Frage an alle interkonfessionellen Kollegen

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Werschtfried

Werschtfried

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9. Juli 2013
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Damit meine ich also alle, die sowohl in der römisch-katholischen als auch in den evangelischen Kirchen spielen:
Habt ihr schonmal darüber nachgedacht, wegen der deutlich besseren Bezahlung nur noch in den evangelischen Kirchen zu spielen? Ich weiß, dass die unterschiedlichen Bistümer/Landeskirchen unterschiedlich bezahlen. Hier wo ich wohne, bekomme ich für einen evangelischen Gottesdienst das doppelte wie für eine heilige Messe.
Wie seht ihr das? Oder gibt es noch andere Gründe, nur noch für die eine bzw. die andere Konfession zu spielen?
 
Ich bin evangelisch und würde, wenn es umgekehrt wäre so viel wie möglich auch bei der anderen Konfession spielen. Allerdings würde ich dies nicht ausschließlich machen, da es nicht unbedingt den besten Eindruck macht. Es kann einem schnell nachgesagt werden, nur des Geldes wegen Orgel zu spielen. Da würde ich aufpassen.

Ansonsten musst du das mit deinem eigenen Gewissen ausmachen.:-)
 
Ich wüsste nicht, wo ich die Zeit hernehmen sollte, auch noch bei den Kollegen zu spielen. :-D
Insofern bin ich für Deine Frage nicht die Zielgruppe. Was ich aber sagen kann, ist, dass ich meiner Gemeinde aus anderen Gründen verbunden bin als aus finanziellen Erwägungen.
 
Klar, die ev. Kirche zahlt besser. Muss sie auch, bei nur einem Gottesdienst pro Woche. Dafür erwartet man dann doch etwas ausgefeilteres Literaturspiel.
Ich finde, beides kann Spaß machen. So gerne ich ev. spiele, ich bin katholisch und ab und zu möchte ich dann schon mal die (hoffentlich) feierlichere Liturgie erleben.
 
Ich bin katholisch, spiel auch meist bei uns, aber ab und zu auch mal bei den Protestanten.
Die Liturgie bei den Katholiken ist um einiges schöner und feierlicher (das hat nicht sowas vom Abhaken von TOPs), außerdem ist mein Orgellehrer hier gleichzeitig Kantor einer Gemeinde, daher vertrete ich ihn öfter und habe auch ganz gut zu tun (die letzten 8 Wochen mind. 1-2 Godis am Sonntag, letzte Woche (wegen Urlaub) mal nichts, aber nächsten Sonntag (wenn ich wieder daheim bin) wieder 2 Gottesdienste, danach Werktagsmessen und danach innerhalb von 24h 4 Messen (Vorabend 1, Früh 2, Abend 1)). Ab und zu dazwischen noch ein ev. Gottesdienst, und zack ist der Sommer rum ...

:-D

Aber finanziell lohnen tut es sich bei den Katholiken nicht ...
 
Oder gibt es noch andere Gründe, nur noch für die eine bzw. die andere Konfession zu spielen?
Als Vertreter dieses Personenkreises (Katholik, der des öfteren Orgeldienste in evangelischen Kirchen übernimmt) hätte ich ein von Fall zu Fall relevantes Argument: Wenn ich bereits einen Dienst übernommen habe, muss ich zeitgleich zu absolvierende weitere Dienste ablehnen, da auch Musiker nicht zur Bilocatio taugen, also nicht an zwei oder mehr Orten gleichzeitig sein können.
;-);-);-);-)

Allerdings würde ich dies nicht ausschließlich machen, da es nicht unbedingt den besten Eindruck macht. Es kann einem schnell nachgesagt werden, nur des Geldes wegen Orgel zu spielen. Da würde ich aufpassen.
Wer als professioneller Dienstleister freiberuflich tätig ist, darf selbstverständlich seinen Lebensunterhalt unter der Beachtung der Gesetzeslage nach eigenem Ermessen erwirtschaften. Insofern sehe ich keinen Grund, dass man das Erbringen professioneller Dienstleistungen gegen Bezahlung irgendwie beanstanden kann. Nicht in Ordnung ist es lediglich, wenn jemand für Tätigkeiten nach professionellen Maßstäben entlohnt wird, die er nicht oder in nicht ausreichendem Umfang beherrscht. Dies wäre der Fall, wenn das Engagement an entsprechende Voraussetzungen gebunden ist, die der Bewerber zu gewährleisten hat, beispielsweise der Nachweis eines erfolgreich abgeschlossenen Hochschulstudiums in einer bestimmten Fachrichtung. Während bei Festanstellungen diese Voraussetzungen kritisch geprüft werden, wird bei einzelnen Vertretungsdiensten oder zeitlich eng befristeten Beschäftigungszeiträumen mitunter weniger streng verfahren, zumal die Zeit bei der kurzfristigen Neubesetzung bereits feststehender Termine meist drängt. Ich spreche aus Erfahrung: Zwar habe ich einst meine erste Spielpraxis auf der Orgel erworben, dann aber Klavier studiert und mich später auf Musiktheorie und Komposition spezialisiert und diese Studiengänge auch ordnungsgemäß abgeschlossen. Zeitgleich habe ich immer konzertiert und vor Vokal- und Instrumentalensembles gestanden - den für meine Engagements zuständigen Entscheidungsträgern war bewusst, dass sie mich gewissermaßen als Seiteneinsteiger mit den entsprechenden Aufgaben betrauen würden. Stünden einschlägig qualifizierte Mitbewerber zur Verfügung, würde man vermutlich diesen den Vorzug geben.

Insofern kann man begabte Kandidaten guten Gewissens zum beruflichen Seiteneinstieg auf Tätigkeitsfeldern ermutigen, die sie womöglich nicht schwerpunktmäßig an der Hochschule studiert haben. Wer sich dann langfristig (über Jahre hinweg) im beruflichen Alltag bewährt, wird mitunter ernster genommen als so mancher, der sich nach dem einschlägigen Fachstudium nicht mehr weiter entwickelt und fortgebildet hat, weil er sich noch Jahrzehnte nach seinem Examen als Meister seines Faches auf Lebenszeit einschätzt.

Ich wüsste nicht, wo ich die Zeit hernehmen sollte, auch noch bei den Kollegen zu spielen.
Das kann nicht nur "auf dem Dorf" durchaus passieren: Versierte und erfahrene Dienstleister können sich in Fachkreisen durchaus recht zeitnah einen guten Namen machen. Da teilen sich dann wenige alle in der Region anstehenden kirchenmusikalischen Aufgaben untereinander auf und haben recht schnell gut gefüllte Auftragsbücher, wobei die meisten Dienste innerhalb bestimmter Zeitfenster gleichzeitig oder unmittelbar aufeinander folgend anstehen.

Klar, die ev. Kirche zahlt besser. Muss sie auch, bei nur einem Gottesdienst pro Woche. Dafür erwartet man dann doch etwas ausgefeilteres Literaturspiel.
Letzteres hat etwas mehr Vorbereitungszeit zur Folge: Die Orgelmusik zu Beginn und Ende (plus dezente Begleitung des Abendmahls) ist in den Ablauf des Gottesdienstes integriert, indem die Gemeinde beispielsweise das Nachspiel bis zum Ende sitzend miterlebt, wie man es eher im Konzert erwarten würde.

Eine gewisse Flexibilität kann dann auch von Vorteil sein. Ich hatte an zwei aufeinander folgenden Sonntagen in einer evangelischen Kirchengemeinde zu vertreten, die ihrem hauptamtlichen Kirchenmusiker fristlos kündigen musste. Da die Gottesdienste in der Ferienzeit erfahrungsgemäß eher mager besucht sind, wünschten sich die Pfarrer die Durchführung mit den Gemeindemitgliedern im Stuhlkreis und der Kirchenmusiker sollte am neben dem Altar stehenden Flügel und nicht an der Orgel Platz nehmen. Zum Glück gibt es diverse Bach-Busoni-Transkriptionen und dergleichen, was für den Rahmen durchaus angemessen war... .

LG von Rheinkultur
 
Aber finanziell lohnen tut es sich bei den Katholiken nicht ...
Wie heißt es so schön?: Auch Kleinvieh macht Mist - ohne jetzt die Kirchen mit einem Bauernhof zu vergleichen. Wenn die Dienste zu einem Zeitpunkt stattfinden, zu denen keine anderen beruflichen Verpflichtungen anstehen und sich der sonstige Aufwand (Anfahrtswege etc.) in Grenzen hält - warum nicht? Da summieren sich auch Kleinbeträge zu beachtlichen Summen...!

LG von Rheinkultur
 
Hauptsach mal bleed dahergredt... :o
 

Und was ist mit den Kollegen die im Königreichsaal Zeugen Jehovas, der Scientologykirche, der neuapostolischen Kirche, der evangelischen Freikirche, der Synagoge und in der Moschee spielen?
:denken:
So viele unterschiedliche Strömungen in einen Satz packen - muss das sein? Ein Versuch meinerseits, diese Liste abzuarbeiten: Einmal hatte ich die Beerdigung einer Polin zu orgeln, die vom Katholizismus zu den Zeugen Jehovas gewechselt ist. Zu Beginn war Bach/Gounods Ave Maria vorgesehen, das ich auf eine zwanzigminütige Variationsfolge auszudehnen hatte, weil die Angehörigen erst mit gewaltiger Verspätung in der Trauerhalle des Bestatters auftauchten. Die übrigen Lieder stammten aus "Wir singen für Jehova" - und weil die gesamte Zeremonie in polnischer Sprache stattfand, besorgte ich mir einige Textauszüge in deutscher Sprache - nichts für meines Vaters Sohn!

Offen als solche auftretende Scientologen durfte ich bislang noch nicht unter die Erde orgeln - gibt es da überhaupt passende Lieder?

Neuapostolische Begräbnisse hatte ich schon einige: Immer mit Chor und zahlreichen Liedern, teilweise unbegleitet oder auch mit meiner Wenigkeit an den Tasten. Sehr konservative, aber durchaus umgängliche Zeitgenossen, mit denen man sich ganz brauchbar verständigen kann. Aber freie evangelische Gemeinden mit der Scientology Church in den gleichen Pott zu werfen - das ist schon ziemlich daneben. Dann hätte man auch nach buddhistischen Strömungen oder diversen Voodoo-Kulten fragen können. In einer Synagoge hatte ich noch keine Gelegenheit zu musizieren, wohl aber zur Eröffnung einer großen Moschee, die ausdrücklich einen interkulturellen Dialog wünschte. Da hatte ich sowohl klassische Opernsänger mit abendländischem Repertoire am Klavier zu begleiten als auch die Möglichkeit, mit türkischen Popularmusikern loszurocken. Warum auch nicht?

LG von Rheinkultur
 
Danke schonmal für die Antworten. Also diese Antworten zu den Beerdigungen und den anderen Konfessionen/Religionen beziehen sich doch sicherlich auf freiberufliche Tätigkeiten, gell? Aber in meiner Frage ging es ja um tariflich festgelegte Vergütungen, die aus einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis resultieren.
Bei mir ist es so, dass ich freiberuflicher Musiker mit abgeschlossenem Hochschulstudium (Komposition Jazz) bin und für meine Dienstleistungen feste Beträge berechne. Für die kirchenmusikalischen Dineste (außer Kausalien) können ja keine Honorare berechnet werden, man muss immer angemeldet sein. Das Problem, das ich jetzt habe ist, dass es quasi einen Dissens gibt zwischen dem gibt, was ich da offiziell mache und meiner Wahrnehmung. Ich empfinde ja einen Orgeldienst in der katholischen Kirche nicht als 3,25 % bzw. einen evangelischen Gottesdienst nicht als 6,5 % einer Vollzeitbeschäftigung sondern für mich ist das genau so als würde ich bei einer Bestattung spielen und da diese Bestattung freiberuflich ist, nehme ich unabhängig von der Konfession immer das gleiche. In der evangelischen Kirche entspricht das, was ich für einen Gottesdienst bekomme, ungefähr dem, was ich auch freiberuflich für Bestattungen und Hochzeiten nehme, in der katholischen Kirche allerdings nicht.
Ich dachte mir, dass es hier im Forum vielleicht andere Leute gibt, die sich in einer ähnlichen Situation befinden (z.B. Rheinkultur, wie man erfahren konnte) und war einfach mal neugierig, wie sie es sehen.
Im übrigen finde ich nicht, dass ein evangelischer Gottesdienst sooo viel mehr Arbeit bereitet. Sicher, man erwartet etwas mehr Filigranität, aber (zumindest in meiner Gemeinde) sind die evangelischen Gottesdienste etwa 20 Minuten kürzer als die katholischen. Außerdem spiele ich auch in der katholischen Kirche häufig Literatur zum Auszug. Und auch Improvisation muss (zumindest gilt das für mich) geübt werden, damit nicht jede Messe gleich klingt.
 
@Rheinkultur,

Ausser in der Moschee und Synagoge hab ich in allen anderen von mir genannten Einrichtungen bereits gespielt....zwar nicht in der Tätigkeit des Musikers sondern in der Tätigkeit des Klavierstimmers - es ist also da von auszugehen,daß dort auch Musiker tätig sind. Ich verstehe auch Deine Echauffierung nicht so ganz daß ich Curch of Sientology gemeinsam mit der evangelischen Freikirche benenne.
Es hat doch jeder Gläubiger das Recht seine Religion zu wählen.
Kunden sowohl derZeugen Jehovas,Sientology, evangelische Freikirche usw. waren allesamt recht liebenswürdig. Man muß ja wohl niemanden verurteilen welcher einen anderen Glauben nachgeht als man selbst.

Viele Grüße

Styx
 
@Werschtfried wie lang sind die ev. Gottesdienste bei euch denn?
 
@Rheinkultur,
Curch of Sientology [...] Es hat doch jeder Gläubiger das Recht seine Religion zu wählen.

Ich habe auch schon bei der Mafia gestimmt. Die Kunden dort waren allesamt recht liebenswürdig. Ich versteh auch Deine Echauffierung nicht so ganz, es hat doch jeder das Recht seine eigenen Freizeitbeschäftigungen zu wählen.

Das mag jetzt überspitzt klingen, aber bspw. hat selbst das Time Magazine Scientology so beschrieben: "a hugely profitable global racket that survives by intimidating members and critics in a Mafia-like manner", zitiert nach Wikipedia. Auf deutsch, "eine hochprofitable globale Gaunerei, welche überlebt, indem sie Mitglieder und Kritiker in Mafia-Manier einschüchtert".

Ich selbst bin Agnostiker und gestehe jedem seine Religion. Trotzdem darf man im Namen der Religion nicht alles machen.
 
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Das mag jetzt überspitzt klingen, aber bspw. hat selbst das Time Magazine Scientology so beschrieben: "a hugely profitable global racket that survives by intimidating members and critics in a Mafia-like manner", zitiert nach Wikipedia. Auf deutsch, "eine hochprofitable globale Gaunerei, welche überlebt, indem sie Mitglieder und Kritiker in Mafia-Manier einschüchtert".

Auf Tante Wiki kann doch jeder schreiben was er mag, das ist also keine zuverlässige Quelle. Ich für meinen Teil jedenfalls habe noch nicht die Erfahrung gemacht, daß mich Kunden diesen Glaubens bescheißen wollten, eingeschüchtert hat mich auch noch keiner von denen - das sie gern über ihre Religion reden, ist ja ihr gutes Recht, aber tun dies nicht die meisten Religionen und Religionsgemeinschaften? Ich denke man sollte sich erst einmal selbst ein objektives Bild von entsprechenden Glaubensgemeinschaften verschaffen, eh man hier Stinkbomben betimmter Medien auf dem Leim geht. Auch die Zeugen Jehovas waren lange Zeit als Sekte verschrien, bis man sie mal aktzeptiert hat. Und mal so nebenher, die Church of Sientology betreibt neben Zeitarbeitsfirmen auch Imobiliengeschäfte wo die christliche Kirche ganz dick mit drinnen hängt.
Wie welche Religion mit ihren Mitgliedern verfährt, kann ich nicht sagen, jedoch müßt sich jeder Gläubiger darüber im klaren sein, daß in Religionsgemeinschaften auch Regeln gelten.

Viele Grüße

Styx
 

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