Gute Frage - Was darf ein... kosten?

Nein, ich habe geschrieben, dass ein Preisfall immer durch die Anbieter stattfindet (weil sie meinen, sich darüber anpassen zu müssen). Der Kunde bestimmt die Preise nicht, das ist ein Irrglaube.
Bestes Beispiel dafür ist, dass selbst finanziell "Geringgestelle" in Massen mit nem Iphone rumrennen.
 
Hm, mir hat noch nie ein Arbeitgeber meinen Weg zur Arbeit bezahlt.

Na und? Muss man sich daran orientieren, wie andere Leute handeln? Oder sollte man sich nicht daran orientieren, wie man selbst gern hätte, dass andere sich einem selbst gegenüber verhalten?

Geld wird als Motivation meist überschätzt. Von beiden Seiten.

... was allerdings nicht den Umkehrschluss zulässt, dass eine zu geringe Vergütung KEINEN Einfluss auf die Motivation hat. ;-)

Die Dumping-Vergütung entsteht durch die Dienstleister/Anbieter selbst. Wer gefühlt zu wenig nimmt, weil er meint, sich dem Markt über den Preis anpassen zu müssen, ist der Hauptmotor von Dumping-Preisen, denn so eine Anpassung geht immer nur in eine Richtung: Nach unten.

Das stimmt, das ist Wahnsinn. Ich nehme gern ein Beispiel aus Deiner Branche: Wohl wissend, was zu erwarten ist, wenn Hausdächer und Dachrinnen nicht halbwegs regelmäßig gewartet werden, wandte ich mich mit diesem Anliegen an einen zwei Käffer weiter ansässigen Meisterbetrieb. Der Chef erschien, schaute sich die Sache an, druckste irgendwie komisch herum. Auf meine BITTE, sich frei heraus zu äußern, kam er mit dem Umstand zur Sprache, angesichts der Gegebenheiten aus Sicherheitsgründen lieber mit einem wandernden Gerüst arbeiten zu wollen, aber das koste natürlich... (bekümmerte Miene seinerseits).

Über Kohle war bis dahin noch nicht gesprochen worden, also erkundigte ich mich, von welcher Größenordnung wir überhaupt reden. Der Preis, den er zögernd nannte, war exakt ein Zehntel davon, womit ich gerechnet hatte (zugegeben: in völliger Unkenntnis der Branche). Ich habe verblüfft gelacht! (Ist nicht meine Art, aber in dem Moment konnte ich nicht anders.) Er erwähnte, dass den Kunden (die vermutlich auch keine Branchenkenntnisse haben) das Gerüst oft zu teuer sei. Hallo? Habe ich Lust auf einen Unfall auf meinem Grundstück und die ganze Aufregung, das schlechte Gewissen etc.?

Solche Erlebnisse habe ich dauernd, egal um welche Gewerke es sich handelt. :denken:

Irgendwer hat den Reitsport angesprochen - es liegt in meiner Natur, darauf anzuspringen, und dieser Thread bietet mir gleichzeitig die Gelegenheit, den Bogen back to topic zu finden: Ein*e Konzertpianist*in entspricht in pianistischer Hinsicht etwa einer/m Grand-Prix-Ausbilder*in im Dressurreiten. Letztere verlangen und bekommen je nach Gesamtumständen, Bekanntheitsgrad etc. zwischen 70 bis 100 Euro für die halbe Stunde Einzelunterricht.

(Mehr als eine halbe Stunde ist nicht sinnvoll, weil dem Partner Pferd - nach Aufwärm- und Lösungsphase - mehr als eine halbe Stunde intensiver Arbeit nicht zuzumuten ist. Das ist natürlich anders, sobald es sich nur um Menschen handelt wie in der Pianistik - von Menschen darf man mehr verlangen. Was mir persönlich so unwahrscheinlich gut am Klavierspielen gefällt. Wenn etwas nicht klappt, übe ich es halt fünf Stunden, und wenn es sein muss, am folgenden Tag nochmal, und dann klappt es meistens. Wenn man das mit einem Pferd machen würde, hätte man zu Recht die KriPo auf dem Hof wegen Tierquälerei und das Pferd wäre in den darauffolgenden Monaten/Jahren ein Fall für die Weide.)
 
Zuletzt bearbeitet:
aus Sicherheitsgründen lieber mit einem wandernden Gerüst
Tja, deswegen bin ich auch Industriekletterer. Da brauche ich keine Rollrüstung, bin 10x so schnell und kann trotzdem das gleiche verlangen, vor Allem in Bereichen, wo nicht mal eine Rüstung hinpasst.

Aber Rinnenreinigung ist der blödeste Job als Dachdecker; macht keinen Spaß und lohnt sich nie wirklich. Trotzdem kann ich es nur empfehlen.
 
@Peter
Das wirklich Erheiternde an der Aktion war übrigens:
Der um die Sicherheit seiner Leute so bedachte Meister musste den Auftrag bei mir um Wochen nach hinten verschieben, weil der Mitarbeiter, wohl in Ermangelung eines zünftigen Arbeitsrisikos, den Kick im Hochgebirge suchte und fand: Frakturierte Schulter, wochenlanger Arbeitsausfall.
 
So was dauert manchmal sehr lange aber ich bin sicher, dass sich das überall durchsetzen lässt, wenn die Anbieter dazu bereit sind. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob 100 Meter weiter eine staatlich gestützte Musikschule ist. Im Gegenteil: Die kann einem nen Haufen Kundschaft bescheren.
Im Fach Klavier ist die Warteliste bei der kommunalen/städtischen Musikschule in der Regel die längste. Wozu dann monatelang warten, wenn in räumlicher Nähe ein engagierter Privatlehrer sofort Kapazitäten anbietet?
 
Wer von euch kauft seine Klamotten von Trigema?

In Deutschland hergestellt, der Chef garantiert, daß die Kinder seiner Angestellten bei ihm später einen Job sicher haben.

Preislich noch unter der Kleidung von Edelmarken, die zu Hungerlöhnen unter prekären gesundheitlichen und sonstigen Bedingungen schön weit weg von unserem Blickfeld hergestellt wird.

Es ist nur leider kein so schönes bekanntes Logo drauf.
Die Produktion in Deutschland muß als einziger Faktor fürs Wohlfühlgefühl reichen, kein sonstiges (Marken)Prestige.

Mal als Denkanstoß für alle, die hier so schön (im eigentlichen Sinn des Wortes) argumentieren.

P.S.: Ich tue dies neuerdings.
 
Na und? Muss man sich daran orientieren, wie andere Leute handeln? Oder sollte man sich nicht daran orientieren, wie man selbst gern hätte, dass andere sich einem selbst gegenüber verhalten?
Ich wollte im wesentlichen darauf hinweisen, dass es eben keine Selbstverständlichkeit ist, Arbeitnehmern die Anfahrt zu bezahlen. Und das halte ich auch für völlig ok.

Es ist ein großer Unterschied - zumindest bei mir - zwischen dem, was ich gerne hätte und täte und dem, was ich mir leisten kann. Meine finanziellen Möglichkeiten sind nicht bemitleidenswert aber auch nicht unerschöpflich, und mein Glaube darin, ich könnte mit altruistischem Verhalten die Welt verbessern, ist mir schon vor längerem abhanden gekommen.

Ich kenne Deine finanziellen Möglichkeiten nicht, sie gehen mich auch nichts an. Aus Deiner Handwerkeranekdote schließe ich jedoch, dass Dir ein wenig das Gefühl dafür fehlt, was für andere Menschen viel Geld ist woraus ich wiederum schließe, dass Du mit ausreichend Einkommen und/oder Vermögen ausgestattet bist, Dir über fehlendes Geld nicht so viele Gedanken machen zu müssen wie viele andere Menschen. Das sei Dir gegönnt. Du solltest bei Deinen "Forderungen" an andere aber in Betracht ziehen, dass es für andere Menschen nicht ohne Weiteres möglich ist, für eine Dienstleistung mehr zu bezahlen als nötig ohne dafür an anderer Stelle sparen zu müssen.

Sollten meine Schlussfolgerungen falsch sein, so nehme ich sie zurück und behaupte das Gegenteil. ;-)
 
Und suhlt sich in seiner patriarchalischen Selbstgefälligkeit - im Betrieb wie Zuhause.

Was ändert das an der Sache?
Das ist ein reines ad hominem.

Wenn H&M, Polo Ralph Lauren oder welche Marken auch immer, sich schön grün waschen, sich nur über geschliffenes Marketing äußern, dafür aber massiv die Gesundheit der Mitarbeiter gefährden, die Umwelt verdrecken etc., dann ist das natürlich viel besser, als wenn ein kauziger Patriarch das umsetzt, von dem alle Anderen höchstens lamentieren.

Soll er seinen Laden lieber dicht machen? In Bangladesch fertigen lassen?
Oder sollen es andere ihm besser gleichtun, nur vielleicht Kulturwandel 4.0 mäßiger, feministischer?
Wo sind die Gründerinnen in dieser Hinsicht zu finden?

Oder können alle immer nur meckern?
 

Das lässt sich kaum verhindern, wenn ich bezug nehme auf deine Lobeshymne auf den Mann.

Wenn H&M, Polo Ralph Lauren oder welche Marken auch immer, sich schön grün waschen, sich nur über geschliffenes Marketing äußern

Dann ist das ihre Form des Marketing. Trigemas Marketing besteht aus dem "sozialen" Image. Ob jetzt Lifestyle oder Nachhaltigkeit, so verkauft man ein T-Shirt zum Mehrfachen der Billigkonkurrenz.

Soll er seinen Laden lieber dicht machen? In Bangladesch fertigen lassen?
Oder sollen es andere ihm besser gleichtun, nur vielleicht Kulturwandel 4.0 mäßiger, feministischer?
Wo sind die Gründerinnen in dieser Hinsicht zu finden?

Egal was er "soll", er wird weiterhin durch die Lande touren als Samariter mit dem eigenen Hubschrauber und Butler und ab und zu mal vor seinem eigenen Konterfei für die Presse posen, wenn sich mal wieder jemand für dieses frühkapitalistische Relikt interessiert. Er wird dank verfassungswidrigen Erbschaftssteuerrechts seinen Laden fast steuerfrei auf seine Erben übertragen können und ihnen damit die Möglichkeit zu lebenslangem, leistungslosen Luxus geben, solange der Laden noch nicht an seinem Anachronismus zugrunde gegangen ist.

Ob ich aber dazu einen infinitesimalen Beitrag leiste mit meinem Kleidungskauf oder stattdessen einen für die Dividendenausschüttung von Inditex, ist wohl kaum von Bedeutung.
 
Das lässt sich kaum verhindern, wenn ich bezug nehme auf deine Lobeshymne auf den Mann.



Dann ist das ihre Form des Marketing. Trigemas Marketing besteht aus dem "sozialen" Image. Ob jetzt Lifestyle oder Nachhaltigkeit, so verkauft man ein T-Shirt zum Mehrfachen der Billigkonkurrenz.



Egal was er "soll", er wird weiterhin durch die Lande touren als Samariter mit dem eigenen Hubschrauber und Butler und ab und zu mal vor seinem eigenen Konterfei für die Presse posen, wenn sich mal wieder jemand für dieses frühkapitalistische Relikt interessiert. Er wird dank verfassungswidrigen Erbschaftssteuerrechts seinen Laden fast steuerfrei auf seine Erben übertragen können und ihnen damit die Möglichkeit zu lebenslangem, leistungslosen Luxus geben, solange der Laden noch nicht an seinem Anachronismus zugrunde gegangen ist.

Ob ich aber dazu einen infinitesimalen Beitrag leiste mit meinem Kleidungskauf oder stattdessen einen für die Dividendenausschüttung von Inditex, ist wohl kaum von Bedeutung.

Mit der Haltung ist es auch scheißegal, ob man einen Klavierlehrer angemessen bezahlt, soll er doch ergänzendes Arbeitslosengeld 2 beantragen.

Der Typ mag zwar (Geschmackssache) eklig sein, trotzdem schafft er HIER Arbeitsplätze, mit allen rechtlichen und ökologischen Auflagen. Die Anderen, deren Verhalten deiner Aussage nach nicht schlechter ist, schaden der Umwelt (zusätzlich noch durch den Transportweg), der Gesundheit des Mitarbeiters und dem Standort Deutschland, indem sie hier niemandem Arbeit geben, außer im Handel.
 

Dann ist das ihre Form des Marketing. Trigemas Marketing besteht aus dem "sozialen" Image.

Das ist kein Marketing, das ist objektiver, tatsächlicher Unterschied.

Ob jetzt Lifestyle oder Nachhaltigkeit, so verkauft man ein T-Shirt zum Mehrfachen der Billigkonkurrenz.

Es gibt einen deutlichen Qualitätsunterschied zur Billigkonkurrenz.
Die Qualität übertrifft die einiger teurer Luxusmarken (die Stecken das Geld nämlich hauptsächlich ins Marketing, weniger in die Qualität, nehmen aber den gleichen Preis, nur für den Namen und das Marketing)
 
Der Typ mag zwar (Geschmackssache) eklig sein, trotzdem schafft er HIER Arbeitsplätze, mit allen rechtlichen und ökologischen Auflagen. Die Anderen, deren Verhalten deiner Aussage nach nicht schlechter ist, schaden der Umwelt (zusätzlich noch durch den Transportweg), der Gesundheit des Mitarbeiters und dem Standort Deutschland, indem sie hier niemandem Arbeit geben, außer im Handel.

Der Freihandel ist, trotz all der Verlierer, die er produziert, das Hauptfundament für den hiesigen Wohlstand. Als Nischenfüller funktioniert so ein Geschäft natürlich, als Blaupause aber nicht. Dass er hier Arbeitsplätze "schafft" - in Wirklichkeit also den Produktionsfaktor Arbeit nachfragt - hat auch noch einen ganz banaleren Grund: Weil ohne das "Made in Germany"-Siegel der Laden sein (nicht mal so richtiges) Alleinstellungsmerkmal verlieren würde.

Das ist kein Marketing, das ist objektiver, tatsächlicher Unterschied.

Möglich, bedürfte aber noch eines Beweises außer der Selbstdarstellung. Nichtsdestotrotz ist das Hauptinhalt des Trigemamarketings, weil das sonst ja keiner kaufen würde.
 
Hihi, es ist ulkig, wie reflexartig realiter positive Dinge so lange relativiert werden, bis sie doch irgendwie negativ wirken.

Wenn Jesus sich heutzutage hinstellen und Wasser in Wein verwandeln würde, würde ihm sicher von den einen eine raffinierte Marketingstrategie unterstellt, um neue Jüngerinnen und Jünger zu akquirieren, andere fänden es völlig unverantwortlich, weil die Ausgabe von Wein statt Wasser trockene Alkoholiker diskriminiere, und wieder andere würden mutmaßen, es handele sich um einen perfiden Trick, die Leute erst zu Alkoholikern zu machen und dann von ihrem zu prognostizierenden Leberleiden zur Selbstdarstellung als Wunderheiler profitieren zu können, und die paar Spötter, die noch übrig sind, würden verbreiten, seine Lehre sei so widersinnig, dass man sie nur im Suff ertragen könne. :lol:
 
@Barratt : Volle Zustimmung von meiner Seite. Ich habe aber auch Verständnis für die Kommentare von @Wiedereinsteiger123 , wenn man Wolfgang Grupp in jeder 2. Talkshow zu den Themen Arbeitsplätze, Handel oder Steuern seine Floskeln absondern hört;-). Da möchte man fast lieber den Schimpansen der Werbung sehen:-D.
 
wenn man Wolfgang Grupp in jeder 2. Talkshow zu den Themen Arbeitsplätze, Handel oder Steuern seine Floskeln absondern hört

Traurig, dass es wohl in D nicht mehr ausreichend Kandidaten gibt, die dessen Rolle auch einnehmen könnten.

(( Natürlich gibt's diese Kandidaten, doch eher nicht im "Konsumgüterbereich". Allerdings kenne ich keinen, der das "Modell Grupp" so konsequent verkörpert.))

Eigentlich juckt es mir in den Fingern, hier noch was zum Thema "Globalisierung" zu schreiben, doch wir sind ja hier im Klavierforum....:rauchen:
 
Der Freihandel ist, trotz all der Verlierer, die er produziert, das Hauptfundament für den hiesigen Wohlstand.

Daß es "uns" hier so gut geht, weil "wir" den Rest der Welt, einschließlich der Natur jeweils vor Ort, ausbeuten, ist ja gerade das Problem.

Die Naturen, die damit kein Problem haben, haben natürlich auch kein Problem damit, ihre Klavierlehrerin, ihre Putzfrau oder ihre Tischlerin auszubeuten.
 
Hihi, es ist ulkig, wie reflexartig realiter positive Dinge so lange relativiert werden, bis sie doch irgendwie negativ wirken.

Aber Barratt, wo steht denn bitte die Beweisführung geschrieben, dass dieses Ding realiter positiv ist?


Daß es "uns" hier so gut geht, weil "wir" den Rest der Welt, einschließlich der Natur jeweils vor Ort, ausbeuten, ist ja gerade das Problem.

Die Naturen, die damit kein Problem haben, haben natürlich auch kein Problem damit, ihre Klavierlehrerin, ihre Putzfrau oder ihre Tischlerin auszubeuten.

Das ist ein weiter Sprung. Das Vertragsverhältnis mit einem Klavierlehrer ist zwischen zwei Personen aushandelbar - theoretisch, meines Wissens ist es eher üblich, dass der Klavierlehrer einen Preis nennt, den ich akzeptieren kann oder auch nicht - das Wesen des globalen Kapitalismus aber nicht. Ob ich mich nun auf die Stufe des moralisch Empörten stelle und für mein gutes Gewissen Fair Trade kaufe oder nicht, ändert an diesen Gegebenheiten rein gar nichts. Was mir dann nur abgeht ist die Möglichkeit den Zeigefinger auf andere richten zu können.
 

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