Fuge Komponieren

Zunächst danke für das ganze Lob und die Anmerkungen.

Die enorme Dichte in der Fuge die mindenblues anspricht ist mir auch schon aufgefallen. Darauf werde ich als allernächstes meinen Augenmerk richten. Es ist nahezu durchgehend irgendwo das Thema zu finden, entweder in seiner Orignalform oder tonal geändert oder auch nur fragmentarisch. Aber irgendwo ist das Thema eigentlich immer verpackt. Daraus resultiert zu einem großen Teil diese Dichte und auch die komplexe Harmonik, da das Thema selbst diese ja quasi fordert. Ein einfacheres Thema würde auch eine einfachere Harmonik hervorrufen glaube ich. Aber so ist es wenigstens eine schöne Herausforderung für mich... Aber zurück zur Dichte. Da werde ich auf jeden Fall noch Takte einflechten, in denen thematisch nichts passiert (bzw. nur sehr wenig wie z.B. bereits in Takt 40 und 41. DIese Takte stellen eine ruhende Überleitung dar, aber im Endeffekt ist Takt 40 trotzdem noch das Ende des Themas im Bass, welches dieser ja von Takt 37 an in gespiegelter Form tonal ausführt. Und auch die markante Altstimme dort stellt ja im Endeffekt auch nur das Ende des Themas dar...)

Das keine Parallelen drin sind kann ich kaum glauben. Weil ich nie bewusst Parallelen gemieden habe. Wenn es also gar keine gibt hätte ich ja instinktiv nach Gehör alle Parallelen vermieden, was ich kaum glauben kann. Guendola hat ja schon Parallelen gefunden, aber ich denke dass ich mich darüber hinwegsetze falls sie klanglich nicht schaden. Aber dazu müsste ich selbst die Parallelen erst einmal finden. Offensichtliche habe ich selbst auch nicht gesehen, aber ich habe da auch absolut kein geschultes Auge dafür.

Instrumentierung werde ich mir noch überlegen. Zunächst muss ich es selbst einmal am Klavier spielen und wenn ich es da kann, auch mal bei den Nachbarn anrufen (evangelische Kirchengemeinde) und fragen ob ich auf die Orgel darf zum testen wie es da klingt.

Staccato und legato stelle ich jedem Interpreten frei. Ich habe ja in der ganzen Fuge keine Angaben zu Artikulation und Dynamik gemacht. Da soll jeder Interpret selbst eintscheiden, wie er selbst denn das Thema empfindet und es dann dementsprechend interpretieren. Das WK von Bach hat ja auch keine derartigen Vorgaben. Was ja für mich auch noch nicht heißt, dass alle Töne legato (oder portato) gespielt werden müssen. Ebenso wenig wird ja alles in ein und derselben Lautstärke vorgetragen. (Man könnte dieses Vorgehen natürlich auch als Schreibfaulheit meinerseits interpretieren, denn wenn ich einmal anfangen würde Vortragszeichen einzusetzen müsste ich diese konsequenterweise in der ganzen Fuge in allen Stimmen setzen. Und diese Arbeit will ich mir eigentlich ersparen.)

Wieviel Zeit ich noch investieren will in diese Fuge weiß ich selbst noch nicht (ich weiß nur, dass ich wenig Zeit habe so allgemein, aber es gibt ja keine Deadline, wann die Fuge fertig sein muss). Sämtliche Mängel die mir aufallen, oder die ihr ansprecht werde ich auf jeden Fall durchdenken und bei Bedarf natürlich auch ändern. Es soll ja eine hörbare Fuge am Ende herauskommen. Perfekt wird die Fuge garantiert nie werden, aber besser kann sie noch werden.

Nur zur Information, der derzeitige Schluss ist noch nicht als endgültiger Schluss gedacht. Es soll noch eine weitere Durchführung folgen, die im wesentlichen in die Originaltonart zurückführt. Ich bin ja Gesamtharmonisch gesehen gerade in D-Dur. Enden lassen will ich die Fuge aber auf jeden Fall wieder in moll. Von daher muss das ganze hier nicht endgültig schön ankommen (ich beziehe mich auf Guendolas Anregung), aber zumindest schön weiterleiten in die letzte Durchführung soll es. Wäre dies hier als Schluss der Fuge gedacht hätte Guendola vollkommen recht. Dann müsste es noch deutlich gestreckt werden. So wäre es als endgültiger Schluss extrem überraschend.

Zu Takt 45 und Takt 27. Da habe ich mir beide Takte mehrmals angehört, finde aber in beiden nichts wirlklich unpassendes. Der erste Schlag in Takt 45 isoliert für sich gehört klingt grausig. Im Zusammenhang gehört klingt er aber eigentlich absolut tonal. Seltsam, was das Gehör hier leistet, einen eigentlich dissonanten Akkord als schön harmonisch zu empfinden. Die Harmonik in Takt 45 und Takt 27 ist gewagt, aber das ist sie ja in den meisten anderen Takten auch. Da habe ich persönlich auf meiner Liste Takte die seltsamer klingen (ganz oben steht bei mir gerade die Überleitung Takt 35 auf 36). Wobei 27 tatsächlich etwas seltsam klingt. Aber alles andere als unakzeptabel. Es ist nur eine Nuance, die eine etwas befremdliche Wirkung hervorruft. Aber ich habe absolut keine Ahnung was es ist. Auch nach mehrmaligem durchhören und -schauen nicht. Und dieser Takt ist da wie gesagt bei weitem nicht der seltsamste. Änderungsversuche für 27 und 45 werde ich trotzdem unternehmen. Vielleicht finde ich ja etwas besser klingendes. Wobei die Takte 45 und 46 harmonisch ja eine Parallelstelle zu den Takten 40/41 darstellen, nur dass die Hineinführung in diese Takte harmonisch unterschiedlich abläuft. Guendola, vielleicht hast du beim Hören ja die prägnante Stelle 40/41 im Ohr und erkennst diese unbewusst beim Hören von Takt 45 wieder, wirst aber dadurch überrascht, das die Stelle ganz anders eingeführt wird wie beim prägnanten ersten Mal. Und das ruft dann eine komische Empfindung hervor. Das wäre die einzige Erklärung, die ich aktuell für das von dir gehörte harmonische Umklappen finde. Takt 45 für sich isoliert gehört ist in meinen Ohren recht logisch. Zumal es dieser Takt war, der mich noch zum Weiterschreiben bewegt hat. Urprünglich wollte ich diese Durchführung mit diesem Takt abschließen, der Takt drängte aber irgendwie extrem vorwärts und trieb mich geradezu zur Komposition der Folgetakte.

Ich vermute in der nächsten Woche werde ich nicht zur Überarbeitung und Komposition der letzen Durchführung kommen. Da habe ich einfach vom Studium her recht viel zu tun und brauche dann abends meine Erholung. Und Fugenkomponieren ist nicht erholsam. Es macht viel Spaß, aber es ist auch viel Gehirnarbeit, auf welche ich nach einem ganzen Tag Vorlesungen und Hausaufgaben verzichten kann. (Zumal ich noch bis Freitag ein Konzertprogramm (inklusive Liedtexten und bei Bedarf Übersetzungen) für Advenstkonzerte unseres Chores schreiben muss...)
 
Vielleicht einfach mal prüfen, wo wenig Bewegung ist und dort ein Komma setzen.

such einfach mal nach Quinten und Oktaven und prüfe dann, welches Intervall die beiden betreffenden Stimmen vorher spielen und ob die Stimmen in Gegenbewegung sind oder nicht.

doch, wenn clavio.de abgeschaltet wird :D



es scheint das h im Tenor zu sein. Siehe Anhang, da habe ich es geändert und die Änderungen beleuchtet. Das Cis im Alt habe ich zu E erhöht weil es dann irgendwie noch schlüssiger für mich klingt, d wurde zu h um Alt besser vom Sopran zu trennen.
 
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Deine Änderung von Takt 45 macht die Stelle irgendwie braver, aber dadurch auch deutlich runder. Habe die Stelle so übernommen, wie du sie vorgeschlagen hast, wobei ich eher glaube, dass nicht das h im Tenor, sondern das cis im Alt der wesentliche Faktor war. Denn hier auf Schlag drei erfolgt der Harmoniewechsel. Mit dem Vorschlag von dir steht auf diesem Schlag ein sehr logisches e-moll. Das cis welches ursprünglich im Alt war ist in e-moll nicht enthalten und ändert so die Harmonik an dieser Stelle in eine andere Richtung. Den einzigen Nachteil, den ich in deinem Vorschlag sehe, ist dass so der Alt in diesem Takt keine wirkliche Melodie mehr hat, sondern nur noch ein "Gehüpfe" zwischen h und e hin und her. Aber das habe ich zunächst einmal so hingenommen.
 
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Deine Änderung von Takt 45 macht die Stelle irgendwie braver, aber dadurch auch deutlich runder. Habe die Stelle so übernommen, wie du sie vorgeschlagen hast, wobei ich eher glaube, dass nicht das h im Tenor, sondern das cis im Alt der wesentliche Faktor war. Denn hier auf Schlag drei erfolgt der Harmoniewechsel. Mit dem Vorschlag von dir steht auf diesem Schlag ein sehr logisches e-moll. Das cis welches ursprünglich im Alt war ist in e-moll nicht enthalten und ändert so die Harmonik an dieser Stelle in eine andere Richtung. Den einzigen Nachteil, den ich in deinem Vorschlag sehe, ist dass so der Alt in diesem Takt keine wirkliche Melodie mehr hat, sondern nur noch ein "Gehüpfe" zwischen h und e hin und her. Aber das habe ich zunächst einmal so hingenommen.

Vielleicht findest du noch eine Alternative? Mit "braver" stimme ich dir zu, da fehlt noch was. Ich hatte aber vorhin verstanden, warum ich die Harmonik dieser Stelle nicht verstanden hatte und das half. Bei meinen Sachen schreibe ich mir inzwischen (seit dem langen Post von Fred) oft die gefühlten Akkorde dazu, damit wird vieles schneller deutlich - gerade bei Stellen, die irgendwie nicht richtig klingen.

Ich habe mir übrigens vorgenommen, vierstimmigen Satz von der Pike auf zu lernen und auch mal der Frage auf den Grund zu gehen, was denn eigentlich von wem wie interpretiert wurde und wird. Aus deiner Fuge wird deutlich, daß du schon einiges an Erfahrung mit Musik hast und vieles gefühlsmäßig verinnerlicht ist. Mir geht es glaube ich ähnlich. Was uns beiden aber fehlt, um effektiver komponieren zu können, sind die Grundlagen. Ich glaube, das ist so ähnlich, wie wenn ein Uhrmacher endlich sein Augenglas wiedergefunden hat: Es geht zwar auch ohne aber vor allem die Feinarbeit geht einfach besser, wenn man erkennen kann, womit man gerade hantiert.
 
Ich habe mir übrigens vorgenommen, vierstimmigen Satz von der Pike auf zu lernen und auch mal der Frage auf den Grund zu gehen, was denn eigentlich von wem wie interpretiert wurde und wird. Aus deiner Fuge wird deutlich, daß du schon einiges an Erfahrung mit Musik hast und vieles gefühlsmäßig verinnerlicht ist. Mir geht es glaube ich ähnlich. Was uns beiden aber fehlt, um effektiver komponieren zu können, sind die Grundlagen. Ich glaube, das ist so ähnlich, wie wenn ein Uhrmacher endlich sein Augenglas wiedergefunden hat: Es geht zwar auch ohne aber vor allem die Feinarbeit geht einfach besser, wenn man erkennen kann, womit man gerade hantiert.

Mir fehlen leider auch die Grundlagen, merke ich immer deutlicher. Was den vierstimmigen Satz von der Pike auf angeht, kann ich nur sagen, dass mir mein Projekt mit dem 4-stimmigen Choral bereits jetzt einiges an Erkenntnissen gebracht hat. Hatte auch am Anfang überlegt, das als Workshop anzulegen, aber befürchtet, dass keiner mitziehen würde mit eigenen Chorälen.

Ich kriege immer große Augen, wenn ich sowas wie "Nonenvorhalt geht per Septparallele in einen Dominantseptakkord über" usw. lese.
Wahrscheinlich würde es schon was helfen, eine eindeutige Terminologie für Akkordbezeichnungen drauf zu haben. Hat da jemand eine griffige Onlineseite für sowas parat? Würde beim Komponieren viel helfen, weil man dann erstmal die ausgetüftelten Akkorde per eindeutiger Bezeichnung aufschreiben kann als Merkhilfe, und später eine parallelfreie und sangliche Aussetzung der Stimmen folgen lassen kann statt alles auf einmal.

Und dann wäre es vielleicht eine gute Übung, mal einen von den göttlichen Bach-Chorälen aus einer seiner Passionen mit solchen Akkordbezeichnungen zu versehen, um zu begreifen, was harmonisch da so abgeht. Wenn wir uns auf einheitliche Akkordbezeichnungen einigen könnten, und jeder einen anderen Choral zur Analyse nimmt, könnte jeder davon was haben. Wäre das vielleicht was für einen Workshop als Vorbereitung zum eigenen Choral - Harmonie-Analyse einer jener amtlichen tollen Meisterchoräle?
 
@Mindenblues
Ich glaube, eine recht umfangreiche Definition der Akkorde findest du im Forum unter "Pedalspiel", das Thema wurde entführt und dort war ein intensiver Fachdisput ausgebrochen in dem das zur Sprache kam.

Mehr als Vierklänge brauchst du ja eigenlich nicht. Da reicht rechts der Zusatzton zum "normalen" Dreiklang und z.B. als Vorsatz der Basston
"3/C7" wäre also C-Dreiklang in der ersten Umkehrung plus Septime. Für die große Septime fügt man in der modernen Schreibweise "maj" ein, dann wäre es also "3/Cmaj7" mit dem h und "3/C7" mit b. Statt "-moll" und "-dur" anzuhängen, kannst du entweder Moll-Akkorde klein schreiben "c" oder ein "-" anhängen "C-". Ersteres habe ich bislang öfter gesehen.

Ansonsten ist http://de.wikipedia.org/wiki/Generalbass vielleicht interessant.
Oder auch hier: http://www.lehrklaenge.de/html/der_generalbass.html
 
Ich wollte nur erwähnen, daß meine Fuge jetzt in der Reifekammer liegt. Ich bin damit noch lange nicht am Ende.
 
Ich wollte nur erwähnen, daß meine Fuge jetzt in der Reifekammer liegt. Ich bin damit noch lange nicht am Ende.

Klasse! Bin gespannt darauf, wie es weitergeht mit deiner Fuge. Und auch mit der von DonBos.

Bei meinem Versuch merke ich, dass ein bisschen Abstand nichts schadet, der Blick wird irgendwie objektiver und kritischer, und das macht das Ergebnis besser. Werde nach dem 2. Advent (wo ich Orgeldienst habe und dafür üben muß) hoffentlich Zeit haben, mir meine Fuge auf der Orgel einzuüben, und da kommen vielleicht noch ein paar Eingebungen, um es zu verbessern. Habe auf jeden Fall vor, das Ergebnis dann mit richtiger Orgel aufzunehmen statt Midi-Gedudel, danach dann hier vorzustellen.
 
Jaja, der zweite Advent (und auch der erste). Davor werde ich auch kaum Zeit zur Weiterkomposition haben. Muss eben an den beiden kommenden Adventssonntagen Konzerte an der Orgel begleiten. Wobei ich mir von den Stücken, die ich begleiten muss, zumindest das Stück von Andreas Hammerschmidt (Renaissance oder Barockmusik, das weiß ich gerade um diese Uhrzeit (und mit diesem Alkoholpegel...^^) selber nicht so genau) genauer durchschauen werde, weil dieser eben einen typischen Generalbass darstellt. Davon kann ich eigentlich nur lernen für meine eigene Fugenkomposition.
 
Ich glaube, die Musen sind wieder in Hamburg, jedenfalls habe ich schon einige Ideen im Kopf. Jetzt muß ich nur noch Zeit finden, um mich wieder an die Fuge zu machen :)
 
Ich hoffe, dass ich ab der kommenden Woche auch wieder ein bisschen Zeit finde. Die letzten zwei Wochen ging bei mir gar nichts. Da war fast jeder Tag von vorne bis hinten verplant.
 

Es wäre ja schade, wenn dieser Thread vorzeitig einschlafen würde. Wahrscheinlich denken DonBos und Mindenblues genauso und haben, genau wie ich, immer ein schlechtes Gefühl, wenn ihnen ihre Fugen in den Sinn kommen.

Vielleicht ist es ja einfacher, sich mit einer kleinen Aufgabe neu aufzuraffen: Wir suchen uns ein einfaches Thema, einigen uns auf ein einfaches Harmonieschema für drei oder vier Durchführungen und schauen mal, was drei (oder auch gerne mehr) Leute daraus machen können.

Ich konnte es nicht lassen, die erste Idee für ein gemeinsames Thema zu verwerfen und was neues daraus zu machen:

Mus-Datei
[MP3="http://www.guendola-productions.de/Wilde_Dreizehn.mp3"]Wilde_Dreizehn.mp3[/MP3]

Bitte zweimal hören, Finale spielt das ohne vernünftige Betonung und bis man den Takt erkennt, ist das Stück schon fast vorbei.
 
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Deine Idee, ein einheitliches Thema zu bearbeiten klingt durchaus interessant. Das Thema das du vorgeschlagen hast hatte auf mich beim ersten Anhören den Anschein als sei es unvollständig. Das lag aber vermutlich vor allem daran, dass man beim ersten Hören dieser interpretationslosen midi-Datei ohne die Noten zu sehen den 6/8-Takt nicht sofort erkennt und irgendwie instinktiv zunächst einen 4/4-Takt vermuten würde...

Eine aktuelle Version meiner Fuge werde ich wohl demnächst wieder online stellen können. Aber Vorrang haben eben andere Dinge ("Bestimmen Sie Häufungspunkte der Folge bn = (1-i)*("Summe von j=0 bis n-1" von i^j)" und noch viel viel schlimmere mathemtische Grausamkeiten. Was sich Mathematiker an der Uni so alles an Schei..... als Hausaufgaben ausdenken können , wenn der Tag lang ist... Aber das ist Off-Topic.)
 
Ich will kein Spielverderber sein, aber ich finde es schon besser, wenn jeder sein eigenes Thema beackert. Außerdem mag ich es nicht besonders, zig Fugenprojekte anzufangen, ohne auch nur eines richtig zu Ende zu bringen.

Jeder hat ja auch seinen eigenen Geschmack, auch schon was das Fugenthema angeht - und das ist ja auch was Schönes, dass dadurch eine gewisse Vielfalt hier entsteht. Mir gefällt dein neues Fugenthema, Guendola, aber ich würde es wahrscheinlich anders machen. Und das Fugenthema ist ja das Wichtigste, daran hängt soviel.

Außerdem zumindest von meiner Seite habe ich mir vorgenommen, erstmal mein Fugenprojekt jetzt mir auf der Orgel einzuüben, ggfs. etwas zu ändern oder erweitern.

Und DonBos ist auch motiviert, genauso wie Guendola -daher glaube ich nicht, dass dieser Fugenthread so schnell einschlafen wird. Es dauert eben nur alles seine Zeit - in meinem Fall heißt es nicht, mal eben die Fuge vom Blatt zu spielen; ich muß sie mir einüben, genauso wie ich eine Bachfuge einüben muß. Leider eher sogar noch schwieriger, weil jener Großmeister eben sangliche Stimmführung schuf in allen Stimmen ohne große Sprünge und andere Stümpereien.

Was aber nicht ausschließt, dass ich evtl. nach Abschluß des ersten Fugenprojektes ein neues anfange, mglw. für 4-stimmigen Chor, mal sehen...
 
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Es dauert eben nur alles seine Zeit - in meinem Fall heißt es nicht, mal eben die Fuge vom Blatt zu spielen; ich muß sie mir einüben, genauso wie ich eine Bachfuge einüben muß. Leider eher sogar noch schwieriger, weil jener Großmeister eben sangliche Stimmführung schuf in allen Stimmen ohne große Sprünge und andere Stümpereien.
Damit sprichst du mir aus der Seele. Bequem zu spielen ist das was ich da komponiert habe so was von überhaupt nicht.

Und hier mal wieder die aktuelle Version. Ich habe nun noch eine 8-taktige Überleitung angeschlossen und als Abschluss im Prinzip eine Reprise des Anfangs. Die Themen und Harmonien von Takt 1 bis 13 sind im Prinzip eins zu eins kopiert in die Takte 59 bis 71. Nur dass anstelle der Pausen die bei der Exposition ja in den jeweiligen Stimmen vorhanden waren nun alle vier Stimmen parallel spielen, wodurch sich die Harmonik an dieser Stelle doch grundlegend ändert. Danach habe ich eine derzeit noch recht lieblose Coda angehängt. Die werde ich auf jeden Fall noch überarbeiten. Auch die Harmonik des kompletten neuen Teils muss teilweise noch überdacht werden. Da reibt sich schon noch einiges. Aber im Endeffekt ist dies nun die Fuge in ihrer Länge wie sie später aussehen soll. Weitere Durchführungen werde ich nicht mehr einbauen. Jetzt kommt dann der Feinschliff sozusagen.

Zum Vergleich habe ich diesmal die Fuge sowohl von der Orgel als auch vom Piano gespielt hier eingestellt (Die zip-Datei heißt zwar nur "Version Orgel", enthält aber beide Versionen). Ich finde auf der Orgel klingt sie schöner als auf dem Klavier (vor allem im neuen Teil, weil der doch recht viele halbe und ganze Noten enthält, die die Harmonien tragen müssen. Aber hört einfach selbst. (P.S. Das Notenbild bei der Orgelversion ist natürlich so nicht endgültig. Da muss ich noch den Bass in die Pedalzeile übertragen. Das geht vom Tonumfang her bis auf eine einzige Stelle ziemlich am Anfang, wo der Bass innerhalb des Themas bis zum es' geht.)

Je mehr Kritik von eurer Seite, desto besser für mein weiteres Vorgehen....
 

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  • Fuge in d_6 Version Orgel.zip
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DonBos, erstmal vorneweg:

Ich finde deine Fuge insgesamt großartig, harmonisch abwechslungsreich, bisweilen mutig, aber niemals dissonant, richtig gut gelungen!!
Auch die Stimmführung der einzelnen Stimmen - viel besser als z.B. bei meiner Version. Und das Stück ist auch ganz schön umfangreich - richtig klasse insgesamt.

Auch glaube ich, dass sich diese Fuge sehr gut für Orgel eignet, aufgrund der vielen ausgehaltenen Töne und überhaupt.

Ganz wenige Dinge fallen mir ein, was man anders machen könnte, aber keinesfalls muß:
Takt 5, Oberstimme: wahrscheinlich würde mir statt a,g,f,e,f etwas besser a,g,e,f,f gefallen bei gleicher Notenlängenverteilung
Takt34 auf 35, den Übergang von C-Dur auf D-Dur könnte man evtl. mehr vorbereiten (z.B. über A-Dur?)
Der Schluß...: insgesamt hört sich dein Stück ein bisschen nach Bach an, finde ich. Aber der Schluss nicht. Bach hat praktisch immer kurz vor Schluss nochmals alle Stimmen zu einem dichten Gefüge versammelt, vielleicht einen langgezogenen Triller oder sonstwas veranstaltet, und einen gloriosen bombastischen Schluss gezaubert. Du könntest eine von deinen dichten Sequenzen lieber an den Schluss setzen. Und stattdessen in Dur aufhören gefällt dir nicht so?

Ich finde es sehr schön, wie du mittendrin das dichte Gefüge lockerst, und nach einer Pause die Stimmen wieder nacheinander einsetzen lässt.
Es gibt ein paar Stellen, die nicht sehr dicht sind, wo ich mir auch mal ein paar 16-tel Läufe vorstellen könnte. Das ist bei Tempo 80 oder ein bisschen schneller ja immer noch gut machbar. Oder überhaupt rhythmisch an geeigneten Stellen ein paar Akzente setzen.

Du hast ein natürliches Gefühl für Harmonien, denn obwohl du keine großen Harmoniekenntnisse hast, schreitest du ziemlich kühn durch abwechslungsreiche Harmonien. Kann leider mangels Theoriekenntnisse nicht sagen, ob das alles "erlaubt" ist nach den hochheiligen ehrwürdigen Harmoniegrundsätzen. Es klingt auf jeden Fall interessant.
 
Erstmal danke für die Anmerkungen.

Zu Takt 5: Da hast du im Prinzip recht mit deinem Vorschlag, weil so der Takt 5 in sich viel reiner klingt. Allerdings finde ich bei deinem Vorschlag die folgende harmonische Fortführung in Takt 6 irgendwie unpassender. Wobei ich allerdings sagen muss, dass ich allgemein (bei deinem Vorschlag als auch bei meinem aktuellen Stand) irgendwie immer eine gewisse harmonische Unlogik irgendwo in den Takten 5 bis 8 höre. Ich bin noch nicht dahintergekommen, wo genau es da hakt (ob es überhaupt hakt, es ist nur so ein Gefühl). Ich sollte vielleicht versuchen den kompletten Kontrapunkt an dieser Stelle zu ändern. Dieser Kontrapunkt ist ja so gesehen für den weiteren Verlauf der Fuge thematisch nicht von Bedeutung udn kann somit durch einen ganz anderen Kontrapunkt ersetzt werden. Da muss ich mal rumprobieren.

Etwas problematischer ist die Stelle 34 auf 35, weil im Prinzip in den Takten 33 bis 35 bzw. 36 das Thema im Tenor in Originaltonart und in originalem "Basisrhythmus" durchgeführt wird (nur eben dass das ganze rhythmisch stark und melodisch teilweise variiert ist). Ich hoffe du verstehst wie ich das meine, klingt ein bisschen komisch wie ich das formuliert habe... Jedenfalls kann ich nur sehr schwer innerhalb eines Themenablaufs einen A-Dur Takt einpflanzen, der nicht hineingehört (obwohl das Thema an dieser Stelle eigentlich ein langes a enthält). Absolut parallel zu dem variierten Thema in d-moll im Tenor verläuft das Thema auch im Bass, nur anders variiert und in F-Dur. Hierdurch wird die komplexe Harmonik dieser drei bzw vier Takte bestimmt. Von daher werde ich damit noch weiter herumexperimentieren, glaube aber nicht, dass ich die Harmonik noch groß verändern kann ohne die doppelte Variation des Themas an der Stelle herauszunehmen. Und die will ich auf jeden Fall beibehalten.

Zum "nicht bachartigen" Schluss: Ich denke du meinst die letzten 7 Takte. Die werde ich auf jeden Fall noch überarbeiten. (P.S. Danke dass du mich mit Bach vergleichst, aber so gut wie Bach bin ich natürlich bei weitem nicht^^). Aber die Intention meiner Fuge war in der Tat von der Art her bachartig zu schreiben. Am ehesten erinnert sie mich irgendwie an die cis-moll-Fuge Nr. IV aus dem WK 1.

In Dur aufhören wäre eine Überlegung wert. Zunächst hatte ich den Schluss irgednwie instinktiv in Dur gehabt. Habe das ganze aber geändert, weil ich immer dachte ein moll-Stück sollte auch in moll enden. Aber wenn ich mir Bach anschaue hat der seine Fugen auch oft in Dur beendet (sogar fast immer).

Sechzehntel habe ich bewusst vermieden, da die Fuge für mich so irgendwie in sich eine Ruhe ausstrahlt (obwohl sie ja nicht wirklich ruhig angelegt ist.) Aber jedesmal wenn ich versucht habe sechzehntel zu integrieren, klang das für mich irgendwie zu aufgeregt für diese Fuge. Und die ruhigen Stellen mit den langen Noten habe ich bewusst eingefügt, weil ja die Fuge oft Takteweise aus durchgehenden Achteln besteht, wenn man den Gesamtrhythmus betrachtet. Da wirken die Stellen mit den Halben (allen voran die Passage von Takt 51 bis etwa 60) als wichtiger Ruhepol.
 
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Jedenfalls kann ich nur sehr schwer innerhalb eines Themenablaufs einen A-Dur Takt einpflanzen, der nicht hineingehört (obwohl das Thema an dieser Stelle eigentlich ein langes a enthält).

Neee, keinen ganzen Takt, meinte nur, wenn du von C- auf D-Dur gehts, ob man da nicht in einer Stimme einen Vorhalt, eine Vorbereitung einbauen kann über ein oder zwei Töne aus der A-Dur-Skala, statt so unvermittelt die Harmonie zu wechseln.

Ansonsten alles nachvollziehbar, was du schreibst, auch über die ruhige Stimmung, und daher keine 16-tel Noten usw.

Tolle Fuge insgesamt!
 
Im folgenden Abschnitt von der umfangreichen Bach-WTK-Analyse von S. Bruhn wird detailliert etwas zur Gestaltung von Bach-Fugenthemen, auch in harmonischer Sicht, gesagt. Finde ich sehr interessant - hätte ich das vorher gelesen, hätte ich mein Fugenthema anders gewählt (schnüffff :() :

http://home.vrweb.de/~edition-gorz/WK-00f.pdf
 
Ich war die letzten Tage ziemlich beschäftigt, deswegen habe ich mich hier nicht gemeldet.

Hier erstmal die Midi-Files von Donbos.

Ich habe mir die Klavierversion angehört und bis auf Takt 59 ist mir nichts aufgefallen. Ich glaube, du hast die ganzen kritischen Stellen jetzt ziemlich gut gemeistert.

In Dur aufzuhören, bloß weil Bach das oft gemacht hat, würde ich an deiner Stelle nicht. Außerdem finde ich den Schluss in Moll recht passend. Das sollte jedenfalls Geschmackssache sein und nichts anderes ;)

Mir ist jetzt noch eine interessante Frage eingefallen, wohl auch durch die Lektüre der Analyse, die Mindenblues hier gepostet hat: Hast du denn das Thema auch voll ausgeschöpft? Alles gemacht, was möglich ist? Ich weiß, die Frage ist gemein und ich will damit nicht sagen, du solltest das alles einbauen. Aber das ist wohl einer der nächsten Schritte, wenn wir mit unseren Fugen so weit durch sind - die Analyse. Wobei ich fürchte, daß die noch etwas schwerer werden wird als das Schreiben.....

Ich hoffe, ich komme über Weihnachten dazu, meine Fuge weiter zu schreiben. Erstmal will ich zur Übung ein paar Weihnachtslieder vierstimmig aussetzen. Ich glaube aber, durch den Orgelunterricht habe ich neue Inspiration für meine Fuge!
 
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