Troubadix
Dorfpolizist
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Hallo!
Nach zehnjähriger Existenz als Autodidakt war es heute nun endlich soweit, dass ich meinen ersten Klavierunterricht bekam. Ich möchte euch erzählen, wie es mir dabei gegangen ist.
Nun ja, in meinem Vorstellungsthread habe ich ja mal erwähnt, dass ich vor zirka zwei Jahren bereits einmalig „Unterricht“ hatte und diesen eher negativ erlebt habe. Das ganze ist damals so abgelaufen, dass ich erst irgendwas vorspielen sollte. Ich spielte den ersten Satz aus Beethovens 28. Sonate. Leider war ich ziemlich nervös, ich kam mit dem Klavier (es war wirklich schlecht) nicht zurecht, hab mich ziemlich oft verspielt und musste öfter einen Abschnitt erneut beginnen, es war also keine berauschende Leistung. Trotzdem wurde ich in den höchsten Tönen gelobt und mir wurde sogar eine gute Technik bescheinigt! Glaubt mir, ich bin keineswegs sonderlich bescheiden und verfüge über eine recht gute Selbsteinschätzung. Meine Technik war und ist bescheiden und ungerechtfertigte Streicheleinheiten mag ich nicht! Der Unterricht lief dann so ab, dass mir nur gesagt wurde „Hier ein bisschen lauter, dort ein bisschen schneller und hier ein bisschen lockerer, du machst alles so super...“ Das hat mich nicht sonderlich weitergebracht und nach drei Stunden hab ich aufgegeben, weil mir mein Geld zu schade war. Soweit zur Vorgeschichte, nun zur gestrigen Stunde.
Nach einem mühsamen Arbeitstag freute ich mich also auf den Unterricht. Ich muss dazu sagen, dass ich den Unterricht geschenkt bekommen habe und vorher keinen Kontakt mit der Lehrerin hatte. Als ich bei der Adresse ankam, stand ich vor einem Wohnblock, was meine Hoffnungen auf einem Flügel spielen zu dürfen, schon ziemlich zu Nichte machte. Endgültig wurde diese dann beim betreten der Wohnung zerstört. Ganz hat mich das aber nicht entmutigt, das vorhandene Yamaha-Klavier wird auf meinem Niveau schon vorerst reichen und spielte sich auch wirklich ganz gut. Nach einem kurzen Vorstellen dann die erste Frage, die mich erstaunlicher Weise erst mal sprachlos machte. „Was willst du von mir lernen?“ Ich habe ihr daraufhin erklärt, dass ich vor allem an meiner Technik arbeiten möchte und an Methoden, um sich neue Stücke zu erarbeiten. Als ich ihr erzähle, dass ich täglich 30-60 Minuten übe sagt sie mir, dass sie mich beneidet, weil ich im Gegensatz zu ihr so viel Zeit zum üben hätte.:confused: Hier wurde ich zum ersten Mal stutzig. Ich schlug ihr vor, dass ich ihr ein Stück vorspiele, welches ich bereits gelernt habe um ihr zu zeigen, auf welchem Niveau ich mich bewege, bevor wir dann zu dem Stück kommen, das ich mir gerade erarbeite. Ich begann die Nocturne op.62 No.2 von Chopin zu spielen. Ich hielt dies für einen guten Einstieg und ein schönes „Präludium“ für das folgende Stück. Nach dem ersten Teil, den ich für mein Empfinden ganz gut hinbekommen hab, wenn auch mit etwas zittrigen Fingern, unterbrach sie mich und sagte, sie hätte erst mal genug gesehen und gehört. Sie lobte meine Musikalität, erkannte aber einige technische Defizite die ich mir über die Jahre angeeignet habe und erst mal korrigiert werden müssen. Dann fragte sie mich, welches Stück das gerade war und von wem, das machte mich zum zweiten Mal stutzig.
Mein erstes elementares Problem war der Anschlag. Ich spielte zu laut! Sie meinte das liegt daran, dass ich zu Hause ein E-Piano habe und dieses zu leise eingestellt habe. Von nun an soll ich auf volle Lautstärke stellen und trotzdem versuchen, leise zu spielen. Da werden sich mein Nachbarn aber freuen!:D
Meine nächsten Fehler waren, dass mein Fingerkrümmung nicht optimal war, meine Handgelenke zu weit oben waren und ich allgemein etwas zu verkrampft war. Wir korrigierten die Fehler anhand einfacher C-dur Tonleitern und Arpeggien. Dabei vielen noch andere Kleinigkeiten auf. Zum Beispiel habe immer das Handgelenk gehoben, wenn ich mit 3 gespielt habe und habe dabei 2 auf der vorherigen Taste liegen lassen. Sie wies mich darauf hin, das jeder Finger auch wider gehoben werden muss und selber arbeiten muss. Das ging zirka eine halbe Stunde so dahin. Schwer viel mir vor allem, mit beiden Händen gleichzeitig nach oben und unten zu laufen, da ich das noch nie geübt hatte. Es kam kurzzeitig die Befürchtung in mir auf, dass wir jetzt nur noch Tonleitern und ähnliches üben würden und ich gleich den Hanon vorgelegt bekomme. Zum Glück haben wir dann aber abgebrochen und ich habe die geübten Sachen als Hausaufgabe aufbekommen, womit ich kein Problem habe.
Dann wollte sie sehen, welches Stück ich denn spielen möchte, also holte ich die Symphonischen Etüden raus. Bereits mit den ersten vier Akkorden waren wir zehn Minuten beschäftigt. Mich hat dann etwas verärgert, dass sie dieses Stück als Begräbnismusik bezeichnet hat und man diese auch so spielen müsse, was ich absolut nicht so sehe. So sind wir dann noch einige Takte durchgegangen und ich musste leider erkennen, dass hier noch sehr viel Arbeit vor mir liegt, wenn ich dieses Stück einmal halbwegs brauchbar spielen möchte. Zum Schluss bin ich dann kurz zur zweiten Variation gegangen. Im dritten und vierten Takt treten hier sehr gemeine Akkorde auf die nicht auf einmal greifbar sind. Das ganze beginnt mit e-gis-gis´ in der rechten Hand. Das Problem dabei ist, dass die Begleitfiguren recht schnell gespielt werden und es auffällt wenn man das gis´ zeitversetzt spielt es sei denn, man spielt diese Sprünge so schnell, das quasi kein Versatz hörbar ist. Die Begleitung sehr leise und mit Pedal gespielt macht dann meiner unbedeutenden Meinung nach den Rest. Ihr Kommentar dazu war „Chopin hatte eben große Hände“!:D Ihr Vorschlag wäre, die Begleitfigur e-gis an dieser Stelle einfach nicht zu spielen, das halte ich aber für falsch und einfaches ignorieren des Notentextes. Der Schumann wird sich schließlich etwas dabei gedacht haben, so was in eine Etüde schreiben.
Zum Abschluss haben wir uns geeinigt, dass wir in der nächsten Stunde mit einem komplett neuen Stück beginnen und dieses also von Beginn an lernen. Als Vorschlag nannte sie mir die Sonate von Grieg (ich hoffe, sie hat hier „nur“ den zweiten Satz gemeint) oder das cis-Moll-Präludium von Rachmaninov. Ich hab ihr gesagt, dass ich mir was überlegen werde.
Hier schwanke ich noch zwischen einigen Stücken, die auf meiner Liste stehen. Zum einen Beethovens Sonate op.26 (schon wieder Begräbnismusik!:D), die ich schon lange einmal angehen wollte, zum anderen habe ich über Brahms Rhapsodie op.76 No.2 und Chopins Etüde op.25 No.7 nachgedacht. Auch Prokofievs „Montagues et Capulets“ aus Romeo und Julia kam mir in den Sinn. Im Moment tendiere ich aber zu Liszts genialer Schumann-Transkription „Widmung“, vielleicht fällt mir aber noch was anderes ein.
Nächste Woche am Mittwoch geht es wieder weiter. Bis dahin habe ich beschlossen, nur an den besagten technischen Fehlern zu arbeiten und nicht an einem Stück zu üben. Ob mich der Unterricht auf Dauer bei dieser Lehrerin begeistern wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Technisch kann sie mich auf jeden Fall vorerst weiterbringen und wenn ich merke, dass nichts mehr weiter geht, kann ich immer noch wechseln. Ich werde der Sache auf jeden Fall eine Chance gegeben, auch wenn ich nicht mit allem zufrieden war.
So weit, so gut! Sollte jemand Tipps oder Anregungen haben, wäre ich sehr dankbar!
Viele Grüße!
Nach zehnjähriger Existenz als Autodidakt war es heute nun endlich soweit, dass ich meinen ersten Klavierunterricht bekam. Ich möchte euch erzählen, wie es mir dabei gegangen ist.
Nun ja, in meinem Vorstellungsthread habe ich ja mal erwähnt, dass ich vor zirka zwei Jahren bereits einmalig „Unterricht“ hatte und diesen eher negativ erlebt habe. Das ganze ist damals so abgelaufen, dass ich erst irgendwas vorspielen sollte. Ich spielte den ersten Satz aus Beethovens 28. Sonate. Leider war ich ziemlich nervös, ich kam mit dem Klavier (es war wirklich schlecht) nicht zurecht, hab mich ziemlich oft verspielt und musste öfter einen Abschnitt erneut beginnen, es war also keine berauschende Leistung. Trotzdem wurde ich in den höchsten Tönen gelobt und mir wurde sogar eine gute Technik bescheinigt! Glaubt mir, ich bin keineswegs sonderlich bescheiden und verfüge über eine recht gute Selbsteinschätzung. Meine Technik war und ist bescheiden und ungerechtfertigte Streicheleinheiten mag ich nicht! Der Unterricht lief dann so ab, dass mir nur gesagt wurde „Hier ein bisschen lauter, dort ein bisschen schneller und hier ein bisschen lockerer, du machst alles so super...“ Das hat mich nicht sonderlich weitergebracht und nach drei Stunden hab ich aufgegeben, weil mir mein Geld zu schade war. Soweit zur Vorgeschichte, nun zur gestrigen Stunde.
Nach einem mühsamen Arbeitstag freute ich mich also auf den Unterricht. Ich muss dazu sagen, dass ich den Unterricht geschenkt bekommen habe und vorher keinen Kontakt mit der Lehrerin hatte. Als ich bei der Adresse ankam, stand ich vor einem Wohnblock, was meine Hoffnungen auf einem Flügel spielen zu dürfen, schon ziemlich zu Nichte machte. Endgültig wurde diese dann beim betreten der Wohnung zerstört. Ganz hat mich das aber nicht entmutigt, das vorhandene Yamaha-Klavier wird auf meinem Niveau schon vorerst reichen und spielte sich auch wirklich ganz gut. Nach einem kurzen Vorstellen dann die erste Frage, die mich erstaunlicher Weise erst mal sprachlos machte. „Was willst du von mir lernen?“ Ich habe ihr daraufhin erklärt, dass ich vor allem an meiner Technik arbeiten möchte und an Methoden, um sich neue Stücke zu erarbeiten. Als ich ihr erzähle, dass ich täglich 30-60 Minuten übe sagt sie mir, dass sie mich beneidet, weil ich im Gegensatz zu ihr so viel Zeit zum üben hätte.:confused: Hier wurde ich zum ersten Mal stutzig. Ich schlug ihr vor, dass ich ihr ein Stück vorspiele, welches ich bereits gelernt habe um ihr zu zeigen, auf welchem Niveau ich mich bewege, bevor wir dann zu dem Stück kommen, das ich mir gerade erarbeite. Ich begann die Nocturne op.62 No.2 von Chopin zu spielen. Ich hielt dies für einen guten Einstieg und ein schönes „Präludium“ für das folgende Stück. Nach dem ersten Teil, den ich für mein Empfinden ganz gut hinbekommen hab, wenn auch mit etwas zittrigen Fingern, unterbrach sie mich und sagte, sie hätte erst mal genug gesehen und gehört. Sie lobte meine Musikalität, erkannte aber einige technische Defizite die ich mir über die Jahre angeeignet habe und erst mal korrigiert werden müssen. Dann fragte sie mich, welches Stück das gerade war und von wem, das machte mich zum zweiten Mal stutzig.
Mein erstes elementares Problem war der Anschlag. Ich spielte zu laut! Sie meinte das liegt daran, dass ich zu Hause ein E-Piano habe und dieses zu leise eingestellt habe. Von nun an soll ich auf volle Lautstärke stellen und trotzdem versuchen, leise zu spielen. Da werden sich mein Nachbarn aber freuen!:D
Meine nächsten Fehler waren, dass mein Fingerkrümmung nicht optimal war, meine Handgelenke zu weit oben waren und ich allgemein etwas zu verkrampft war. Wir korrigierten die Fehler anhand einfacher C-dur Tonleitern und Arpeggien. Dabei vielen noch andere Kleinigkeiten auf. Zum Beispiel habe immer das Handgelenk gehoben, wenn ich mit 3 gespielt habe und habe dabei 2 auf der vorherigen Taste liegen lassen. Sie wies mich darauf hin, das jeder Finger auch wider gehoben werden muss und selber arbeiten muss. Das ging zirka eine halbe Stunde so dahin. Schwer viel mir vor allem, mit beiden Händen gleichzeitig nach oben und unten zu laufen, da ich das noch nie geübt hatte. Es kam kurzzeitig die Befürchtung in mir auf, dass wir jetzt nur noch Tonleitern und ähnliches üben würden und ich gleich den Hanon vorgelegt bekomme. Zum Glück haben wir dann aber abgebrochen und ich habe die geübten Sachen als Hausaufgabe aufbekommen, womit ich kein Problem habe.
Dann wollte sie sehen, welches Stück ich denn spielen möchte, also holte ich die Symphonischen Etüden raus. Bereits mit den ersten vier Akkorden waren wir zehn Minuten beschäftigt. Mich hat dann etwas verärgert, dass sie dieses Stück als Begräbnismusik bezeichnet hat und man diese auch so spielen müsse, was ich absolut nicht so sehe. So sind wir dann noch einige Takte durchgegangen und ich musste leider erkennen, dass hier noch sehr viel Arbeit vor mir liegt, wenn ich dieses Stück einmal halbwegs brauchbar spielen möchte. Zum Schluss bin ich dann kurz zur zweiten Variation gegangen. Im dritten und vierten Takt treten hier sehr gemeine Akkorde auf die nicht auf einmal greifbar sind. Das ganze beginnt mit e-gis-gis´ in der rechten Hand. Das Problem dabei ist, dass die Begleitfiguren recht schnell gespielt werden und es auffällt wenn man das gis´ zeitversetzt spielt es sei denn, man spielt diese Sprünge so schnell, das quasi kein Versatz hörbar ist. Die Begleitung sehr leise und mit Pedal gespielt macht dann meiner unbedeutenden Meinung nach den Rest. Ihr Kommentar dazu war „Chopin hatte eben große Hände“!:D Ihr Vorschlag wäre, die Begleitfigur e-gis an dieser Stelle einfach nicht zu spielen, das halte ich aber für falsch und einfaches ignorieren des Notentextes. Der Schumann wird sich schließlich etwas dabei gedacht haben, so was in eine Etüde schreiben.
Zum Abschluss haben wir uns geeinigt, dass wir in der nächsten Stunde mit einem komplett neuen Stück beginnen und dieses also von Beginn an lernen. Als Vorschlag nannte sie mir die Sonate von Grieg (ich hoffe, sie hat hier „nur“ den zweiten Satz gemeint) oder das cis-Moll-Präludium von Rachmaninov. Ich hab ihr gesagt, dass ich mir was überlegen werde.
Hier schwanke ich noch zwischen einigen Stücken, die auf meiner Liste stehen. Zum einen Beethovens Sonate op.26 (schon wieder Begräbnismusik!:D), die ich schon lange einmal angehen wollte, zum anderen habe ich über Brahms Rhapsodie op.76 No.2 und Chopins Etüde op.25 No.7 nachgedacht. Auch Prokofievs „Montagues et Capulets“ aus Romeo und Julia kam mir in den Sinn. Im Moment tendiere ich aber zu Liszts genialer Schumann-Transkription „Widmung“, vielleicht fällt mir aber noch was anderes ein.
Nächste Woche am Mittwoch geht es wieder weiter. Bis dahin habe ich beschlossen, nur an den besagten technischen Fehlern zu arbeiten und nicht an einem Stück zu üben. Ob mich der Unterricht auf Dauer bei dieser Lehrerin begeistern wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Technisch kann sie mich auf jeden Fall vorerst weiterbringen und wenn ich merke, dass nichts mehr weiter geht, kann ich immer noch wechseln. Ich werde der Sache auf jeden Fall eine Chance gegeben, auch wenn ich nicht mit allem zufrieden war.
So weit, so gut! Sollte jemand Tipps oder Anregungen haben, wäre ich sehr dankbar!
Viele Grüße!