Drill Drill und nochmals Drill

Nichts.

Leider kommt sowas aber vor. Und..ich glaube, nicht nur in Asien.

LG, Olli !
 
Lieber Destenay
das ist mal wieder eine dieser Tigermütterdiskussionen. Ich würde das gelassen sehen, denn ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht. Ich lehre an einer Deutschen Universität im Bereich der Naturwissenschaften. Mittlerweile sind bei uns auch ziemlich viele Inder und Chinesen. Anfangs hieß es immer: Achtung, die sind ja alle sooooo gut. Mittlerweile können wir statistisch nachweisen, dass Chinesen und Inder aus China und Indien fast hundertprozentig im Studium abstürzen, und das liegt nicht an deren Sprachschwierigkeiten, sondern an der miserablen Ausbildung, die sie von zuhause mitbringen. Ich kann mich über diese Studien, wie sie in dem Focus-Artikel zitiert werden, nur wundern und zumindest im Bereich Chemie, Physik und Mathematik nicht bestätigen. Allerdings habe ich eine andere Beobachtung gemacht: Chinesen der zweiten Generation also solche, die in Deutschland geboren wurden oder zumindest hier aufwuchsen (in diesem ach so fürchtelrichen Bildungsurwald!), absolvieren ihre Studeingänge zu fast 100% auf den vordersten Plätzen. Darüber sollte man mal nachdenken!

Cheers,

Wolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mit "nichts" ist das Thema zu leicht abgetan.
Ich bin in Bildungssachen eher konservativ und davon überzeugt, dass ein Kind neben viel Liebe auch Strenge und Disziplin braucht.
Unter z.B. "modernem Drill" würde ich hier verstehen, dass z.B. Schüler wie auf Kommando an ihrem Platz stehen, die Klappe halten und sich in den Aufmerksamkeitsmodus schalten, so bald der Lehrer das Zimmer betritt und generell der Bildung mit allem Drum und Dran Respekt erweisen. So was ist in Deutschland völlig abhanden gekommen und wird eher noch in Sportvereinen u.ä. praktiziert.

Mehr Leistungsdruck auf keinen Fall (den gibt´s genügend), mehr Drill ja.
 

ein wichtiges und zentrales Stichwort!

Denn:
uäh, Lateinvokabeln... rabäh rabäh Mathearbeit... buhuhu Deutschaufsatz über olle Goethegedichte... männo jetzt auch noch Klavier üben -- indes dribbeln und eflmeterschießen, Aufschläge und Returns zu trainieren weder als Last, noch als Zwang undschon gar nicht als Drill empfunden wird ;);):D:D

Leibniz meinte, wir würden in der besten aller denkbaren Welten leben - mag sein, aber deren Bevölkerung ist nicht mit der denkbar besten Verteilung des Verstandes gesegnet...
 
Ich habe das Chua-Buch gelesen, als es rauskam.

Furchtbar. Eine schreckliche Tussi.

Allerdings sind Tussis, die ihre Kinder überhaupt nicht fordern und fördern, genauso schrecklich.

Richtige Pädagogik ist ausbalanciert und individuell.

Das heißt, je nachdem, wie das Kind so drauf ist, braucht es auch mal eine Arschtritt bzw. Anweisungen wie "Paß auf, Du hast Dich entschlossen, Klavier zu lernen, also gehört da dazu, jeden Tag zu üben, also ran!" oder Freiraum, in dem es unbeaufsichtigt kreativ werden kann oder Sozialkontakten nachgehen oder einfach Körper und Sinne beim freien Draußenspielen erproben und üben kann.

Wir haben hier in Deutschland typischerweise eine Kombination der schlechtesten Aspekte von "westlicher" und "asiatischer" Erziehungsweise: Zum einen lernen die Kinder nicht, auch mal was konsequent durchzuziehen und eine Sache auch mal zu perfektionieren; alles wird immer nur so angerissen. Zum anderen werden die Kinder zunehmend mit Terminplänen dichtgeballert, so daß freies Spielen, freie Kreativität immer seltener werden. (Computer, Fernsehen etc. tun das Übrige.) Das heißt, der Tag eines hiesigen Kindes ist oft genauso unfrei und fremdbestimmt wie der eines Chinesenkindes - jedoch lernt es in dieser fremdbestimmten Zeit überdies auch noch nix Vernünftiges.

LG,
Hasenbein
 
Solche Bücher gibt es ja andauernd. Sie bedienen die große Unsicherheit, die heute in Erziehungsfragen bei Eltern herrscht und schlagen dann in die eine oder andere Richtung aus. So postulieren die einen Autorinnen (interessanterweise sind es meistens Frauen, die selbst Kinder haben....), dass jegliche Fremdbetreuung ein Verbrechen an der armen Kinderseele ist, die anderen, dass Hausfrauen überbehütende Glucken sind, die nächsten, dass Kindern zu wenig Grenzen aufgezeigt werden, zu viele .... Ende offen. Man könnte meinen, dass der "Zickenkrieg", der manchmal unter Müttern herrscht, nun auf der Ebene der Erziehungsratgeber ausgetragen wird, so vehement, wie sich die Autorinnen für ihre "Wahrheiten" aussprechen.

Clever sind sie, denn die Bücher verkaufen sich bestens und es ist die Frage, ob sie nicht aus dem Grunde überhaupt geschrieben werden.

Wenn man Erziehung durch Beziehung ersetzt, die Eltern ein gutes Gefühl für sich selbst und ihre Grenzen haben, ihren Kindern etwas zutrauen und ihre Stärken sehen, ergibt sich alles von selbst. Es gibt keine Erziehungsmodelle, die allgemeingültig sind.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ach, das ist doch genau wie mit den Ernährungsberatungs-Büchern.

Wenn man anfängt, die ganzen (oftmals ja sogar schlüssigen) Dinge zu befolgen, die da drin stehen, kann man tatsächlich fast nichts mehr essen und wird vermutlich krank wegen Mangelerscheinungen.

Zucker? Schlecht, macht dick und Diabetes. Fleisch? Die armen, gequälten Geschöpfe, den Wahnsinn darf man nicht mitmachen.Weizen? Ist in Wirklichkeit total schädlich und macht Weizenwampe, Zöliakie, Allergien etc. Was es im Supermarkt gibt, ist sowieso immer minderwertig, vergiftet, gentechnisch usw. usf.

Die einzige Lösung - bei Ernährung wie Erziehung - kann nur sein, eben nicht nach einer "Lösung" bzw. "Methode" zu suchen und die dann zu befolgen, sondern stets mit allen Sinnen und Intelligenz wach zu sein für das, was einem selber oder einem Kind jetzt gut tun könnte. Und dabei nicht perfektionistisch zu sein, sondern Fehler zu erkennen und offen zu akzeptieren und es nächstes Mal zu verbessern zu suchen.

Wir haben es also allerorten mit der gleichen "Grunderkrankung" der Menschen zu tun: dem Bedürfnis, "Lösungen" vorgelegt zu bekommen, denen man dann gehorcht.

Also die gleiche Dummheit, die auch Basis für Totalitarismus und Religionsquatsch ist.

LG,
Hasenbein
 
Das liberale Frankreich, dass grossen Wert auf gute Erziehung legt ist diesbezüglich nicht ziemperlich, Kinder können je nach Fall schon mit 13 Jahren ins Gefängniss dies wird ihnen auch in der Schule schon früh klargemacht.
Die ehemalige First Lady Bernadette Chirac ist für die POPO Strafe. hätte sie vielleicht bei ihrem Mann anwenden müssen, dann währe dieser heute nicht vorbestraft.:D:D:D
Warum kommt man zu solchen Erkenntnisse mehr Härte gegenüber Kinder anzuwenden ??????????

aus der Süddeutschen :

Prügel passé

Eine fessée, so nennt man in Frankreich einige Schläge auf den Hintern, und nicht wenige Eltern und Psychologen dort meinen, so etwas habe noch niemandem geschadet. In vielen Staaten ist die Prügelstrafe längst verboten, aber im Land der guten Manieren tut man sich schwer mit einer rein gewaltlosen Erziehung.

Von Stefan Ulrich, Paris
Ein Mädchen sitzt am Wohnzimmertisch über seinen Hausaufgaben. Versehentlich schüttet es sein Glas um. Die Mutter versetzt dem Kind eine schallende Ohrfeige. Das Mädchen weint. Die Großmutter kommt hinzu und nimmt die Mutter in den Arm. "Pardon", flüstert sie ihr zu. Damit endet der Kurzfilm. Eine Schrift erscheint: "Eltern, die schlagen, wurden oft selbst als Kinder geschlagen. Keine Ohrfeigen, keine Prügel!"

Das Video-Drama wird seit Donnerstag von allen nationalen französischen Fernsehsendern und im Internet gezeigt. Die Kinderschutzvereinigung "Fondation pour l'Enfance" will so einen Bewusstseinswandel in Frankreich erreichen. Ziel sei es, die Eltern zum Nachdenken zu bringen, sagt Gilbert Lazimi, der Koordinator der Initiative. "Dieser Spot lässt niemanden gleichgültig. Da sind drei Generationen versammelt. Jeder kann sich mit einer identifizieren."

Die Vereinigung will erreichen, dass auch in Frankreich, dem Land der Menschenrechte, Ohrfeigen und andere Gewaltakte von Eltern gegen Kinder ausdrücklich verboten werden. Der Europarat ruft seine Mitgliedstaaten seit Jahren dazu auf. Etwa 20 Länder sind ihm schon gefolgt. Deutschland schrieb bereits im Jahr 2000 ins Bürgerliche Gesetzbuch: "Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen sind unzulässig."

Erniedrigend und erzieherisch unwirksam


In Frankreich dagegen gibt es viel Widerstand gegen ein Verbot. Auch manche Psychologen und Ärzte argumentieren, der Staat dürfe sich nicht in alles einmischen, den Eltern sollten keine Schuldgefühle gemacht werden und eine gelegentliche fessée, also einige Schläge auf den Hintern, habe noch niemandem geschadet. Die Fondation pour l'Enfance hält dagegen: Wenn Eltern ihren Kindern Gewalt zufügten, sei das erniedrigend und erzieherisch unwirksam. Lazimi sagt: "Das Gesetz verbietet es, einen Erwachsenen oder ein Tier zu schlagen. Es muss auch verbieten, ein Kind zu schlagen."

Die konservative Abgeordnete und Kinderärztin Edwige Antier hat schon 2009 einen Gesetzesvorschlag eingebracht, um Gewalt in der Erziehung im Zivilgesetzbuch zu verbieten. "Je mehr man die Hand gegen sein Kind erhebt, desto verschlagener wird es", sagte sie. Bislang wurde ihr Antrag noch nicht einmal debattiert. Die frühere First Lady Bernadette Chirac nannte ihn "lächerlich". Wenn ein Kind unausstehlich sei, sei eine mäßige fessée in Ordnung.

In Frankreich, wo gute Umgangsformen hochgehalten werden, fragen sich etliche Eltern, wie sie aufsässige Kinder sonst disziplinieren sollen. Erziehungsberater geben ihnen in den Zeitungen ganze Listen zur Hand. Sie reichen vom In-die-Ecke-stellen - aber erst ab dem Alter von zwei Jahren - bis hin zu auszuhandelnden "Reparationen". Wenn Ugo seine Großmutter beschimpfe, solle er verpflichtet werden, ihr von seinem Taschengeld eine Rose zu kaufen, ist da zu lesen.

Viele Psychologen betonen, den Eltern müsse geholfen werden, sich ohne Gewalt Autorität zu verschaffen. Eine solche Erziehung der Erzieher sei wichtiger als ein Verbot. Die Befürworter eines Gesetzes verweisen dagegen auf Schweden. Dort wurde 1979 Eltern das Prügeln verboten. Die meisten Schweden waren damals gegen das Gesetz. Heute ist die große Mehrheit dafür. Die Gewalt im Elternhaus soll deutlich zurückgegangen sein. Ein Verbot könnte demnach immer mehr Erwachsene zur gleichen Einsicht wie der Großmutter in dem TV-Spot verhelfen: Eine ordentliche Watschen hat noch jedem geschadet.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es ist klar, daß, sobald das Kind alt genug ist, um die Zusammenhänge zu verstehen, die reale Möglichkeit einer harten Bestrafung im Raum stehen muß, wenn es sich stark danebenbenimmt.

Denn wenn das nicht der Fall ist, dann haben wir das, was wir heutzutage oft genug erleben und mit dem unter anderm Lehrer ständig konfrontiert sind: Die Kinder / Jugendlichen wissen genau "Haha, die können uns nix!" und tanzen den Erwachsenen auf der Nase herum. Das gipfelt im Phänomen der jugendlichen, noch nicht strafmündigen Straftäter.

Das geht nicht.

Prügelstrafe geht aber auch nicht. Bleiben also nur - als letztes Mittel - sehr eindrückliche und auf andere Weise schmerzhafte Sanktionen, die eintreten, wenn der Jugendliche sich weiter schlecht benimmt. Diese dürfen nicht erniedrigend sein in einem Sinne, daß sie dem Jugendlichen vermitteln würden, er sei ein "schlechter Mensch" oder so. Sehr, sehr wichtig! Der Fußball ist da gutes Vorbild: Die rote Karte ist hart und konsequent, aber erniedrigt nicht.

Daß das 68er-Prinzip "Man muß nur mit dem Kind gut genug reden und ihm liebevoll genug nahebringen, warum er sich und anderen schadet, wenn er sich weiter so verhält, dann wird es schon einlenken" nicht funktioniert, dürfte längst klar sein. Deshalb in primitivste alte Erziehungsmuster zurückzufallen ist aber keine Lösung.

Die harte Bestrafung, sofern sie notwendig wird, muß ohne Haß und sachlich durchgeführt werden, mit einem Ton a la "Du wußtest ja Bescheid, was kommen würde, wenn Du Dich weiter so verhältst; nun mußt Du die Konsequenzen tragen, peng, aus." Und man muß die Bestrafung konsequent durchziehen (und nicht etwa wieder sagen: "OK, diesmal kommst Du noch davon, wir wollen mal nicht so sein, weil Ostern ist! Aber nächstes Mal weißt Du Bescheid, ne?"), sonst ist alles für die Katz.

LG,
Hasenbein
 
Also wenn es darum geht, dem Gör mal eine hinter die Ohren zu geben oder den Arsch zu verkloppen: Klar geht das. Es darf nicht alltäglich, nicht unkontrolliert und spontan sein und ganz wichtig!:
Die harte Bestrafung, sofern sie notwendig wird, muß ohne Haß und sachlich durchgeführt werden
Genau! Genau genommen muss sie mit Liebe durchgeführt werden.
Mein Vater hat mir genau 2x den Arsch wortlos versohlt und ich habe es "wie ein Mann hingenommen", denn es war einfach berechtigt. Danach die Frage "war das so richtig?", ich sagte "ja". Beide Male haben wir 30 min. später wieder (auch darüber) geredet und gelacht. So muss sich Strafe anfühlen: Kurz, knackig, konsequent...und im optimalen Fall lehrreich abgehakt.

Strafen sollten zwar nicht in der Hinsicht erniedrigen, dass jemand ein schlechter Mensch ist, aber erniedrigen müssen sie in gewisser Weise schon. Eine rote Karte wird wohl kaum als Strafe aufgefasst, eher als Regel. Sanktionen (am besten gegen das Ganze Team auch bei Einzelfällen) durch den Trainer stelle ich mir da schon eher als Strafe vor.
 

Nein, nein, nein, Peter.

Wenn man Züchtigung auch nur ansatzweise zuläßt, öffnet man die Büchse der Pandora, weil das dann unkontrolliert ausufert. Deshalb - auch wenn, was Du schreibst, durchaus was Richtiges hat - DARF Prügeln nicht erlaubt sein, peng, aus.
 
Ich habe als Kind selten, aber doch nicht nie eins auf den Hintern oder die Finger bekommen - hat mir in keinster Weise geschadet.
 
Ich weiß nicht was Kinder nun gerade aus Prügel lernen sollen, so was sollte man nicht vormachen/vorleben. Dem Kind beizubringen das es Fritzchen nicht schagen darf wenn Fritzchen ihm das Spielzeug wegnimmt, aber selbst zuzuschlagen wenn Söhnchen sich mal richtig daneben benimmt? Wo fängt das an und wo endet das ? Soll der Chef auch zuschlagen wenn der Mitarbeiter "Scheiße baut"? Oder in der Partnerschaft?
Ich denke nicht ...und somit ist auch Prügel kein sinnvoller Teil einer Erziehung, meiner Meinung nach...
 
Ich empfehle sehr (mal wieder) das Buch "Familienkonferenz" oder "Die neue Familienkonferenz" von Gordon.

Ob solche Strafen jemandem schaden oder nicht, weiß derjenige selbst manchmal am wenigsten ..... .

Wer es nötig hat, sein Kind körperlich zu bestrafen, stellt sich ein Armutszeugnis ohnegleichen aus. Ich war mal in Frankreich in einer Apotheke, in der neben mir ein Vater seinem Kind eine schallende (!) Ohrfeige gab. Den Anlass weiß ich gar nicht mehr, so unbedeutend war der. Ich schäme mich heute noch, dass ich nichts gesagt habe trotz sehr schlechtem Französisch.

Liebe Grüße

chiarina
 
Genau genommen muss sie mit Liebe durchgeführt werden.

Hat jemand mal den phantastischen Film "Das weiße Band" von Michael Haneke gesehen? Das weiße Band

Oscar-nominiert, mit der Goldenen Palme von cannes ausgezeichnet etc. etc..

Wie betrübt der Vater doch war, wie er seinen wirklich über alles geliebten Kindern aus Liebe Strafen aller Couleur auferlegen musste.... .

Liebe Grüße

chiarina
 
Mit "nichts" ist das Thema zu leicht abgetan.
Ich bin in Bildungssachen eher konservativ und davon überzeugt, dass ein Kind neben viel Liebe auch Strenge und Disziplin braucht.
Unter z.B. "modernem Drill" würde ich hier verstehen, dass z.B. Schüler wie auf Kommando an ihrem Platz stehen, die Klappe halten und sich in den Aufmerksamkeitsmodus schalten, so bald der Lehrer das Zimmer betritt und generell der Bildung mit allem Drum und Dran Respekt erweisen. So was ist in Deutschland völlig abhanden gekommen und wird eher noch in Sportvereinen u.ä. praktiziert.

Mehr Leistungsdruck auf keinen Fall (den gibt´s genügend), mehr Drill ja.
Zum letzten Satz empfiehlt sich die behutsame Unterscheidung zwischen Leistungs- und Erfolgsdruck. Es geht nämlich oft genug darum, mit möglichst wenig persönlichem Einsatz möglichst viel Erfolg zu haben. Dabei wissen alle, die Erfolg haben, dass der Weg zum Erfolg beschwerlich und steinig ist. Mit "Drill", "Disziplin" und "Pflichtbewußtsein" ist das so eine Sache: Wo Hingabe, ganz nachhaltiges Interesse und Leistungswille in der Sache vorhanden sind, müssen eigentlich diese Tugenden gar nicht eingefordert werden. Da wird die richtige Haltung zur Sache aus eigenem Antrieb praktiziert, weil die/der Einzelne es ja selbst will. Den Größen früherer Zeiten mit einem in sich abgeschlossenen Lebenslauf ist ein ganz bestimmtes Phänomen gemeinsam: Eine ganz große Begeisterung für jenen Gegenstand, der diese so erfolgreich gemacht hat. Das erklärt auch, weshalb viele Koryphäen unter den großen Pianisten mitunter behauptet haben, doch gar nicht so viel zu üben, obwohl sie ganz sicher äußerst intensiv gearbeitet haben. Der Vorgang des Übens, die Bereitschaft, schwierige Aufgaben zu meistern, die Fähigkeit, sich hohen Anforderungen hinzugeben, wurde von diesen Personen ganz offensichtlich nicht als Belastung oder Zumutung angesehen.

Das Stichwort "Sportverein" ist soeben gefallen: Hier muss sich ein Personenkreis nicht nur auf gemeinsame Ziele einigen, sondern diese in möglichst professioneller Abstimmung auch gemeinsam ansteuern. Da gibt es eine Gemeinsamkeit mit "Musikvereinen", sprich: Vokal- und Instrumentalensembles. Als Berufschorleiter erlebe ich den Chorbetrieb in zweigeteilter Gestalt. Einerseits gibt es leistungswillige Formationen, in denen man selbstverständlich von sich aus eine gesunde Chordisziplin an den Tag legt, weil ohne diese ein qualitativ vertretbares Musizieren schlicht und ergreifend unmöglich ist. Andererseits gibt es Traditionsvereine, die weitgehend vom Ungeist geprägt sind, Geselligkeit und beschäftigungstherapeutische Inhalte anbieten zu müssen. Da kommt und geht man zur Probe oder zum Auftritt nach eigenem Belieben. Singen ja, aber um Gottes Willen kein Stress und keine Anstrengung, womöglich irgendwelchen modernen Kram in fremden Sprachen. Wenn man mal lieber in Urlaub fährt oder im Fernsehen Champions League läuft, geht man eben nicht zum Singen. Zurechtweisen oder Disziplin einfordern geht nicht - dann kommen diese halbherzig eingestellten Naturen gar nicht mehr und der Verein kann sich aufgrund von Nachwuchsmangel auflösen. Also weiterwurschteln wie bisher und in jeder Probe wieder von vorne anfangen - das erlebt man als Dirigent im sogenannten "Gesangsverein". Ähnliches berichten viele Kolleg(inn)en aus dem Instrumentalunterricht, wenn die Lehrkraft mehr beschäftigungstherapeutische als künstlerische Elemente im Unterricht unterbringen muss, weil die Schülerinnen und Schüler unvorbereitet und ohne geübt zu haben erscheinen.

Nein - das Ganze ist und bleibt ein auf Gegenseitigkeit angelegtes Unterfangen. "Jedem Kind sein Instrument", "Jedem Kind seine Stimme" oder "Jeder kann singen"? Ohne die richtige Einstellung zur Sache geht es eben nicht. Die einen sprechen von "Drill", "Strenge" und "Disziplin" - andere von "Interesse", "Hingabe" und "Leistungswille". Gemeint ist letztlich immer dasselbe,

meint mit LG
Rheinkultur
 
Diese mehr Disziplin und Drill Linie treibt mir Schauder über den Rücken.

Wer schon mal mit Kindern zu tun hatte weiß, dass Kinder einen absoluten inneren Antrieb haben zu lernen und forschen. Letztendlich ist die Aufgabe der Erwachsenen (ihre) Kinder zu begleiten, ihnen Methoden an die Hand zu geben, sie zu fördern und aufzufangen, wenn es mal nicht klappt.
Ich muss meine 7 jährige nicht drillen, damit sie in Mathe durchstartet und alle in der Klasse hinter sich lässt. Sie hat Spaß an Mathematik und ist unendlich motiviert.
Meine Kinder müssen nicht überall Bestleistungen erbringen, sie sollen glückliche, kompetente, sozioale Wesen werden. Sie sollen Beziehungen haben und ihren Wunschberuf ausüben können.

Ich finde auf dem Weg dahin gehört auch mal dazu, in die Cello-Stunde zu gehen ohne vorher geübt zu haben. Der Frust darüber noch mal eine Woche dasselbe üben zu müssen und eine schlechte Leistung abgeliefert zu haben motiviert für die nächsten Wochen um so mehr.

Zu der Debatte über Schläge. Ich kriege den Mund nicht mehr zu.
Leider, leider ist es mir auch schon mal passiert, dass ich im Affekt geschlagen habe. Ich habe mich danach entschuldigt und erklärt, dass Gewalt nicht zu rechtfertigen ist.
Was nichts an meinem Ärger ändert, aber normalerweise sollte es mir als Erwachsener möglich sein, sinnvolle und gewaltfreie Konsequenzen auf Konflikte folgen zu lassen.
 
Prügelstrafe geht aber auch nicht. Bleiben also nur - als letztes Mittel - sehr eindrückliche und auf andere Weise schmerzhafte Sanktionen, die eintreten, wenn der Jugendliche sich weiter schlecht benimmt.

Ach was, einst gab´s "Kloppstocks Werke im gelben Einband", heute gibt es Ritalin - gibt allerdings Studenten welche auch "auf den Trichter gekommen sind", und urplötzlich akut unter ADHS leiden :D
Es ist schon seltsam wie die Diagnose ADHS und die damit verbundenen Verschreibungen von Methylphenidat erheblich ansteigen...ich bilde mir mal ein die Symptome von ADHS sehr gut zu kennen, von daher fällt es mir schon auf daß Kinder als ADHS "Patienten" behandelt werden, obwohl hier häufig eine seelische Verwahrlosung die Ursache für sozial auffälliges Verhalten ist.

Viele Grüße

Styx
 
Ich muss meine 7 jährige nicht drillen, damit sie in Mathe durchstartet und alle in der Klasse hinter sich lässt. Sie hat Spaß an Mathematik und ist unendlich motiviert.

Meine Kinder müssen nicht überall Bestleistungen erbringen, sie sollen glückliche, kompetente, sozioale Wesen werden. Sie sollen Beziehungen haben und ihren Wunschberuf ausüben können.

Ich finde auf dem Weg dahin gehört auch mal dazu, in die Cello-Stunde zu gehen ohne vorher geübt zu haben. Der Frust darüber noch mal eine Woche dasselbe üben zu müssen und eine schlechte Leistung abgeliefert zu haben motiviert für die nächsten Wochen um so mehr.
Drei Sätze, zu denen man bei differenzierter Betrachtung ja sagen kann.

Wenn Deine Tochter diese Begabung und Motivation gleichermaßen mitbringt, kannst Du Dich in der Tat mehr auf das Fördern als auf das Fordern konzentrieren. Anders sieht es bei Naturen aus, die können, aber nicht wollen, oder bei denen, die wollen, aber nicht können.

Wenn das Potential durchschnittlich ist, kann auch "Drill" nicht zur Hochleistung führen. Wo aber weit überdurchschnittliche Begabungen erkennbar sind, stellt sich schon die Frage, ob mittelmäßige Leistungen dann schon genug sind. Durchschnittlich Begabte, die ihr Potential sehr gut nutzen, sind in der Praxis Überfliegernaturen, die sich einfach nicht mehr vorbereiten (weil sie ja alles von selber können), meist deutlich überlegen. So gesehen, haben Durchschnittsbegabungen ein weitaus bequemeres Leben - aber ist Bequemlichkeit das höchste Ziel im Leben?

Unvorbereitet eine unerfreulich verlaufende Unterrichtsstunde absolvieren und sich das nächste Mal umso mehr anzustrengen - so kann es im einen Falle laufen. Im anderen Falle wird Unterricht generell dickfellig und ohne erkennbarem Fortschritt einfach abgesessen; dann besteht in der Tat Handlungsbedarf. Dann wäre zu ermitteln, ob die verweigerte Mitarbeit eher verhaltens- oder eher leistungsbedingt ist.

Zu der Debatte über Schläge. Ich kriege den Mund nicht mehr zu.
Bis vor wenigen Jahrzehnten war Lehrpersonen die körperliche Züchtigung ihrer "Schützlinge" nicht ausdrücklich verboten. Aber in der Geschichte der Pädagogik standen viele Schläge auch nur auf dem Papier. In früheren Jahrhunderten hatten "Pädagogen", die vom Züchtigungsrecht unverhältnismäßig viel Gebrauch machten, einen meist sehr schlechten Ruf in fachlichen Belangen und galten bereits seinerzeit als erzieherische Versager, die sich nur mit Gewalt im vordergründigen Sinne pro forma durchsetzen konnten. In der Zeit, in der Bestrafungen, Prügelattacken und Gewaltausbrüche vollzogen und ausgelebt werden, war und ist keine Wissensvermittlung und keine konstruktive Persönlichkeitsbildung möglich. Die körperliche Gewalt ist insofern als verheerend in den Auswirkungen anzusehen, als sie sich vom eigentlichen Auslöser längst entfernt hat: Da wird kein Fehlverhalten (Strafe folgt auf dem Fuße) sanktioniert, sondern ein entartetes Machtgefüge geschaffen, das nichts mehr mit dem eigentlich nicht falschen Ansatz gemein hat, dem Einzelnen in seinem Freiheitsdrang Grenzen zu setzen.

Selbst in Zeiten der Prügelstrafe genügte es in der Regel, den Rohrstock nur sichtbar in der Ecke stehen zu lassen. Gute Pädagogen und menschliche Vorbilder mussten ihn praktisch nie zum Einsatz bringen.

LG von Rheinkultur
 

Zurück
Top Bottom