Insgesamt wie immer eine sehr schöne Weiterarbeit, mindenblues.
Ich finde das langsamere tempo im vergleich zu den vorgängerversionen tut der fuge sehr gut. allgemein finde ich es auch sehr schön, wie die stimmen jetzt für sich schön melodisch verlaufen. gesamtharmonisch ergeben sich, finde ich, auch stellenweise wirklich sehr schöne und interessante akkord- und tonartfortschreitungen. aber da ich denke, dass du eher kritische punkte hören willst als riesiges Lob (was angebracht ist), versuche ich kurz aufzuzählen, was mir nach viermaligem durchhören besonders aufgefallen ist (der teufel steckt im detail...), wobei vieles davon sicherlich absolut subjektiver persönlicher geschmack ist:
- irgendwie fühle ich mich beim einsatz der tenorstimme (takt 6) etwas überrumpelt, was wohl an den pausen im sopran im takt zuvor und vor allem auf schlag 1 im takt 6 liegen wird)
- takt 6 ist mir schlag 2 zu dissonant (zusammenklang von e und f und dazu fdann noch die sechzehntel d), obwohl ich selbst in meiner fuge teilweise ja selbst auch derartige dissonanzen verwende, finde ich sie an dieser stelle zu heftig
-takt 10 auf schlag 4und klappt harmonisch in meinen ohren irgendetwas falsch um; der logische d-moll akkord von takt 11 schlag 1 wird durch den schlag 4und im takt 10 irgendwie unpassend vorausgenommen.
- takt 14 auf schlag 1 finde ich den akkord an sich sehr schön aber irgendwie stilitisch an dieser stelle unpassend, ich kann überhaupt nicht sagen warum. es ist das c im alt, das im akkord stört (was andererseits allerdings den akkord auch so interessant macht...)
- takt 19 auf schlag 2und reibt sich das e im tenor mit dem rest. durch die plötzliche rhythmische dichte im tenor in diesem takt klingt der ganze tenor durch dieses unschöne e dann im kompletten takt irgendwie falsch, was allerdings dann eine täuschung ist, weil in der folge nach dem e eigentlich nichts mehr falsch ist. ich würde anstelle des e hier z.b. ein c setzen, dann würde es in meinen ohren besser klingen
- takt 23 auf schlag 3 klingt mir irgendwie zu dünn. mir fehlt da ein e im akkord. allerdings lässt sich das hier ja nirgendsso einfach herzaubern. der basston b ist hier sehr entscheidend für die harmonische fortschreitung, dem alt das g zu nehmen würde den akkord auch nicht verstärken, weil dann wohl das g selbst fehlen würde. dem tenor ließe sich harmonisch sein c wohl zu einem e umändern. melodisch würde das aber das thema komplett zerstören was genau so besch...eiden wäre. bleibt der sopran, falls du die melodie der oberstimme ändern willst. ich persönlich würde den sopran statt zum c nach unten zu gehen nach oben zum e führen und dann das folgende f eine oktave höher nehmen (und dann natürlich auch noch eventuell den weiterverlauf im folgetakt anpassen). allgemein habe ich nichts gegen dünnere akkorde, die ja sehr schön sein können. nur an dieser stelle sind in der umgebung ansonten nur sehr voll klingende akkorde, aus denen dieser eher dünn klingende akkord dann irgendwie in der jetzigen form herausfällt
- takt 26 auf schlag 3 finde ich den wechsel in den g-moll akkord unpassend, bevor du auf dem vierten schlag nach d-moll kommst. im kompletten takt bist du auf schlag 1 in g-moll, auf 2 in A-dur und willst im endeffekt nach d-moll. da gehört dann meiner meinung nach zwischen das A-dur und das d-moll kein anderer akkord, also auch kein g-moll mehr hinein. vielleicht kann das jemand bestätigen, der von harmonielehre eine ahnung hat
- takt 41 im bass finde ich irgendwie das c auf schlag 1und nicht passend. als bass-melodieverlauf würde ich statt dem gcdef hier gdcef wählen, was irgendwie logischer klingt
- takt 42 im bass auf schlag 4und würde ich c statt e wählen, da der a-moll akkord so irgendwie etwas leer klingt (zweimal e und zweimal a, aber kein c)
- takt 46 finde ich den bass auch nicht so ganz gelungen, da hier zwei takte vor schluss, der bass, der eigentlich die ganze fuge über immer auf den schlag und relativ tief erklungen ist, hier synkopisch gegen den schlag arbeitet und das dazu noch so gut wie in der tenorlage. hierdurch verliert der bass seinen "bekannten" charakter, er scheint auszusetzen. und ein bass, der nicht mehr als solcher wahrgenommen wird ist für mich kein würdiger bass für das ende deiner tollen fuge.
So, das war alles, was mir so spontan in den sinn gekommen ist. allgemein wie gesagt, hut ab vor deiner arbeit. meine eigene fuge werde ich auch bald mal wieder posten. ich habe in der vergangenen woche alle offenen parallelen, sowie alle verdeckten parallelen, welche in der oberstimme nicht durch einen schritt erreicht werden, entfernt. nun arbeite ich sie am klavier auf melodische, spielpraktische und harmonische ungereimtheiten durch, von denen es noch diverse gibt, welche mir stellenweise ganz schön kpfzerbrechen bereiten. sobald ich meine fuge für vorerst vollständig bearbeitet ansehe, werde ich sie wieder hier posten. allerdings habe ich wie immer leider sehr wenig zeit, mich ans klavier zu setzen und daran zu arbeiten, weil im zweifelsfall die musik leider hinter meinen prüfungen udn praktika zurückstecken muss.
lieben gruß
frank