Bevor man über Befeuchtungsmaßnahmen nachdenkt, sollte man erstmal den "Ist-Zustand" analysieren. Also als erste Maßnahme stellt man ein Hygrometer sowie Thermometer auf und überwacht die Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit. Im Sommer sind bei uns in Deutschland Werte zwischen 60 und 70% rel. Luftfeuchtigkeit weit verbreitet und im Winter (je nach Heizung) 40% und darunter. Zu viel Luftfeuchtigkeit schadet dem Instrument, weil dann die Metallteile (Saiten) rosten bzw. Achstuchungen quellen und die Mechanik schwer läuft. Zudem sind manche Schmierstoffe (z.B. Graphit) hygroskopisch und führen dann eher zur Hemmung als dass sie schmieren. Zu viel Trockenheit führt wiederum zum Auftreten von Spannungsrissen in Resonanzböden und Stimmstöcken, bzw. die Wirbel sitzen dann oft zu locker (besonders bei alten Instrumenten). Kritisch sind hierbei aber nur Werte von deutlich unter 40%. Wenn man es also schafft, das Klavier ganzjährig im Bereich zwischen 40% und 60% zu halten, dann hinterlässt dieser Schwankungsbereich zumindest keine dauerhaften Schäden, nur leichte Verstimmungen, die man aber durch zweimaliges Stimmen (nach Einsetzen der Heizperiode und nach Ende der Heizperiode) ausgleichen kann. Meistens macht sich diese Verstimmung am deutlichsten im Übergang zwischen Blankbezug und Bassbezug bemerkbar.
Schlecht sind Standorte direkt neben dem Heizkörper, oder Fußbodenheizung. Zumeist wird man dann auch Luftfeuchtigkeitswerte von 30% oder noch niedriger messen können.
Gegen zuviel Luftfeuchtigkeit im Sommer hilft ein Raumentfeuchter. Im Winter kann man zu große Trockenheit oft schon dadurch reduzieren, dass man nicht so stark heizt (18°). Sonst hilft es auch, täglich ein feuchtes Handtuch auf den Heizkörper zu legen (meist hat man ja zwei oder mehr Heizkörper zur Verfügung). Wenn man die Luftfeuchtigkeit dabei um 40% stabilisieren kann, muss man sich keine weiteren Sorgen machen.
Den "Befeuchtungsstäben" fehlt genau diese "Eigenintelligenz", also nur dann Feuchtigkeit abzugeben, wenn es benötigt wird. Zumeist werden diese Stäbe eingebaut ---- und vergessen. (Wenn ich mal einen solchen Stab im Klavier sehe, dann ist er immer furztrocken). Ein DampChaser ist eine feine Sache, denn hier wird alles elektronisch geregelt, aber man muss auch für Wartung sorgen und das System muss natürlich angeschlossen sein.
Der Vorteil der von mir beschriebenen Methode ist: Man wiegt sich nicht in trügerischer Sicherheit, sondern weiß, dass man das Raumklima überwachen muss, um für das Instrument gute Bedingungen zu schaffen.