Die zehn goldenen Regeln der Klavierkunst

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Leichtes Beispiel: Sonata Facile vom Wolferl. Da kann ich meinen Schülern sehr wohl die Vorteile der technischen und theoretischen Beherrschung des Tonleiterspiels vermitteln. Von diesen Tonleitern braucht man sich -mit Verlaub- auch nicht neugierig überraschen lassen, soooo furchtbar viel Potential hierzu steckt da nämlich gar nicht drin.....

Da mag wohl der Grund sein, warum ich um diese Sonate (eigentlich nur um den ersten Satz) so einen großen Bogen mache... :p
 
@ Haydnspaß

Ich habe aber immer wieder das Gefühl, dass du deine schon geschilderten schlechten Erfahrungen mit Indoktrination und Dogma in der Ausbildung übermäßig verallgemeinerst. Den völlig wertfreien Begriff der "Technik" an sich in Frage zu stellen ist doch ähnlich sinnlos wie etwa den der "Tonleiter".
 
Nicht nur Technik

Hallo Rosenspieß und andere natürlich,

Rosenspieß-Zitat:
"Übe Technik. Aber nicht um der Technik sondern um eines gewünschten Klangs und Ausdrucks willen." ?

Ich wollte eigentlich mit meiner kurzen Regel (?) ausdrücken, daß mehr dazugehören sollte als nur brilliantes und technisch sauberes Spielen. Es kommt dem also ziemlich nahe.

Haydnspaß schrieb:
Das was Hartwig wohl gemeint hat, würde ich eher mit Vertrautwerden oder Einswerden mit einem Stück bezeichnen. Also eigentlich ein Überwinden der Technik.

Das hast Du gut getroffen.
Techniken zu beherrschen bei Dingen, die man ausführen möchte, ist eine Grundvoraussetzung, wenn man dabei auch Erfolg/Erfolgserlebnis haben möchte.
Die Einstellung zum Komponisten und dem Stück, das man dann selbst spielen möchte, sollte so intensiv sein, daß die möglich größte Übereinstimmung mit dem Gefühl und den Vorstellungen eintritt, die der Komponist beim Schreiben selbst empfunden hat.

Dabei ist meiner Meinung nach unabdingbar, daß zum Selberspielen die erforderliche Technik vorhanden sein muß.
Aber jeder, der sich mit einem Stück auseinandersetzt, auch der "nur Zuhörer" hat den größten Genuß wohl dann, wenn er die Fähigkeit besitzt, von den Einstellungen des Komponisten zum Stück möglichst viel zu begreifen.
Der Spieler wird dann auch das Stück "greifen" können, wenn er es "begriffen" hat, Technik wiederum vorausgesetzt.

Gruß Hartwig
 
Hallo Rosenspieß,

zur Zeit kann ich es nicht kürzer und genauso treffend ausdrücken, weil es dann unvollständiger wäre und zu stark vom Sinn abweichen würde.

Gruß Hartwig
 
"Das Klavier ist ein Instrument, worum es wirklich geht, das bin ich."
(ein selbtbewußter Pianist)
 
witzig gesagt :p

Aber worum es wirklich geht, ist doch die Musik, oder... ;)
 
witzig gesagt :p

Aber worum es wirklich geht, ist doch die Musik, oder... ;)

Als ich den Satz formuliert hattee, bezog er sich noch auf die Profilierungsversuche einiger Leute in diesem Thread ;)

Aber Es ist eine ehrliche und offene Aussage darüber, wer das Sagen haben sollte, und ich denke tatsächlich, daß Musik eben genau daraus entsteht, was der Musiker ausdrückt. Dadurch kann natürlich auch eine Mozart Sonate zu schlechter Musik werden oder ein Gewitter von Liszt zu einem Schlachtfeld. Dann ist der Musiker eben schlecht (oder er wollte provozieren - das wäre ein neues Thema). Noten an sich sind für mich nur eine Anleitung, um Musik zu machen aber noch keine Musik.

Daß man sich als Musiker an der Absicht des Komponisten zu orientieren hat, wäre in einer anderen Regel zu formulieren.

Die erste Regel heißt natürlich immer noch "Schießen Sie nicht auf den Pianisten"
 
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"Das Klavier ist ein Instrument, worum es wirklich geht, das bin ich."
Sehr schön! Ich habe über diesen Satz länger sinniert und finde ihn wirklich immer noch bemerkenswert; denn ich spiele weder im Dienste der Musik noch zur Würdigung eines noch so verehrten Komponisten, sondern einzig und allein, um mich auszudrücken, quasi zur Selbstbefriedigung. Ich kann mir nicht einmal v o r s t e l l e n, dass es anderen anders geht.
 

ich spiele weder im Dienste der Musik noch zur Würdigung eines noch so verehrten Komponisten, sondern einzig und allein, um mich auszudrücken,

Das ist eine interessante Angelegenheit! Du nimmst dir also ein Stück von Bach oder Mozart oder Brahms vor nur zu dem Zweck, dich auszudrücken?

Ich habe beim Klavierspielen eher das Gefühl, mich in jemand anderen (oder in eine Situation) hineinzuversetzen. Und je verschiedener dieser "Andere" von mir ist - umso besser :p

Der "Befriedigung" tut das ja keinen Abbruch :)
 
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Das gefällt mir schon mal spitzenmäßig :p

Du sollst schlechte Compositionen weder spielen, noch, wenn du nicht dazu gezwungen bist, sie anhören.
 
Jo genial oder:D
 
Danke Rosenspieß

Ja ich stimme dir zu.
Allein das man nichts modisches Spielen soll, lässt vermuten das er ein klein wenig konservativ war, ich glaub das wäre heute kaum noch durchzusetzen.
Aber er hat wohl auch nicht damit gerechnet das sich jemand seine Regeln mehr als 150 Jahre nich seinem Ableben zu Herzen nimmt.
 
... Du nimmst dir also ein Stück von Bach oder Mozart oder Brahms vor nur zu dem Zweck, dich auszudrücken?...
Ja, so ungefähr ist das bei mir. Ich würde es nur anders formulieren: Ich bin auf der Suche nach Musik, die geeignet ist, das in mir auszudrücken, was ich anders nicht vermag. Mozart käme da schon gar nicht in Frage, nicht eine Saite klingt in mir an bei seiner Musik.

Vor einigen Jahren wäre ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, noch mal am Klavier klassische Kompositionen spielen zu wollen. Ich hatte eigentlich wieder mit ernsthaftem Klavierunterricht begonnen, weil ich am Computer elektronische Musik machen wollte und mir meine Finger am Keyboard zu lahm waren. Dann bin ich an Bach geraten, und dann hat mich das Forum infiziert. Mal sehen, wie weit ihr mich noch kriegt...;)

Jedenfalls bin ich in keiner Weise daran interessiert, mich (beim Musizieren) in die Welt eines Komponisten zu versetzen oder gar irgendwelche Vorstellungen (Programmmusik?) in einem Zuhörer zu erwecken oder sonstige Inhalte zu transportieren. Ich bin wahrscheinlich in dieser Beziehung etwas introvertiert. Musizieren hat für mich eher meditative, um nicht zu sagen therapeutische Züge, wobei durchaus – wie Rosenspieß anderenorts schon vermutete – wirklich auch der körperliche Aspekt eine Rolle spielt. Ich muss auch gestehen, dass Musik für mich (bisher) keinen intellektuellen Anreiz bietet, sondern anscheinend auf rein emotionaler oder intuitiver Ebene abläuft. Das hängt aber sicher auch mit mangelndem Wissen und Training zusammen. Vielleicht lerne ich ja auch noch, Musik "zu verstehen".

Wenn ich damit so einsam dastehen sollte, fände ich das aber schon verwunderlich. Erstaunlicherweise jedoch habe ich auch in der Umfrage bisher als einziger die Rangfolge "Improvisation, Prima-Vista, Repertoire" gewählt, was ja damit irgendwie zusammenzuhängen scheint.
 
Wenn ich damit so einsam dastehen sollte,

Das glaube ich nun wieder nicht :)

Leute, die Musik als Selbsterfahrungs-Training betreiben, oder die es jedenfalls in diesem Sinne verstehen, gibts sicher um ein Vielfaches mehr als Musik im historischen Kontext betrachtende.

Und es ist ja auch nicht moralisch verwerflich, Musik auf diese emotionale Weise zu hören/erleben/spielen.
 
Ich möchte mal etwas klarstellen: Was ich bisher in diesem Thread geschrieben habe ist größtenteils ironisch. Um das zu verdeutlichen, habe ich die Regel #1 formuliert ("Schießen Sie nicht auf den Pianisten" nach dem Film von Francois Truffaut).

Wer als Pianist ernst genommen werden möchte, muß sich natürlich in den Dienst der Musik stellen und sich bemühen, herauszufinden, wie etwas gespielt werden sollte und das so gut wie möglich umsetzen.

Wer aber in erster Linie Spaß haben möchte, wird der Musik nicht umbedingt gerecht, sollte dann aber auch meiner zu Anfang formulierten Regel folgen. Die anderen mögen dann bitte Regel #1 beachten.

Oh, schaut mal auf den ersten Beitrag :)
 
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