Etwas Kammermusik von Bach

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Refrather

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6. Okt. 2014
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Hallo,

vor wenigen Wochen habe ich den ersten Satz aus Johann Sebastian Bachs Lautensuite in c-Moll (BWV 997) in einer Bearbeitung für Flöte, 2 Violinen und Basso continuo aufgenommen (Arrangeur Prof. Diethard Hellmann). Das Video entstand bei der Sommerakademie für Alte Musik im Juli 2015 im Kloster Michaelstein. Ich spiele das Cembalo.



Viele Grüße,
Frank
 
Hallo Rolf,

das Cello ist in diesem Fall eine Viola da Gamba und ist ganz offiziell als Basso continuo dabei. Die Gambistin wirkt als Continuo-Spielerin, sie spielt also die Basslinie, die ich auch mit der linken Hand spiele.
 
Oh, wie toll!
Was sind das für Leute, die an dieser Akademie teilnehmen? Amateure? Profis? gemischt?
 
Die einwöchige Sommerakademie für Alte Musik im Kloster Michaelstein wurde von Musikstudenten, Orchestermusikern, Musiklehrern und Laien (wozu ich gehöre) besucht. Zwei Schülerinnen, die einen Landeswettbewerb in "Jugend musiziert" gewonnen hatten, waren auch dabei. Sechs Professoren und Dozenten der Musikhochschule Weimar unterrichteten 22 Kursteilnehmer (Einzelunterricht im Hauptfach, Ensembleunterricht und Barocktanz). Ich erhielt zwei Stunden Einzelunterricht (für Cembalo), fünf Stunden Unterricht für Duo-Cembalo, vier Stunden Ensembleunterricht und acht Stunden Barocktanzunterricht. Beim Abschlußkonzert der Kursteilnehmer (etwa 80 Zuhörer) spielte ich zusammen mit einer Kursteilnehmerin den 2. Satz aus Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Cembali in C-Dur (BWV 1061). Es war mein erster Konzertauftritt. Der Kurs war ein absoluter Traum!
 
Das klingt wirklich traumhaft. BWV 1061 mag ich auch sehr gern, ich kann mir vorstellen, dass das eine tolle Erfahrung war, solch einen Intensiv-Unterricht zu bekommen und dann auch noch im Konzert spielen zu dürfen. Beschäftigst Du Dich schon länger mit alter Musik? Deinem Nutzerbild nach hätte ich Dich jedenfalls nicht für einen Cembalisten gehalten...
 
Ich habe in der Tat einen Faible für Barockmusik. Mit dem Klavierspielen habe ich vor etwas mehr als einem Jahr nach langer Pause wieder begonnen. Im Frühjahr erwarb ich ein Spinett, um Bachs Inventionen, Präludien und Fugen auf dem Tasteninstrument zu spielen, das Bach im Gegensatz zum heutigen Klavier kannte. Kurz darauf hatte ich die Möglichkeit, an einem ersten Kurs für Barock-Kammermusik teilzunehmen. Dort konnte ich bei Sätzen aus den Brandenburgischen Konzerten und der Orchestersuite in C-Dur von Bach am Cembalo mitspielen. Zwar war es mir nur möglich, die Basslinie mit der linken Hand zu spielen, aber angesichts weiterer Continuospieler (Fagott, Cello) und einer großen Besetzung war dies für den Moment ausreichend. Bei diesem Kurs habe ich viele Instrumente kennengelernt, in wechselnden Besetzungen am Cembalo begleitet und bin so in die Welt der Kammermusik eingetaucht. Für die Sommerakademie für Alte Musik habe ich dann das Doppelkonzert (2. Satz) und die Suite (siehe Video) vorgeschlagen und gut eingeübt. Das Doppelkonzert BWV 1061 habe ich nicht nur wegen seiner Schönheit gewählt, sondern auch aus dem Wunsch heraus, ein konzertierendes Cembalo zu spielen. Denn der übliche Part für den Cembalospieler ist ja in der Barockmusik der Basso Continuo, also eine Begleitstimme, die hauptsächlich harmonisch geprägt ist. Den Möglichkeiten des Cembalos wird dies meines Erachtens aber nicht gerecht und vielleicht hat Bach deshalb die Gattung Cembalokonzert erfunden. Endlich befreit sich das Cembalo aus seiner einengenden Rolle und brilliert als mehrstimmiges Soloinstrument. Obwohl ich nur ein Laie bin, sehe ich mich bei weiteren Kursen in der Rolle eines konzertierenden Cembalisten in einem Ensemble. Daher habe ich jetzt angefangen, das Doppelkonzert BWV 1060 in c-Moll einzuüben. Tatsächlich war es bei der Sommerakademie so, dass die besonders geübten Basso Continuo-Spieler sich mit der Rolle des Begleit-Cembalisten abgefunden haben, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Denn keiner von ihnen hat ein Cembalokonzert vorgeschlagen, um einmal einen Solopart zu spielen. Andere Instrumentalisten haben ihre Solorollen sehr wohl genossen, besonders auch im Abschlusskonzert. Als ich dann die ersten Takte des Doppelkonzerts vortrug, erklang zum ersten Mal bei dieser Sommerakademie ein konzertierendes Cembalo und es lastete ein gewaltiger Druck auf mir, da ich mich jetzt daranmachte, den Solisten-Stars Konkurrenz zu machen. Schon bei der Generalprobe hatte ich gesehen, dass das Stück verblüffte. Das Konzertprogramm zeichnete mit zahlreichen Stücken die Entwicklung der Barockmusik nach, und so wie Bach damals die Zuhörer mit einem neuartigen Konzerttyp konfrontierte, lag es jetzt an mir, im Vergleich zu allen anderen Stücken mit Cembalobegleitung, die Geburt des Cembalokonzerts noch einmal nachzuvollziehen. Ehrlich: mir haben die Knie gezittert. Mir war schlagartig klar, dass nur der beste Cembalospieler des Kurses hier hätte sitzen dürfen. Würde es mir und meiner Duo-Partnerin gelingen, das ruhige und fehlerfreie Spiel der Generalprobe zu wiederholen? Die schwierigen Stellen haben dann alle geklappt, aber mir sind kleine Patzer unterlaufen. Meine Duo-Partnerin hat toll gespielt und ich hoffe, dass wir den Zuhörern die Schönheit des Werkes vermitteln konnten.
 
Tatsächlich war es bei der Sommerakademie so, dass die besonders geübten Basso Continuo-Spieler sich mit der Rolle des Begleit-Cembalisten abgefunden haben, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Denn keiner von ihnen hat ein Cembalokonzert vorgeschlagen, um einmal einen Solopart zu spielen.

Hi Refrather,

Der Grund hierfür könnte sein, dass geübte Cembalisten ihre Cembalokonzerte auch woanders einstudieren und spielen können, und dass sie sich extra bei diesem Kurs angemeldet haben, um ihr Generalbassspiel (Spielen nach Ziffern) zu trainieren.
 

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