Besonnenheit...
Hallo Gowenna,
anders als manche anderen halte ich es durchaus für sinnvoll, deinen Kauf ganz bedachtsam zu checken.
1) In der Tat, 1800 Euro sind kein hoher Händlerpreis. Bei eBay hättest du dieses Klavier zwar womöglich für 300-800 bekommen, aber ohne alle irgendwie geartete Sicherheit und sonstigen Komfort. So gesehen ist deine Ausgangslage erstmal gar nicht schlecht.
2) Das Klavier ist zweifellos viel älter als 40 Jahre. Bauartmäßig sieht es nach vor-dem-ersten-Weltkrieg aus. Aber das ist ja nicht schlimm. Was ich sehen kann, sieht nach gutem Klavierbau bis in die Details aus. Und wenn die Grundsubstanz prinzipiell noch "steht", lässt sich damit was anfangen.
3) Ob die Hammerfilze wirklich neu sind, wage ich zu bezweifeln. Fotos blenden da manchmal ein bisschen. In jedem Fall sehen sie einigermaßen gut geformt aus. Ob sie insgesamt genug Filz haben, insbesondere im Bass, ist deinen Fotos nicht sicher zu entnehmen.
4) Wesentlich deutlicher zu erkennen meine ich, dass die Wirbel des Klavieres bereits erneuert sind. Und wenn der Stimmstock haltbar ist und die Saiten (ob neu oder alt) sich auf die richtige Simmhöhe stabil einpegeln lassen, dann ist das alles zusammen auf jeden Fall gut. Denn schon allein für ein notwendige Neubewirbelung, ggf. incl. Besaitung, kannst du deinen gesamten Anschaffungspreis und mehr aufwenden.
5) Schimmel im Klavier ist nicht schön. Geringfügiger Ansatz lässt sich aber einigermaßen mühelos beseitigen und kommt auch bei sorgsam gesteuerten Klimaverhältissen nicht wieder.
6) Die gesamte sichtbare Substanz deines Klavieres, von deinen Fotos her, ist irgendwie ganz normal für ein altes Klavier und erstmal kein Grund, den Stab darüber zu brechen. Es gibt Klaviere, die blinken und blitzen, aber bei jedem Akkord fliegen die Ohren weg, bei jedem Lauf brechen die Finger ab, und bei jedem Streichen über irgendein Holzbauteil (falls vorhanden), zieht man sich mindestens fünf Splitter in die Haut. Man kauft sie wegen des "unschlagbaren Preis-Leistung-Verhältnisses"... aber fährt man damit wirlich gut? Bestimmt nicht.
Mein Tipp: Such dir einen vertrauenswürdigen unabhängigen Fachmenschen in deiner Nähe (oder der/die in deine Nähe kommt) und lass den/die was zu deinem Klavier sagen. Wenn dabei herauskommt, dass du mit weiteren ca. 1000 Euro, also mit einem Gesamt-Etat von 3000 Euro incl. allem, ein auf Dauer wohlklingendes und gut spielbares Instrument zu Hause hast, dann ist das m. E. vertretbar. Wenn nicht, dann wäre Rückgabe anzuraten, oder Wertminderung oder Tausch oderoder. Aber auch dabei wird dir dann die Fachperson helfen.
Gruß
Martin
PianoCandle