Ist das ein Supertalent? RTL

  • Ersteller des Themas Frédéric Chopin
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@rolf: Danke für die Links.

Die Darbietung von Régine Crespin gefällt mir außerordentlich gut. Einzig, ohne die Lyriks mitzulesen, hätte ich den Test nicht deuten können - was aber keine Rolle spielt. Ihr Gesang ist wiklich schön anzuhören.
Das Lied, gesungen von Elisabeth Schwarzkopf, begeistert mich nicht so.

Dass Rhetorik mehr vermag, ist mir schon klar. Aber bringt sich nicht jemand der sich rhetorischer Tricks bedient, in den Verdacht, manipulativ etwas bewirken zu wollen?
Deshalb erscheint mir mein Vergleich mit der von Hasenbein erwähnten Marketing-Maschinerie gar nicht so abwegig.

Das heißt aber nicht, dass ich das schlecht finde oder verurteile, solange niemand darunter leiden muß. Es steht doch jedem frei, sich sein eigenes Bild zu machen. Das ganze beginnt für mich erst dann problematisch zu werden, wenn dadurch jemand zu Schaden kommt. Es wird jedoch niemand darunter leiden, wenn ich mir eine CD kaufe, die mir zwar sehr gut gefällt, aber nicht das wertvollste an Musik bietet, das es gäbe.

Grüße
Thomas
 
Dass Rhetorik mehr vermag, ist mir schon klar. Aber bringt sich nicht jemand der sich rhetorischer Tricks bedient, in den Verdacht, manipulativ etwas bewirken zu wollen?

Dann müsstest Du streng genommen restlos alle Litertur verdächtigen: denn jeder literarische Text hat eine Intention. Will Fontane Dich manipulieren, Sympathie für die Ehebrecherin Effie Briest zu empfinden? Vergiss die so genannten Tricks einfach (woanders hat sla019 das ausführlich erklärt).
 
Es wird jedoch niemand darunter leiden, wenn ich mir eine CD kaufe, die mir zwar sehr gut gefällt, aber nicht das wertvollste an Musik bietet, das es gäbe.

Doch! Die gesamte Kultur leidet darunter!

Und zwar weil JEDER das tut!!

Das ist ja gerade das Prinzip der Marketingmaschinerie!

Im übrigen: "Es wird ja keiner drunter leiden, wenn ich ab und zu mal ein paar Kilometer mit dem Auto fahre!" -> wenn jeder das macht, entsteht große Umweltverschmutzung, die Straßen sind verstopft etc.

Du hast die Boyle-CD ja nicht gekauft, weil Du im Geschäft gestöbert hast und zufällig darauf gestoßen bist, sondern weil die Marketingmaschinerie Dich mit dieser Mist-Sendung da hinmanipuliert hat!

Wäre das Drumherum der Sendung mit erstauntem Augenaufreißen, frenetischem Beifall (der sowieso nicht echt ist, sondern immer von Einheizern befohlen wird) und dieser Häßliches-Entlein-Story nicht, würde sich KEIN ARSCH für diese Boyle interessieren! Weil man in jeder größeren Stadt problemlos losgehen kann und mehrere Personen findet, die besser singen (und besser aussehen, aber das ist nicht das Problem :D ) als diese Trällerwurst! Punkt, aus!

Das Perfide an der Marketingmaschinerie ist, daß irgendwie jeder Manipulierte, wenn befragt, überzeugt ist, KEIN Manipulationsopfer zu sein, sondern selbstverständlich eine Ausnahme!

LG,
Hasenbein
 
...
Hier darf man sich nichts vormachen. Dieses Stück derart gekonnt zu verhackstücken und es (unter Würdigung aller Formteile!) auf eine Länge von zweieinhalb Minuten zu bringen, ist eine Meisterleistung,...
Ich habe mich kürzlich mit meinem KL über Rubinstein unterhalten. Der hat vor seiner zweiten Karriere das mit dem Notentext manchmal ziemlich lässig genommen. Dann hat mir mein KL das mit der Chopin-Etude 25/11 demonstriert, wie es Rubinstein angeblich mal gemacht hat. Die LH war korrekt, mit der rechten spielte er total wildes Zeugs, sozusagen die Persiflage des Textes, der Effekt war schon erstaunlich. Mit der schwarzen Tastenetude hat Lang Lang sowas mal mit einem Tennisball in einer Schow gemacht.

Gruss
Manfred
 
Dann müsstest Du streng genommen restlos alle Litertur verdächtigen: denn jeder literarische Text hat eine Intention. Will Fontane Dich manipulieren, Sympathie für die Ehebrecherin Effie Briest zu empfinden? Vergiss die so genannten Tricks einfach (woanders hat sla019 das ausführlich erklärt).

Jegliche Literatur zu verdächtigen, manipulieren zu wollen, liegt sehr nahe. Wenn der Schreibende das Beschriebene für die Wahrheit hält, handelt er redlich, wenn er das weitergeben will. Er unterrichtet den Leser über das von ihm für wahr Befundene.

Wenn er selbst auf der Suche nach der Wahrheit ist und seine bisherigen Erfahrungen und die ihm dadurch logische erscheinenden Schlüsse und gedanklichen Weiterführungen als Basis für Überlegungen niederschreibt, ist das ebenfalls in Ordnung.

Erst wenn jemand bewusst eine Unwahrheit so niederschreibt, dass er damit den Leser dahingehend manipuliert, von diesem vorgegebenen falschen Standpunkt überzeugt zu werden, wird es kritisch. Dann finde ich auch die Ausrede, die Wahrheit sei in diesem Punkt noch nicht gefunden, beziehungsweise sie existiere nicht, als billig.

(Das Werk von Fontane kenne ich nicht.)

Doch! Die gesamte Kultur leidet darunter!

Und zwar weil JEDER das tut!!

Das ist ja gerade das Prinzip der Marketingmaschinerie!

Im übrigen: "Es wird ja keiner drunter leiden, wenn ich ab und zu mal ein paar Kilometer mit dem Auto fahre!" -> wenn jeder das macht, entsteht große Umweltverschmutzung, die Straßen sind verstopft etc.

Du hast die Boyle-CD ja nicht gekauft, weil Du im Geschäft gestöbert hast und zufällig darauf gestoßen bist, sondern weil die Marketingmaschinerie Dich mit dieser Mist-Sendung da hinmanipuliert hat!

Wäre das Drumherum der Sendung mit erstauntem Augenaufreißen, frenetischem Beifall (der sowieso nicht echt ist, sondern immer von Einheizern befohlen wird) und dieser Häßliches-Entlein-Story nicht, würde sich KEIN ARSCH für diese Boyle interessieren! Weil man in jeder größeren Stadt problemlos losgehen kann und mehrere Personen findet, die besser singen (und besser aussehen, aber das ist nicht das Problem :D ) als diese Trällerwurst! Punkt, aus!

Das Perfide an der Marketingmaschinerie ist, daß irgendwie jeder Manipulierte, wenn befragt, überzeugt ist, KEIN Manipulationsopfer zu sein, sondern selbstverständlich eine Ausnahme!

LG,
Hasenbein

Auch das ist Kultur. Es ist nicht natürlich entstanden, sondern von Menschen, künstlich geformt - ob gut oder schlecht, ist Ansichtssache.

Deine Bedenken, dass ein Schaden nicht durch die Handlung eines Einzelnen entsteht, sondern durch die gleiche Handlung einer Masse, sind vollkommen berechtigt. Dabei ist es unerheblich ob Du den Verfall der guten Kultur oder die Zerstörung der Natur verhindern willst.
Insofern ist es löblich, die Manipulationsmaschinerie anzuprangern und die Menschen zu einer kritischeren Haltung bringen zu wollen.

Ich vermute, dass auch Du manipulieren willst. Was aber vollkommen in Ordnung ist, wenn Dein Standpunkt, Deiner Wahrheit entspricht. Ich vermute, dass es Dir ein Anliegen ist, den Menschen die klassische Musik näher zu bringen. Zeige ihre Schönheit auf, überzeuge von Deiner Wahrheit und bringe deine Begeisterung zum Ausdruck. Vielleicht hätte das mehr Wirkung, als alles andere zu stigmatisieren.

Die Musik von Boyle wurde mir von meiner Frau vorgespielt und ich empfand sie als schön, auch ohne die manipulative Show gesehen zu haben. Hätte ich vorher die Show gesehen, wäre ich jetzt bestimmt ein klassisches Manipulationsopfer. Und trotzdem würde mir diese Musik Freude bereiten.

Das schließt jedoch nicht aus, dass es auch klassische Musik gibt, die das vermag. So wie im Moment eine Live-Aufzeichnung der Aida (Maria Callas, Mexico City, 1951) von Guiseppe Verdi.

Grüße
Thomas
 
Ich vermute, dass auch Du manipulieren willst. Was aber vollkommen in Ordnung ist, wenn Dein Standpunkt, Deiner Wahrheit entspricht. Ich vermute, dass es Dir ein Anliegen ist, den Menschen die klassische Musik näher zu bringen. Zeige ihre Schönheit auf, überzeuge von Deiner Wahrheit und bringe deine Begeisterung zum Ausdruck. Vielleicht hätte das mehr Wirkung, als alles andere zu stigmatisieren.

Das ist leider Unsinn, Thomas.

Wenn meine Zeilen ein Manipulationsversuch wären, dann müßtest Du jede Äußerung, die etwas kritisiert und Alternativen dazu als wünschenswert hinstellt, als Manipulationsversuch werten!

Manipulation liegt nur dann vor, wenn man auf die Dummheit, Unaufmerksamkeit und Fehlkonditioniertheit des Rezipienten baut! Genau das tue ich aber eben nicht, sondern fordere Dich auf, mal über die Welt und Deine eigenen Mechanismen ernsthaft nachzudenken!

Und es ist auch Quatsch, daß ich Werbung für die "Klassik" machen will. Ich habe lediglich - völlig stilunabhängig, ich bin übrigens selber Jazzmusiker - darauf hingewiesen, daß sich immer wieder nicht so gute Musik massenhaft verkauft, viel bessere Musik aber nicht so, da sie sich nicht zur Verwurstung durch die Manipulationsmaschinerie eignet (z.B. wenn der Interpret als Person unscheinbar wirkt oder die Musik angeblich zu "anspruchsvoll" ist)!

Es ist ja o.k., daß Du Boyles Geträller spontan schön fandest - das zeigt aber lediglich, daß Dein Anspruch, da Du bislang zu wenig Ahnung von guten Sängern hattest, noch sehr niedrig lag.

Analoges Beispiel: Jemand, der nie ins Restaurant geht und zu Hause immer simpel Hausmannskost kocht, findet sein Essen vielleicht wirklich lecker.
Geht er aber ein paar Mal in Restaurants, wird er feststellen, daß man Essen noch vieeel leckerer und raffinierter zubereiten kann, und merken, daß sein Essen doch eher fad ist.
Aber um das zu merken, muß er überhaupt erstmal ins Restaurant gehen und da dann auch wirklich aufmerksam essen - schlingt er das Essen nur so runter, weil er nur mit der angeregten Unterhaltung mit der scharfen Schnalle beschäftigt ist, die ihm gegenübersitzt, dann wird er den Unterschied kaum wahrnehmen.

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...das Wunder der Extremsituation... :) :) :)

(...)Aber um das zu merken, muß er überhaupt erstmal ins Restaurant gehen und da dann auch wirklich aufmerksam essen - schlingt er das Essen nur so runter, weil er nur mit der angeregten Unterhaltung mit der scharfen Schnalle beschäftigt ist, die ihm gegenübersitzt, dann wird er den Unterschied kaum wahrnehmen.
:D :D :D
schlingt man in so einer Situation speziell bei angeregter Unterhaltung?
 

Ich finde die Diskussion hier ein wenig oberflächlich. Dass Privatfernsehen im allgemeinen und Supertalent/RTL im Besonderen gewissen Marketingstrategien unterliegt, ist nun wahrlich keine revolutionäre Feststellung - allerdings geht es darum im konkreten Fall nur zweitrangig. Niemand hat sich bisher die Mühe gemacht, mal auf das Spiel des jungen Mannes einzugehen, sondern es wurde nur pauschal festgestellt, dass er angeblich schlecht spiele.

Ich bin selbst Klavierlehrer und habe Comptine d'un autre été schon etliche Male gehört sowie unterrichtet. Wir wissen alle, dass es kein besonders schweres Werk ist, aber auch darum geht es nicht. Fakt ist, dass schon anhand der Einleitung mit der Variation des Themas und der Oktavierung selbiger klar gestellt ist, dass es sich hier um eine Bearbeitung/Improvisation des Stücks handelt und nicht um den Versuch, es 1:1 nachzuspielen. Werktreue ist eben nur in der Klassik ein Ideal. Somit sehe ich hier auch keine Fall von "er verspielt sich sobald die 16tel kommen". Mir gefällt jedenfalls das langsamere Tempo (gegenüber dem Original) und der gesamte Vortrag einigermaßen gut.
Auch finde ich seine Gestik überwiegend passend und auf mich wirkt sie authentisch.

Bleibt als Fazit die Feststellung, dass es sicherlich Tausende Pianisten und Klavierschüler gibt, die auf dem Niveau (bzw. deutlich besser) spielen können. Der Unterschied ist, dass diese am Supertalent nicht teilnehmen (wollen). Ihm daraus aber einen Strick zu drehen, finde ich unfair.

Von ganz anderem Kaliber ist da für mich die Anmaßung, den Zuschauern das "Schönfinden" solcher Musik abzusprechen, da sie nicht ausreichend Vorbildung besäßen. Aber auf die Diskussion möchte ich mich zumindest an dieser Stelle nicht einlassen :)
 
Bravo, Myster! Wird Zeit, dass wir mal den Elfenbeinturm verlassen.

Von ganz anderem Kaliber ist da für mich die Anmaßung, den Zuschauern das "Schönfinden" solcher Musik abzusprechen, da sie nicht ausreichend Vorbildung besäßen. Aber auf die Diskussion möchte ich mich zumindest an dieser Stelle nicht einlassen
Dann mach nen Faden auf! Diese Diskussion ist notwendig!
 
Bravo, Myster! Wird Zeit, dass wir mal den Elfenbeinturm verlassen.

welchen Elfenbeinturm?

In Beitrag Nr.1 wird nach einem "Supertalent" gefragt - - ob man nun Späße macht oder nicht: ein solches bzgl. des Klaviers ist im verlinkten Video nicht zu sehen.

Um das wahrzunehmen, muss niemand auf einen Elfenbeinturm steigen :D :D :D

...was die zwischenzeitlich angedeutete Verdummungsdiskussion betrifft: die kann man auch ruchig im Bereich des spaßigen lassen...
 
Bleibt als Fazit die Feststellung, dass es sicherlich Tausende Pianisten und Klavierschüler gibt, die auf dem Niveau (bzw. deutlich besser) spielen können. Der Unterschied ist, dass diese am Supertalent nicht teilnehmen (wollen). Ihm daraus aber einen Strick zu drehen, finde ich unfair.

Niemand hat IHM - sofern er echt ist und nicht ein vom Sender eingesetzter Schauspiel-Fake - einen Strick gedreht!

Er hat selbstverständlich das Recht, sich mit seinen bescheidenen Fähigkeiten beim Casting anzumelden!

Er hat selbst das Recht, beim Chopin-Wettbewerb die Anmeldeunterlagen anzufordern und wieder zurückzusenden!

Worum es geht ist doch, daß die Macher der Sendung so einen unausgegorenen Kram zu "Supertalent" hochpuschen!!!

Von ganz anderem Kaliber ist da für mich die Anmaßung, den Zuschauern das "Schönfinden" solcher Musik abzusprechen, da sie nicht ausreichend Vorbildung besäßen. Aber auf die Diskussion möchte ich mich zumindest an dieser Stelle nicht einlassen :)

Lieber Myster, wo ist denn da dann bitte für Dich die Grenze?

Primitivste "volkstümliche Mucke" aus dem Mutantenstadl oder Jürgen-Milsky-Gesinge im "ZDF-Fernsehgarten" schön zu finden, müßte demnach für Dich auch völlig o.k. sein und dürfte Dir zufolge keinerlei anmaßende Rückschlüsse auf die Vorbildung zulassen. Sehe ich das richtig?

LG,
Hasenbein
 
hi ich will jetzt auch ma was dazu sagen ,:p

1. finde ich das lied schön, aber jetzt auch nit so der brüller

2.finde ich das er keine besondere leistung gebracht hat da das lied wirklich simpel ist und nicht wirklich naja da fehlt halt was ist halt mehr pop finde ich .

3.die graue masse da draußen findet sowas schön und toll weil sie verblendet ist,dabei gibt es so viel schönere "lieder" zb. finde ich die nocturne 20c von chopin viel trauriger und fülliger.

ka .ob das jetzt ein sinn ergibt aber i-was muss ich ja auch dazu beisteuern:D
 
Unter Manipulation verstand ich bisher eine Einflussnahme, die sowohl positiv als auch negativ möglich ist.

Da jedoch Hasenbein den Begriff "Manipulation" als rein negativ darstellt, versuchte ich etwas mehr darüber zu erfahren. Die verschiedenen im Internet auffindbaren Lexika waren sich einig:
die kunstgerechte Anwendung der Hand bei einer Verrichtung, geschehe diese mit od. ohne Instrument

Was jedoch die Manipulation von Menschen betrifft, ist der Begriff laut Wikipedia, negativ zu verstehen. Manipulation kann laut Definition nicht positiv sein. Dem stehe, wenn ein positives Ergebnis angestrebt wird, die "Kommunikation zur Überredung oder Überzeugung" gegenüber. Es wird jedoch der Einwand erwähnt, dass die Wahl der Mittel für eine Wertung bedeutsam sei.

@hasenbein: Wenn ich die Möglichkeit der rein negativen Bedeutung vorher gekannt hätte, hätte ich Dich nicht der Manipulation verdächtigt. Sorry.

@rolf: Du hast schon recht, dass pauschale Aussagen problematisch sind. Vor allem, wenn Manipulation auf die negative Einflussnahme beschränkt ist.

Allerdings wenn man folgendes liest, denkt man wieder, dass nicht nur negative Einflussnahme gemeint sein könne:
Mitunter wird die These vertreten, dass Menschen einander manipulierten, sobald sie miteinander kommunizieren.

Irgendwie verwirrt mich das ganze jetzt. :confused:
Jedenfalls wird bei der Supertalent-Show Einfluss genommen. Punkt. Aus.

Grüße
Thomas
 
Worum es geht ist doch, daß die Macher der Sendung so einen unausgegorenen Kram zu "Supertalent" hochpuschen!!!
Na die Sendung heißt nunmal so, also bewirbt sich jeder Teilnehmer auf diesen Titel. Das war auch das was ich u.a. mit Marketingstrategien andeuten wollte: Für den Sieger einer "Durchschnittliches Talent, mit markanter Lebensgeschichte aufgewertet" betitelten Sendung dürfte es nur wenig Interesse seitens der potentiellen Kunden geben. Mein Beitrag wollte also Folgendes sagen: Auch wenn hier kein überdurchschnittliches Niveau des Klavierspiels zu erkennen ist, bedarf es dennoch einer Begründung für die Behauptung, dass hier unterdurchschnittliches Niveau vorläge.

Übrigens wurde mir berichtet, dass in der letzten Show, als die Jury entscheiden musste, wer von den schon Ausgewählten weiter darf und wer nicht, Dieter Bohlen zu dem Jungen meinte: "Der beste Pianist bist du wohl nicht".

Lieber Myster, wo ist denn da dann bitte für Dich die Grenze?

Primitivste "volkstümliche Mucke" aus dem Mutantenstadl oder Jürgen-Milsky-Gesinge im "ZDF-Fernsehgarten" schön zu finden, müßte demnach für Dich auch völlig o.k. sein und dürfte Dir zufolge keinerlei anmaßende Rückschlüsse auf die Vorbildung zulassen. Sehe ich das richtig?

Mal ganz davon abgesehen, dass ich schon selbst solche Musik zwecks Gelderwerb gemacht habe und feststellen konnte, dass das sogar Spaß machen kann: Warum ist dir ein Urteilen über den Geschmack anderer Leute so wichtig? Und andersrum: Wäre es lieber, die Leute würden im Bierzelt Beethoven-Sonaten hören? :D

Ich denke, jede Musik hat ihre Daseinsberechtigung. Glücklicherweise durfte ich bei einem Lehrer studieren, dessen Mantra stets war, dass es keine schlechte Musik gibt und dass man jedem Stück den ihm gebührenden Respekt zollen muss. Nehmen wir ein Beispiel wie Bartoks Mikrokosmos. Sicherlich wird es auch hier einige Stücke geben, die du als "gute" Musik ansiehst. Und jetzt gebe ich deine Frage zurück: Wo willst du die Grenze setzen? Die ersten Melodien sind dir wahrscheinlich zu einfach gestrickt, vielleicht also beim Beginn der Mehrstimmigkeit die von reiner Parallel- und Gegenbewegung abweicht? Oder ist dir das harmonisch noch zu einfach und für dich ist die Grenze erst der dritte Band mit vollständigen Akkorden. Oder Vielleicht der vierte, der nun langsam etwas den Charakter einer Klavierschule verliert? Problematisch nur, dass es vom Gesamtwerk mehrere Einspielungen von angesehenen Pianisten gibt und wenn wir denen einen Kunstbegriff und keine kommerziellen Absichten unterstellen, scheinen diese deine Auffassung nicht zu teilen und schon die erste Melodie als "gute" Musik zu bezeichnen. Wenn aber das zutrifft, dann frage ich dich: woran liegt es nun, dass eine so einfache Melodie schon "gute" Musik sein kann, wenn Schlagermusik, die harmonisch, rhythmisch und melodisch deutlich anspruchsvoller ist, schlecht sein soll? Deine Antwort interessiert mich ehrlich.

Um die langen Ausschweifungen zusammenzufassen: Eine Einteilung von Musik in "gut" und "schlecht" ist m.E. nicht möglich, des weiteren irrelevant und somit auch das Urteilen über Empfindungen anderer.
 
(1)
Um die langen Ausschweifungen zusammenzufassen: Eine Einteilung von Musik in "gut" und "schlecht" ist m.E. nicht möglich, des weiteren irrelevant
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und somit auch das Urteilen über Empfindungen anderer.

(1)
Für Dich - für Guiseppe Verdi sah das anders aus:
Zitat von Guiseppe Verdi:
Für mich gibt es [...] nur gute oder schlechte Musik.

(2)
Wieso enthält ein Urteil über die Qualität eines Gegenstandes zugleich ein Urteil über die Empfindungen der Bewunderer dieses Gegenstandes?
Muss ich, dieser Scheinlogik folgend, etwa einen Hundehaufen auf dem Bürgersteig neutral betrachten, nur weil es vielleicht eine Handvoll Liebhaber von solchen gibt, deren hochheilige Empfindungen ich womöglich implizit beurteile, wenn ich besagten Haufen als eklige Verunreinigung bezeichnen würde?? ;)
 

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