Freies Klavierspiel

Aber ich halte das freie Assoziieren, das freie Herumspielen, die Rückkopplung zwischen dem, was ich probiere, wie es klingt und vielleicht wo ich wieder finde, für menschlich. Naja, zumindest bei mir war es so ... einschränken kann man später machen. Aber von vornherein den Beckmesser auszupacken, da fühle ich mich nicht frei.

Ich gehöre aber auch zu meiner Hörerschaft und hab ja auch gemerkt, dass mein bisheriger Ansatz langweilig geklungen hat.

Deine Herangehensweise ist die eines Kindes, die ja erstrebenswert ist. Irgendwo habe ich mal geschrieben, dass die Brüder meines verstorbenen Mannes so das Klavierspielen erlernt haben. Im Haus meiner Schwiegereltern stand ein älteres Klavier und da haben die beiden stundenlang herumprobiert und auf diese Weise das freie Spielen erlernt, ohne Notenkenntnisse. Das finde ich auf der einen Seite beneidenswert.

Das kann ich nicht aufholen, weil ich erstens kein Kind bin und als erwachsene Berufstätige weder die zeitlichen Möglichkeiten, noch die kognitiven Möglichkeiten habe. Die Unbeschwertheit und die Losgelassenheit des Kindes kommen ja auch noch dazu. Diese zu bekommen funktioniert zwar bis zu einem gewissen Punkt, aber nicht gänzlich.

Auf der anderen Seite gefällt es mir auch Stücke nach Noten spielen zu können, das finden wiederum meine Schwäger beneidenswert.

Für mich ist daher die bisherige Herangehensweise, hilfreich unterstützt durch mick, genau richtig.
 
Meinte, dass Oktavparallelen auf Grund der Reinheit wirklich einmal beliebt waren, also irgendwann zwischen den einstimmigen gregorianischen Gesängen und dem späteren Verbot.
Was du meinst, ist das Parallelorganum. Das ist aber keine Mehrstimmigkeit im engeren Sinne - da wurde die Einstimmigkeit im Prinzip nur durch eine oder mehrere parallel geführte Stimmen klanglich verstärkt. Später (im Laufe von Jahrhunderten) wurden die Stimmen allmählich selbstständiger, bis diese Kultur in der Notre-Dame-Epoche ihren Höhepunkt erreichte:


View: https://www.youtube.com/watch?v=xCTo6pVHZkM
 
Später (im Laufe von Jahrhunderten) wurden die Stimmen allmählich selbstständiger, bis diese Kultur in der Notre-Dame-Epoche ihren Höhepunkt erreichte:
Ja, das dürfte es gewesen sein. Also, was ich gelesen hatte, das fand ich nicht mehr, weil ich nicht mehr weiß, in welchem Buch das so stand. Nun musste ich noch ein anderes Buch auspacken, da steht es so (wobei ich die Seiten aber nur überflogen habe).

Notre-Dame-Organum.jpg
Geschichte der Musik
Paul Griffiths
 
Ich halte es für sehr wichtig, dass man zunächst einmal – zumindest was das frei Spielen angeht – für sich das Klavierspielen neu erfindet, ohne zu viel schlaue Bücher zu Rate zu ziehen, und mit Schmackes alle Fehler macht, die man machen kann. Was andere davon halten, sollte einem wurscht sein. Irgendwann kommt schon was dabei raus, was einem selber gefällt. Das motiviert zu weiteren Experimenten. Es kommen Fragen auf, die, wenn man Glück hat, von kompetenten Leuten einfühlsam und zurückhaltend (sprich: nicht zu theoretisch) beantwortet werden (eventuell in Foren wie diesem :003:). Wenn man dann später eine Harmonielehre –Buch in die Finger kriegt, kann das zuerst verwirrend, dann aber auch bereichernd oder sogar eine Offenbarung sein.

Also, kurz gesagt: zuerst klimpern ohne Kopf, später auch gerne mit, aber nicht zuviel. Es geht darum, das Musikalische von dem, was man am Klavier tut in den Fokus zu stellen, es zu entwickeln und zu stärken. Man kann damit in jedem Alter anfangen, sofern man es schafft, die eigene Zensur sein zu lassen und sich traut. Es stimmt schon: "werdet wie die Kinder ......"
 
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... und macht die gleichen Fehler noch einmal?

Griechorach meint wahrscheinlich: „Seid erwachsen, aber sucht das Kindliche in euch und lasst es zu!“

Das heißt für mich, verlieren im Tun, ausprobieren ohne Zuviel nachzudenken, staunen, spielen, albern sein und vieles mehr.
Stell dir ein kleines Kind vor, das im Gras hockt und zeitvergessen einen Käfer beobachtet, wie er da rumkrabbelt über Stock und Stein.
Es versinkt in der Beobachtung und staunt.
 
Liedbegleitung ist auch ein Thema, mit dem ich mich die nächste Zeit beschäftigen will. Ich merke auch, daß ich dort wieder absolut bei Null anfangen muß, nachdem ich jahrelang Klassisches aus Noten gespielt habe.

Erfreulicherweise gibt es für mein Digi eine Yamaha-App, die dort unterstützend wirken soll, die soll demnächst auch für Android rauskommen. Dann kann ich direkt loslegen.
Nachdem die App immer noch nicht fertig ist und das Akkorde-Üben auf dem Digitalpiano doch schnell ziemlich langweilig wurde, habe ich mir stattdessen eine alte DDR-Konzertgitarre besorgt. Wenn man sowieso wieder von vorne anfängt, kann man auch gleich ein neues Instrument lernen. :-D

Zudem hat mein ziemlich junges Digi noch eine komplette Rhythmussektion mit Sequencer drin, die ist dann auch mal zu was gut.
 
habe ich mir stattdessen eine alte DDR-Konzertgitarre besorgt.
Habe seit etwa drei Wochen so eine Westerngitarre und habe dieses Greifen der Akkorde völlig unterschätzt. Ohne mir die Finger zu brechen, bekomme ich vielleicht drei einfache Akkorde gegriffen und oft klingen selbst bei denen dann die anderen Saiten dumpf, weil ich diese mitberühre. Bei einer Konzertgitarre mag der Abstand zwischen den zu greifenden Saiten etwas größer sein, doch ich schaffe ja bisher nicht einmal bei meiner einen C-Dur Akkord über drei Bünde zu greifen.
Also, in dieser Beziehung war der Anfang auf einem Digitalpiano einfacher, würde ich meinen.
 

Im Kindesalter hatten wir hier ein kleines Akkordeon zu liegen, welches meine Schwester einmal geschenkt bekam, nie lernte und wohl nie übte. Zusätzlich noch so eine Ziehharmonika, mit Klappen-Hebeln auf der linken Seite. Wenn ich so ein Ding in die Hand nahm, kam da auch nichts raus, was im Entferntesten an Musik erinnert hätte. Somit nahm man es halt nur selten in die Hand.
Etwas später, so mit 14 wird es wohl gewesen sein, wollte ich unbedingt eine Gitarre. Ohne richtige Anleitung gab ich nach geschätzten drei Wochen auf. Als Kind, ohne jedwede Anleitung, hätte ich wohl nie ein Instrument spielen gelernt.

Im jetzigen Alter, da war der Wunsch und die Zielsetzung viel ausgereifter. Erst nach reichlicher Überlegung, ob sich denn eben diese Fehler aus Kindheit und früher Jugend wiederholen könnten, wurde ein Instrument erworben und nun sogar ein zweites. Für mich war da bisher aber auch beinahe jedes Mal eine etwas kindliche Freude, wenn eine nach Noten gespielte Melodie so klang, wie vom Ohr erwartet.
Nur ohne Noten bekomme ich es halt noch nicht hin. Würde mich auch nicht weiter stören, wenn da nicht dieses Vergessen wäre. Vergessen tut man ja nicht die Melodie, nur wie das mit den Fingern und Tasten war.
 
@Melegrian:
Nach drei Wochen auf der Gitarre kannst du aber auch nicht allzu viel erwarten. Gitarre ist mein zweites Instrument. Am Anfang hat es vier Eichen gedauert, bis die Finger der linken Hand nicht mehr schmerzten wegen des Saitendrucks.
Noch ein Tipp fürs Akkordwechseln an der Gitarre: Analysiere, welcher Finger der langsamste ist. Übe dann so, dass du diesen langsamsten Finger als erstes umsetzt, dann folgen die anderen. Auf diese Weise kannst du nach einer Weile den kompletten Akkordgriff schneller wechseln.

Diese Methode funktioniert auch am Klavier.
 
Nach drei Wochen auf der Gitarre kannst du aber auch nicht allzu viel erwarten.
Ja, nach etwa einer Woche habe ich mir dann "Merlins Gitarrenstunde - Gitarrenschule für Kinder" geholt, um erst einmal ein Gefühl für das Instrument zu bekommen. Und einige gute Songs sind auch enthalten, die mir gefallen könnten. Zwar nur gezupft, doch das soll mir egal für den Anfang sein und so arbeite ich die halt durch.
 
Habe seit etwa drei Wochen so eine Westerngitarre und habe dieses Greifen der Akkorde völlig unterschätzt. Ohne mir die Finger zu brechen, bekomme ich vielleicht drei einfache Akkorde gegriffen und oft klingen selbst bei denen dann die anderen Saiten dumpf, weil ich diese mitberühre. Bei einer Konzertgitarre mag der Abstand zwischen den zu greifenden Saiten etwas größer sein, doch ich schaffe ja bisher nicht einmal bei meiner einen C-Dur Akkord über drei Bünde zu greifen.
Also, in dieser Beziehung war der Anfang auf einem Digitalpiano einfacher, würde ich meinen.

Schau mal ins musikerboard, da gibt es eine gute Anleitung zur optimalen Grifftechnik.
Auf YouTube gibt es ebenfalls gute Tutorials zu diesem Thema.

Ohne richtige Technik dauert es wesentlich länger, die Saiten klingen weiterhin dumpf und Sehnenscheidenentzündungen u.ä. sind vorprogrammiert.

Anfänger neigen dazu viel zu fest auf die Saiten zu drücken.

Hier kommt auch wieder das Hören hinzu, du steigerst den Druck auf die Saite ganz langsam und kannst dann hören, welcher Druck notwendig ist, Um den Ton rein und klingend zu spielen. Dazu ist es auch wichtig, wo sich Daumen und Finger auf dem Griffbrett optimal befinden.

Hier 2 Tutorials:


View: https://m.youtube.com/watch?v=O_OA3LFYvM4


In den ersten 6 Minuten wird das, was ich oben beschrieben habe, erklärt.


View: https://m.youtube.com/watch?v=_oflOr0Qrvg


Hier geht‘s um die Daumenhaltung. Die ist im oberen Video m.E. nicht optimal.

Das ganze ist aber ohne Gewähr. Am besten geht es natürlich mit Gitarrenlehrer.
 
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Auf YouTube gibt es ebenfalls gute Tutorials zu diesem Thema.
Habe so sehr viele Videos bereits davor und danach angesehen, einige in einer Liste vermerkt. Werde noch Deinen Hinweisen nachgehen. Das erste, was relativ schnell gelang, war so ein "Herzschlagrhythmus" ab Minute 29 bis Minute 30 und hörte sich auch so an.

Da steht zwar überall unter seinen Videos Tag.x, er weist aber darauf hin, dass er damit eine Woche üben meint, also insgesamt 30 Wochen, falls man täglich übt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=87hD1Zu9di8
 
Habe seit etwa drei Wochen so eine Westerngitarre und habe dieses Greifen der Akkorde völlig unterschätzt. Ohne mir die Finger zu brechen, bekomme ich vielleicht drei einfache Akkorde gegriffen und oft klingen selbst bei denen dann die anderen Saiten dumpf, weil ich diese mitberühre. Bei einer Konzertgitarre mag der Abstand zwischen den zu greifenden Saiten etwas größer sein, doch ich schaffe ja bisher nicht einmal bei meiner einen C-Dur Akkord über drei Bünde zu greifen.
Also, in dieser Beziehung war der Anfang auf einem Digitalpiano einfacher, würde ich meinen.
Ich übe seit dieser Woche zu Hause und greife schon Em, E, Am, A, G, C, D, Dm (absteigend von besser nach schlechter). Habe ich mir natürlich auch vor ein paar Tagen gleich richtig zeigen lassen. Nur F und H7 sind noch ziemlich knifflig.
Die eigentliche Aufgabe ist aber das Umgreifen im Rhythmus, und da läuft noch so ziemlich gar nichts. :004:

Und ja, die Fingerkuppen sagen Halleluja, das zwiebelt dann schön beim Klavierspielen. :005:
 
Ich übe seit dieser Woche zu Hause und greife schon Em, E, Am, A, G, C, D, Dm (absteigend von besser nach schlechter).
C-Dur bekomme ich bislang nicht hin, weil der Ringfinger zwar gerade so bis zum dritten Bund reicht, ich den aber nicht im rechten Winkel aufgesetzt bekomme. Er liegt bislang dann genauso flach wie auf diesen Bild vom gegriffenen C-Dur-Akkord und dabei berühre ich die untere Saite mit.

https://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_Griffwechsel_G-C-D

Wenn ich mir dann andere Bilder und Anleitungen betrachte, kommt der deutlich rechtwinkliger auf die Seite und nicht so flach, wie es auf dem Bild aussieht und bei mir noch ist.
 
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C-Dur bekomme ich bislang nicht hin, weil der Ringfinger zwar gerade so bis zum dritten Bund reicht, ich den aber nicht im rechten Winkel aufgesetzt bekomme. Er liegt bislang dann genauso flach wie auf diesen Bild vom gegriffenen C-Dur-Akkord und dabei berühre ich die untere Saite mit.

https://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_Griffwechsel_G-C-D

Wenn ich mir dann andere Bilder und Anleitungen betrachte, kommt der deutlich rechtwinkliger auf die Seite und nicht so flach, wie es auf dem Bild aussieht und bei mir noch ist.

Guck mal hin, wie dein Daumen hinten am Griffbrett liegt! Wenn er zu weit oben liegt oder sogar über den oberen Rand herausragt klappt das nicht mit der optimalen Lage der Finger, weil die Hand nach unten rutscht und im Handgelenk abgeknickt ist.
 
Ich übe seit dieser Woche zu Hause und greife schon Em, E, Am, A, G, C, D, Dm (absteigend von besser nach schlechter).
Hihi, meine ersten 2 Griffe waren C und G7 (mit 10 oder so im Ferienlager). Damit konnte man schon so viele Liederchen trällern. Insgesamt fand ich die normalen Griffe und das schnelle Umgreifen ohne Nachdenken und Hingucken wesentlich einfacher als Alles am Klavier, auch das "freie Spiel", das Probieren und testen.
Ab Barre-Griffen fängt jedoch die Scheiße an. :-D
 

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