"Supertalent"

  • Ersteller des Themas Bechsteinfreund
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Ach übrigens: Wer eine Partitur liest, der hört doch "Musik" innerlich, genauso, als würde sie auf dem betreffenden Instrument gespielt - und zwar in der jeweils eigenen Interpretation des Lesers! Und damit währen wir an dem Punkt, wo wir vorher auch schon waren: Was der Komponist im Kopf hat, ist Musik, was der Partiturleser im Kopf hat, ist natürlich auch Musik - was aber in der Partitur steht ist keine Musik - sondern nur ein Abbild der Musik, die der Komponist gehört hat. Und mithilfe dieses Abbildes kann der Partiturleser bzw. Interpret dann Musik erzeugen.

Ist übrigens auch die Meinung von Alfred Brendel, falls dessen Meinung hier irgendwen interessiert...

:D :D :D

Das ist was völlig anderes als das, was Dreiklang geschrieben hat. Ein Werk von Mozart ist und bleibt nämlich Musik - egal, ob es aufgeführt wird oder nicht. Eine Partitur ist natürlich immer nur eine Krücke, weil nicht alles, was Musik ausmacht, notiert werden kann. Das ist allerdings bei Goethes Faust auch nicht anders.

Und deshalb kann ich durchaus sagen: Die Musik von Mozart ist gelungen, eine bestimmte Interpretation dieser Musik aber nicht.

Gute Nacht, Mick
 
@ Dreiklang: Das, was der Musiker innerlich hört, ist kein Bild - höchstens ein Urbild! Denn das was er innerlich hört wird er ja nach außen tragen und ab-bilden. Und ein Bild von einem Bild - das ist wie eine Kopie von einer Kopie...:D Und komm mir jetzt nicht mit Platons Ideelehre...^^^

@ Gomez de Riquet: Ah, ein Sadist - aber wie wir bei Erich Fromm lesen, sind Sadismus und Masochismus ja nur die zwei Seiten ein und der selben sado-masochisischen Medallie - dürfte ich dann vielleicht auch mal ran??? :D

Aber ich täte da lieber statt der neuschwänzigen Katze dies hier nehmen: File:Artemis Ephesos.JPG - Wikimedia Commons :D *gg*

Und über den Zweck von Konzertbesuchen lässt sich viel streiten. Und was macht man, wenn man nicht weiter kommt? Dann fragt man Papa! Und wenn der auch nicht weiterkommt? Dann fragt man Opa - mal schauen was der sagt:

Zitat von Olivier Messiaen:
"Als ein Wesen von Fleisch und Blut wehre ich mich im Namen von Emotion und Empfindung gegen all das, was nichts anderes als interessant und intelligent ist. Ich habe einen Horror vor intelligenten Leuten, die interessante Sachen machen. Wenn ich ins Konzert gehe, dann will ich, daß mir die Tränen kommen; wenn ich nicht weine, bedeutet das: Es war nicht gut." - Interview mit Rudolf Frisius

Herzliche Grüße

Euer Lisztomanie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ach, ich vergaß, Du warst dabei!

Lotte
 

@ Gomez: ich glaube, der liebe Chris wäre mit der vielbrüstigen Artemis aber sicher froher als mit der neunschwänzigen Katze...:D
 
Vielleicht steht der liebe Chris ja auch gerade auf eine "grausame und strenge Göttin"... :D :D :D
 
Ach übrigens - die "Dinger" können auch die geopferten Stierhoden sein - vielleicht wäre ihm das ja lieber...:D :D :D
 
Abschweifenderweise möchte ich auf Ivan Rebroff zurückkommen.
Gomez sprach von Knödeln. Rebroff knödelte nie, es sei denn aus Satiregründen. Der riesige Rebroff'sche Tonumfang hatte sein Fundament in der gut platzierten Stimme bei freier Kehle und sehr schöner Mischung aus Kopf- und Brustresonanz auch in extremer Lage. Freie Kehle und Knödel passen nicht zusammen. Zudem ging Rebroff sehr geschickt mit der Verbindung von Vokalen und Konsonanten um, so dass ein schönes Legato entstand. Manchmal, wenn er zuviel "russisches" gesungen hatte, war danach der Umgang mit deutschem Text nicht ganz stilsicher.
Kennt man Rebroff nur aus Funk und Fernsehen, ist man versucht, seine Stimme als gewaltig-voluminös anzusehen. Das war sie nicht, sie war eher von mittlerer Größe, aber von guter Tragfähigkeit und außergewöhnlich gut mikrofongeeignet.

Übrigens hat Rebroff in Bayreuth Wieland Wagner vorgesungen und wurde für die nächste Spielzeit engagiert (ich weiß leider nicht mehr, für welche Partie). Tja, und dann starb Wieland, Wolfgang übernahm komplett, wollte sein Profil schärfen und ... änderte die Besetzungen. Rebroff hat nie in Bayreuth gesungen.

Ein großer Sänger, von dem man sehr sehr viel lernen kann.
 
Es ist banausisch, die von einem Musikstück hervorgerufenen Emotionen
mit der Musik gleichzusetzen.

Und was ist mit der Begeisterung, die man für ein rundum
gelungenes Musikstück empfindet...?

Es ist Deine Begeisterung.

Sie hat im Zweifelsfalle nichts mit den Gefühlen zu tun, die ein Komponist
während seiner Arbeit empfindet oder durch seine Arbeit hervorrufen will.
 

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