Fuge Komponieren

Das "Lehrbuch des Kontrapunktes" von Lemacher-Schroeder gibt definitiv an, daß verdeckte Parallelen zwischen den Außenstimmen zu vermeiden sind. Wilhelm Maler schränkt diese Aussage in seinem "Beitrag zur Durmolltonalität" auf Oktavparallelen ein. Hermann erlaubt verdeckte Parallelen explizit im vierstimmigen Satz.

Aha, du sprichst die ganze Zeit von verdeckten Parallelen bzgl. Außenstimmen, und nicht etwa von offenen Parallelen. Dies solltest du immer gleich dazuschreiben, (in deinem ersten Statement dazu schriebst du allgemein von Parallelen!), sonst gibt es Konfusionen!

Da sieht die Sache natürlich anders aus. Verdeckte Parallelen gibt es bei allen großen Komponisten, und bei Riemann wird das "Verbot" verdeckter Parallelen ganz aufgehoben. Bei D. de la Motte wird lediglich amüsiert festgestellt, dass 10 verschiedene Theoretiker 10 verschiedene Meinungen haben bgzl. verdeckter Parallelen. Und dass diese im sogenannten "strengen" Satz verboten sind; dieser Satz ist aber ein künstliches Produkt von Theoretikern, was sich wunderbar in Prüfungen abtesten lässt, jedoch von keinem großen Komponisten befolgt wurde.

Meine persönliche Konsequenz ist, dass ich verdeckte Parallelen für mich erlaube, aber keine offenen Parallelen tolerieren möchte. Diese sind nämlich bei allen Komponisten der Epochen Barock bis Romantik verpönt, von ganz wenigen Konstrukten abgesehen (sog. Mozart-Quinten etwa). Und zwar egal, ob in Außenstimmen oder sonstwo, oder was in anderen Stimmen herum passiert.
 
Wenn ich von "Parallelen" spreche, meine ich alle Parallelen. Meine Quellenangaben beziehen sich allerdings nur auf die verdeckten Parallelen, vielleicht hatte ich da bisher etwas zu großzügig gelesen und es gibt tatsächlich keine Einschränkung des Verbots für offene Parallelen - außer der Bemerkung Hugo Leichtentritts, daß das Verbot von Quintparallelen eigentlich heute nicht mehr logisch zu begründen sei.

Wie dem auch sei, ich bin immer noch dabei, die Fuge weiter zu schreiben. Mindestens eine weitere Durchführung soll es noch geben, dann ist es gut.

Mir ist übrigens aufgefallen, daß ich mir gegegenüber entweder komplett unkritisch oder extrem kritisch bin. Das ist wohl auch der Grund dafür, warum ich so viele Ideen erstmal wieder verworfen habe und warum es insgesamt so lange dauert. Ihr meintet ja, die Harmonien in der letzten Aufnahme wären in ordnung (mit Einschränkung) aber ich konnte die einfach nicht so stehen lassen.
 
Wenn ich von "Parallelen" spreche, meine ich alle Parallelen.

Die Satzregeln bzgl. offener Parallelen sind eindeutig und wurden bis auf wenige Ausnahmen von allen namhaften Komponisten der Barock- bis Romantikzeit befolgt.

Die Satzregeln bzgl. verdeckter Parallelen sind aber nicht eindeutig bzw. werden je nach verwendetem Lehrbuch unterschiedlich gehandhabt. Verdeckte Parallelen kommen auch bei vielen Komponisten vor.

Daher finde ich es hilfreich, zwischen offenen und verdeckten Parallelen zu differenzieren. Auch und gerade, wenn wir hier darüber diskutieren - weil es die Sache einfacher und eindeutiger macht.

Meine Quellenangaben beziehen sich allerdings nur auf die verdeckten Parallelen, vielleicht hatte ich da bisher etwas zu großzügig gelesen und es gibt tatsächlich keine Einschränkung des Verbots für offene Parallelen - außer der Bemerkung Hugo Leichtentritts, daß das Verbot von Quintparallelen eigentlich heute nicht mehr logisch zu begründen sei.

Alle Satzregeln haben den Sinn, zu einer klanglich ansprechenden Komposition zu verhelfen, und nicht um Verbote auszusprechen. Meiner Meinung geht es bei offenen Oktav- und Quintparallelen auch nicht darum, ob die logisch zu begründen sind oder nicht. Sie wurden offenbar von allen Meistern der letzten Jahrhunderte gemieden. Und da große Komponisten die Harmonielehre progressiv nach vorn gebracht haben, aber sie sich trotzdem über hunderte Jahre an diese Satzregel bzgl. offener Parallelen hielten, kann man daraus schlussfolgern, dass diese Satzregel eben klangliche Gründe hat, und keine Tabugründe.

Ich glaube, dass es eine gute Idee ist, mal absichtlich eine Folge von offenen Oktav- und Quintparallelen klanglich auf sich einwirken zu lassen. Kann man, finde ich, als öde, hohl und trivial beschreiben - Einfalt statt Vielfalt. Es gibt Leute, die können Quintparallelen raushören wie eine Nadel im Heuhafen. Vielleicht kann man das trainieren.

Meine persönliche Theorie ist, dass Parallelfolgen zwischen 2 Stimmen interessanter wirken, je dissonanter der Stimmabstand ist. Oktave(n) oder Quinten sind eben sehr konsonant, und es kommt zum beschriebenen Klangempfinden. Eine Folge von parallelen Quarten ist mglw. auch grenzwertig, auch wenn es laut Satzregeln erlaubt ist. Da aber die Quarte mit der Quinte sehr eng verwandt ist (eine Quarte ist eine Quinte, wenn ein Ton davon oktaviert ist), würde ich parallele Quarten auch nicht übermäßig auftreten lassen wollen - wie gesagt, nur persönliche Theorie. Vielleicht als Verdünnung in einer Folge von Quartsextakkorden oder so...
 
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Fehlerfuge

Ich habe mal etwas zusammengeschustert. Acht Takte, davon im jeweils vierten Takt beim ersten Mal eine offene Quint-, beim zweiten Mal eine offene Oktavparallele, beim dritten Mal sauber. Außerdem habe ich alle Quinten und Oktaven gesucht und im beigefügten Text dokumentiert. Quarten sollte man eigentlich hier auch noch berücksichtige, ich glaube, es ist eine offene Quartparallele in der Engführung am Ende dabei.

[MP3="http://www.guendola-productions.de/Fehlerfuge.mp3"]Fehlerfuge[/MP3]
 
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Deine Idee finde ich gut, an einem Notenbeispiel Satzfehler herauszufinden!

Hast Du deine Fehlerliste mit einem Tool erzeugt? Bei einigen Angaben bzgl. verdeckten Parallelen sehe ich keine verdeckten Parallelen, und es fehlen dafür einige offene Parallelen.

Habe mal aufgeschrieben, was ich anders sehe als du in deiner Fehlerdatei (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Takt 6 hat zwei offene Oktavparallelen hintereinander (also statt der von dir angegebenen einen verdeckten Oktavparallelen), und zwar 2.->3. Ton Tenor gegen 4.->5. Ton Sopran, und 3.->4. Ton Tenor gegen 5.->6. Ton Sopran.

In Takt 10 hast du 4 Fehler gesehen, da ist aber nur eine Stimme, daher gar kein Fehler möglich.

Takt 12 hat ebenfalls 2 offene Oktavparallelen hintereinander, gleich am Taktanfang.

In Takt 26 und 27 sehe ich weder offene noch verdeckte Parallelen, als auch keine Verletzung des Gebots der Gegenbewegung. Du siehst da 14 Fehler?

Im Schlusstakt sind die beiden Schlusstöne ebenfalls von einer offenen Oktavparallele zwischen Alt und Bass gekrönt.
 
Hast Du deine Fehlerliste mit einem Tool erzeugt? Bei einigen Angaben bzgl. verdeckten Parallelen sehe ich keine verdeckten Parallelen, und es fehlen dafür einige offene Parallelen.
Nein, alles manuell.
Takt 6 hat zwei offene Oktavparallelen hintereinander (also statt der von dir angegebenen einen verdeckten Oktavparallelen), und zwar 2.->3. Ton Tenor gegen 4.->5. Ton Sopran, und 3.->4. Ton Tenor gegen 5.->6. Ton Sopran.
Tenor F-G-E/Bass F-G-E, ja. Hab ich übersehen.

In Takt 10 hast du 4 Fehler gesehen, da ist aber nur eine Stimme, daher gar kein Fehler möglich...
Takt 12 hat ebenfalls 2 offene Oktavparallelen hintereinander, gleich am Taktanfang.
Hab ich falsch gezählt, mein "Takt 10" ist Takt 12. Dann sind wir auch einig.

In Takt 26 und 27 sehe ich weder offene noch verdeckte Parallelen, als auch keine Verletzung des Gebots der Gegenbewegung. Du siehst da 14 Fehler?
Nein, 14 potentielle Fehlerquellen, davon sind die meisten keine Fehler, weil Gegenbewegung herrscht. Es fehlt noch eine offene Quintparallele in Takt 25, B/T EF/HC
Auf 26 3+ gehen Alt und Sopran in gleicher Richtung zur Quinte FC.
Auf 26 4 gehen Bass und Sorpan in gleicher Richtung zur Oktave auf C.

Im Schlusstakt sind die beiden Schlusstöne ebenfalls von einer offenen Oktavparallele zwischen Alt und Bass gekrönt.
Da ist mir nichts besseres eingefallen :D

Da verdecke Parallelen ja unterschiedlich beurteilt werden, habe ich alle angegeben.

Abgesehen vom jeweils vierte Takt in den ersten beiden Wiederholungen werde ich die Fuge noch überarbeiten und die Fehler ausmerzen, die mich stören. Die ersten beiden Wiederholungen fliegen dann noch raus und es kommen zwei weitere Durchführungen. Das Thema ist recht flexibel, allerdings werde ich es vielleicht noch rhythmisch verändern, damit die zweite Hälfte keine Spiegelung der ersten ist - aber eigentlich ist das ja egal.

Wie sieht es bei dir mit dem Klangempfinden aus? Stören die Parallelen erheblich? Ich muß sagen, daß ich durchaus damit leben kann, wenn (offene) Oktavparallelen nicht zwischen den Außenstimmen oder zwei benachbarten Stimmen vorhanden sind. Quintparallelen klingen speziell, da kommt es auf den Zusammenhang und das Stück an.
 
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Wie sieht es bei dir mit dem Klangempfinden aus? Stören die Parallelen erheblich? Ich muß sagen, daß ich durchaus damit leben kann, wenn (offene) Oktavparallelen nicht zwischen den Außenstimmen oder zwei benachbarten Stimmen vorhanden sind. Quintparallelen klingen speziell, da kommt es auf den Zusammenhang und das Stück an.

Nein, offene Parallelen stören mich nicht erheblich - leider, muß ich dazu sagen. Klingt ja nicht dissonant, eher fad oder dröge. Ich will aber versuchen, das Gehör für offene Parallelen zu schärfen. Schon allein, wenn man eine freie Choralbegleitung beim Orgeldienst macht, ist die Gefahr (bei mir) sehr groß, dass haufenweise offene Parallelen enstehen. Muss ja nicht sein.

Was verdeckte Parallelen angeht, sind es ja keine richtigen Parallelen. Es sind ja nur Bewegungen zweier Stimmen in die gleiche Richtung, die aus unterschiedlichen Stufen in eine Oktave oder Quinte münden. Allgemeiner Konsens scheint zu herrschen, dass sie wenigstens dann als unbedenklich gelten, wenn eine der beiden Stimmen schreitet statt springt, also über eine kleine oder grosse Sekunde in die Konsonanz(also Quinte, Oktave, Duodezime usw.) geht. In unseren Tonsatz-Stunden vom C-Kurs wurde das auch so gelehrt.

Es gibt ja noch eine weitere Regel bzgl. Mündung in eine Konsonanz, die lautet "vermindert -> rein, dass lass sein, rein -> vermindert, dass tu ungehindert".

Dann außerdem die Regel bzgl. Vermeidung von Antiparallelen, das ist wenn man aus einer Konsonanz in Gegenbewegung in eine andere Konsonanz springt.

Ich sehe es so, dass offene Parallelen als Satzfehler gelten, wenn man sich im Musikstil bis Ende des 19.Jhds. bewegt, und ich werde mich bemühen, sie zu vermeiden. Bei allen weiteren Regeln mit verdeckten Parallelen, Antiparallelen, die Vermindert-Regel sehe ich es lockerer, weil es auch kontrovers gesehen wird, und dies auch bei Komponisten öfters vorkam.
 
Ich komme mit den beiden Fugen so langsam weiter, ungefähr Thema für Thema.

Ich muß sagen, daß mich das Thema Fuge immer wieder reizt, insbesondere weil ich intuitiv immer schon fugen- oder kanonartige Stellen in meiner Musik eingesetzt habe. Besonders interessant finde ich aber eine Mischung aus Vielstimmigkeit und Begleitung - wobei man selbst in typischen Begleitmustern durchaus oft weitere Stimmen entdecken kann und auch Percussion sangliche Qualitäten hat.
 
Ich habe mir nun endlich Zeit genommen um endlich einmal meine Fuge auf Parallelen zu untersuchen. Im Anhang findet ihr meine Auswertung (das System habe ich von guendolas Auswertung übernommen), bezogen auf die hier zuletzt gepostete Version der Fuge (Post Nummer #205 in diesem Thread). Immerhin stolze 32 offene und 62 verdeckte Parallelen habe ich gefunden. Zumindest alle offenen Parallelen will ich nun aus der Fuge dann herausbügeln. Bei den verdeckten beschränke ich mich da wohl auf diejenigen, die nicht über Tonschritte, sondern über Tonsprünge erreicht werden. Es sind doch mehr Parallelen drin, als ich vermutet hätte...

P.S. Wie kann ich eigentlich in die Noten Taktzahlen einfügen, bei Finale Notepad?
 

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  • Fuge in d - Parallelen.txt
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@ DonBos:

Klasse, dass du weitermachst an deiner Fuge! Offene Parallelen beseitigen sehe ich inzwischen als Chance an, die entsprechenden Stellen interessanter zu mache. Was verdeckte Parallelen angeht, werden sie wohl mindestens dann als unkritisch eingestuft, wenn eine Stimme schreitet statt springt.

In Finale Notepad kenne ich nur die Möglichkeit, das Textblock-Werkzeug (Button "A") anzuwählen, dann auf die erste Note des entsprechenden Taktes zu klicken, und dann den Menüpunkt "Neuen Text dem Takt zuordnen" anwählen, und die Taktnummer von Hand einzutragen. Ziemlich primitiv, und ich hoffe, dass dies automatisch bei kostenpflichtigen höheren Finaleprodukten funktioniert. Wenigstens verschiebt sich der Text automatisch mit, wenn sich die Takte im Layout verschieben.

Ich habe auch vor, an meiner Fuge weiterzumachen.
Zum einen will ich versuche, die Nebenstimmen sanglicher zu führen - habe gemerkt, dass dies nicht nur besser ins Ohr geht, sondern auch viel besser in die Finger! So wie meine Fuge derzeit ist, fällt es mir schwer, sie mir einzuüben. Habe aber vor, beim C-Kurs-Abschluss dies auf der Orgel zu präsentieren.
Zum anderen bin ich am tüfteln, das Thema von 2 auf 3 oder evtl. 4 Takte zu erweitern. Das gibt dann doch mehr Freiheiten bei den Durchführungen. Mal sehen.
 
Ich habe meine Fugen immer wieder betrachtet, angehört und das deutliche Gefühl, daß es sich lohnt, daran weiter zu machen, bislang allerdings mit eher dürftigem Erfolg. Neben einem etwas fundierterem Wissen über die Theorie habe ich aber auch bemerkt, daß mein Gehör für einzelne Stimmen und deren Verlauf deutlich besser geworden ist. Eine fertige Fuge von mir wird mit Sicherheit hier noch auftauchen, ich mache aber keine Versprechungen mehr.

Die Taktzähler in Finale sind mir auch nicht so ganz klar. In einer neuen Datei fehlen sie oft, sind aber plötzlich irgendwie da (Vollversion). Man kann sie in der Vollversion auch bearbeiten, aber Ein- und Ausschalten habe ich bislang nicht gefunden.
 

Nachdem ich zwischendurch bei meiner Fuge ausgetestet habe, das Thema von 2 auf 4 Takte zu verlängern, bin ich dann doch wieder auf das 2-taktige Ursrpungsthema zurückgekommen - weil ich es so prägnanter finde und für eine kleine Fuge von der Länge her auch ausreichend finde.

Stattdessen habe ich mich bemüht, die Nebenstimmen etwas sanglicher zu gestalten, und auch vor dem Eintritt der 3. und 4. Stimme noch jeweils einen Takt eingefügt, um etwas mehr "Luft" zu bekommen und die Stimmen sich etwas entwickeln zu lassen.

Auch habe ich mein Ziel, das Stückchen zu meinem C-Kurs-Abschluss im September zu spielen, noch nicht ganz aufgegeben. Allerdings sollte dann irgendwann "Redaktionsschluss" sein, bevor ich mich an die nicht ganz leichte Aufgabe des Einstudierens mache.

Ok, also hier der gegenwärtige Stand (als Finale *mus- Datei (in zip verpackt)) und als mp3-file.
Wie immer bin ich sehr an Meinungen und konstruktiver Kritik interessiert!

[MP3="http://www.mindenblues.family-schmidt-minden.de/Organ/Fuge_d_moll_36_Olaf_Schmidt.mp3"]Orgelfuge[/MP3]
 

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  • Orgelfuge_d_moll_36.zip
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Insgesamt wie immer eine sehr schöne Weiterarbeit, mindenblues.

Ich finde das langsamere tempo im vergleich zu den vorgängerversionen tut der fuge sehr gut. allgemein finde ich es auch sehr schön, wie die stimmen jetzt für sich schön melodisch verlaufen. gesamtharmonisch ergeben sich, finde ich, auch stellenweise wirklich sehr schöne und interessante akkord- und tonartfortschreitungen. aber da ich denke, dass du eher kritische punkte hören willst als riesiges Lob (was angebracht ist), versuche ich kurz aufzuzählen, was mir nach viermaligem durchhören besonders aufgefallen ist (der teufel steckt im detail...), wobei vieles davon sicherlich absolut subjektiver persönlicher geschmack ist:

- irgendwie fühle ich mich beim einsatz der tenorstimme (takt 6) etwas überrumpelt, was wohl an den pausen im sopran im takt zuvor und vor allem auf schlag 1 im takt 6 liegen wird)

- takt 6 ist mir schlag 2 zu dissonant (zusammenklang von e und f und dazu fdann noch die sechzehntel d), obwohl ich selbst in meiner fuge teilweise ja selbst auch derartige dissonanzen verwende, finde ich sie an dieser stelle zu heftig

-takt 10 auf schlag 4und klappt harmonisch in meinen ohren irgendetwas falsch um; der logische d-moll akkord von takt 11 schlag 1 wird durch den schlag 4und im takt 10 irgendwie unpassend vorausgenommen.

- takt 14 auf schlag 1 finde ich den akkord an sich sehr schön aber irgendwie stilitisch an dieser stelle unpassend, ich kann überhaupt nicht sagen warum. es ist das c im alt, das im akkord stört (was andererseits allerdings den akkord auch so interessant macht...)

- takt 19 auf schlag 2und reibt sich das e im tenor mit dem rest. durch die plötzliche rhythmische dichte im tenor in diesem takt klingt der ganze tenor durch dieses unschöne e dann im kompletten takt irgendwie falsch, was allerdings dann eine täuschung ist, weil in der folge nach dem e eigentlich nichts mehr falsch ist. ich würde anstelle des e hier z.b. ein c setzen, dann würde es in meinen ohren besser klingen

- takt 23 auf schlag 3 klingt mir irgendwie zu dünn. mir fehlt da ein e im akkord. allerdings lässt sich das hier ja nirgendsso einfach herzaubern. der basston b ist hier sehr entscheidend für die harmonische fortschreitung, dem alt das g zu nehmen würde den akkord auch nicht verstärken, weil dann wohl das g selbst fehlen würde. dem tenor ließe sich harmonisch sein c wohl zu einem e umändern. melodisch würde das aber das thema komplett zerstören was genau so besch...eiden wäre. bleibt der sopran, falls du die melodie der oberstimme ändern willst. ich persönlich würde den sopran statt zum c nach unten zu gehen nach oben zum e führen und dann das folgende f eine oktave höher nehmen (und dann natürlich auch noch eventuell den weiterverlauf im folgetakt anpassen). allgemein habe ich nichts gegen dünnere akkorde, die ja sehr schön sein können. nur an dieser stelle sind in der umgebung ansonten nur sehr voll klingende akkorde, aus denen dieser eher dünn klingende akkord dann irgendwie in der jetzigen form herausfällt

- takt 26 auf schlag 3 finde ich den wechsel in den g-moll akkord unpassend, bevor du auf dem vierten schlag nach d-moll kommst. im kompletten takt bist du auf schlag 1 in g-moll, auf 2 in A-dur und willst im endeffekt nach d-moll. da gehört dann meiner meinung nach zwischen das A-dur und das d-moll kein anderer akkord, also auch kein g-moll mehr hinein. vielleicht kann das jemand bestätigen, der von harmonielehre eine ahnung hat

- takt 41 im bass finde ich irgendwie das c auf schlag 1und nicht passend. als bass-melodieverlauf würde ich statt dem gcdef hier gdcef wählen, was irgendwie logischer klingt

- takt 42 im bass auf schlag 4und würde ich c statt e wählen, da der a-moll akkord so irgendwie etwas leer klingt (zweimal e und zweimal a, aber kein c)

- takt 46 finde ich den bass auch nicht so ganz gelungen, da hier zwei takte vor schluss, der bass, der eigentlich die ganze fuge über immer auf den schlag und relativ tief erklungen ist, hier synkopisch gegen den schlag arbeitet und das dazu noch so gut wie in der tenorlage. hierdurch verliert der bass seinen "bekannten" charakter, er scheint auszusetzen. und ein bass, der nicht mehr als solcher wahrgenommen wird ist für mich kein würdiger bass für das ende deiner tollen fuge.

So, das war alles, was mir so spontan in den sinn gekommen ist. allgemein wie gesagt, hut ab vor deiner arbeit. meine eigene fuge werde ich auch bald mal wieder posten. ich habe in der vergangenen woche alle offenen parallelen, sowie alle verdeckten parallelen, welche in der oberstimme nicht durch einen schritt erreicht werden, entfernt. nun arbeite ich sie am klavier auf melodische, spielpraktische und harmonische ungereimtheiten durch, von denen es noch diverse gibt, welche mir stellenweise ganz schön kpfzerbrechen bereiten. sobald ich meine fuge für vorerst vollständig bearbeitet ansehe, werde ich sie wieder hier posten. allerdings habe ich wie immer leider sehr wenig zeit, mich ans klavier zu setzen und daran zu arbeiten, weil im zweifelsfall die musik leider hinter meinen prüfungen udn praktika zurückstecken muss.

lieben gruß
frank
 
Frank, erstmal ein RIESIGES Dankeschön für die Zeit, Intensität und das detaillierte Feedback, was du meinem Fugenupdate gewidmet hast!!!
Ich werde alle Punkte in Ruhe durchgehen, und melde mich dann konkret dazu, aber erstmal herzlichen Dank dafür!

Viele Grüsse, Olaf.
 
Fuge als Cello/Kontrabaßstimmen

Habe mal mit Finale statt Orgel meine Fuge mit Streicherstimmen abspielen lassen, gefällt mir eigentlich ganz gut. Eigentlich wollte ich eine Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass für die 4 verschiedenen Stimmen. Da aber Geige und Bratsche merkwürdigerweise rel. schlecht klingen bei der Soundsimulation, hier mal eine Version für 3 Cellostimmen und 1 Kontrabaßstimme, mit ein paar kleinen Änderungen hier und da:

[MP3="http://family-schmidt-minden.de/MindenBlues2/Organ/Fuge_d_moll_38_Olaf_Schmidt.mp3"]Fuge[/MP3]

Was haltet ihr davon?
 
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Die Fuge klingt auch in dieser Besetzung sehr gut. Diverse Problemstellen hast du ja anscheinend noch etwas abgerundet, wenn ich mich nicht verhört habe. Der künstliche Streicherklang ist natürlich so eine Sache für sich, mit der ich mich wohl nie anfreunden kann, aber ich kann mir vorstellen, dass die Fuge von echten Streichern gespielt wohl sehr gut klingen wird. Auf einer richtigen Orgel gespielt natürlich ebenso, auch wenn es auf der Orgel wohl schwerer fälllt einzelne Stimmen kurzzeitig hervorzuheben. Bleib dran an der Fuge, sie wird immer besser!
 
Frank, herzlichen Dank fürs Anhören und Kommentieren. Habe ein schlechtes Gewissen, weil ich versprach, mich detailliert zu deinen Verbesserungspunkten im vorherigen Statement zu äussern. Ich bin alle Punkte durchgegangen, hatte hier und da was geändert, und habe auch an ein paar Stellen versucht, statt zu weit auseinanderliegenden Stimmen lieber eine engere Lage zu wählen. Weil ansonsten sowas wie ein Spaltklang auf der Orgel entsteht (so als wenn man 8' und 2' Register zusammen zieht), dasselbe ist ja wenn man 2 Töne 2 Oktaven auseinander spielt. Bei Bach-Orgelfugen ist mir aufgefallen, dass er auch die Stimmen rel. eng beieinander hält - wenn man mit den Händen im Diskantbereich spielt, tun es die Füße meist auch.

Ja, der Streicherklang ist künstlich. Die Sache ist, dass ich hin- und hergerissen bin, mir die Fuge auf der Orgel einzuüben. Meine Zeit läuft davon, im September ist C-Kurs-Abschluss und im August wäre Gelegenheit, in einem kleinen Konzert seinen Kram zum Besten zu geben. Aber, diese Fuge fällt mir einiges schwerer zu spielen, als z.B. das Bach P&F a-moll BWV543, die ich zum Abschluss spielen möchte. Ich frage mich, ob es den Aufwand wert ist, mir das Einzutrichtern. Zumal die Zeit für Repertoirestücke begrenzt ist, bei BWV543 werde ich mich wahrscheinlich auch für Präl. oder Fuge entscheiden müssen, was eigentlich ein Verbrechen ist.

Was macht deine Fuge, und Umsetzung auf Klavier?

Und Guendola?
 
Meine Fuge braucht etwas Zeit sich zu setzen. Wie gesagt wurde einiges geändert, aber nicht mehr an der großen Form sondern an den Kleinigkeiten. Da bin ich aber immer noch beschäftigt. Abgesehen davon liegt sie stellenweise noch durchaus sehr unbequem in den Fingern. Ich will sie eigentlich hier das nächste Mal erst wieder reinstellen, wenn ich der Überzeugung bin, dass sie mehr oder weniger fertig ist.
 
Habe gerade bei Google was tolles entdeckt:

Ludwig van Beethovens Studien im Generalbasse, Contrapuncte und in der Compositions-Lehre.

Zitat aus dem Dritten Abschnitt, Fugenlehre in 12 Capiteln. Kapitel von der dreistimmigen Fuge. (Seite 177)

Beim Wiederschlag giebt man den Stimmen gerne eine
Pause, oder wenigstens einen Sprung, damit man den Eintritt
deutlicher gewahr werde. Hier ging es jedoch nicht an. (Warum nicht? -
Alles ist möglich; nur sich selbst die Nase abzubeissen dürfte einigen
Difficultäten unterliegen.)


Das komplette Buch kann bei Google kostenlos als PDF downgeloadet werden. (16,2 MB)

Link zur Seite bei Google Books
 
@ Haydnspaß:

Vielen Dank für den Link, habe mir die Datei runtergeladen und werde darin schmökern! Ich wusste nicht (hätte es auch nie für möglich gehalten), dass es von Beethoven ein Buch über Kompositionstechniken gibt - und das auch noch frei im Netz. Danke!

Bzgl. des daraus kopierten Abschnitts über die Pausen...
Weiss nicht, ob du meine Fuge damit meinst, aber es trifft auf jeden Fall darauf zu - wenn ich sie mir so anhöre, geht es mehr oder weniger ohne Punkt und Komma durch. Das gibt mir jetzt doch einen Kick, da noch was dran zu schrauben, Pausen sind ja auch Musik und man hört dann den Wiedereintritt des Themas besser. Außerdem muss es auch nicht mehr oder weniger durchgängig 4-stimmig sein, dass machen Bach&Co. auch nicht, was dann auch die praktische Umsetzung an der Orgel erleichtert (da habe ich erhebliche Probleme).

Vielen Dank also für den Hinweis, ich werd' versuchen, was dahingehend zu verbessern!
 

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