Fuge Komponieren

... Wenn die Harmonien jetzt stimmig sind ...

Grobe Fehler sehe ich jetzt nicht, aber es klingt meines Erachtens ein bißchen wie wenn es sich im Kreise dreht und nirgendwo hinführt. Es fehlt die harmonische Zielstrebigkeit.
Zu Überdenken wären vor allem die Harmonisierung der Takte 6 & 7, 11 & 12 und 14.

Und noch eine technische Frage. Wenn ich nach Sibelius importiere, haben Stimme 1 & 2 den gleichen Channel und Stimme 3 & 4. Kannst Du nicht jeder Stimme einen eigenen Channel geben? Das Notenbild würde so ohne große Bearbeitung bedeutend besser ausfallen.
 
Grobe Fehler sehe ich jetzt nicht, aber es klingt meines Erachtens ein bißchen wie wenn es sich im Kreise dreht und nirgendwo hinführt. Es fehlt die harmonische Zielstrebigkeit.
Zu Überdenken wären vor allem die Harmonisierung der Takte 6 & 7, 11 & 12 und 14.
Ich lasse mich bislang vor davon leiten, wie ich den Fortgang einer Stimme höre. Ich werde es mal umgekehrt probieren und einem vorher festgelegten Harmonieschema folgen. Mir fehlt vermutlich auch die Erfahrung, um mich auf meine Intuition verlassen zu können.

Und noch eine technische Frage. Wenn ich nach Sibelius importiere, haben Stimme 1 & 2 den gleichen Channel und Stimme 3 & 4. Kannst Du nicht jeder Stimme einen eigenen Channel geben? Das Notenbild würde so ohne große Bearbeitung bedeutend besser ausfallen.

Leider finde ich keine Möglichkeit, in Finale die Ebenen einzelnen Kanälen oder Tracks zuzuordnen. Ich kann aber jeweils eine Ebene ausblenden, exportieren und dann die Midi-Files wieder zusammensetzen. Kannst du XML importieren? Ich werde dann probeweise mal XML mit hochladen. Vielleicht geht das ja besser.

Nebenbei bemerkt: Noch mal vielen Dank für deine unermüdliche Hilfe!
 
Leider finde ich keine Möglichkeit, in Finale die Ebenen einzelnen Kanälen oder Tracks zuzuordnen. Ich kann aber jeweils eine Ebene ausblenden, exportieren und dann die Midi-Files wieder zusammensetzen. Kannst du XML importieren? Ich werde dann probeweise mal XML mit hochladen. Vielleicht geht das ja besser.
Vielleicht würde es schon gehen, wenn Du jeder Stimme eine separate Spur zuweisen könntest.
XML kann Sibelius importieren.
 
@ DonBos: zu deinem Fugenupdate Beitrag #93:

Klingt klasse, und meinen Respekt vor allem dafür, dass du es schaffst, dich durch diffiziele Harmonien in allen Stimmen so souverän durchzulavieren!
Es ist nichts da, was mich stören würde; in Takt 21 (3. Viertel) und 22 klingt es allerdings etwas merkwürdig für mich. Und, vielleicht kann man an ein paar weiteren Stellen versuchen, statt parallel laufender Stimmen mehr Gegenläufigkeit hineinzubekommen. Das klingt meist interessanter, ist aber später dann leider schwieriger zu spielen.

@ Guendola letztes Fugenupdate:

Es ist harmoniemäßig jetzt klarer strukturiert. Die Harmonien passen aufeinander, aber sie könnten sich für meinen Geschmack irgendwo noch etwas weiter im QUintenzirkel wegbewegen, um dann wieder auf d-moll zuzusteuern. Zu deiner Frage, wie die Fuge am besten fortgeführt werden kann: Zum Beispiel könntest Du mal probieren, das Thema im halben Tempo mit diffizielerer Harmonik in den anderen Stimmen anzugehen, das Thema zu modifizieren, oder eine Themenverzahnung bereits beim 2. Takt des Themas zu beginnen.

@ DonBos & Guendola bzgl. Dissonanzen in meiner Fuge (Beiträge #89 - 91):

Die angemerkten Dissonanzen sind schon so gewollt, habe sie auch daher bewußt verdoppelt (Takt 15/16, oder Takt 21/22). Ausnahme: Takt 37/1 - vielen Dank für den Hinweis, werde es umschreiben. Bzgl. Dissonanzen würde mich mal die Definition interessieren. Wann sind Töne dissonant zueinander? Wenn eine große Sekunde eine Dissonanz darstellen würde, wäre Septimenakkord auch dissonant... Für mich ist eher entscheident, ob sich eine Dissonanz irgendwie in Wohlgefallen auflöst oder im Raum stehen bleibt.

@ DonBos bzgl. Vorschläge zu meiner Fuge (Beitrag #84) :

Erstmal riesiges Dankeschön für die Mühe, die du dir gemacht hast. Bzgl. F-Dur von Takt 1 auf 2 auf Seite 3 habe ich deinen Vorschlag aufgegriffen, aber etwas modifiziert. So hört es sich für mich besser an, und sollte das F-Dur besser vorbereiten (siehe Screenshot).
Zur Anmerkung d-moll Takt 3 auf Seite 4: Ja, vielleicht ist es besser, statt reinem d-moll erstmal in derselben Akkordlage zu bleiben wie die Akkordprogression davor, um dann später erst zu reinem d-moll zu gelangen. So klingt es zu überraschend, wenn von krummen Akkorden auf einmal auf reines d-moll gewechselt wird.

Die Fuge wimmelt nur so von Oktav- und Quintparallelen, wobei Finale allerdings keinen Unterschied macht, ob diese nach den oben genannten Regeln erlaubt sind oder nicht. Wenn du willst, schreibe ich die auch noch raus - den doppelten Bass natürlich nicht.


Toll, dass es dieses Tool bei der Vollversion von Finale gibt (ist es eigentlich auch schon in Finale PrintMusic enthalten?). Ja, wenn du die Oktav- und Quintparallelen rausschreiben könntest, wäre das Spitze!
 
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@ Guendola letztes Fugenupdate:

Es ist harmoniemäßig jetzt klarer strukturiert. Die Harmonien passen aufeinander, aber sie könnten sich für meinen Geschmack irgendwo noch etwas weiter im QUintenzirkel wegbewegen, um dann wieder auf d-moll zuzusteuern. Zu deiner Frage, wie die Fuge am besten fortgeführt werden kann: Zum Beispiel könntest Du mal probieren, das Thema im halben Tempo mit diffizielerer Harmonik in den anderen Stimmen anzugehen, das Thema zu modifizieren, oder eine Themenverzahnung bereits beim 2. Takt des Themas zu beginnen.
Ich werde mich jetzt mal in der Entwicklung von Kadenzen und Modulationen üben.

Wann sind Töne dissonant zueinander? Wenn eine große Sekunde eine Dissonanz darstellen würde, wäre Septimenakkord auch dissonant...
Definiert ist eigentlich das Gegenteil.

Vollkommene Konsonanzen sind Prime, Oktave und Quinte
Unvollkommene Konsonanzen sind Terz und Sexte
Die Quart gilt im strengen Satz als Dissonanz, sonst aber nicht.
Für Intervalle größer als eine Oktave gilt das selbe, man zieht einfach eine Oktave ab.

Sekunden und Septimen sind also dissonant.

Ob jetzt eine übermäßige Sekunde auch als Dissonanz gilt, weiß ich nicht. Das wäre eine interessante Frage.

Verboten sind Dissonanzen ja nicht, aber wie du schon sagtest, sollen sie aufgelöst werden und für einen bestimmten Zeitraum galt, keine Dissonanzen auf schweren Zählzeiten. Diesen Zeitraum bzw. die entsprechenden Stile müßte ich eigentlich mal in Erfahrung bringen...

Dies sind aber Regeln für den vierstimmigen Satz. Bei Akkordbegleitung sieht es vermutlich ganz anders aus.

Ja, wenn du die Oktav- und Quintparallelen rausschreiben könntest, wäre das Spitze!
Das folgt etwas später.
 
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@ Guendola:

Vielen Dank für deine Recherchen bzgl. Dissonanzen!

Und bzgl. Oktav- und Quintparallelen bei meiner Fuge: bitte warte noch etwas, ich will ein weiteres Update einbringen (wahrscheinlich morgen), nur ein paar Takte mehr, aber die haben dafür ziemlich dichte Fugenthemaverzahnung. Danach würde ich dann nur noch den Feinschliff anstreben, und da wäre dieser Oktav- und Quintparallelcheck super, also bitte noch etwas warten damit. Danke schon mal im voraus für deine Hilfsbereitschaft!
 
Danke schon mal im voraus für deine Hilfsbereitschaft!

Die Parallelenanalyse macht Finale, ich muß nur abschreiben ;)

Bezüglich übermäßiger Sekunden, verminderter Terzen etc. habe ich mal einen Freund gefragt. Das Gefühl sagt mir, daß zwei Töne, die 1-2 Halbtonschritte oder auch 10-11 voneinander entfernt sind, eine Dissonanz ergeben. Die Logik sagt aber spontan "Sekunde ist Sekunde, Terz ist Terz, Septime ist Septime und Sexte ist Sexte". Jetzt bleibt die Frage, was musikalisch als richtig gilt.
 
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Ich finde es löblich und des Respekts wert, daß sich hier zwei, drei Teilnehmer so ausgiebig mit Fugenversuchen abgeben. Etwas abkürzen ließe sich die Mühsal allerdings mit ein paar grundlegenden Kenntnissen, die man eigentlich in jedem Lehrbuch der Harmonielehre findet und deswegen nicht selber erst langwierig herausfinden müßte. Die Beachtung solch allbekannter Regeln schafft zwar noch keine Meisterwerke, verhindert aber unnötige Umwege.

Erstens taucht hier die Frage auf, was eine Dissonanz ist. Die Antwort ist simpel: Alles, was nicht Bestandteil eines Dur- oder Moll-Dreiklangs ist, ist eine Dissonanz. Nicht Bestandteil eines Dreiklangs sind Septimen (oder Nonen oder Sekunden), Tritoni und alterierte Intervalle, also übermäßige und verminderte. Der Zusammenklang g-ces klingt zwar wie eine große Terz, ist aber dennoch dissonant, da er als Bestandteil eines Dreiklangs nicht denkbar ist; er gilt als "Auffassungs-" oder "funktionale" Dissonanz. Das trifft gleichermaßen zu auf die Quarte, wenn der untere Ton im Baß liegt, bzw. in der jeweils untersten Stimme (in einer Fuge kann der Baß ja durchaus auch pausieren, dann erfüllt eben die jeweils tiefste Stimme seine Funktion). Guendolas Fuge enthält in der Behandlung solcher Quarten ein paar Fehler, denn im zweistimmigen Satz können Quarten nicht parallel weitergeführt, sondern müssen immer in die Terz aufgelöst werden. Selbst eine Sexte kann als Auffassungsdissonanz gelten, wenn sie als Vorhalt erscheint (z.B. c-e-a aufgelöst nach c-e-g).

"Ich habe mal Contrapunctus 1 aus der Kunst der Fuge von Bach durchgesehen, dort finden sich absolut keine Dissonanzen. Allerdings sind viele Töne auf 1 oder 3 an vorhergehende Töne gebunden und würden sonst eine Dissonanz bilden", ist ein ziemliches Mißverständnis, denn selbstverständlich machen Haltebögen aus Dissonanzen keine Konsonanzen. Es ist also egal, ob ein Ton nur liegen bleibt oder frisch angeschlagen wird, und auch ein über den Taktstrich gehaltener Ton gilt als Dissonanz.
Eine solche Dissonanz, die vom vorherigen Schlag herübergebunden ist, ist "vorbereitet". Im strengen Satz (Palestrina) sind Dissonanzen immer vorzubereiten, immer schrittweise zu erreichen und immer abwärts schrittweise aufzulösen.
Daß sie nicht auf schwerer Zeit erscheinen dürften, wie Guendola mutmaßte, ist falsch. Vorhalte auf schwerer Zeit gibt es auch schon bei Palestrina.

Hier zur hilfreichen Information alle Arten von Dissonanzen, die es auch bei Bach zahllos gibt:
-- Vorhalte: sie stehen auf dem Schlag, sind im strengen Kontrapunkt vorzubereiten und werden schrittweise nach unten aufgelöst; spätere Komponisten, auch Bach, springen sie auch frei an und lösen sie auch nach oben auf.
-- Wechselnoten: sie stehen zwischen den Schlägen, werden schrittweise erreicht und schrittweise aufgelöst (Beispiel: e-f-e über einem C-dur-Akkord).
-- Durchgangsnoten: sie stehen zwischen den Schlägen und werden immer schrittweise geführt (Beispiel: g-f-e über einem C-dur-Akkord); Durchgänge können in mehreren Stimmen gleichzeitig auftreten und damit zu weiteren Dissonanzen führen. Durchgangsnoten können auch zum nächsten Akkord hin auftreten (Beispiel: e-d-c-h, wobei unter e-d-c ein C-dur-Akkord liegt und beim h ein G-dur-Akkord erscheint).
-- Vorwegnahmen: ein Ton des folgenden Akkordes wird vorgezogen und erscheint bereits vor dem Schlag (Beispiel: d-c-c, wobei d-c über einem G-dur-Akkord liegt, das zweite c über einem C-dur-Akkord, zu finden in fast jedem Barockstück als Schlußwendung).
-- Angesprungene Nebennoten: sie stehen zwischen den Schlägen, werden durch einen Sprung erreicht und schrittweise aufgelöst (Beispiel: g-d-e über einem C-dur-Akkord).
-- Abspringende Nebennoten: sie stehen zwischen den Schlägen, werden schrittweise erreicht und durch einen Sprung aufgelöst (Beispiel: e-d-g über einem C-dur-Akkord).

Alle diese Dissonanzen können in verschiedenen Stimmen gleichzeitig auftreten, Bachs Musik ist voll von Beispielen dafür.

Zwei Tips zu Fugenthemen:
1. Guendola hat sich mit dem Moll-Thema seiner Fuge in einige Kalamitäten gestürzt dadurch, daß er es als Comes verdurt in der Dominante beantwortet. Das führt zu erheblichen harmonischen Schwierigkeiten, deswegen hat Bach seine Mollthemen immer dominantisch moll, nie dominantisch dur beantwortet. (Man untersuche daraufhin mal die Fugen des WTK I.)
2. Das Thema ist nach hinten nicht offen, d.h. es wäre einfacher weiterzuführen, wenn es nicht auf einer halben Note endete, die wie ein Tonika-Schluß wirkt, sondern in der Bewegung weiterginge, z.B. indem statt der Halben f' die Bewegung mit zwei Vierteln f'-e' weiterliefe und das e' in den nächsten Takt übergebunden wäre, unter dem dann das A des Basses einsetzen könnte. Das oder andere bessere Lösungen würde natürlich weitreichende Änderungen des Folgenden nach sich ziehen.

Zur Harmonik:
Es gibt in diesem Fugenanfang einige unnötigerweise terzlose Klänge. Und es gibt ein paar Akkorde, deren Funktion nicht klar ist. In Takt 6 z.B. springt der schwer durchschaubare Zusammenklang d-cis'-e'-g'' (4. Achtel) in den G-dur-Akkord G-h-d'-g'' (5. Achtel). Da fehlt offensichtlich noch so manches Rüstzeug, was Harmonisierung und Stimmführung betrifft. Das sollte man nachholen und erst einmal ein paar schlichte vierstimmige Sätze schreiben, die sich in harmonischen Fortschreitungen, Vorhalts-, Durchgangs- und Nebennotenbildungen üben. Danach kann man sich des Wissens erfreuen, was gut klingt, auch wenn solches Wissen nicht gleich ein Meisterwerk garantiert, und sich mit diesem Wissen im Hinterkopf an Fugen heranwagen und vielleicht auch einmal an das Überwinden von Regeln.

Ansonsten: Respekt vor ehrlichem Eifer. Diejenigen Musikliebhaber, die nicht nur im richtigen Moment die richtige Taste drücken wollen, sondern verstehen möchten, wie Komponisten gedacht haben, waren mir immer die am meisten sympathischen.

Jörg Gedan
http://www.pian-e-forte.de
 
@Gedan,

Vielen Dank für deine ausführliche Betrachtung! Da kommt ja viel zusammen, was wir nicht oder falsch berücksichtigt haben.

Sehr interessant finde ich die Erklärung der Dissonanzen. Seit Mindenblues nach der großen Septime gefragt hatte, gingen mir übermäßige Sekunden und ähnliche Intervalle durch den Kopf und ich ahnte schon, daß da etwas mehr sein müßte. Durch den Ausdruck "funktionale Dissonanz" wird alles etwas klarer, vor allem die Bedeutung von Vorhalten, Wechselnoten und so weiter.

Was ich hier bislang zur Theorie geschrieben habe, stammt übrigens alles aus Büchern, ich habe da nichts gemutmaßt. Es wird aber deutlich, daß es Zusammenhänge gibt, die besser komplett erklärt werden sollten als Schritt für Schritt ausprobiert zu werden.

Gut, daß wir Leute wie dich und Fred haben, die uns immer wieder auf Neues hinweisen! Wer weiß, ob wir sonst lange genug durchhalten würden, um alles selbst herauszufinden. Ich weiß nicht genau, wie es Mindenblues und DonBos geht, aber ich selbst habe eine Menge Halbwissen angehäuft und stelle immer wieder fest, daß es manchmal eher schädlich als nützlich ist. Deswegen mein Plan, etwas "ummögliches" anzufangen und solange zu stolpern, bis man alle Fettnäpfchen identifiziert und die Lücken aufgefüllt hat. Vielleicht klingt "Fuge komponieren" mit diesem Hintergrund etwas hochgestochen aber es erfüllt seinen Zweck und ich habe nicht damit gerechnet, in ein paar Tagen damit durch zu sein.

Deinen kompletten Beitrag muß ich noch in Ruhe durcharbeiten. Ich werde mich später schrittweise darauf beziehen, wenn ich es "eingebaut" habe.
 
Orgelfuge Update

@ Gedan:

Auch von mir ein großes Dankeschön für die hilfreichen Infos bzgl. der verschiedenen Arten von Dissonanzen, und wie sie aufgelöst werden!

Bei meinem Fugenprojekt habe ich nun noch einige Takte eingefügt (siehe diese Seite als Screenshot unten). Habe hier auf sehr enge Verzahnung des Themas durch alle Stimmen durch geachtet und versucht, die Harmonik etwas raffinierter zu gestalten:

[MP3="http://www.mindenblues.family-schmidt-minden.de/Organ/Fuge_d_moll_4_Olaf_Schmidt.mp3"]Fuge_d_moll[/MP3]

Und als *.mus- Datei im Finale-Format:

http://www.mindenblues.family-schmidt-minden.de/Organ/Orgelfuge_d_moll_14.MUS

Habe jetzt eigentlich nicht vor, diese Fuge noch zu erweitern und länger zu machen. Sie dauert im angestrebten Zieltempo etwa 2'30 min und hätte damit die richtige Länge, um z.B. im Gottesdienst den Leuten zuzumuten. Bevor ich jedoch anfange, mir die Fuge tatsächlich einzuüben, würde ich nun mit dem Feinschliff starten wollen. Bin daher dankbar für jeden Hinweis, um die gröbsten Satzfehler zu beseitigen und die Sache runder zu machen.

Bin daher auch gespannt auf die lange Liste bzgl. Quint- und Oktavparallelen, falls Guendola Zeit findet, sie aus Finale rauszuschreiben. Danke schonmal vorab dafür!

Habe Guendolas Anmerkung zu Takt 16 beherzigt, und dort die Harmonie und Dissonanz geändert, sowie den Hinweis von DonBos bzgl. Hinführung auf F-Dur bzw. d-moll an 2 Stellen.
 
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Ich habe sie mir angehört und die Musdatei runtergeladen. Ein paar Stellen klingen mir ziemlich gewagt aber nicht schlecht. Wir werden sehen, was die Analyse ergibt; ich meine die Stellen nach den großen Septimen.

Vom Höreindruck würde ich sagen, das ist öffentlichkeitstauglich - aber du willst ja nur das Beste für dein Publikum :)

PS: Ich werde mich ein bischen dem Satz widmen und dann wieder zu meinen Fugen zurückkehren. Ich habe anscheinend eine sehr glückliche Hand darin, Fettnäpfchen aufzuspüren, dabei hilft es vermutlich sehr, daß ich in Sekundenbruchteilen auf Blauäugigkeit umschalten kann.
 
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@ Guendola: vielen Dank für deinen Kommentar zu meinem letzten Fugenupdate!
Ich habe gestern versucht, es langsam auf der Orgel durchzuspielen. Dabei sind mir auch schon einige Stellen aufgefallen, die nach Änderung schreien. Z.B. in Takt 25, Pedalpart 2. Hälfte sind mir schlimme unerwünschte Dissonanzen passiert, und einige Modulationen klingen in dieser Form wohl etwas zu hart. Auf der anderen Seite waren aber auch Ideen da für andere Harmoniefortschreitungen zum gleichen Thema, mal sehen, ob ich doch noch um ein paar Takte erweitere.

PS: Ich werde mich ein bischen dem Satz widmen und dann wieder zu meinen Fugen zurückkehren. Ich habe anscheinend eine sehr glückliche Hand darin, Fettnäpfchen aufzuspüren, dabei hilft es vermutlich sehr, daß ich in Sekundenbruchteilen auf Blauäugigkeit umschalten kann.

Guendola, ich finde deine Herangehensweise richtig, du hast eine enorme Power und kannst andere Leute mitziehen. Wenn du diesen Fugenfaden nicht gestartet hättest, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, selber mit einem Fugenkomponierversuch anzufangen.

Und was Fettnäpfchen angeht, so habe ich schon Fantasie genug, um mir eine sehr lange von Finale ausgespuckte Quint- und Oktavparallel- oder auch Dissonanzliste meiner Fuge vorzustellen. Also bei mir wird es wohl ein richtig großer Fettnapf sein stattdessen...
 
Mindenblues, laut meinem Buch von Wagner (nicht gemutmaßt) sind Parallelbewegungen zwischen Alt und Sopran bzw. Bass und Tenor nicht erlaubt, alles andere ist dagegen akzeptabel. Daher erstmal nur eine kurze Liste. Wenn sich herausstellt, daß Parallelbewegungen zwischen allen Stimmen verboten sind, werde ich die ganze Liste machen. Hier also die kurze Liste:

Intervall: Takt Schlag Schlag Stimmen
5: 21 1 2 AS
5: 23 3 4 AS
5: 27 2 3 BT
8: 38 2 3 AS
 
Mindenblues, laut meinem Buch von Wagner (nicht gemutmaßt) sind Parallelbewegungen zwischen Alt und Sopran bzw. Bass und Tenor nicht erlaubt, alles andere ist dagegen akzeptabel.

Danke schonmal für die Liste! In Takt 21, Schlag 1,2 sehe ich keine Parallelbewegung zwischen S und A, auch nicht zwischen Schlag 2 und 3 (weil wenn sich eine Stimme um einen Ton ändert, ist das ein Schreiten und keine Bewegung). In Takt 23 fasse ich T und B als eine Dezimenparallele auf, bei der ich hoffte, dass sie erlaubt sei, genauso wie Sext-, Septimen- oder Terzparallelen. Dachte nur, dass Gegenbewegungen im Kantionalsatz präferiert werden, da weniger langweilig.

Bei all diesen Regeln frage ich mich aber schonmal, für welchen Musikstil sie wohl gelten. Diese Regel mit erlaubten oder verbotenen Parallelbewegungen geht für mich in Richtung Kantionalsatzregel.

Die Frage ist nur, will ich eine Fuge im Kantionalsatzstil haben? Nein, will ich nicht - Kantionalsatz klingt immer "richtig", nie völlig langweilig, aber irgendwann lechze ich dann schon nach ein paar raffinierteren Harmonien als der Kantionalsatz zuläßt. Sprich, richtiger Kantionalsatz und dass was man mit den heutigen Hörgewohnheiten, also einige Jahrhunderte später, als schön und interessant empfindet, können differieren.

Dass heißt natürlich nicht, dass man sich einen Freibrief für jegliche Verstöße gegen die Satzregeln des 17. Jahrhunderts ausstellen sollte. Diese Regeln haben ja alle ihren Grund. Parallelbewegungen sowie Quint- oder Oktavparallelen können schnell langweilig wirken. Daher finde ich es gut, wenn man die aufgezeigt bekommt, um dann zu entscheiden ob man sie haben will oder nicht. Oder ob Dissonanzen so wirklich gewollt sind, genauso wie die Regeln bzgl. Stimmführung. Insofern ist es natürlich richtig, sich dieser altehrwürdigen heren Regeln erstmal bewußt zu machen.
 
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Mindenblues, da sprichst du was sehr wichtiges an! Mir geht auch schon seit geraumer Zeit durch den Kopf, daß wir hier einen Wust an Regeln haben, die im Laufe der Jahrhunderte nicht alle gleich geblieben sind. Alles was ich bisher gelesen habe, ist ziemlich vage, wenn es um Aussagen zur Gültigkeit der Regeln geht. Es fallen halt Bezeichnungen wie "Palästrina", "strenger Satz" , Gattungen bzw. Fux (ich glaube, das ist Palästrina, bin aber nicht sicher) und so weiter, aber keine weiteren Erläuterungen. Das beste wäre tatsächlich ein Werk mit Regeln nach Perioden oder Stilen sortiert und dazu noch Anmerkungen über Ausnahmen und so weiter. Der tonale Bereich würde ja erstmal reichen :)
 
In Takt 21, Schlag 1,2 sehe ich keine Parallelbewegung zwischen S und A

Gemeint ist vermutlich F-D zu G-D - verdeckte Quintparallele (1), das heißt, das C in der Oberstimme wird ignoriert.

Genau wie oben, D-F nach G-D - verdeckte Quintparallele, diesmal wird das A ignoriert.

(1) zwei Stimmen bilden bei gleicher Bewegungsrichtung aus einem beliebigen Intervall eine Quinte

Gemäß "Beitrag zur Durmolltonalität" von Wilhelm Maler sind verdeckte Quintparallelen zwar im strengen Satz zu vermeiden aber nur schwer zu berücksichtigen, was ein bischen nach Freibrief klingt. Für Oktaven und Primen gilt das allerdings nicht (entstehen genauso).

Wie das alles auf Durchgangstöne etc. angewendet wir, habe ich noch nirgends gefunden. Maler nennt diese Regeln bei 1 zu 1 Satz, alle Stimmen spielen ihre Töne gleichzeitig.

Irgendwo im Forum wurde gerade über Quintparallelen diskutiert.
 
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Danke, Guendola - auf diese Art von verdeckten Quint- oder Oktavparallelen (auf das Reinspringen in eine Quinte/Oktave) habe ich bisher noch überhaupt nicht geachtet. Also, wenn du Finale dazu bringen kannst, die komplette Liste von Parallelen und Dissonanzen auszuspucken, wäre ich wirklich sehr interessiert!

Ich denke, falls sich offene Quint- oder Oktavparallelen (außer der gewollten Verdopplung des Themas im Baß im halben Tempo, sowas ist aber auch im strengen Satz erlaubt) in meiner Fuge finden lassen, werde ich sie beseitigen. Bei den verdeckten Parallelen sowie Dissonanzen würde ich dann fallweise entscheiden, ob sich eine gangbare Alternative findet.
 
Fugenbeispiel

Mindenblues und guendola,
ich will mich jetzt nicht in diesen Prozess einklinken, aber da ich mir das letzte Beispiel von Mindenblues angehört habe, doch zumindest anmerken, welch respektable Leistung ich das finde. Das ist bereits jetzt völlig öffentlichkeitstauglich und ist eine richtig gute Kompostition, in der ich besonders die Klangschärfungen geniesse, die dem Werk eine echte künstlerische dimension besscheren.

Alle Achtung Klavigen
 
Ich vermute, dieses Tool von Finale hat Tücken. Ich kann dir natürlich die Liste schicken - muß die aber abtippen und es gibt durchschnittlich in jedem Takt ein oder zwei Vermerke. Deswegen wäre es besser, erstmal herauszufinden, was wirklich als parallel gilt:

Jede Stimme gegen jede?
Jedes Intervall, unabhängig von den einzelnen Stimmen?
Hat Herr Maler recht, daß die verdeckten Quinten vernachlässigt werden dürfen (er schrieb das letzte Vorwort zu seinem Buch 1957)?

Ich habe leider zwei scheinbar widersprüchliche Aussagen zu den Parallelen gefunden:

Maler allgemein: Oktav- und Primparallelen sind zu meiden
Maler zu verdeckten: Zwischen den beiden Ober- oder den beiden Unterstimmen (Quinten, Primen und Oktaven)

Lehmacher und Schröder schreiben im Lehrbuch des Kontrapunktes:
"Verdeckte Parallelen vermeide man zwischen den Außenstimmen".

Beide weisen darauf hin, daß Oktav- und Primparallelen die Eigenständigkeit der Stimmen beeinträchtigen, während das bei Quintparallelen nicht umbedingt der Fall ist.

Das ist noch für deine Fuge interessant (Lehmacher und Schröder):
"zweimal hintereinandern sollen weder Oktaven noch Quinten stehen. Mit anderen Worten: eine Note auf unbetontem Taktteil hebt, auch wenn dadurch Gegenbewegung eintritt, offene Oktav- und Quintparallelen nicht auf (Betonungsoktaven und -quinten oder Akzentparallelen). Gleichfalls vermeide man die nachschlagenden Parallelen...". Das verstehe ich so, daß alles, was gerade klingt, in die "Berechnung" einbezogen wird. Eine ganze Note ist also eine echte Gefahr.

Beide Bücher sind übrigens allgemein gehalten, beschreiben also nicht einen bestimmten Stil.
 

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