Flügel besser/schöner machen

fisherman

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Liebe Leut'; die meisten wissen ja um meinen Beruf und seit ich (dank dieses Forums) Hardware-addicted bin, treibt mich die Frage um: Wie kann man Flügel verbessern? Sei es optisch, sei es funktional. Ein Flügel ist so ein ausgereiftes Instrument, dass es sehr schwer ist, hier neue Wege zu beschreiten, ohne zu verschlimmbessern. Natürlich kann man "Designlinge" produzieren, wie man in der Art Case Collection von S&S (meist gruselig) sehen kann oder aber mit Porsche-Design (Bösi) die Tradition infrage stellen. Da möchte ich nicht hin.

Mir geht es um kleine, sinnvolle oder auch bloß schöne Veränderungen, ohne mit der Tradition zu brechen. Angefangen von der Bleistiftmulde rechts am Spieltisch über schalldurchlässigere Notenpulte bis zur eventuellen Vorliebe für die 90-Grad Kante der NY-S&S. Schreibt hier alles rein, was ihr gerne haben möchtet. Einen zweiten, motorisch betriebenen Deckel UNTER dem Resoboden (geiler Effekt ;-))? Rot als Standardfarbe? Champagnerglashalter? Schlankere Rims? Lasst Eurer Fantasie freien Lauf! Brainstorm! Nix ist zu verrückt oder zu normal!

Weshalb Ihr das tun solltet? a) aus Spass an der Freud; b) denke ich, dass hier auch Klavierbauer mitlesen und so Eure Ideen/Wünsche vielleicht bald Wirklichkeit werden und c) hoffe ich, dass ich eines Tages noch einen Flügel gestalten werde und dann verspreche ich, dass ich liebend gerne auf Eure Gedanken, auf Eure "Schwarmintelligenz" zurückgreifen werde.

Und - nein, ich zahle nix dafür! ;-)

Jetzt bin ich gespannt.
 
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Nachdems auch in meinem Profil steht, mache ich kein Geheimnis draus: Designer - und zwar einer der letzten Saurier = Generalist (mit ausgeprägt strategischer, langfristiger Ausrichtung - somit das Gegenteil vom Klischee-Werbefuzzi). Mit anderen Worten: Ich bin der Anwalt der Kunden meiner Kunden.
 
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Schreibt hier alles rein, was ihr gerne haben möchtet.

Ich fang mal bei der Peripherie an, der Beleuchtung. Desiderate (a) funktional: ordentliche Befestigung / Standsicherheit, gleichmäßige Ausleuchtung des gesamten Notenpults, regulierbare Helligkeit (Blindfische wie ich brauchen z.B. zum Üben fokusierbares Licht); (b) ästhetisch: weg vom Pseudomessing-Monstrum, Herstellung von ästhetischer Einheit mit dem Instrument (was natürlich auch Kontrast heißen kann: laß Dein Hirnkastl brummen!).

Grüße,

Friedrich

Ach ja, gleich nochwas: eine technisch wie ästhetisch befriedigende Lösung für die Stangerlwirtschaft hinter der Lyra ...
 
Design, das ist ja ein weites Feld. Fisherman, ich stimme zu: die sogenannten "Design"-Instrumente sind meist abgrundtief hässlich und bestenfalls gewöhnungsbedürftig. Ich denke es geht bei einem Instrument ja in erster Linie um Klang und Funktion, und beides hat sicher einen sehr hohen Stand erreicht. Sonst ist es meist besser, wenn die Dinge von der (handwerklichen) Notwendigkeit her gestaltet werden. Das Einzige, was ich in dieser Hinsicht von alten Flügeln her schätze und an neuen vermisse sind die ausziehbaren Bretter (Kerzenhalter) beiderseits des Notenpults. Vielleicht eine Spielerei, aber gut für Champagnergläser ;)

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
also ich habe vor in einen flügel küken einzubauen. die gaaanz kleinen, die man als osterndeko verwendet. mit einem dünnen federdraht auf die dämpfer montieren, so dass sie beim spielen hochspringen. muss sicher lustig dein! :D
und ein (sinnvolles) pedal zum umblättern!
und einen bit gold gesponnenen bass... bin sehr neugirig wie so was klingt.
und eisenrahmen die nicht goldig sind....

lg
emm
 
@RUdl, PN folgt. Will meinen eigenen Fred nicht zumüllen.
 
Da mir bei meiner kürzlichen Flügel-Such-Odyssee zwei seltsame Modelle untergekommen sind, möchte ich die hier mal vorstellen:

Nordiska
nordiska.jpg


Pearl River
pearlRiverGrand.jpg


Beide beäugte ich erst mit einem Schmunzeln. Den Nordiska schon vor etwa 3 Jahren bei einem recht großen Händler in Hamburg, da erspähte ich ihn im Schaufenster und ging mal rein zum Testen.
Siehe bzw. höre da... gar nicht schlecht das Teil, zumindest klanglich für meinen Geschmack und den übersichtlichen 165cm. War echt überrascht. letzten Monat, wo ich dann ernsthaft nach einem Flügel suchte, siehe da, das Teil hat sich als Ladenhüter entpuppt, steht da immer noch. Ich also rein, nochmal getestet und höre da... immer noch gar nicht schlecht das Teil. Ich muss ehrlich sagen, wenn der nicht so einen abgefahrenen Preis dafür hätte haben wollen, das wäre definitiv ein Favorit gewesen. Leider hat er dieses Instrument immer noch als "neu" angepriesen, auch wenn die Jahre nicht spurlos vor allem am Plexi vorbeigegangen sind (spröde, rissig). Der wollte immer noch 11tausend haben oder 9tausend und mein fast neues Y Silent B2 dazu. Also für so 7 tausend wäre der Preis ganz OK gewesen. Also, wenn er nicht gestorben ist, steht der Exot noch immer da... (lt. website tut er das)

Den Vorführ-Pearl River (immerhin fast 2 meter) fand ich in Kiel bei einem Händler mit großer Auswahl an Flügeln, wo ich letztendlich auch meinen Kawai auswählte. Der PR hat schon ein gewagtes Design, aber auch (oder deswegen) einen fairen Preis von 7,5 kilo Euro. Da er designtechnisch gar nicht mit den Vorstellungen meiner Freundin vereinbar war, testete ich ihn eigentlich auch nur spaßeshalber an. Und höre da... gar nicht schlecht, das Teil. Ich bevorzuge einen drahtigen, brillianten Klang und der war wirklich (fast zu) scharf im Sound, einen echt beeindruckenden Bass. Ich war sofort hin- und hergerissen... überlegte, ob man das Teil von Perlmutt auf Schwarz umlackieren könnte, damit der nicht ganz so exotisch daherkommt. Ich sprang immer wieder zwischen dem (deutlich teureren) Kawai und dem PR hin- und her aber letztendlich "durfte" ich ihn ja eh nicht nehmen. Rein von Sound her war der aber für meinen Geschmack echt klasse. Und der Preis lockte ebensosehr. Der hat durch seine merkwürdige U-Form einen im Vergleich zu anderen gleich langen Flügeln relativ großen Resonanzboden, was vielleicht eine Rolle gespielt hat. Jedenfalls für MEINEN Geschmack, haben sich diese Teil-Plexiglaskisten aus China gar nicht so schlecht gemacht. Hätte ich den Platz und die Kohle, einer von beiden wäre zusätzlich ins Haus gekommen, wahrscheinlich der PR. Hätte ich die Kohle und weniger Platz, dann der Nordiska. Mir ist aber auch aufgefallen, dass der PR beim Spielen etwas wackelig auf seinen Beinen stand. Zumindest bewegte sich der ganze Flügel leicht... Chinesische Qualitätsarbeit halt oder normal? Keine Ahnung...

Da aber der Absatz solcher Desginwagnisse offensichtlich nicht so glatt läuft, dürften die wohl immer noch da stehen. Oder ich habe einfach eine grottenschlechte Vorstellung von gutem Klang und deswegen werden die nicht verkauft. Würde mich mal interessieren, wie andere die beiden bewerten. Ich muss aber dazu sagen, dass ich zu der Zeit aus der Digitalpiano-Szene stammte und somit sehr wahrscheinlich deutlich weniger Anspruch an ein akustisches Instrument erhoben habe als altgefahrene Pianisten. Kann sich inzwischen geändert haben, muss mal wieder hin und testen aber da ich den Nordiska 3 Jahre später immer noch klasse fand... na, wer weiß. Hatte aber auch einen frisch restaurierten 1937er O-Steinway und einige andere neuere, wirklich hochwertige Flügel dort getestet und die waren mir teilweise zu langweilig weich und gedämpft, als wenn die Socken um die Hämmer gewickelt hatten ;-). Der O-Steinway von meinem Klavierlehrer dagegen ist für mein Gusto spitze (weil drahtig-scharfer Sound).

So, das nur mal nebenbei... :-)
 
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Würde mich mal interessieren, wie andere die beiden bewerten.
Lieber Schlieduecker, die beiden sind so grottenhässlich, dass sie klingen können, wie sie wollen. Ich wollte hier eigentlich keine Zwischnstatements abgeben, aber hier bleibt mir keine andere Wahl, weil sonst der faden in eine nicht von mir angedachte Richtung läuft.
Ich sage ja schon, dass ich Designstudien wie die von Porsche oder Audi als Designlinge bezeichne. Die verqueren Versuche von Nordiska und was-weiß-ich rangieren noch weit darunter - sie sind unbeholfene, unprofessionelle Make-ups.

Ein Flügel ist ein würdevoller (!!!) Klassiker in seiner Urform, vergleichbar z.B. einem Frack. Wenn nun ein Mode-Designer den Frack "modernisieren" will, muss er sehr behutsam vorgehen, an winzigen Details kleine, aber signifikante Änderungen vornehmen, um das antiquierte Kleidungsstück in die modische Gegenwart zu befördern. Keinesfalls darf er dem Frack einem Leopardenkragen umlegen oder den Frack aus pinkfarbenem Samt schneidern. Das mag dann witzig sein (a la Nordiska) oder peinlich - egal; es ist dann kein Frack mehr.

Ich beschäftige mich nun schon viele Monate mit dieser Frage und seitdem ist mir nur ein EINZIGER Flügel untergekommen, der ansatzweise in die Richtung geht: Der "Tricentennial" von Dakota Jackson (wobei ich die geschwungenen Deckelstütze grauslich finde). Ich hab den Flügel leider noch nie im Original gesehen - da sieht dann manches sicher anders aus. Frische Form, ohne mit der Tradition zu brechen.

Könnta ma guckn hier: Tricentennial - Steinway & Sons
 
Also, nochwas - Notenpult. Das ist heutzutage meist nur irgendein Brett. Vor 100 Jahren steckte dagegen viel filigrane Handwerkskunst in ihnen. Nun kann ein moderner Flügel natürlich nicht zurück zu Jugendstil- oder Belle-Epoque-Spielereien, aber etwas sollte sich doch tun lassen. Vielleicht mit Holzgitter und Gitteröffnugen nach dem Goldenen Schnitt experimentieren?

Ich frage mich außerem, ob man nicht, selbst wenn die Dinger nie gebaut werden sollten, mal prinzipiell Stilstudien für Flügel machen sollte, die in bestimmte Räume gehören. Du erinnerst Dich vielleicht an unsere Diskussion um den Steingräber-Uzon-Flügel, von dem Du gesagt hast, er sehe aus, wie für eine protestantische Kirche entworfen (was er tatsächlich war): da hast Du die Illustration meiner Fragestellung. Also, sei auf der Lauer, ob die Pläne für den Saal im Dt. Museum sich materalisieren und sei dann mit einem Entwurf für das passende Instrument zur Stelle.

Grüße,

Friedrich
 
Danke, Agraffentoni! Der "125th Anniversary" fällt für mich auch unter "Make-up", sozusagen Frack mit "Rallystreifen" in Satin ;-) Übrigens: Die ganzen "Designversuche" bei S&S kommen aus den USA - nur beim "Tricentennial" durften die Hamburger mitreden. Das merkt man.

Die Stichworte für mich sind: Würde. Eleganz. Charisma. Respekt. Wert.

@ Sla019: Notenpult - dass da nix passiert, kapier ich auch nicht. Statt dessen macht der eine Hörnchen dran und der andere Eselsohren...
 
Hallo Fischi,
wie siehst Du dann die Veränderungen bei den neuen Yamahas (CF-Serie oder die geringfügigen Änderungen am Notenpult des C3XA).

Gruß,

Wolf (der von Design Null ahnng hat!)
 
CF-Serie: Wenn ich keine Veränderungen sehe, sieht sie Otto Normalverbraucher auch nicht. Ist für mich immer noch der normale "alte" Flügel. Lasse mich gerne auf Besonderheiten hinweisen!

Notenpult: Grauslich. Was sollen die Grifflöcher? Zum Transport? Schalltechnisch bringen die wenig. Da haben andere Hersteller (Steingraeber, Feurich) bessere (historisierende) Pulte als Option.

Danke für den Hinweis, Pille!
 
Von Gibson gab es mal E-Gitarren, die sich automatisch selbst stimmen können - das wäre beim Piano auch eine erfreuliche Innovation: immer ein gestimmtes Instrument und bei Bedarf alternative Stimmungen.
 

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