Kann ich auch ohne Klavierunterricht gut Klavierspielen lernen?

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hellepauline

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4. Dez. 2012
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Ich spiele nun schon seid 5 Jahren Klavier, hatte jedoch nur ein Jahr Klavierunterricht. All die Jahre habe ich natürlich trotzdem gespielt. Bei einem Weihnachtskonzert, hat ein Schüler unheimlich gut und schnell Klavier gespielt und als ich das sah, habe ich mir als Ziel vorgenommen auch einmal so spielen zu können.
Aber ist das überhaupt machbaer? Kann man solche anspruchsvollen Stücke spielen ohne jeglichen Unterricht bezüglich der Technik?
Ich hätte gerne eure persönliche Meinung, ob ich mir dieses Ziel aus dem Kopf schlagen sollte oder anfangen sollte daran zu arbeiten.
Was für Tips habt ihr vielleicht?
 
Hey.

Hab vor kurzem auch wieder angefangen zu spielen nach mehreren Jahren Pause. Hatte damals auch nen Lehrer. Und jetzt hatte ich mir auch vorgenommen erstmal autodidaktisch zu lernen. Aber das hab ich direkt nach nem Monat gelassen und mir nen Lehrer gesucht. Man kann zwar vieles erreichen allein. Ich habe aber gemerkt, dass es mit Lehrer viel viel einfachher ist. Es sind teilweise nur Kleinigkeiten und Details, auf die er hinweisen kann und man hat den Dreh direkt raus (bei schwierigen Passagen beispielweise). Auch hat er einfach mehr Ideen, wie man sehr schwere Parts lernen kann. Durch Rhythmusübungen und was nicht alles.

Ich an deiner Stelle würde mir Unterricht nehmen. Wenn es zeitlich knapp ist oder finanziell schwierig, kann man ja auch nur alle 14 Tage oder so eine Stunde nehmen.


Sofern das sowieso nicht für dich in Frage kommt aus welchem Grund auch immer: Fang an, daran zu arbeiten. Wenn es nicht klappt, wirst du es ja merken. Und dann nimmste dir halt nen Lehrer ;)
 
Kann ich auch ohne Klavierunterricht gut Klavierspielen lernen?
Wenn Du ein Wunderkind bist: ja. Sonst nicht.
Kann man solche anspruchsvollen Stücke spielen ohne jeglichen Unterricht bezüglich der Technik?
Dito.
Ja.

Klingt alles etwas knapp, ist aber ehrlich gemeint.

CW
 
Ich bin auch der Meinung, dass man ohne Klavierunterricht nicht besonders weit kommt.

Ich hab nen Schüler, der auch vorher schon ohne Unterricht versucht hat zu lernen, es ist dann ganz schwer die Technik umzugewöhnen, so das sie richtig ist.

Wie bereits gesagt ist es einfacher mit einem Lehrer, der sollte Tipps und Übungen parat haben wenn du mal nicht weiter kommst etc.
 
Hallo, Pauline, die Antwort lautet eindeutig: nein. Nein, das geht nicht. Allein erkennst Du Deine Fehler nicht. Allein erlernst du keine Methodik effektiven und richtigen Übens. Allein machst Du Dir so Manches viel zu schwer. Allein vergeudest du Zeit und Kraft. Allein frustrierst Du unnötigerweise. Allein spielst Du Dich nach mehr oder weniger kurzer Zeit in eine Sackgasse. Allein hast du keinerlei Korrektiv, und meinst, dass das, was du spielst auch großartig gespielt sei.
Allein missachtest Du das didaktisch-methodisch ausgearbeitete Ranking. mit Lehrer erlernst Du technische und musikalische Fertigkeiten, von denen Du heute nicht einmal weisst, dass es sie gibt. Vergleichen wir die Situation mit einem Blinden, der malen lernen möchte. Der Lehrer vermag dabei zweierlei: die Augen zu öffnen, und das Malen zu lehren. Der Witz: nur wer Unterricht nimmt, erkennt, dass er zuvor (ziemlich) blind war...
 
Ich habe mehr als 35 Jahre ohne Lehrer Klavier gespielt. Seit 3 Wochen habe Unterricht und ich kann nur sagen, dass es sich lohnt!
Theretisch kann man sich zwar alles Anlesen, aber wie Soeren schon schrieb:
Es sind teilweise nur Kleinigkeiten und Details, auf die er hinweisen kann und man hat den Dreh direkt raus
Bereits in der Probestunde hatte ich mein erstes "Aha-Erlebnis". Mit Armgewicht spielen...schon tausend mal gelesen, aber wie setzt man so etwas um? Beim Lehrer hat es 10 Minuten inkl. kleiner Trockenübungen gedauert und es war begriffen (theoretisch als auch praktisch).
Anderes Beispiel: Eine meiner Schwächen ist das immer schneller werden. Mein Lehrer hat sofort die recht simple Ursache dafür erkannt und erst ab da kann man auch daran arbeiten.

Allein spielst Du Dich nach mehr oder weniger kurzer Zeit in eine Sackgasse.
Kann ich so bestätigen. Ich habe mich mit den Worten vorgestellt: "Ich spiele seit mehr als 35 Jahren Klavier, komme aber seit 30 Jahren nicht wirklich weiter".
nur wer Unterricht nimmt, erkennt, dass er zuvor (ziemlich) blind war...
Auch das kann ich bestätigen, und ich hatte als Kind bereits 8 Jahre Violinenunterricht.
 
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Anderes Beispiel: Eine meiner Schwächen ist das immer schneller werden. Mein Lehrer hat sofort die recht simple Ursache dafür erkannt und erst ab da kann man auch daran arbeiten.

hi Peter,

bin neugierig, da mich das gleiche Problem auch manchmal ereilt.

Mein Patentrezept:
Den kritischen Part still im Geiste oder "singend" vorher imitieren. Dabei werde ich nie schneller.
(Ich merke dann auch sofort, falls ich den Part gar nicht richtig verstanden habe)
Hauptursache beim Spielen ist die fatale Verkettung von rhythmischen Verkürzungen durch Stress.

Grobes Beispiel: Wechsel von Viertel auf Achtel und dann zurück auf Halbe.
Wenn die Achtel im Stress zu kurz geraten überträgt sich das auf die nachfolgenden Halben ... und das wird dann im weiteren Verlauf noch schlimmer.

Bezeichnenderweise imitiere ich den zu spielenden Part im Geist automatisch sehr langsam und in der richtigen!! Übergeschwindigkeit.:p
Wenn ich mit der "mentalen" Geschwindigkeit übe, klappt es immer.

Wie gehst du das Thema an?

Lieber Gruß, NewOldie
 
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Ähnlich. Da ich ja nicht von jetzt auf sofort, sondern innerhalb einer Passage schneller werde, spiele ich diese "mental" ritardando.
Hauptursache beim Spielen ist die fatale Verkettung von rhythmischen Verkürzungen durch Stress.
Jupp, oder kurz: Die schwierigen Passagen (nicht nur die schnellen) werden bei mir zu schnell gespielt (laut einem Klavierlehrer ist das normal). Manchmal merke ich es, wenn ich wieder in leichte Passagen komme, manchmal nicht. Teilweise gebe ich auch zu viel Gas wenn eine für mich besonders schöne Passage kommt (ganz extrem merke ich es bei der Mondscheinsonate wenn das erste Thema wieder kommt...da staune ich jedes mal, wie schnell ich auf dem Weg dorthin geworden bin, quasi rubato nur in eine Richtung...).
Inzwischen versuche ich die Passagen bewusst "langsamer", wobei langsam für richtig steht, zu spielen. Und natürlich nehme ich auch mal das Metronom zu Hilfe, was ich am Klavier noch nie gemacht hatte. Das verursacht im Moment noch sehr großen Stress bei mir, ist aber sicher nur eine Gewohnheitssache. Mit Metronom habe ich das Gefühl, das Metronom wird an manchen Stellen immer langsamer. :) Wird ne ganze Weile dauern, bis ich das wieder raus habe bzw. das richtige Tempogefühl in mir drin.
 
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Ich spiele nun schon seit 5 Jahren Klavier, hatte jedoch nur ein Jahr Klavierunterricht. All die Jahre habe ich natürlich trotzdem gespielt. Bei einem Weihnachtskonzert, hat ein Schüler unheimlich gut und schnell Klavier gespielt und als ich das sah, habe ich mir als Ziel vorgenommen auch einmal so spielen zu können.
Aber ist das überhaupt machbar? Kann man solche anspruchsvollen Stücke spielen ohne jeglichen Unterricht bezüglich der Technik?
Ich hätte gerne eure persönliche Meinung, ob ich mir dieses Ziel aus dem Kopf schlagen sollte oder anfangen sollte daran zu arbeiten.
Was für Tips habt ihr vielleicht?
Gegenfrage: Was bedeutet für Dich überhaupt laut Überschrift gutes Klavierspiel? Wer überhaupt keinerlei Vorkenntnisse hat, empfindet es schon als revolutionären Fortschritt, nur noch jeden zweiten Ton falsch zu spielen...?;)

Zur Fragestellung: Das Beherrschen eines Musikinstruments gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben, mit denen man sich als Mensch überhaupt befassen kann. Gegenüber den meisten Melodieinstrumenten in einem Orchester ergibt sich die Schwierigkeit, auf dem Instrument mehrstimmig mit zwei voneinander unabhängigen Händen musizieren zu müssen. Zu toppen ist diese Aufgabenstellung nur noch an einer Orgel, wo auch noch die Füsse auf der Pedalklaviatur zusätzliche Stimmen ausfüllen müssen. Gewaltige Leistungsanforderungen, denkt sich mancher - aaaaaber: Es gibt doch diverse Online-Angebote und theoretischen Lehrwerke, wo doch auch alles drinsteht, so dass man auf den teuren Unterricht verzichten kann? Auch hier ist so einiges eine relative Angelegenheit: Wer sich gerne ausgiebig mit Fehlersuche und unzähligen kraftraubenden Anläufen beschäftigt, kann auf abenteuerlichem Wege vielleicht irgendwann einmal an ein Ziel gelangen. Im Zweifelsfall gilt Murphys Gesetz: Du hast niemals Zeit, es richtig zu machen, aber unendlich viel Zeit, es nochmals zu machen.

Glücklicherweise haben sich in der Vermittlung erfahrene Pianist(inn)en nicht nur mit der Frage beschäftigt, wie die komplexen Abläufe zu erlernen sind, sondern auch, wie man anderen zu entsprechenden Fertigkeiten verhelfen kann - und zwar ohne kräftezehrende Fehlversuche, Verkrampfungen (die sich erst im fortgeschrittenen Stadium schmerzhaft bemerkbar machen) und Irrtümer, die durch falsche Selbstwahrnehmung und fehlende Beobachtung und Korrektur von außen ihre fatalen Folgen nachhaltig entfalten können.

Daher die ehrliche und dringende Empfehlung: Lasse erfahrene Fachleute an diese wirklich nicht mal schnell im Vorübergehen zu meisternde Aufgabe heran, in einer vertretbaren (ggf. vorzeigbaren) Qualität musizieren zu lernen. Die Investition in professionell erteilten Unterricht zahlt sich zeitnah aus - das sage ich nicht nur als professioneller Musiker, der selbst eher wenig unterrichtet, sondern sagen auch andere hier in diesem Forum, die sich lange Zeit autodidaktisch abgemüht haben und das weitaus schnellere Fortkommen unter professioneller Anleitung als echtes Aha-Erlebnis genießen konnten. Alles andere ist wie die Liebe zu schnellen Autos, ohne selbst den Führerschein machen zu wollen - den wenigsten genügt es, den eigenen Ferrari auf dem Verkehrsübungsplatz im Schritt-Tempo probefahren zu dürfen...
:klavier:

LG von Rheinkultur
 
Gegenfrage: Was bedeutet für Dich überhaupt laut Überschrift gutes Klavierspiel? Wer überhaupt keinerlei Vorkenntnisse hat, empfindet es schon als revolutionären Fortschritt, nur noch jeden zweiten Ton falsch zu spielen...?;)

vor nicht allzu langer Zeit dachte ich:
- Klavierspielen bedeutet: ein Stück fehlerfrei im richtigen Rhythmus zu spielen.:D

Heute ahne ich:
- dass es eine elementare Voraussetzung ist, um mit dem eigentlichen Klavierspielen beginnen zu können ...

Lieber Gruß, NewOldie
 

vor nicht allzu langer Zeit dachte ich:
- Klavierspielen bedeutet: ein Stück fehlerfrei im richtigen Rhythmus zu spielen.:D

Heute ahne ich:
- dass es eine elementare Voraussetzung ist, um mit dem eigentlichen Klavierspielen beginnen zu können...
...und die Ahnung trügt nicht: Zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Tasten finden ist ein brauchbarer Einstieg. Die Komplexität der Materie bringt es mit sich, dass die meisten damit zunächst alle Hände voll zu tun haben. Wenn die Vorgaben des Notentextes souverän und versiert auf Abruf umgesetzt werden können, kann erst das vom Komponisten Vorgegebene durch den Interpreten in eigener Gestaltungsweise zum Leben erweckt werden. Gleichzeitig sei gesagt, dass es keine Hierarchie der Aufgaben gibt: Erst die Technik, dann die musikalische Gestaltung - ebenfalls so nicht richtig, vielmehr greifen die unterschiedlichen Arbeitsabläufe ineinander.

Deshalb liegt die neuerliche Feststellung auf der Hand: Ohne professionelle Förderung durch qualifizierte Lehrkräfte ist die Bewältigung solcher anspruchsvoller Aufgaben selbst für überdurchschnittlich Begabte nicht in guter Qualität zu schaffen. Es fehlt einfach die Perspektive des kritisch hinschauenden Gegenübers, um eine eigene "Betriebsblindheit" auszuschließen. Selbst im akademischen Sinne "fertige" Solisten bleiben aus guten Gründen im Dialog mit ihren erfahrenen Mentoren oder unabhängigen Supervisorn.

Wer das Spiel nicht im professionellen Sinne betreiben will, steht zwar nicht unter dem Druck, damit seinen Lebensunterhalt bestreiten zu müssen. Aber auch der Amateur muss sich die Frage stellen, ob Aufwand und Resultat in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Viele Hobbymusiker empfinden durch "mangelhaftes" und "ewig unfertiges" Agieren am Instrument keine Bereicherung ihrer Lebensqualität - dabei ist Klavierspielen etwas viel zu Schönes, als dass man es sich selbst durch Dauerfrust und Gefühl der dauernden Überforderung verleiden sollte. Denn ein guter Unterricht kann eine Fülle von künstlerischer Substanz bieten:
  • Die ausgewählte Literatur wird unter kundiger Anleitung dem tatsächlichen Leistungsvermögen angepaßt
  • Kenntnisse müssen nicht aus allen möglichen Quellen mühsam zusammengesucht werden
  • Externe Einwirkung durch den Lehrer verhindert, dass sich Fehlleistungen häufen und automatisieren
  • Fehlhaltungen werden korrigiert, bevor sie Schmerzen verursachen
Bei vielen anderen Hobbytätigkeiten (Breitensport) soll dies auch nicht anders sein...!

LG von Rheinkultur
 
So wie ich das jetzt mal zusammenfassen darf, habe ich also keine Chance. Das deprimiert mich ehrlich gesagt ein wenig, aber ich denke schon das ihr recht habt. Noten lesen etc. ist bei mir garkein Problem, da ich ja auch in der Notenlehre war und Saxophon Unterricht habt. Ich habe wirklich nur NULL Ahnung von Technick. Ich spiele wirklich viel Klavier und habe auch schon relativ schwere Stücke gespielt, aber wie nun schon viele sagten mache ich dabei wohl tausende von technischen Fehler und merke es nicht. Und ich habe in den letzten Tagen auch versucht besonders auf meine Finger zu achten und sauberer zu spielen, dabei ist mir aufgefallen, das ich nie nach den teils angegeben Fingersätzen spiele und das dies eine sehr große Umgewöhnung ist.
Können auch ander Klavierschüler, also beispielsweise jemand der schon über 10 Jahre Klavierunterricht hat mir ein wenig weiterhelfen, oder können das wirklich nur Lehrer?

Aber danke euch für eure ehrlichen Antworten :D
 
Meinst du damit direkt Klavier spielen oder einfach nur sehr schwierige Stücke? Hättest du ein paar Beispiele? Dinge die ich nie richtig erlenen könnte? Oder meinst du auch total simle Stücke, irgendwelche Popsongs?
 
Gutes Klavierspiel ist für mich anspruchsvolle Stücke gut herüberzubringen. Oder auch einfache Stücke. So das es halt nicht einfach draufgehackt klingt sondern wirklich nacht etwas klingt.
 
Bei mir war es so
1. Ich habe mich unwohl gefühlt beim Spielen
2. Irgendwie klang alles zu einfach und verwischt.
3. Verspannungen traten auf

Was ich bisher gelernt habe sind Sachen, die man per Video nachvollziehen könnte, wenn man weiß wie es richtig sein sollte.
Sitzen, Hand- und Armhaltung, Fingersatz richtig anwenden, Legato, etc. spielen, Rythmus, Pausen spielen (haha)

Üben muß man dann allein zu Hause. Im Unterricht spielt man vor und wird korrigiert. Lob wird es wohl im 2. Jahr geben (scherz)

... und natürlich die vielen kleinen Tipps und Tricks nebenbei. Ansonsten bekomme ich noch einige Kurzinfos, was ich mir mal an Theorie anschauen / Musik anhören sollte, wenn ich Zeit habe. Das hat mir bisher sehr viel gebracht, vielleicht auch weil ich es mir vorab erarbeitet habe und dann darüber mit der KL reden konnte/kann.
 
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So wie ich das jetzt mal zusammenfassen darf, habe ich also keine Chance. Das deprimiert mich ehrlich gesagt ein wenig, aber ich denke schon das ihr recht habt.
Kein Grund deprimiert zu sein! Wie ich oben schon schrieb: Ich habe mehr als 35 Jahre ohne Lehrer gespielt. Es hat als Kind und Jugendlicher ausgereicht, um vor der Klasse zu spielen oder bis heute vor der Familie und Bekanntenkreis.
Ich habe auch in den 35 Jahren immer Spaß daran gehabt (logisch, wie würde ich sonst so lange etwas machen). Es geht natürlich auch ohne Lehrer.
Nur der Lernfortschritt dauert erheblich länger und stellt sich irgend wann ganz ein. Später ärgert man sich einfach über die verschenkte Zeit und dass man nicht schon früher einen Lehrer genommen hat.

Können auch ander Klavierschüler, also beispielsweise jemand der schon über 10 Jahre Klavierunterricht hat mir ein wenig weiterhelfen
Natürlich können die das. Sie können sicher nicht so pädagogisch wie ein geschulter Lehrer vorgehen, aber sie können Vieles von dem weitergeben, was sie selbst gelernt haben.

Den Anspruch an Dich, Dein Können und Deinen Lernfortschritt stellst nur Du. Ich denke ein Lehrer lohnt sich in jedem Fall, aber auch ohne macht das Spielen Spaß.
 
So wie ich das jetzt mal zusammenfassen darf, habe ich also keine Chance. Das deprimiert mich ehrlich gesagt ein wenig, aber ich denke schon das ihr recht habt. Noten lesen etc. ist bei mir garkein Problem, da ich ja auch in der Notenlehre war und Saxophon Unterricht habt. Ich habe wirklich nur NULL Ahnung von Technick. Ich spiele wirklich viel Klavier und habe auch schon relativ schwere Stücke gespielt, aber wie nun schon viele sagten mache ich dabei wohl tausende von technischen Fehler und merke es nicht. Und ich habe in den letzten Tagen auch versucht besonders auf meine Finger zu achten und sauberer zu spielen, dabei ist mir aufgefallen, das ich nie nach den teils angegeben Fingersätzen spiele und das dies eine sehr große Umgewöhnung ist.
Können auch ander Klavierschüler, also beispielsweise jemand der schon über 10 Jahre Klavierunterricht hat mir ein wenig weiterhelfen, oder können das wirklich nur Lehrer?
Halt! Ein solches Fazit liest sich geradezu, als sei unwiderruflich über Sein oder Nicht-Sein entschieden worden. Erst mit der Aufnahme von Unterricht erwerbe man sich die moralische Legitimation, überhaupt Klaviertasten berühren zu dürfen... .

Sehr wohl ist man auf nahezu allen Begabungsniveaus in der Lage, sich durch autodidaktische Maßnahmen Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen. Gemeint ist aber, dass das Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis meist drastisch günstiger für den unter Anleitung Lernenden ausfällt - gerade, weil dann die Beobachtung von außerhalb möglich wird. Man könnte nun sagen, wenn man an der Position des Lehrers eine Videokamera installiert und die Aufzeichnungen nachher selbst auswertet, hätte man auch ein Medium zur Selbstkontrolle. Leider nicht: Die Lehrkraft kann in Bewegungsabläufe jederzeit eingreifen und ist durch fachdidaktische Kenntnisse auch in der Lage, Hindernisse zu erkennen und beim Überwinden derselben fachlich versiert zu helfen. Handelt es sich bei den erfahreneren Klavierschülern um Studenten mit weit fortgeschrittener Spielpraxis und pädagogischem Hintergrundwissen aus entsprechenden Hochschulseminaren, können diese sicherlich Gutes und Richtiges zum Gelingen beitragen.

Natürlich kann man als ambitionierter Autodidakt beachtliche Erfolge erzielen. Meine ersten Kompositionen wurden von Rundfunkanstalten produziert und gesendet und überregional erfolgreich aufgeführt, bevor ich mit meinem Kompositionsstudium beginnen konnte. Freilich hatte ich mir parallel zu dem pianistischen Studium einschlägige handwerkliche Kenntnisse angeeignet, aber eben erst später das Fach Komposition studiert, abgeschlossen und zeitweilig auch unterrichtet. Es gibt natürlich nicht die einzig richtige Referenzkarriere als das Maß aller Dinge - und viele Wege führen nach Rom (frei nach Jean de La Fontaine).

Übrigens ist die Frage nach dem richtigen Fingersatz gerade bei hochkomplizierten Abläufen gar nicht so schulmäßig eindeutig zu beantworten: Was bei Prokofiew & Co. mitunter als Fingersatz zur Anwendung gelangt, wird dem Anfänger zunächst konsequent untersagt (Tonrepetitionen über alle fünf Finger, Daumenuntersatz auf schwarzen Tasten, unübliche Triller und Tremoli...)! Entscheidungskriterium ist die Zweckmäßigkeit und die möglichst organische Ausführbarkeit. Ohne Lehrer wirst Du meist viel Aufwand, viel Herumprobieren und viele Fehlversuche benötigen; ein Lehrer wird Dir dagegen vieles erleichtern können. @Peter hat das ja aus eigener Erfahrung heraus sehr schön beschrieben, mit welcher Freude man zügigere Fortschritte am eigenen Spiel wahrnimmt als je zuvor - so gern man doch viele Jahre lang zwanglos experimentiert hat, was da so alles möglich ist.

Mitunter muss man sich fragen, wann der "Leidensdruck" auf einen selbst der größte ist: Extrem fehlerbehaftetes Spiel unter angestrengtem Suchen der richtigen Tasten peinigt manchen Hobbyspieler so sehr, dass er irgendwann freiwillig lieber den Fachmann aufsucht. Andere beglückt die eigene Betätigung am Instrument so nachhaltig, dass ein paar falsche Noten und holpriger Melodienfluß der Freude keinen Abbruch zu tun vermögen. Im Zweifelsfall muss das die/der einzelne für sich entscheiden - vor allem, wenn in der Regel nur für den Eigengebrauch und nicht vor anderen musiziert wird.

LG von Rheinkultur
 
Mitunter muss man sich fragen, wann der "Leidensdruck" auf einen selbst der größte ist: Extrem fehlerbehaftetes Spiel unter angestrengtem Suchen der richtigen Tasten peinigt manchen Hobbyspieler so sehr, dass er irgendwann freiwillig lieber den Fachmann aufsucht. Andere beglückt die eigene Betätigung am Instrument so nachhaltig, dass ein paar falsche Noten und holpriger Melodienfluß der Freude keinen Abbruch zu tun vermögen. Im Zweifelsfall muss das die/der einzelne für sich entscheiden - vor allem, wenn in der Regel nur für den Eigengebrauch und nicht vor anderen musiziert wird.
Ein sehr schönes Fazit und nicht einer, sonder alle Punkte treffen auf mich (und sicher auch auf manch anderen) zu.

@Peter hat das ja aus eigener Erfahrung heraus sehr schön beschrieben, mit welcher Freude man zügigere Fortschritte am eigenen Spiel wahrnimmt als je zuvor...
(Noch) Nicht so sehr freudig! Ich nehme zur Zeit vor Allem wahr, was ich nicht kann. Das mag erst mal frustrierend sein, mit nichts Anderem habe ich aber nach 35 Jahren gerechnet. Ich bekomme Stücke vom Lehrer, die ich mir wegen ihrer vermeintlichen Einfachheit nicht mehr vorgenommen hätte (z.B. Clementi op.36...). Aber ich muss erkennen, dass es gerade dann nicht einfach ist, wenn man so lange ohne Lehrer unterwegs war. Ein Jahr mit einem Lehrer in der Anfangszeit spart Dir wohl viele Jahre, wenn Du Dich erst später dazu entschließt. Das meinte ich auch mit dem Ärger über die verschenkte Zeit.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nie lernen ...

Naja, etwas nie lernen vielleicht nicht, aber sicherlich wirst Du länger brauchen. Beispiel:

Mein derzeitiges "Vorbild" für mein erstes klassisches Stück ist hier zu sehen:
Fur Elise performed by Cheryl (5 years old) - YouTube
Das motiviert mich immer wieder; ohne meine KL würde ich für diese :DBagatelle:D noch viel mehr Zeit benötigen. Was ich allein bei diesem simplen Stück an Fehler eingebaut habe ist kaum zu glauben... (Wer lesen kann istim Vorteil!!!) Ich hoffe, dass ich dieses Stück in diesem Jahr noch hinbekomme, so dass ich es zum Abschluss des ersten halben Jahres Unterricht im Februar vorspielen kann... Ist zumindest mein Ziel ...
 

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