Dieser Faden hat lange geruht und das hat einen ganz einfachen Grund. Ich habe seitdem letzten Beitrag keinen Unterricht mehr gehabt, da es aufgrund einiger unglücklicher Umstände zu keiner weiteren Stunde gekommen ist. In der Folgezeit hat sich bei mir einiges abgespielt…erst ein Job-Wechsel, dann ein Umzug und somit hat mir einfach die Kraft gefehlt, wieder auf Lehrersuche zu gehen, denn bekanntlich ist es nicht einfach, einen guten Lehrer zu finden und für mich ist das immer mit emotionalem Stress verbunden.
Also ging ich wieder zurück zum autodidaktischen Lernen. Zumindest bin ich so weit gekommen, dass ich viele Unzulänglichkeiten in meinem Spiel, die als Autodidakt im Normalfall unumgänglich sind, immer besser wahrnehmen konnte. Das Arbeiten an diesen Unzulänglichkeiten ist aber ohne professionelle Hilfe nicht gerade einfach und ich komme so nicht wirklich weiter oder zumindest nicht dorthin, wo ich hin möchte.
Also führt für mich kein Weg an einem Lehrer vorbei. So begab ich mich die letzten Monate wieder auf die Suche und wieder hatte ich einige Negativerlebnisse, auf die ich gar nicht näher eingehen möchte, da sie nach dem bei schlechten Lehrern üblichen Schema abgelaufen sind. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, in meiner Gegend einfach keinen guten Lehrer zu finden und für den Rest meines Lebens Autodidakt zu bleiben, bis eines Tages…
Es hat sich so ergeben, dass ich jemandem etwas vorspielte und er ziemlich begeistert von mir war. Als ich ihm sagte, dass ich Autodidakt sei sagte er mir, dass es ihn sehr interessieren würde, was ein Profi zu meinem Klavierspiel sagt. So bot er mir an, mich einem Konzertpianisten vorzustellen, der mir mal auf die Finger schaut. Ich willigte ein…kann ja nichts schaden. Als ich dann erfahren habe, bei wem ich da vorspielen soll, ist mir aber doch kurz schwindlig geworden…langjähriger Klavier-Professor; weltweit gefragter Konzertpianist; bei namenhaften Pianisten studiert; gibt weltweit Meisterkurse usw…
Das ist natürlich toll, so eine Gelegenheit zu bekommen und dementsprechend stieg meine Anspannung. Also habe ich ein kleines Programm vorbereitet. Beim Vorspiel selbst war der Pianist sehr freundlich zu mir. Nach einem kurzen Gespräch hat er mich gebeten, ein paar Takte zu spielen. Also spielte ich ihm ein paar Stücke vor (1. Satz aus Beethovens op.110, Skrjabins Prelude op.13 Nr.1 und Mussorgskis „Großes Tor von Kiew“). Manuell bin ich gut und mit nur wenigen falschen Tönen durchgekommen. Leider konnte ich aus den üblichen Gründen (ungewohntes Instrument, hohe Nervosität…) musikalisch nicht das Umsetzen, was ich wollte und das hat mich ein bisschen geärgert, aber egal. Wir haben uns anschließend ein bisschen über die Stücke unterhalten und über anderer Literatur, die ich bereits gespielt habe. Ich habe ihm noch den Mittelteil aus Chopins op.62 Nr.2 vorgespielt und dann kam das Fazit: Er war sehr erstaunt darüber, wie weit ich allein gekommen bin. Einige Dinge würde ich sehr gut lösen, während sich bei anderen Sachen die Defizite zeigen, die sich durch das autodidaktische Lernen eingeschlichen habe. Es gäbe also noch einiges zu tun, aber der Weg dorthin sei seiner Meinung nach überschaubar. Dann ist er aufgestanden, ist einmal kurz auf- und abgegangen und hat mir erklärt, dass er keine Privat-Schüler nimmt, sondern nur Studenten oder höchstens jemanden, der sich auf eine Aufnahmeprüfung vorbereiten möchte… Aber mit mir zu arbeiten, wäre eine interessante Aufgabe für ihn, die er gerne ausprobieren würde. Die Bedingung dafür ist, dass ich wirklich weiterkommen will und Zeit zum Üben habe. Wenn es nicht voran geht, dann war’s das wieder.
Da musste ich nicht lange überlegen und so werde ich ab September bei ihm Unterricht nehmen. Das ist natürlich großartig und eine tolle Sache! Natürlich macht mir das auch ein bisschen Angst. Der Mann ist Schüler gewöhnt, die professionelle Musiker werden wollen. Diese können ein ganz anderes Repertoire bewältigen, haben mehr Zeit zum Üben und eine ganz andere, wahrscheinlich oft schon musikalische Früherziehung genossen, im Gegensatz zu mir. Auch werde ich die Sachen mit Sicherheit nicht so schnell umsetzen können, wie er es wahrscheinlich gewohnt ist, meine Fähigkeiten im Blattspiel sind bescheiden, die Theorie-Kenntnisse lückenhaft… Da bleibt mir nur die Hoffnung, dass ich ihn nicht langweile.
Also drückt mir die Daumen und dann lerne ich vielleicht doch noch Klavierspielen! ;)
Viele Grüße!
P.S.: Irgendwie witzig zu lesen, was man vor zwei Jahren so alles geschrieben hat. :D