Fuge Komponieren

Aber man kann diese Harmonik nicht mit unserer Kadenzharmonik vergleichen. Diese hat Bach lediglich am Schluss verwendet.

Das sehe ich ein bißchen differenzierter. Bach hat seine Choräle aus einer modalen Tradition übernommen und in ein Dur/Moll System gesetzt. Gleichzeitig hat er das Klauselspiel zum Kadenzspiel fortentwickelt, sodass man sagen kann, nicht nur am Schluß kommt in Bachs Musik Kadenzen vor, sondern es gibt auch jede Menge Binnenkadenzen, unter anderem bedingt durch den sehr regen Gebrauch von Zwischendominanten. Bach lebte eben in einer Übergangszeit.
Was ich eigentlich meine, ist dass es schwer ist die Harmonik zu bestimmen, weil es keine "festen" Punkte gibt, an denen das möglich wäre, weil Bach eben die Harmonien beinahe jede Note ändert ;).
Das scheint manchmal wirklich der Fall. Die Harmonik ist aber bei einem Übergeordneten Betrachten des harmonischen Rhythmus durchaus zu bestimmen und zu erkennen. Es gibt einerseits sehr viele vertikale Punkte die durch melodisches Zusammenkommen der einzelnen Stimmen keine gebräuchliche Harmonie darstellt, an wichtigen Punkten aber, vor allem Downbeats, ist es aber zu einem sehr hohen Prozentsatz so, dass eindeutige Akkordstrukturen bestehen.


Stelle doch mal Dein Thema vor. Vielleicht bekommen wir gemeinsam die Modulation hin.
Mindenblues kann ich übrigens nur zustimmen.
 
Meiner Meinung geht es bei offenen Oktav- und Quintparallelen auch nicht darum, ob die logisch zu begründen sind oder nicht. Sie wurden offenbar von allen Meistern der letzten Jahrhunderte gemieden. Und da große Komponisten die Harmonielehre progressiv nach vorn gebracht haben, aber sie sich trotzdem über hunderte Jahre an diese Satzregel bzgl. offener Parallelen hielten, kann man daraus schlussfolgern, dass diese Satzregel eben klangliche Gründe hat, und keine Tabugründe.
Der Thread ist alt, die Thematik jedoch aktuell. Daher greife ich das Thema auf. Die Diskussion bezüglich der Begründung finde ich interessant.

Wilhelm Maler begründet das Verbot offener Prim- bzw. Oktavparallelen damit, dass die Selbstständigkeit einzelner Stimmen (S,A,T,B) dadurch aufgehoben wird. Aus n werden n-1 Stimmen. Auf der anderen Seite darf man den Grundton sogar dreifach verwenden, was genau genommen auch Vielfalt vernichtet.

Bei den Quintparallelen ringt Wilhelm Maler mehr mit sich. Er formuliert hier von der "Polarität jedes Tones mit seiner reinen Quinte, die ihre Spannung nur in Gegen- oder Seitenbewegung auslösen kann". Er argumentiert also mit der fehlenden Entspannung bei Quintenparallelen. Man geht von Quint-Spannung zu Quint-Spannung.

Ist das noch das aktuelle Wissen?
 
Wilhelm Maler begründet das Verbot offener Prim- bzw. Oktavparallelen damit, dass die Selbstständigkeit einzelner Stimmen (S,A,T,B) dadurch aufgehoben wird.
Ähnliche Begründungen

Schreibt das Wilhelm Maler? Das ist doch Unsinn. In einer polyphonen Komposition kann jederzeit eine Stimme pausieren, dann sind es halt nicht vier, sondern nur drei oder nur zwei Stimmen. (Das Threadthema hier heißt: Fuge komponieren, eine Fuge beginnt in der Regel einstimmig.)

Auf der anderen Seite darf man den Grundton sogar dreifach verwenden, was genau genommen auch Vielfalt vernichtet.
Du meinst jetzt innerhalb eines Akkords? Das hat mit der Stimmführung nichts zu tun und "vernichtet" auch nichts.

Bei den Quintparallelen ringt Wilhelm Maler mehr mit sich. Er formuliert hier von der "Polarität jedes Tones mit seiner reinen Quinte, die ihre Spannung nur in Gegen- oder Seitenbewegung auslösen kann".
In der Tat ist es schwieriger, das Verbot von Quintparallelen zu begründen. Um 1400 hat man noch fröhlich Quint- und Quartparallelen gemischt:
https://www.uni-erfurt.de/fileadmin/user-docs/forschung/docs/Brodersen_Weihnachtslied_Noten.pdf
In der Fauxbourdon-Technik des 15. Jahrhunderts legte man sich dann auf parallele Quarten fest:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Dufay_Missa_Sancti_Jacobi_Ausschnitt.jpg
Quint- und Oktavparallelen hat es aber zu allen Zeiten auch weiterhin gegeben, je nach Setzweise.
 
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Das Verbot von Oktav- und Quintparallelen kann auch (wie es glaube ich in de la Mottes Kontrapunktbuch zu lesen ist) damit begründet werden, dass diese in früher Zeit (gerade in der aufkeimenden Orgelmusik) aufgrund der dort vorherrschenden Mixturmehrstimmigkeit gehäuft auftraten, und darum dann in 'moderneren' mehrstimmigen Sätzen bewusst vermieden wurden, um sich von 'früherer Zeit' zu distanzieren.
 
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