Kann ein Klavier den "Klang" verlieren?

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Zuckerfee

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26. Okt. 2022
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Guten Morgen miteinander, ich hätte einmal eine Frage an die Klavierkundigen hier.

Gestern habe ich beim Frühjahrsputz bei meinen Eltern im ehemaligen Kinderzimmer meines Bruders sein Klavier entdeckt, ein kleines Zimmermann, das Modell war für mich nicht identifizierbar, das er vor mehr als 25 Jahren gebraucht von einer Musikerfamilie gekauft hat.

Seitdem steht es in einem kühlen Zimmer, die Luftfeuchtigkeit dürfte niedrig sein, wurde nie irgendwie überholt oder gestimmt und auch seit 15 Jahren nicht mehr gespielt.

Das Instrument ist natürlich unangenehm verstimmt, und bei den Pedalen ist auch etwas kaputt, was mir aber im meisten aufgefallen ist, das Klavier hat keinen Klang. Ganz egal wie hart man die Tasten anschlägt, es bleibt leise und klingt wie gedämpft, ganz ohne Resonanz.
Der Resonanzboden sieht zumindest von außen unbeschädigt aus, er klingt aber irgendwie nicht mit.

Ich kenne mich da leider überhaupt nicht aus, hat jemand eine Idee woran das liegen könnte und ob man das Klavier wieder zum Klingen bringen kann?
 
Schon mal nachgeschaut, ob eventuell der Moderator aktiviert ist?
 
Ich würde ja weder bei getretenem linken Pedal noch bei aktiviertem Moderator von "kein Klang" oder "keine Resonanz" sprechen, sondern nur von reduziertem Ton. @Zuckerfee s beschreibung scheint bei uns unterschiedliche Vorstellungen hervorzurufen.

@Zuckerfee Kannst du vielleicht eine Aufnahme hochladen?
 
"Ein kleines Zimmermann" - was bedeutet klein? Ein 106er ist kein 114er, obwohl ich beide als klein bezeichnen würde. Hat vielleicht jemand einen Filzteppich hinten draufgeklebt? Eltern können ja kreativ werden, wenn die Kinder üben müssen. Wie klingt es denn mit offenem Deckel?

Theoretisch können Klaviersaiten altern, aber da sprechen wir über 100 Jahre, nicht über 20. Wieviel Hz hat denn das a'? Vielleicht hat es sehr viel Saitenspannung verloren?
 
von Streichinstrumenten weiß ich, dass sie es einem übel nehmen, wenn man sie länger nicht spielt.
Ein kühler, gleichmässig temperierter Raum ist für ein Instrument eher gut.
Ich schätze auch, dass da eine Einstellung nicht stimmt.
 
Guten Morgen miteinander, ich hätte einmal eine Frage an die Klavierkundigen hier.

Gestern habe ich beim Frühjahrsputz bei meinen Eltern im ehemaligen Kinderzimmer meines Bruders sein Klavier entdeckt, ein kleines Zimmermann, das Modell war für mich nicht identifizierbar, das er vor mehr als 25 Jahren gebraucht von einer Musikerfamilie gekauft hat.

Seitdem steht es in einem kühlen Zimmer, die Luftfeuchtigkeit dürfte niedrig sein, wurde nie irgendwie überholt oder gestimmt und auch seit 15 Jahren nicht mehr gespielt.

Das Instrument ist natürlich unangenehm verstimmt, und bei den Pedalen ist auch etwas kaputt, was mir aber im meisten aufgefallen ist, das Klavier hat keinen Klang. Ganz egal wie hart man die Tasten anschlägt, es bleibt leise und klingt wie gedämpft, ganz ohne Resonanz.
Der Resonanzboden sieht zumindest von außen unbeschädigt aus, er klingt aber irgendwie nicht mit.

Ich kenne mich da leider überhaupt nicht aus, hat jemand eine Idee woran das liegen könnte und ob man das Klavier wieder zum Klingen bringen kann?

Ein Klavier welches über Jahre nimmer benutzt wird, verliert natürlich an Klang.

Abhilfe kann da nur ein Klavierbauer schaffen.
 
Ich komme heute nochmal ans Instrument, ich versuche eine vernünftige Aufnahme zu machen und prüfe noch ein paar von Vorschlägen, dann melde ich mich wieder.
 
Dass das Instrument durch Nichtspielen seinen Klang verliert ist höchst unwahrscheinlich:


Ich würde wetten, dass das linke Pedal tatsächlich die Hämmer viiieeeel zu nahe an die Saiten drückt und man deswegen gar nicht richtig anschlagen kann und deswegen auch gar keinen richtigen Klang heraus bekommt. Würde auch mit der Aussage übereinstimmen, dass mit den Pedalen irgendwas nicht stimmt. Erkennen könnte man es als Laie daran, dass man die Tasten sehr weit herunter drücken kann, ohne auch nur den Hauch eines Widerstands zu spüren. Nennt man Schnabelluft. Die dürfte in dem Fall exorbitant sein. Man kann auch oben mal den Deckel aufmachen und hinein schauen. Vermutlich ist die Ruheposition der Hämmer sehr nahe an den Saiten. Der Abstand sollte ca. 45 mm betragen. Der beschriebene Effekt kann auftreten, wenn der Abstand z.B. nur 15 mm oder gar noch weniger beträgt.
 

Hallo, vielen Dank ersteinmal an allen, die mir geantwortet haben!
Ich wollte noch ein kurzes Update geben, auch wenn das jetzt für mich sehr peinlich wird. :014:

Ich habe mir um das Klavier herum Platz geschaffen und es dann von Wand weggwuchtet, leider hat es keine Rollen.
Dabei durfte ich dann feststellen, dass das, was ich beim schnellen Blick zwischen Wand und Klavier für den Resonanzboden gehalten habe, gar kein Holz ist, sondern dass es sich um Platten aus gelblich Schaumstoff handelt, die fein säuberlich dicht an dicht und in mehreren Schichten (wie bei einer Zwischensparrendämmung beim Dach) auf dem Resonanzboden aufgebracht worden sind. Alles wurde ganz penibel in Form geschnitten, da war wirklich ein Künstler am Werk. Der hat sich auch mit Visitenkarte verewigt.
Aus den eingeschlagenen Nägeln schliesse ich, dass da wohl auch noch eine Abdeckung draufgenagelt war.

@Sternim Meer war am nächsten dran mit seiner Vermutung.

Ich gehe davon aus, dass das Instrument klanglich doch etwas mehr kann, wenn man es lässt und werde den Eigentümer mal fragen, ob ich es "befreien" darf, der Schaumstoff krümelt nämlich eh schon. :003:

Ich habe dann noch alle Verkleidungen abgenommen, das Instrument ist nach 40 Jahren ohne technische Wartung runtergespielt, das linke Pedal funktioniert, beim rechten ist ein Stab abgegangen.
Es ist aber fraglich, ob der Eigentümer da noch Geld in die Reparatur stecken will, er hat das Klavier als Jugendlicher zum Taschengeldpreis gekauft (Transport war genauso teuer), wahrscheinlich ist nicht mal das Stimmen, wenn es denn noch geht, wirtschaftlich.

Trotzdem vielen Dank für den Input, ich habe was gelernt, Instrumente immer nach besten Kräften selbst auseinandernehmen und untersuchen, und dabei auch das Unerwartete erwarten.:021:
 
Was es nicht alles gibt, überrascht mich aber überhaupt nicht.

Vorsicht beim Einatmen des Schaumstoffs, eventuell Maske tragen.
 
Lässt der Stegdruck nicht im Laufe der Jahrzehnte nach?
Nicht in dem Ausmaß - soweit ich weiß, zumindest nicht, wenn es nicht noch Schäden gibt.
Aber selbst wenn der Stegdruck verschwindet: Die Stegstifte sorgen dafür, dass die Saiten am Steg bleiben und dadurch den Steg auch weiterhin zum Schwingen bringen.

Das ist mir selbst an einem Flügel aus den frühen 1970er Jahren aufgefallen, der wohl noch nie überholt worden ist. Der Klang war durchwegs matt und ohne Tragfähigkeit.
Das war er vielleicht vorher auch schon.
Ein Mangel an Klangfülle kann viele Ursachen haben. Schlechte Hämmer, falscher Anschlagspunkt, kaputte Saiten, ...
 

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