatische ist (du merkst es aber beim spielen gewaltig....). In erster Linie ist das Hebeglied aus Carbon.
Bei einem Klavier siehst du sowieso keinen Unterschied.
So und wer von euch hat jetzt einen Kawaiflügel mit so einer Mechanik angeschaut und ausprobiert, oder sind hier lauter Theoretiker ? ;-) (der nächste Kawai-Händler dürfte gar nicht so weit sein.....)
Ich habe ein Yamaha B1 mit einem Kawai K15 direkt nebeneinander stehend vergleichen können. Das Yamaha (was ein sehr schönes Klavier in seiner Preisklasse ist) ist vom Anschlag schwammiger und Achtung! Das war noch nicht einmal die Carbonmechanik, sondern nur die ABS-Styran. Aus dem Grunde empfehle ich meinen Schülern das K15 (im Vergleich zum E-Piano ist da bereits erheblich weniger Plastik :-D).
 
Es geht hier bei mir eher um die Optik als um bessere Technik. Ich möchte kein Carbon im Flügel sehen,auch wenn man dadurch vielleicht besser, i.e. schneller, spielen kann.
also wenn es Dir tatsächlich darum geht, dass Du aus optischen Gründen nichts modernes in und am Piano haben möchtest, wirst Du vermutlich kein Piano „neueren" Produktionsdatums kaufen können.
Spätestens ab der Einführung von PU-Lacken beim Klavierbau müsste dann ja für Dich Schluss sein, denn da muss das gequälte traditionsbewusste Auge ganz viel modernes Teufelszeug aushalten, nämlich in Form von lackierten Oberflächen...;-)

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Klaviere übrigens hauptsächlich holzfarben gebaut. Erst danach gab es einen Bruch mit der Tradition, als es möglich wurde, mit für damals modernen Lacken die Instrumente schwarz auszuführen.
Einem optisch traditionsbewussten Klavierspieler dürfte also eigentlich noch nicht mal ein schwarzer Flügel ind Haus kommen..;-)
 
Na ja, man kanns auch übertreiben! Ich kauf mir ja auch kein Klavier mit Oberdämpfermechanik. Mal die Kirche im Dorf lassen. Keiner will den Rückschritt ins Mittelalter. Auch ich nicht. Und wenn sich die Oberflächengestaltung verändert hat, dann ist das auch in Ordnung. Mir drängt sich einfach der Verdacht auf, dass man mit dem Einsatz von Carbon so nach und nach vom HANDwerk weg zur reinen Industrieprodukrion kommen wird. Der 3D Drucker steht schon in den Startlöchern. Wahrscheinlich lässt sich dieser Trend nicht mehr aufhalten.Schade um die handwerkliche Tradition. Bei meinen Eltern steht ein uraltes Schlafzimmer aus Kirschbaumholz vom Bruder meines Vaters hergestellt. Das ist immer noch in hervorragendem Zustand, aus Massivholz, echte Qualität. Das gleiche gilt, glaube ich als Nichtfachmann, auch für Flügel aus der Blütezeit. mag sein, dass man damit nicht so virtuos spielen kann wie auf einem neuen Flügel, aber Liszt hatte auch nichts besseres und konnte trotzdem spielen. Als Hobbyspieler bin ich meilenweit von Virtuosität entfernt, was für mich zählt ist der Klang. Es kann sich doch jeder einen Flügel kaufen, um einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen zu können, das ist doch nicht das Problem. Schade wäre, wenn sich die traditionelle Klavierbaukunst dann nur noch auf absolute hochpreisige Instrumente beschränken sollte.
 

Ja eben. Deine Aussage "Carbon in einem Flügel geht gar nicht!" ist nicht haltbar;-). Ich begrüße es z.B. auch, dass für neue Instrumente kein Elfenbein mehr für die Tastatur verwendet werden darf. Es stellt sich auch die Frage, ob der zukünftige weltweite Bedarf an Instrumenten ohne neue Fertigungstechniken und -materialien überhaupt gedeckt werden kann. Aber das ist ja wieder eine andere Diskussion.
 
Ob ein z.B. Mechanik-Hebeglied aus Holz oder aus Carbon besteht hat beides nicht mehr oder weniger mit der Abkehr vom Handwerk zu tun. Auch das Holz-Hebeglied wird nicht vom Klavierbauer geschnitzt sondern seit vielen Jahrzehnten zugeliefert und wohl mit CNC-Automaten gefertigt.
 
Mir drängt sich einfach der Verdacht auf, dass man mit dem Einsatz von Carbon so nach und nach vom HANDwerk weg zur reinen Industrieprodukrion kommen wird.
Du kannst davon ausgehen dass entsprechende Holzteile schon längst industriell gefertigt werden.
-Klavierbauermeister hat sich vorgedrängelt :-) -
Und wenn Du erst mal so wie ich an einem Klavier von 1870 rumbastelst, wirst Du sehr schnell die vielen Nachteile von Holz kennen und Vorteile von z.B. Carbon schätzen lernen.

Ich liebe alte Instrumente und bewundere die traditionelle Bauweise, schüttel aber gleichzeitig immer wieder den Kopf über den technischen Rückstand bei aktuellen Klavieren und Flügeln. Für mich ist da noch viel zu viel Tradition drin.
 
Du kannst davon ausgehen dass entsprechende Holzteile schon längst industriell gefertigt werden.
Das Argument gegen Carbon von Micha war ein anderes. Er meinte, wenn es kein Ersatzteil aus Carbon mehr gibt, weil der Hersteller inzwischen nichts mehr davon produziert, dann kann er das nicht mehr selber herstellen, wie es aus Holz ja wäre.
Ich denke auch, daß selbst Holztasten aus einem Kompositmaterial hergestellt werden können, die in Masse und Masseverteilung dem Holz gleich kommen. Aber das macht keiner, entweder ist das teurer oder es würde nicht akzeptiert werden.
 
@Orgelspieler
hast Du überhaupt eine Ahnung, wieviele Bäume für die Produktion eines einzigen Flügels mit Hammerstielen aus Holz sterben müssen?
Da sollte man für jedes noch so kleine Stückcken verbauten Carbons dankbar sein :idee:
In dem Video geht es zwar nicht um Hammerstiele für Klaviere, das Produktionsverfahren ist aber identisch
 

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