Ich muss meine 7 jährige nicht drillen, damit sie in Mathe durchstartet und alle in der Klasse hinter sich lässt. Sie hat Spaß an Mathematik und ist unendlich motiviert.
Meine Kinder müssen nicht überall Bestleistungen erbringen, sie sollen glückliche, kompetente, sozioale Wesen werden. Sie sollen Beziehungen haben und ihren Wunschberuf ausüben können.
Ich finde auf dem Weg dahin gehört auch mal dazu, in die Cello-Stunde zu gehen ohne vorher geübt zu haben. Der Frust darüber noch mal eine Woche dasselbe üben zu müssen und eine schlechte Leistung abgeliefert zu haben motiviert für die nächsten Wochen um so mehr.
Drei Sätze, zu denen man bei differenzierter Betrachtung ja sagen kann.
Wenn Deine Tochter diese Begabung und Motivation gleichermaßen mitbringt, kannst Du Dich in der Tat mehr auf das Fördern als auf das Fordern konzentrieren. Anders sieht es bei Naturen aus, die können, aber nicht wollen, oder bei denen, die wollen, aber nicht können.
Wenn das Potential durchschnittlich ist, kann auch "Drill" nicht zur Hochleistung führen. Wo aber weit überdurchschnittliche Begabungen erkennbar sind, stellt sich schon die Frage, ob mittelmäßige Leistungen dann schon genug sind. Durchschnittlich Begabte, die ihr Potential sehr gut nutzen, sind in der Praxis Überfliegernaturen, die sich einfach nicht mehr vorbereiten (weil sie ja alles von selber können), meist deutlich überlegen. So gesehen, haben Durchschnittsbegabungen ein weitaus bequemeres Leben - aber ist Bequemlichkeit das höchste Ziel im Leben?
Unvorbereitet eine unerfreulich verlaufende Unterrichtsstunde absolvieren und sich das nächste Mal umso mehr anzustrengen - so kann es im einen Falle laufen. Im anderen Falle wird Unterricht generell dickfellig und ohne erkennbarem Fortschritt einfach abgesessen; dann besteht in der Tat Handlungsbedarf. Dann wäre zu ermitteln, ob die verweigerte Mitarbeit eher verhaltens- oder eher leistungsbedingt ist.
Zu der Debatte über Schläge. Ich kriege den Mund nicht mehr zu.
Bis vor wenigen Jahrzehnten war Lehrpersonen die körperliche Züchtigung ihrer "Schützlinge" nicht ausdrücklich verboten. Aber in der Geschichte der Pädagogik standen viele Schläge auch nur auf dem Papier. In früheren Jahrhunderten hatten "Pädagogen", die vom Züchtigungsrecht unverhältnismäßig viel Gebrauch machten, einen meist sehr schlechten Ruf in fachlichen Belangen und galten bereits seinerzeit als erzieherische Versager, die sich nur mit Gewalt im vordergründigen Sinne pro forma durchsetzen konnten. In der Zeit, in der Bestrafungen, Prügelattacken und Gewaltausbrüche vollzogen und ausgelebt werden, war und ist keine Wissensvermittlung und keine konstruktive Persönlichkeitsbildung möglich. Die körperliche Gewalt ist insofern als verheerend in den Auswirkungen anzusehen, als sie sich vom eigentlichen Auslöser längst entfernt hat: Da wird kein Fehlverhalten (Strafe folgt auf dem Fuße) sanktioniert, sondern ein entartetes Machtgefüge geschaffen, das nichts mehr mit dem eigentlich nicht falschen Ansatz gemein hat, dem Einzelnen in seinem Freiheitsdrang Grenzen zu setzen.
Selbst in Zeiten der Prügelstrafe genügte es in der Regel, den Rohrstock nur sichtbar in der Ecke stehen zu lassen. Gute Pädagogen und menschliche Vorbilder mussten ihn praktisch nie zum Einsatz bringen.
LG von Rheinkultur