Für die Transkription geeignetes impressionistisches Werk gesucht

Da du den Impressionismus nicht so eng siehst und dir Bruckner zusagt, wie wär's dann mit Wagner? An einigen Stellen seiner Werke hören unbedarfte Zuhörer eine Orgel, auch wenn dort gar keine spielt...
Allerdings würde ich den Walkürenritt nicht für Orgel empfehlen. :-D
 
Es gibt keinen zwingenden Grund dafür, dass Polyphonie idealerweise dynamiklos ausgeführt werden soll - denk´ nur an Bachs Chorfugen (möchtest du die ohne Dynamik hören?)
Ich glaube, Du hast mich nicht verstanden. Wozu wird Dynamik, wie Du sie hier meinst, eingesetzt? Im Kontext von Barockmusik kann Dynamik die Unterschiede von schweren und leichten Noten hörbar machen. Dasselbe kann aber auch Artkulation leisten, je nach Instrument. Das mag Dir als Pianist fremd vorkommen, ist aber das täglich Brot von Musikern der Alte Musik Scene. Du wirst zugeben müssen, dass es unter Pianisten kaum üblich ist, so reichhaltig zu artikulieren, wie es angesagte Organisten auf historischen Barockorgeln tun. Warum auch? Das Klavier hat andere Möglichkeiten - weder bessere, noch schlechtere.

Und eine besondere Fähigkeit der menschlichen Stimme, nämlich einen Ton auf- und abschwellen zu lassen, das kann weder die Orgel, noch das Klavier.

Eine bachsche Chorfuge macht sich vorzüglich auf der Orgel gespielt. Deswegen muss ich es ja nicht gleich besser finden, als den Chorklang. Viele Orgelwerke Bachs sind sehr vokal gedacht - und dennoch einfach für Orgel :-)
 
Viele Orgelwerke Bachs sind sehr vokal gedacht - und dennoch einfach für Orgel :-)
und das ist irgendwo zwischen aus der Not eine Tugend und aus der Tugend eine Not machen angesiedelt ;-)
Bach hatte weder Konzertflügel noch Synthesizer, weder Verstärker noch E-Gitarre - ihm standen Clavichord, Cembalo, Orgel (reduzierte Dynamik) und Orchester & Soli & Chor (volle Dynamik) zur Verfügung. Damit hat er allerhand staunenswertes hingekriegt. Aber daraus lässt sich weder zwingend ableiten, dass dynamikarme Instrumente besonders polyphonietauglich wären, noch dass reichhaltige Artikulation sämtlichen Geigern, Sänger, Pianisten unbekannt und nur von der "Alte Musik Scene" praktiziert würde.
(selbst in einem knochentrockenen Opus wie Cz. Marek Klaviermethodik wird die barocke Artikulation ausführlich abgehandel)
...und falls irgendwer meint, ich wollte Bachs Orgelsachen partout auf dem Klavier hören, so irrt der: ich hab´ nichts dergleichen geschrieben - mir gefällt halt weder der Orgelklang noch das eintönige Cembalo-pling-pling. Das ändert nichts daran, dass es für diese Instrumente tolle Musik gibt.
 
Ich weiß nicht, was an reduzierter Dynamik oder keiner Dynamik am einzelnen Ton so schlimm sein soll... Mal macht man mehr, mal weniger Dynamik durch das gesamte Instrument und den Zusammenklang der Töne. Der Mensch braucht nicht dauernd Wechsel... Wie kommt man darauf, dass Monotonie oder davon ausgehende Ruhe ausgeklammert werden soll in der Musik?
Dargestellte Monotonie im Fluss, als übergeordnetes Stilmittel in der Musik geht nur auf Orgel.. dazu eignet sich weder Stimme, Bläser, als auch all die besaiteten Zupf, Streich- und Tasteninstrumente nicht sonderlich authentisch und es wirkt stets künstlich. Sie fehlt den Musikstücken, die nicht für Orgel geschrieben wurden bzw. wird ausgeklammert... Diese "Ausklammerungen" zu finden, sie zum klingen erbringen, stelle ich mir als schöne Tätigkeit vor. Drum können Transkriptionen mitunter mehr Inhalte befördern (oder bekannter werden) als die Originale ...

LG
Michael
 
Ich weiß nicht, was an reduzierter Dynamik oder keiner Dynamik am einzelnen Ton so schlimm sein soll...
wen interessiert ein einzelner Ton, wo es um Instrumentalmusik geht?
...guckemal: besonders cantabel ist z.B. alle meine Entchen nicht, wenn da die Töne allesamt exakt dieselbe Tonstärke haben (egal ob auf der Flöte, Geige, beim singen oder trompeten) ((und falls dir das nicht einleuchtet: noch die winzigste mus. Phrase hat mehr als nur ein Tönchen, und so Zeugs wie Melodien - boah - die ham sogar mehr als zwei verschiedene Töne)) :drink::-D
 

Ich finde so manches Bach-Werk (oder noch älteres Zeug) auf der Orgel durchaus schön, z.B. die Triosonaten und viele Choralvorspiele. Zum Weglaufen finde ich allerdings ein Orgeltutti mit vielen Mixturen und Lingualen in einer halligen Kirche. Da muss ich einfach die Flucht ergreifen, weil ich den undurchhörbaren Klangbrei nicht ertrage. Und die Orgelmusik der Nach-Bach-Zeit ist für mich ein Graus. Sorry, @Digedag!
 
Es ist halt mit der Orgel wie mit vielen anderen Instrumenten. Schlecht oder unpassend bedient (gespielt und/oder registriert) führt bei den Zuhörern nicht zu großer Freude.

Ich bin da ganz entspannt. Vor Jahren gab ich in der Gemeinde mal ein kleines Konzert mit einer Auswahl lyrischer Stücke (am Klavier, nicht auf der Orgel!) und eine Dame sagte mir, ich solle es ihr bitte nicht übel nehmen, wenn sie nicht käme, aber sie fände Klaviermusik ganz schrecklich ;)

Der Nachteil der Orgel ist halt, dass man ja nach Baujahr und Stil eben nicht alles gleich gut spielen kann. Unsere Nachbargemeinde hat z.B. eine Orgel, auf der man prächtig (spät-)romantisch schwelgen kann, Bach aber irgendwie gar nicht geht.
 
...guckemal: besonders cantabel ist z.B. alle meine Entchen nicht, wenn da die Töne allesamt exakt dieselbe Tonstärke haben
Du siehst offenbar nur durch die Brille des romantischen Pianisten und kennst einzig die Möglichkeit der dynamischen Abstufung, um Betonungen zu erzielen. Ich würde gerne mal hören, wie Bach auf dem Cembalo "Alle meine Entchen" gespielt hätte. Ich vermute (wie in den Inventionen angedeutet) auf sehr kantable Art :-)
 
und was den Messiaen betrifft: dass der hauptsächlich Impressionist war, war mir neu :drink:
Immerhin handelt es sich um ein Frühwerk - und von Ravel & Co. waren noch einige am Leben, als dieses Stück sowohl als Orgel- als auch als Orchesterwerk entstanden ist:



Impressionistische Sonoritäten gibt es da noch in Fülle - wo will man da stilistische Grenzen setzen?

LG von Rheinkultur
 
...das ist dann wohl nicht so ganz das hier gefragte, denn Digedag will keine Orgelstücke instrumentieren ;-) und was den Messiaen betrifft: dass der hauptsächlich Impressionist war, war mir neu :drink:

Für den frühen Messiaen war das, was man in der Musik Impressionismus nennt (vor allem Debussy), stilprägend. In den Werken der ersten Schaffensperoide, von den "Préludes" bis zur "Messe de la Pentecôte", ist das zu hören.

Messiaens Stück zeigt, daß man auf der Orgel impressionistische Wirkungen erzeugen kann.

Man müßte überhaupt fragen, was impressionistisch bedeutet: nicht nur starke Betonung des Koloristischen, sondern auch funktionslose Harmonik und organale Satztechnik. Debussys erstes Orchester-Nocturne ist dafür ein gutes Beispiel - und auf der Orgel bestens wiederzugeben.

"Impressionistische Wirkungen" gibt es auch außerhalb von Paris und der frühen Moderne. Was man bei Bruckner impressionistisch nennen kann: seine Neigung zur musikalischen Statik und seine Arbeit mit Klangflächen, auf deren Hintergrund sich die Themen entfalten (vor allem in den langsamen Symphoniesätzen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Und eine besondere Fähigkeit der menschlichen Stimme, nämlich einen Ton auf- und abschwellen zu lassen, das kann weder die Orgel, noch das Klavier.
Viele Orgeln bieten sehr wohl die Möglichkeit, den gespielten Ton dynamisch zu beeinflussen, indem für alle oder einzelne Manuale ein Schweller benutzt wird - oder bei romantisch disponierten Orgeln Spielhilfen wie eine Crescendo-Walze zur Verfügung stehen. Auch wenn beim Klavier ein Anschwellen eines bereits angeschlagenen Tones physikalisch nicht möglich ist, wird sogar dieses Phänomen bisweilen im Notentext vorgegeben: Innerhalb einer melodischen Linienführung muss so intensiv eine Steigerung auf die Folgetöne suggeriert werden, dass sich dieser Eindruck beim Zuschauer oder Zuhörer einstellt - und es gibt wirklich gute Pianisten, die dazu in der Lage sind.

LG von Rheinkultur
 

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