Estonia-Flügel

Vielen Dank @OE1FEU für die Videos. Leider ist der Ton bei der letzten Aufnahme extrem leise, aber man kann erahnen, wie es klingt. Indrek Laul ist ein sehr feiner Pianist. Die Kombi aus Pianist und erfolgreichem Unternehmer ist einfach phänomenal.

Es ist schade, dass nur ernsthafte Interessenten die Flügel in der Klavierfabrik in Tallinn anspielen dürfen. Als Europäer hat man nicht viele Möglichkeiten, unverbindlichen Einblick in diese Instrumente zu bekommen. Dadurch bleibt die Marke Estonia eine Art Geheimnis.

Umso mehr nochmals vielen Dank für die Einblicke, die Du uns gegeben hast. :super:
 

Ja, die Aufnahmen sind extrem leise. Schade. Ich denke, Du hast es deutlich zu leise ausgesteuert.

Ich bin ja ein Fan von Estonia-Flügeln und besitze selbst 2 vom selben Jahrgang, die allerdings extrem unterschiedlich klingen. Aber das liegt am Jahrgang 1987, da war wohl noch eine kommunistisches Arbeitsmoral am Werk. Dennoch gute Instrumente, teilweise sogar sehr gut, nachdem ich ihnen eine technische Überholung angedeihen ließ.

Nun ist es wieder so weit. Nach dem Wasserschaden möchte ich auch den Hammerfilz des zweiten Flügels erneuern. Der erste bekam den Naturfilz von Abel, der allerdings zu weich (Obertöne) ausgefallen ist.
Nun, welchen Filz sollte ich bei Abel nehmen, ich möchte das Beste, wenn ich es bekomme.

Hat einer einen Tipp?

Ich habe diesbezüglich das Werk in Tallin angeschrieben und um Rat gefragt, aber leider keine Antwort erhalten.
 
Der erste bekam den Naturfilz von Abel, der allerdings zu weich (Obertöne) ausgefallen ist.
Nun, welchen Filz sollte ich bei Abel nehmen, ich möchte das Beste, wenn ich es bekomme.

Mit welchem finanziellen Aufwand war das denn verbunden bei deinem Estonia?
 

Bei mir etwa 1800.- bis 3000.- Euro.
Die tieferen Töne klangen bei beiden nicht. Beim Einen konnte man es aufschaukeln und wieder herstellen, beim anderen müssen die tiefen Saiten ersetzt werden. Auch sind bei einem Flügel die Hämmer in der absoluten Tiefe und Höhe nicht ganz richtig eingeleimt worden (nach dem Motto, "Braucht man ja eh nicht"). Wenige mm lösen das Problem. Das Problem haben allerdings oft auch andere Flügel.
Ansonsten technische Einstellungen und Intonation wie üblich.
 
Ich habe die Tonspur des letzten Videos überarbeitet, also normalisiert, jetzt sollte es sich einigermaßen gut anhören. Zur Erklärung: Ich habe neue Mikrofonkapseln bekommen, die anscheinend weniger Output bringen als das andere Paar. In dem Modus wie ich ihn bei der Olympus Kamera nutze, werde die Mikrofonvorverstärker der Kamera und weiteres Manipulieren (Komprimieren, de-noising etc.) umgangen, daher kann man nicht aussteuern, sondern muss das bei der Nachbearbeitung machen. Done.

 
Guter Flügel! Macht im Forte schön auf und bleibt jederzeit souverän bei guter Tonlänge.
 
Mir gefällt der Klang auch sehr gut. Leider ist der Klang im Video immer noch sehr leise. Aber eine Ahnung von der Klanggewaltigkeit bekommt man ;-).
Außerdem finde ich das Stück und die Interpretation durch Herrn Laul gigantisch schön. Kannst Du ihm gerne ausrichten.:super:
 
Oh Gott, wenn ich Estonia lese....
Beim internationalen Amateurwettbewerb in Petersburg hatten sie genau so ein Folterinstrument stehen. Ich habe den Flügel vom ersten Moment an gehasst! Da wäre jeder Yamaha angenehmer zu spielen gewesen. Ein Vergleich mit Fazioli und Steinway ist jedenfalls völlig daneben.
LG,
NaMu
@ Nachtmusikerin

Leider sind die Flügel von ESTONIA in unseren Breiten so rar,
sodaß ich nur einen Flügel M190 von 2006 probieren konnte.

Ich war in der Tat sehr begeistert und hatte zum Vergleich
Flügel von Steinway, Bösendorfer und anderen Herstellern.

Klangfarben, Spielbarkeit und Qualität brauchte sich nicht
zu verstecken.

Daß ich denn keinen ESTONIA gekauft habe, hat zwei Gründe:

Ich hätte jedoch gerne einen Model210 gehabt, den ich mir
in Tallin gerne ausgesucht hätte. Corona mit den Reisebe-
schränkungen kam dazwischen.

Und beim Händler stand ein großer FAZIOLI, der heute bei
mir steht. Hätte ich mich nicht in diesen Flügel verliebt, wäre
es doch ein ESTONIA mit Wartezeit geworden!

Ich persönlich würde jedem Interessierten ans Herz legen
einen ESTONIA, nach der Umstrukturierung hergestellt,
auszuprobieren, wenn man einen findet.
Für seinen Preis (der 190er für ca. 20.000 € gebraucht) ist
der Flügel unschlagbar. Sogar der Eigenimport ab Werk
eines neuen Flügels könnte eine Option sein.

Ich find's bedauerlich, daß es keinen deutschen Import gibt.
 
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View: https://www.youtube.com/watch?v=_OZ9oo2AOPs



Ich habe gestern ein Estonia angespielt und war etwas erstaunt. Einerseits war die Mechanik nicht so flexible (Triller) wie bei Steinway, andererseits war er recht romantisch, aber auch für Bach angenehm.
Diesen würde ich auch nicht mit Steinway vergleichen (obwohl ich da auch schon schlechte angespielt habe), dennoch was mich erstaunte, ich hatte große Lust darauf zu spielen. Ich hätte noch stundenlang weiter spielen können.
Was mir fehlte, ist dieses was man mit durchsichtig nennen könnte und eine lebendige Geistigkeit durchscheinen lässt. Ich hatten vor 1 Jahr noch einen großen Yamaha, der dies auch nicht hatte, (war wieder ganz anders), habe ihn dann regelrecht verscherbelt. Weiß aber, es gibt ganz andere Yamahas.

Das Thema Estonia ist sehr neu für mich, erinnert mich ein wenig an Fazioli, die mir damals als sie aufkamen viel zu klar und steril klangen. Aber anders steril als jetzt Estonia. Nachdem aber an den Faziolis in München anders intoniert und gearbeitet wurde, gefallen mir inzwischen auch Faziolis.

Was man an Estonias alles rausholen kann, weiß ich nicht, weiß nur vom lesen, dass so einige hiesige Klavierbauer diese Instrumente nicht unproblematisch sehen, was die Beeinflussung angeht. Eben irgendwie ein völlig anderes Instrument, wie die Menschen in Estland eben.


Man könnte hier ein neues Thema aufmachen:

Instrumentenvergleich auf youtube


Ich sehe diese youtube-Filme sehr kritisch.

Da machen Laien Videoaufnahmen mit denkwürdigen Equipment,
es wird mehr auf Bild denn auf Ton (um den es geht) geachtet,
und dort, wo das schönere Bild einzufangen ist, ist meist nicht der
richtige Platz für das/die Mikrofon/e.

Dazu kommt noch die Frage, in welchem Zustand die Instrumente
sind. Ich habe schon Videos gehört, wo die Flügel sicher länger als
ein halbes Jahr nicht mehr gestimmt wurden.

Neben relevanten Akustik des Aufnahmeraums ist auch die Auf-
stellung der Mikrofone bedeutend. Damit kann man den Klang
eines Flügels massiv gestalten.
 
Wie bei vielen Produkten aus der Vorwendezeit gab es meist ein gravierend besseres Qualitätsniveau bei Instrumenten, die geplant explizit für Kompensationsgeschäfte/Export gebaut wurden. Da lohnt sich die Suche.
 
Soweit ich weiß, begann die Modernisierung der Produktion bei Estonia um die Mitte der 1990er Jahre, nachdem Estland unabhängig wurde. Seitdem wurden Materialien und Techniken verbessert, was die Qualität deutlich gesteigert hat. Besonders ab ca. 2000 wurden die Flügel international konkurrenzfähig und bekamen viel Lob, vor allem in den USA.
 
Die Neuschaffung von Estonia aus der russischen Konkursmasse ist die einzigartige Arbeit von Dr. Indrek Laul, Pianist und Unternehmer, der - neben der Neugestaltung der Konstruktionen und der Fertigung - die Marke mit extremem persönlichen Einsatz in den USA promotete.
 

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