Viele Menschen trauen sich nicht mehr zu singen, weil sie keine Übung darin haben und die Töne nicht treffen. Im Klavierunterricht wollen sie dann verständlicherweise nicht singen, weil ihnen der KL bei ihren Versuchen auch noch zuhört.
Hilfreich ist dann, zu summen. Das fällt vielen wesentlich leichter. Eine weitere wichtige Hilfe ist, dass der KL gut singen kann und auch mit der richtigen Technik singt. Durch Vormachen - Nachahmen wird dann das Singen und allmähliche Treffen der Töne vermittelt. Das ist auch bei sog. "Brummern" in der Früherziehung wichtig. Und man singt zu zweit - das senkt die Hemmschwelle.
Zur technischen Umsetzung hilft manchmal die Vorstellung, mit "heller Stimme" zu singen oder so, als ob man seine Lieblingsspeise ganz oben aus dem Regal holt. Lustig können Übungen wie die Feuerwehrsirene sein, erst mal von unten (tiefe Töne) bis oben (hohe Töne), dann von oben bis unten und immer wieder wiederholt, dann auf einem bestimmten Ton stehen bleiben .... . Man kann auch Zwerchfellübungen wie das Aussprechen von explosiven Konsonanten (p,t,k,...) machen. Auch Atemübungen können helfen.
Als KL erkläre ich, warum ich das Singen wichtig finde und was damit erreicht wird. Wir sprechen dann auch über die logischen und verständlichen Gefühle, die nicht singende und nicht singen wollende Menschen oft haben. Das erleichtert auch.
Trotzdem gibt es Menschen, die wollen nicht singen und auch nicht summen. Zwingen sollte man niemanden. Es gibt auch andere Wege, z.B. transponieren. Rhythmen und Melodien kann man sehr gut auch sprechen. Lieder kann man nach Gehör spielen, ohne sie zu singen. Es gibt Apps, bei denen man Intervalle hören muss.
Ich fange sowieso bei allen Anfängern, erwachsen oder jung, den Unterricht ohne Noten an. Die Schüler spielen als erstes Lieder nach Gehör, begleiten und transponieren sie. Außerdem improvisieren sie, was das Gehör auch sehr schult. Sie lernen Intervalle, Dissonanzen und Konsonanzen kennen. Wer Lust hat, kann kleine Melodien erfinden oder kleine Stücke komponieren. All das schult das Ohr.
Später werden Akkorde, Kadenzen etc. gehört und erkannt. Ich habe auch schon einen Bach-Choral gespielt und der Schüler hat gehört, welche Harmonien und welche harmonischen Verbindungen erklangen. Improvisationen über kadenzartigen Verbindungen u.a. schulen Ohr und harmonisches Verständnis. Grundsätzlich sollten neue Unterrichtsinhalte immer auditiv eingeführt werden, so dass das Hören an erster Stelle steht. Das gilt auch grundsätzlich für den Unterricht: alles, was im Unterricht geschieht, sollte in Verbindung mit dem Ohr erfolgen! Hören und Fühlen!
Liebe Grüße
chiarina