Going Jazz!

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Sushi

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11. Sep. 2011
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Ich wurde heute gefragt, ob ich nicht Lust hätte in einer Jazz - band zu spielen.
Hab mich zuhause hingesetzt und mir gedacht: Kann doch nicht so schwer sein, und ich habe, trotz meines nicht so schlechtem Klassikskills NICHTS hingekriegt.
Ich habe keine Ahnung von Jazz; Deswegen simple Frage: Wie lerne ich das?
danke schonmal
mfg
 
Hi, Sushi; böse Gegenfrage: Du spielst vermutlich schon lange, lange Klassik?
Und hattest nie Bock auf Jazz - also: was willst Du da? Ist das DEIN Ding? M.E. geht im Jazz ohne Herzblut nix. Jedenfalls nix gutes. Falls ich falsch liege: Das Optimum ist ein möglichst guter Jazz-Piano-Lehrer. Man hat mir verschiedentlich kompetent erläutert, dass Klassik und Jazz nach relativ kurzer Zeit tatsächlich unterschiedliche Lehrer bedingen. Die Notlösung: Viel (!!!) Jazz hören - Bücher lesen und Youtube. Es scheint, als gäbe es da einige gute Tutorials - alle über meinem Niveau...
 
Hi, Sushi; böse Gegenfrage: Du spielst vermutlich schon lange, lange Klassik? Und hattest nie Bock auf Jazz - also: was willst Du da? Ist das DEIN Ding? M.E. geht im Jazz ohne Herzblut nix. Jedenfalls nix gutes. Falls ich falsch liege: Das Optimum ist ein möglichst guter Jazz-Piano-Lehrer. Man hat mir verschiedentlich kompetent erläutert, dass Klassik und Jazz nach relativ kurzer Zeit tatsächlich unterschiedliche Lehrer bedingen. Die Notlösung: Viel (!!!) Jazz hören - Bücher lesen und Youtube. Es scheint, als gäbe es da einige gute Tutorials - alle über meinem Niveau...

Glaub ich dir sofort, und hab ich mir auch schon selber das gedacht. Mein Gedankengang war eher: Da ich es noch nie gespielt habe, sollte ich mir ein Urteil erst darüber bilden, wenn ich es wirklich getan habe ;) und ausprobieren schadet ja vermutlich nie, und in einem Freundeskreis kann es nur lustig sein ;)
 
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und in einem Freundeskreis kann es nur lustig sein
Das ist schon mal ne gute Voraussetzung ;-). Je kleiner die Besetzung, desto mehr musst Du Jazzer sein, bei einer Bigband kann zur Not auch ein reiner Klassiker das Klavier verwalten ;-) In welche Richtung solls denn gehen? Jazz ist ein weeeeeiiiiites Feld. Egal was - mit dem Hören fängt es an. Brenn Dir ne CD mit den geplanten Stücken und hör sie Tag und Nacht. Machen Sie dich an? Groovst Du mit? Und dann schau doch mal, ob Du danach nicht wenigstens ein paar Stunden bei einem Jazzer nehmen kannst. Ich bin sicher, der wird die "Lücken" schnell füllen ...
 
Unterschreibe Deine Antwort, fisherman. Nur:
Brenn Dir ne CD mit den geplanten Stücken und hör sie Tag und Nacht.
Welches sind die "amtlichen" Intrerpretationen/Arrangements bzw. welche Alternativen gibt's? Deswegen den Vorschlag, die geplanten Titel hier zu posten und nach Hör-Vorschlägen zu fragen, vielleicht effektiver als youtube die 1000ste...

BTW: kennt jemand eine interessante "Hey Jude"-Interpretation?
 
hi sushi, ein paar meiner persönlichen Meilensteine breit gefächert geschossen:D, zum rein-hören, vielleicht macht es ja irgendwo "Klick"

Miles Davis
Miles Davis e John Coltrane - So What - YouTube
und
Miles Davis - Bitches Brew (Live) - YouTube

Keith Jarrett
Keith Jarret on doing the Cologne Concert - Köln Concert - YouTube

Thelonious Monk
Thelonious Monk - 'Round Midnight - 1966. - YouTube

Oscar Peterson
Salute to Bach - Oscar Peterson Trio. - YouTube

Alice Coltrane
Alice Coltrane - Stopover Bombay - YouTube

nur mal so:p

Lieber Gruß; NewOldie
 
Hallo Sushi!

Hab mich zuhause hingesetzt und mir gedacht: Kann doch nicht so schwer sein, und ich habe, trotz meines nicht so schlechtem Klassikskills NICHTS hingekriegt.

Diesen Moment habe ich vor vielen Jahren genau so auch erlebt und ich kann mich sehr gut daran erinnern.

Für mich selbst muss ich rückblickend zugeben: Als sicherlich auch etwas arroganter Spross aus dem eher bildungs(klein)bürgerlichen Milieu dachte ich nach Jahren klassischen Klavierunterrichts immer: Hej, mit einer soliden klassischen Ausbildung werde ich doch ein bisschen Jazz locker aus dem Ärmel schütteln können. Denn guter Jazz (zumindest der vor dem Free Jazz) klingt genau danach: total lässig, cool, unangestrengt und aus dem Ärmel. ABER: Trugschluss!!! Und das hat folgenden Grund: "Was ist Jazz schon, wenn nicht einfach eine andere Musiksprache?!" (Horace Silver). Also doch ganz einfach? Nein, denn wenn man den Klang einer fremde Sprache mag, kann man noch lange nicht einfach drauflosreden, auch wenn man mehrere andere Sprachen gut beherrscht. Denn es gilt Handwerkszeug (Vokabeln und Grammatik) zu erlernen, Srachpraxis zu erwerben. Und das braucht Zeit. Aber ist nicht Freiheit und Improvisation das charakteristische am Jazz? Ja, ABER: Es gibt dafür Regeln und die sind zwar deutlich lockerer als in der Klassischen Klaviermusik, aber man muss sie trotzdem erstmal erlernen. In den 60ern wurden vielen Jazzern auch diese Regeln zu eng, deshalb entstand damals der Free Jazz.

Ich habe keine Ahnung von Jazz; Deswegen simple Frage: Wie lerne ich das?

Um beim Vergleich mit dem Spracherwerb zu bleiben: Lerne erstmal ein paar alltagstaugliche Vokabeln und versuche damit einfache kurze Sätze zu bilden.

Davon, erstmal ein Gedicht auswendig zu lernen (sprich: Eine notierte Jazznummer einzuüben) würde ich Dir abraten, denn dass nicht jeder Ton in Stein gemeißelt ist, gehört ja gerade zum großen Reiz dieser Musik.

Also (meine Empfehlung): Fange mit der Jazz-Form an, die eh zu den wichtigsten Grundbausteinen dieser Musik gehört: Spiele Blues! Das Jazz-Blues-Schema (nicht Boogie-Blues, das wird Dir zu sehr nach Western-Musik klingen) ist relativ einfach und Du wirst damit schnell Spass haben. Es besteht aus Dur- und Moll-Akkorden mit kleiner Septime:



C-Dur 7 / F-Dur 7 / C-Dur 7 / C-Dur 7

F-Dur 7 / F-Dur 7 / C-Dur 7 / A-Dur 7

D-Moll 7 / G-Dur 7 / C-Dur 7 - A-Dur 7 / D-Moll 7 - G-Dur 7


(das wird immer wieder von vorne gespielt)

Der "/" bedeutet hier einen Taktstrich, in den letzten beiden Takten kommen je 2 Akkorde vor (einer auf 1 und 2, der zweite auf 3 und 4).
Das ist die harmonische Basis. Für Melodie bzw. Improvisation in der rechten Hand kannst kannst Du erstmal folgende Tonleitern verwenden

Die Blues-Tonleiter: C - Es - F - Fis - G - A - B - H (klingt bluesig bzw. funky)
Die Cur-Pentatonik: C - D - E - G - A , Es und Gis, kann man auch noch dazu nehmen (klingt etwas "braver" bzw. lyrisch.

Eigentlich bräuchtest Du 3 Hände: Eine unten für die Basslinie, eine in der Mitte für die Akkorde und eine oben für Melodie/Impro. Die Hauptschwierigkeit beim Solo-Jazz-Piano liegt genau hier: Wie verteile ich 3 Komponenten auf 2 Hände?

Spiele erstmal die Akkorde links mit dem Grundton unten und rechts die Melodie/Impro.


Das ist jetzt nur eine von vielen Möglichkeiten, die ersten Jazz-Schritte zu wagen.
Ausreichend um ein bisschen rumzuprobieren und einen Eindruck zu bekommen.
Ich hoffe, sie hat Nutzwert für Dich. Probiers aus, und habe Geduld!
Wenn Du tiefer einsteigen willst, solltest Du natürlich Unterricht bei einem Jazz-kundigen Lehrer nehmen
oder mit einem Lehrbuch arbeiten (z.B. "Das Jazz-Piano-Buch" von Marc Levine)

Ich habe die letzten 4 Jahre ziemlich viel und ausschließlich Jazz gespielt und geübt und habe jetzt so langsam das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein. Aber Spaß gemacht hat es von Anfang an. ;-)
 
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Würde eher A7 statt Am7 spielen, das ist meines Wissens gängiger.
Und in Takt5 Gbdim7 (Also vermindert).

Auch nicht schlecht: Lipius, Reading Key Jazz Rhythms,
Snidero, (Easy) Jazz Conception
 
leg ein blues playalong ein und zerfetz die klaviatur
 
leg ein blues playalong ein und zerfetz die klaviatur

bitte nicht! da werde ich meist ein wenig unsachlich und emotional... ich habe einfach schon zu viele "experten" gehört, die von mir "lass-mal-was-jazz-rock-funk-soul-bluesiges-spielen" getaufte Fraktion. Eine für mich nichts sagende Melange diverser Klischees ohne Basis und Sinn. Alleine mit dem zu oft viel zu schlecht gespielten "Blues, honkey tonk, boogie" kann man mich jagen. Irgendwie die Bohlen-Fraktion des Jazz. Weiss auch nicht warum das immer so schlecht ist und jeder Dödel drauf ereinfällt. Weil es so einfach ist, so einen "Einstieg" zu bekommen? Vielleicht wollen die Leute aber einfach nur möglichst einfach auf der Bühne stehen ohne zu üben und ohne Leidenschaft. Aber darum geht es hier ja nicht :-)

Mir hat als Einstieg das Buch von Mark Levine ("Jazz piano" oder so) sehr geholfen, das liegt heute noch immer in der Nähe. Ich kam von der Klassik, sammelte ein wenig Pop (Synth, nicht Klavier) Erfahrung und wollte dann "Jazz" lernen. Gerade die Left-Hand-Voicings (z.B. in II-V-I) fielen mir sehr leicht und ich konnte gleich ganz gut mitspielen. Am solieren laboriere ich heute noch. Ein wichtiger Punkt für mich ist neben den Skalen, in Phrasen zu denken. (das sind viele Themen für sich; ich habe zu Anfang auf Soli verzichtet und mich auf Voicings und Comping konzentriert. Es wurde schon zu viele schlechte Soli gespielt denke ich mir immer)
Für mich gibt es wenige gute Bücher und viele, die einen zu simplen, klischeehaften/schlagerhaften "blues jazz boogie" Einstieg anbieten. Wie gesagt, der Levine ist IMHO sehr fundiert und authentisch.

Klar, dann muss Du irgendwie noch zum Comping kommen. Als Tipp wären hier die Aebersold-Play-Alongs zu nennen. Das ist toll, "echte" Profis in einer nicht-solitischen, ganz einfachen Trio-Situation zu hören.

Und dann natürlich hören, hören, hören. Nicht den Schlager Jazz der 3. und 4. Level Promies. Oben liesst Du tolle Beispiele: Hancock bei Miles, Monk. Für kommen dann Powell, Mulgrew Miller, McCoy Tyner, Evans, Meldau, Hal Galper dazu. Für mich war es wichtig, die "einfachen" Dinge zu finden, nicht den abgefahrenen Jarret oder Corea, die sicher toll spielen, aber das ist so weit weg von mir und sehr solitisch angelegt, so dass ich nichts direkt davon lerne.
NACHTRAG: um DEN Groove überhaupt und die Kunst des "Wenig-Spielens"/Weglassens usw. zu lernen: Count Basie Bigband (die Band, der Groove, das Zusammenspiel und gerade der alte Basie - unglaublich)

Last but not least: spielen. Ich hatte das GLück in der einer guten Big Band spielen zu dürfen. Dann immer mal wieder mit guten Leuten Sessions.

Ein guter Lehrer ist sicher auch nicht zu verachten. Aber mir fehlt einfach die Zeit......... :-(

Lustige Annekdote: ich hatte als kleiner Bubi auf der Musikmesse mal Hermann Weindorf gehört und ihn genau das gefragt: wie bekomme ich (in der vor-Internet Zeit, auf dem platten Land lebend) einen Einstieg in den Jazz? Er sagt zu mir sinngemaess: spiel einfach mal ein paar Akkorde übereinander und schaue was passiert: D über C, E über C usw. Ich fühlte mich damals ziemlich verarscht... Heute ist es genau das an was ich gerade arbeite: Upper Structures (das kommt dann nach den klassischen Left Hand Voicings und den Quart-Chords :-) )

Viel Spass auf Deinem Weg
 
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klar, wenn du jazz magst, wirst du dir viel anhören und zu konzerten und jam sessions gehen - sonst kann es nix werden.

die größte baustelle für einen klassisch vorgebildeten pianisten ist meiner meinung nach die völlig andere rhythmische struktur im jazz. "rhythmical behavior" wie mike longo sagen würde, dizzy gillespie's pianist. der habt übrigens zum thema zwei wirklich tolle dvds gemacht.

heute würde ich mir fast überlegen, zuerst zu einem guten jazzdrummer zu gehen, bevor ich weiteren klavierunterricht nehme. aber das ist natürlich ein bisschen von hinten durch die brust ins auge gedacht. ein guter pianist, den du bei einem konzert hörst und der dich inspiriert, kann dir sicher viel beibringen, wenn er auch noch minimal pädagogisch begabt ist.

und dann: möglichst früh mit anderen zusammen spielen! das habe ich zum beispiel viel zu spät gemacht bzw. zu lange nur amateur-big-band, wo einem manches verziehen wird, weil der rest so laut ist -

[übrigens fisherman, bei so einer würde man mächtig auf die fresse fallen

Kunstfabrik Schlot | Programm - Open Source Orchestra

wobei, keine sorge, die würden einen amateur schon nicht ans klavier lassen. ]

ein häufiger tip ist, dass man mit leuten spielt, die besser sind oder weiter als man selbst. funktioniert natürlich nicht so super, weil das dann jeder will...aber wenn es klappt und man genug zeit hat und mithalten kann ohne rauszufliegen - top.
 

@fab: alles richtig. Rhythmus ist so anders als in der Klassik. Aber er braucht auch die Harmonik. wenn er eine 2-5-1 wie eine klassische Kadenz spielt darf er nie mitspielen ;-)

Beim hören ist IMHO eben auch wichtig sich an den soliden Arbeitern zu orientieren und nicht an Keith Jarret.

Und, eben, man kann sich die besten Rhythmusgruppen der Welt zum mitspielen kaufen: Aebersold.
 
die aebersold sachen sind auch oft gaga (auch wenn ich selbst ein blues playalong empfohlen hab)

ich glaub die wurden getrennt eingespielt. also da wurde zuerst der bassist eingeladen, dann der pianist usw

wenn einem eine aufnahme wirklich gut gefällt, dann hilfts auch wenn man zu der aufnahme spielt, auch wenn man den solisten in die quere kommt.
schon alleine des grooves wegen lohnt sich sowas find ich. da kommt kein aebersold ran. auch wenn aebersold manchmal gut fürs einstudieren, ausprobieren von phrasen/licks geeignet sind.
 
Wenn Du keine Ahnung hast von Jazz, empfehle ich Dir sehr, einen Lehrer zu nehmen. Denn, bis Du überhaupt verstehst, was da abgeht, wenn Du mit anderen Jazz spielen möchtest, dauert es beim Selbststudium nach meiner eigenen Erfahrung einige Jahre. Ich meine keine fertigen Big-Band-Arrangements, sondern Jazz als in erster Linie improvisierte Musik. Ich würde parallel dazu die Gelegenheit nutzen, mit der Band, die Dich gefragt hat, zu spielen. Vielleicht ist ja auch einer oder mehrere Band-Miglieder bereit, Dir beim Einstieg in die Materie zu helfen.

Sehr gut fand ich den Vergleich mit der Sprache. Das ist die Beschreibung, die ich mir auch ausgedacht habe, nachdem ich ehemaligen Rock-Mitmusikern zu erklären versuchte, warum ich nachdem ich mit Jazz angefangen hatte, nicht gleich auf die Bühne kann. Die konnten sich gar nicht vorstellen, was da beim Zusammenspiel passiert, aber wenn ich die vor mir liegende Jazz-Harmonielehre von Sikora mit knapp 600 Seiten betrachte, ist es ja auch nicht ganz einfach, Jazz zu erklären.
 
Tausend gute Antworten hier!

Also auch von mir ein Vorschlag: Such´ Dir einen kompetenten Jazzer als Klavierlehrer für Theorie und Praxis und sag´ der Band, die Dich haben möchte, Du hättest in den nächsten Jahren leider keine Zeit........

Alles Gute, viel Erfolg!
CW
 
Was klassische Ausbildung und Jazz anbelangt: Gulda sagte irgendwo mal, er hätte quasi von Null anfangen müssen, als er sich entschloss sich ernsthaft dem Jazz zu widmen (und doch wurden seine Bemühungen von der Jazz-Gemeinde nie richtig ernst genommen)

>Wer sich überzeugen will was passiert, wenn ein klassischer Pianist allergrößten Kalibers sich bedenkenlos ins Zeug legt und einfach mal drauflosswingt:

Berezovsky Jazz - YouTube

Sein Statement:

Boris Berezovsky about Jazz - YouTube

Anders herum ist es übrigens nicht anders: die Einspielungen klassischer Musik eines Keith Jarrett z.B gelten als zahnlos und zahm.
 
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die aebersold sachen sind auch oft gaga (auch wenn ich selbst ein blues playalong empfohlen hab)

ich glaub die wurden getrennt eingespielt. also da wurde zuerst der bassist eingeladen, dann der pianist usw

Echt? Ist mir noch nicht aufgefallen, ich kenn natürlich auch nicht alle 110+ Volumes. Die, die ich habe sind zum Tei von McCoy Tyner, Hal Galper und anderen in Trio Formation eingespielt.
Natürlich kann man auch zu "normalen" Aufnahmen üben, das erfordert aber IMHO schon etwas "schizophrene" Züge, denn auf der einen Seite soll man auf Drums und Bass hören, den dudelnden Saxofonisten aber ausblenden ;-)
Ich will nicht zu viel Werbung machen, aber Aebersold (kenn halt nix anderes) ist IMHO um ein vielfaches besser als die vielen Jazzschulen, die allenfalls 3 Licks pentatonik und dann als krönenden Abschluss noch eine Bebop-Skala besprechen, Playalongs dann mit Rhythmusmaschine und gespielt wie mein Oma "das Aennchen von Tharau" leiert, eh, sorry, singt.

Was klassische Ausbildung und Jazz anbelangt
da dieses Thema nie 100% sachlich geklärt werden kann wird es hier wohl immer Glaubenskriege geben. Ich sehe das gar nicht so (habe mich aber auch noch nie nackt ans Piano gesetzt und dabei Kunst oder Provokation empfunden...). Hal Galper sagt irgendwo auf youtube, dass er es für "Schwachsinn" hält, seine gute klassische Ausbildung über den Haufen zu schmeissen, Klavier spielen bleibe Klavierspielen.
Ich würde das (mit den Riesenunterschied) also nicht unterschreiben.
Dagegen mag ich den Vergleich zu den Sprachen. Das passt für mich. Wir reden hier nicht unbedingt von den Wörten (okay, dass sind vielleicht die harmomischen Weiterentwicklungen im Jazz im Vergleich zur Klassik), sondern von Techniken der Aussprache, Sprachmelodien, andere Zungenstellungen usw. Wer RICHTIG Englisch sprechen will muss halt mehr als Wörter und Phrasen kennen. Man muss seine deutschen Melodien usw dann schon vergessen können. Wer sich aber drauf einlässt kann das schaffen. Ebenso beim Jazz. Auf meine Technik aus klassischer zeit will ich da nicht vergessen wollen. Dann kommt ja auch dazu - um beim Sprach-Analogon zu bleiben, dass in einigen Sprachen, ich denke an Zulu (oder so) ganz andere Lauten dazu kommen

Ich hatte mal Gelegenheit kurz mit Esbjörn Svensson nach einem seiner Konzerte zu sprechen; ich hatte eine ganze Reihe in Folge gesehen und mir viel in einigen Solo-Improvisationen der (neue, stärkere) starke Bezug zu Bach auf. Ich sprach ihn darauf an und er bestätigte, dass er in letzter Zeit wieder viel Bach gespielt hatte.

Fazit für mich: nicht so viel denken (oh, kann ich jetzt meine klassiche Technik nutzen???) - machen! :-)
 
@Sushi

zusätzlich zu den vielen guten Beiträgen hier noch mal eine Nachfrage:

Die Band hat Dich gefragt, haben die Dich schon mal gehört und was verstehen die unter Jazz spielen ? Haben die Dir einige Stücke aus ihrem Repertoire angegeben oder haben die sich gerade erst gefunden und suchen einen Pianisten ?

Haben die sich eben erst gefunden, wäre es ein guter Einstieg, der zugegeben für Dich in Arbeit ausarten könnte :D , spielen die "schon länger" werdet ihr zusammen wahrscheinlich weniger Spaß an der Sache finden.

Aus gitaristischer Laiensicht: Nimm Dir nicht zuviel vor, die bisherigen Beispiele / Anregungen sind gut -aber vielleicht für einen Einsteiger auch abschreckend.

Natürlich musst Du z.B. Pentatonik spielen können, natürlich klingt das schnell langweilig, aber mit irgend etwas musst Du beginnen :) . Zusammen mit anderen spielen ist sowieso eine gute Erfahrung.

Melodiespiel, Akkorde, Tonleitern, Pentatonik, Läufe rauf und runter usw. alles schön gemischt, nicht zu anstrengend (für die Ohren), doch interessant, virtuos, locker vorgetragen - da hast Du viel zu üben :D , das macht aber richtig Spaß !!

Ich spiele gerne zur Übung zu CDs oder Radio (Gitarre, weniger "richtigen" Jazz, eher Blues, Rock, was gerade so läuft). Wenn Du das nicht schon kannst, die Tonart eines Stückes erkennen klappt mit ein wenig Übung recht schnell, dazu spielen und zu improviseren ist dann kein sehr weiter Weg mehr.

Edit: Ich würde Dir Blues/ Jazz in Moll Tonarten empfehlen - damit kann man am meisten anfangen und ich finde, die klingen auch interessanter als Dur Stücke (maj7 ,am7 Akkorde, etc. )


Edit 2: Zur Ergänzung der Liste vom Oldie ...

St. Germain - Sure Thing <- einer meiner LieblingsklavierJazzImprostücke (leider kein Youtube Link in Deutschland sagt mein Rechner)
 
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>Wer sich überzeugen will was passiert, wenn ein klassischer Pianist allergrößten Kalibers sich bedenkenlos ins Zeug legt und einfach mal drauflosswingt:

Berezovsky Jazz - YouTube

Sein Statement:

Boris Berezovsky about Jazz - YouTube

Ich habs mir gerade mal "gegönnt". Bei allem Respekt - ich kenne weder den Menschen noch seine Arbeit - der Mann hat keine Ahnung. Man könnte sagen "mutig, dass er sich das traut", man könnte auch sagen, er hat sich niemals ernstaft eine Jazz Aufnahme angehört, geschweige denn ein Trio angeschaut. Auch von Zusammenspiel versteht er gar nix (seine armen Mitmusikanten schon, die versuchen, sich auf ihn einzu"swingen" (darf man in diesem Zusammenhang eigentlich nicht gebrauchen). Vielleicht kann einem das im Elfenbeinturm passieren; ich wäre viel zu interessiert an der Welt um mich derart unwissend (egozentrisch?) darzustellen.
Einzig an dem Statement, dass letztlich Improvisation auch nur aus schon gelerntem besteht ist ein wenig dran (ich mag Prince, der sagt "learn them all and then forget them"). Aber letztlich ist improvisation mehr als das runterspielen von zerschnippelten Skalen, die man mal gelernt hat. Polyfonie ist nicht alles, mein Junge.... Was ist mit Dynamik, Mikrotiming, Phrasierungen, Weglassen, Zusammenspiel mit der Band usw??? Definitiv ergibt das mehr also 30-40 Skalen......... Er sagt es ja später im Text selber: es gibt weder nur die eine Interpretation und darüberhinaus ist jeder Sonnenuntergang anders.

Ich finde es interessant aber eher traurig
 
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Sagen wir so: Wir sind gute Freunde. Sie wissen dass ich ganz passable Klavierspielen kann. Und sie haben sich gedacht, dass es sowohl eine Bereicherung für die Band sein kann, als auch ebend sehr viel spaß machen kann (stichwort: soziale Kontakte). Sie haben mir Stücke gegeben (Birdland, u.a. aber das ist das einprägsamste :D) wo ich das dran ausprobieren kann.

Danke schonmal für die ganzen zahlreichen Antworten ;). Den jetzigen Tipps nachgehend, hab ich mir gaaaaaaaaanz viele CDs ausgeliehen und meine Playliste überarbeitet :D auch in der Musiktheorie bin ich nun fortgeschritten :P Angst hab ich nur, dass ich (wie häufig) es alles viel zu theoretisch mache. Aber kommt Zeit kommt (hoffentlich :P) Rat.
Ihr könnt mir gerne weiter Vorschläge und Tipps verraten, ich versuche sie auf meinem Weg zu realisieren :P
mfg und dankeschonmal soweit
Sushi
 

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