Funktionsharmonik in Moll

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Also, ich habe im Moment große Verständnisprobleme der Funktionen in Moll. Was Funktionen in Dur angeht, hab ich kein Problem.
Wir sollen uns das selbst erarbeiten, aber was dazu in dem Buch steht, verstehe ich überhaupt nicht, zumal fast keine Erklärung mit dabei steht.

Da es das natürliche, harmonische und melodische Moll gibt, hat man ja auch unterschiedliche Vorzeichen, je nachdem welches Moll man als Ausgangspunkt wählt. Wobei das melodische Moll ja alle diese Dreiklänge beinhaltet, weil es runterwärts die Vorzeichen (oder Versetzungszeichen ?! :D ) aufhebt.

In a-Moll melodisch hätte man doch dann die folgenden Akkorde:
I: a-Moll
II: h-Moll
III: a-Moll mit großer Septim ohne Grundton
IV: D-Dur
V: E-Dur
VI: D-Dur mit kleiner Septim ohne Grundton
VII: verkürzter Dominantseptakkord
VIII: a-Moll

und abwärts: (Ich zähle jetzt wieder runter mit I, IIa, IIIa,...)
I: a-Moll
IIa: G-Dur
IIIa: F-Dur
IVa: e-Moll
Va: d-Moll
VIa: C-Dur
VIIa: G-Dur mit kleiner Septim ohne Grundton
VIIIa: a-Moll

Bei den verminderten Akkorden, die ich hier immer als verkürzte Septakkorde aufgefasst habe, bin ich mir aber nicht so sicher, ob ich sie so richtig auffasse. Und mir fällt für den G-Dur Akkord (VIIa) keine Funktionensbezeichnung ein.

Stimmt das denn so wie ich das hier aufgeschrieben habe?Das wäre ja ein riesiger Vorrat an Akkorden, aus denen man als Komponist schöpfen kann.

Erstmal danke fürs Lesen. Ich bin für jede Erklärung dankbar :)

marcus
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Ok, so wie das da steht, hab ich es eigentlich auch. Jetzt weiß ich auch wie man den G-Dur Akkord funktional beschreibt: dP. Eigentlich logisch :?

Nur eins verstehe ich jetzt nicht. Hier (Lehrklänge website) wird der Dreiklang auf der dritten Stufe als cis-Moll angegeben. Es wird auch darauf hingewiesen, dass der Grundton (cis) nicht leitereigen ist, aber warum ist dann cis-Moll Dp in a-Moll?? Nur damit man nicht einen übermäßigen Akkord erhält??
Hätte man dann bei d-Moll entsprechend auf der dritten Stufe fis-Moll, obwohl das fis nicht leitereigen ist?

Vielen Dank

marcus

P.S: Der Link ist echt gut.
 
Ok, so wie das da steht, hab ich es eigentlich auch. Jetzt weiß ich auch wie man den G-Dur Akkord funktional beschreibt: dP. Eigentlich logisch :?

Nur eins verstehe ich jetzt nicht. Hier (Lehrklänge website) wird der Dreiklang auf der dritten Stufe als cis-Moll angegeben. Es wird auch darauf hingewiesen, dass der Grundton (cis) nicht leitereigen ist, aber warum ist dann cis-Moll Dp in a-Moll??

Machen wir einen kleinen Workshop. ;)

1. Wie heißt die Dominante ("D" nicht "d") von a-moll?

2. Wie heißt die Parallele dieser "D"?

Schau auch mal hier:
http://www.lehrklaenge.de/html/medianten_in_moll.html
 
Gern. Da lernt man am meisten :)

Die Dominante D in a-Moll ist E-Dur. Der Großbuchstabe zeigt ja an, dass es sich um einen Durakkord handelt.

Meinst du jetzt Dp oder DP? Dp wäre e-Moll, eine Parallele ist ja kleinterzverwandt. Also eine kleine Terz abwärts von G -> e-Moll. Laut der Website dürfte aber Dp, weil es Mediante 2.Grades ist, nur einen Ton mit G-Dur gemeinsam haben! :confused:

Das wird ja hier immer verrückter. Jetzt sind endgültig alle Klarheiten beseitigt :?

marcus
 
Das cis-Moll in a-Moll ist ganz einfach: Du sagst ja schon selbst, dass die Dominante in Dur steht, also E-Dur, und die Paralleltonart von E-Dur ist eben cis-Moll.

Dp bedeutet ja nichts anders als die Parallele von der Dominante.
 
Gern. Da lernt man am meisten :)


Die Dominante D in a-Moll ist E-Dur. Der Großbuchstabe zeigt ja an, dass es sich um einen Durakkord handelt.


Meinst du jetzt Dp oder DP? Dp wäre e-Moll, eine Parallele ist ja kleinterzverwandt. Also eine kleine Terz abwärts von G -> e-Moll. Laut der Website dürfte aber Dp, weil es Mediante 2.Grades ist, nur einen Ton mit G-Dur gemeinsam haben! :confused:

Das wird ja hier immer verrückter. Jetzt sind endgültig alle Klarheiten beseitigt :?

marcus


Die Dominante "D" von a-moll ist E-Dur, das ist richtig.

Wie heißt nun die (Moll-)parallele von E-Dur, das wäre dann Dp bezogen auf a-moll.

e-Moll ist die Parallele zu G. Da G Dominante von C , ist e tatsächlich Dp in C-Dur. Wir sind aber in a-moll.
 
Stimmt, wie bin ich darauf gekommen von G-Dur auszugehen?! :D
Ok, das ist jetzt klar.

Also berichtigt mich, wenn ich Unsinn schreibe:
In Moll gibt es grundsätzlich einen größeren Vorrat an Akkorden als in Durtonarten. Auf manchen Stufen gibt es mehrere mögliche Akkorde, z.B. auf der dritten Stufe in a-Moll den Akkord C-Dur (im natürlichen Moll) oder den übermäßigen Akkord c-e-gis (?) oder cis-Moll. Alle diese Akkorde können in einem "Mollwerk" vorkommen.

Falls der übermäßige Akkord dazugehört, bin ich mir nicht sicher, wie man ihn funktional auffassen soll. c-e-gis könnte man ja als Molltonika mit großer Septim ohne Grundton deuten. Aber eine Tonika ohne Grundton ist ja sehr ungewöhnlich...

Vielen Dank für die Erklärungen

marcus
 
Die Unterscheidung zwischen natürlichem, harmonischem und melodischem Moll ist nicht sehr sinnvoll und schafft anscheinend immer wieder Mißverständnisse. Sinnvoller ist von den drei Hauptfunktionen auszugehen, nämlich Tonika, Subdominante und Dominante, und sich zu merken, daß die Dominante verdurt wird, weil sie ohne den Leitton (in a-moll gis) als kadenzierende Dominante nicht zu gebrauchen ist. Dann kommt man zu folgenden Akkorden:

t, s (S seltener), D (d selten und nie kadenzierend)
tP, sP, dP

Den verminderten Dreiklang auf der II. Stufe (in a-moll h-d-f) kann man zunächst außen vor lassen, denn welche Funktion er hat, hängt von seiner Verwendung ab (als Sextakkord s6, als verkürzter Septakkord D7 zur tP). Der übermäßige Dreiklang c-e-gis, abgeleitet als "leitereigener" Dreiklang des "harmonischen" Moll, macht als Grundakkord von a-moll keinen Sinn, er ist ein alterierter Akkord (D5+ zur sP) oder Dominante mit Vorhalt (D6). Die Mediante Dp (cis-e-gis) hat mit a-moll nichts mehr zu tun, sondern moduliert bereits nach A-dur oder sonstwo hin. Medianten sind immer modulierende Akkorde, und das Wort Mediante ist eine Hilfskonstruktion, um entfernte Akkordverbindungen noch funktional sinnvoll zu bezeichnen selbst dort, wo man besser einfach von Rückung spräche.

Zwar kann man aus dem chromatischen Tonvorrat des Molls verminderte und übermäßige "leitereigene" Dreikläng ableiten, aber das ist völlig unharmonisch und unfunktional gedacht. Wenn man bei Moll von "leitereigen" Dreiklängen spricht, dann nur bei natürlichem Moll. Am besten vergißt man die Bezeichnungen "natürlich, harmonisch und melodisch" ganz, da sie harmonisch uninteressant sind und allenfalls melodisch von Belang. Es gibt nämlich kein Stück, von dem man sagen könnte, daß es z.B. in harmonisch Moll stünde. Wesentlich ist nicht, ob ein Dreiklang quasi leitereigen ist, sondern welche harmonische Funktion er im Zusammenhang hat. Alles andere ist Schematismus, der wenig zu harmonischem Verständnis beiträgt.
 
Vielen Dank für die Erklärung!

Aus deinen Ausführungen schließe ich, dass das gis-Vorzeichen,das das natürliche Moll in a-Moll mit sich bringt, nur für den Akkord der fünften Stufe gilt. Ansonsten wäre z.B. die siebte Stufe kein G-Dur akkord, sondern ein verminderter.

Ok, dann sind die Funktionen in Moll also die Hauptfunktionen t,s und D, sowie deren Mollparallelen tP, sP und dP.
Das deckt sich auch sehr schön mit den Ergebnissen meiner Hausaufgabe. Ich musste nämlich Choräle aus der Matthäus-Passion analysieren und die genannten Funktionen kommen hauptsächlich vor. :)

marcus
 
Vergiss das einfach ganz mit den Stufen, man sollte Stufen- und Funktionstheorie am besten nicht vermengen. G-Dur ist einfach eine Zwischendominante, zur Parallele C-Dur, und gis-h-d wäre eben die normale Dominante ohne Grundton.
 

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