allgemeine Regeln fuer Position/Lage bei Akkordfolgen

N

Normalo

Dabei seit
5. Aug. 2021
Beiträge
198
Reaktionen
88
Wenn ich den Quintenzirkel oder andere Akkordfolgen durchspiele, dann springe ich bei jedem Akkord woanders hin, was ich vermeiden will. Also spiele ich mit Umkehrungen, aber auch da hab ich immer die Qual der Wahl der Lage. Ich hab mal gelesen, dass man immer so nah wie moeglich am vorhergehenden Akkord spielen soll. Wenn ich das mache, wandere ich immer weiter weg von der urspruenglichen Position.

Gibt es da eine allgemeine Regel, nach der man sich richten kann?
 
Es gibt einen einfachen Trick, wie sich Stimmführung einfach erkennen lässt (eigentlich ist das ein Unterrichtsgeheimnis, Spenden nehme ich in Form von Quarkkuchen gerne entgegen):
Du willst eine Kadenz spielen.
Stell dir vor, es ist ein Chor mit Sopran, Alt, Tenor und Bass.
Nun wissen wir, dass Sänger genauso faul wie Pianisten sind und sich möglichst wenig bewegen wollen.
Eine Grundkadenz besteht aus den Akkorden
I IV V I
Diese Akkorde sind miteinander quintverwandt. Im Klartext heißt das, sie haben die Quinte gemeinsam.
Wenn Du also zunächst die Kadenz so spielst:
I IV I V I
dann merkst Du (Beispiel C-dur): Oh, Das C von I ist ja auch im Akkord der IV (F). Das G von I ist auch im Akkord von V (G-dur).
Du spielst wie folgt:
I in Quintlage (rechts spielt ceg), dann überlegst du, aus welchen Tönen besteht die IV (F-dur). Ah, fac. Nun, das c haben wir ja schon. Der Tenor sitzt gemütlich darauf herum. Und jetzt kommt der Trick: Der Tenor will das c unbedingt behalten. Du musst nur das f und das a suchen. Da der Tenor die tiefste Stimme der rechten Hand ist und das gerne bleiben möchte, ist klar, welche Lage du spielst: cfa.
Dann gehst du zurück zu I (ceg) und willst nun die V (ghd) erkunden. Der gemeinsame Ton ist das g, es liegt im Sopran. Der will das behalten. Also musst du nur das h und das d darunter schichten. Der Akkord steht dann auf hdg. Der Bass spielt übrigens immer die Grundtöne der Akkorde, in dem Fall bei der V also g.
Und dann zurück zur I (C-dur).
Und das übst du solange, bis das fliessend klappt.
dann kannst du den Zwischenschritt der I weglassen und spielst I IV V I in den Lagen, die du erfahren hast.
Das gilt auch, wenn du in anderen Umkehrungen spielst.
Klingt so geschrieben kompliziert, erkläre ich in der Regel am lebenden Objekt.
Aber es ist wirklich einfach und sicher.
Und:
üben, üben, üben.
Gesang ist immer ein guter Helfer, wenn man herausfinden möchte, wie etwas gut klingt.
 
Hi @Tastatula, vielen Dank fuer dein Geheimnis, bleibt unter uns :-D

Wenn ich dich richtig verstehe ist die Logik, sich so wenig wie moeglich von der Tonika (hier ceg) wegzubewegen, also alle Akkorde bleiben so nah wie moeglich an ceg. Denn von cfa nach V ist hdg ein groesserer Sprung als dgh.

Bei allen 7 Stufen wechselt die Oberstimme dann zwischen g und a, die Mittelstimme zwischen e und f, die Unterstimme zwischen h und d, richtig?
 
Wenn ich dich richtig verstehe ist die Logik, sich so wenig wie moeglich von der Tonika (hier ceg) wegzubewegen, also alle Akkorde bleiben so nah wie moeglich an ceg. Denn von cfa nach V ist hdg ein groesserer Sprung als dgh.
Das ist zwar richtig gedacht, aber es gibt im strengen vierstimmigen Satz noch die Gegenbewegungsregel: Von (in C-Dur) cfa muss es nach hdg gehen, weil im Bass (in der linken Hand) nur der Schritt von f nach g möglich ist. Wenn du in der rechten Hand von cfa nach dgh gehst, entstehen eine Oktav- und eine Quintparallele, die im strengen vierstimmigen Satz beim Kadenzspiel nicht erlaubt ist.
 
Das ist zwar richtig gedacht, aber es gibt im strengen vierstimmigen Satz noch die Gegenbewegungsregel: Von (in C-Dur) cfa muss es nach hdg gehen, weil im Bass (in der linken Hand) nur der Schritt von f nach g möglich ist. Wenn du in der rechten Hand von cfa nach dgh gehst, entstehen eine Oktav- und eine Quintparallele, die im strengen vierstimmigen Satz beim Kadenzspiel nicht erlaubt ist.
Das verwirrt mich, wenn ich es am Klavier ausprobiere. Ich spiele eine Oktave durch mit meinem bisherigen Verstaendnis unter der Annahme, dass der Bass nicht invertiert/springt:
  1. ceg
  2. dfa falsch wegen Parallelen mit Bass, besser adf
  3. heg
  4. cfa falsch wegen Parallelen mit Bass, wird aber von euch vorgeschlagen
  5. hdg
  6. cea falsch wegen Parallelen mit Bass, besser ace
  7. hdf fasch wegen Parallele, dfh waere ein grosser Sprung
  8. ceg?
Welche Regel fehlt mir noch zur Aufloesung?
 
Iss immer ein bissel schwierig, eine praktische Kadenz so therotisch zu erörtern.
In meinem Beispiel (#5) sprach ich von der Grundkadenz, also I, IV, V, I.
In C-dur: C, F, G, C
Angenommen, die einzelnen Akkorde dieser Stufen sind klar (Also c,e,g - f,a,c - g,h,d), geht es bei einer schönen Stimmführung darum, dass Stimmen sich möglichst wenig hüpfend bewegen. Ich hatte die Stufe I zwischen IV und V eingefügt, um die Quintverwandtschaft und die damit verbundenen gleichen Töne zu veranschaulichen (Also zunächst spielt man: I, IV, I, V, I). Und diese gleichen Töne sollen gerne von der Stimme gesungen werden, die sie auch im Akkord vorher gesungen hat. Daraus ergibt sich automatisch eine gute Stimmführung, die am Ende das Ergebnis hat, das @Demian dargestellt hat.
Zu oft werden Akkorde als senkrechte Säulen betrachtet, die gefälligst schön klingen sollen.
Viel schöner ist es, Musik und damit auch die Folge von Akkorden als eine horizontale und viellineare Sache zu betrachten.
Der Einfluss der Gitarre, auf der man in der Popmusik mit einem einzigen Griff - ich übertreibe - 2734 verschiedene Akkorde spielen kann, ist diesbezüglich ein sehr schlechter. Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen Lieder spielen und sie mit plumpen Akkorden ausnummerieren.
Man kann das machen, vor allem am Anfang, aber das ist niemals das Ziel!
Das Ziel ist, wenn ich Lust habe, die Altstimme zu singen, weil sie so schön klingt.
 
@Normalo

"Grundkadenz" (falls du es noch nicht selbst recherchiert hast) bezeichnet eine Akkordfolge mit den "Hauptstufen" einer Tonart.
Das sind "Tonika", "Subdominante" und "Dominante" (bz.w "I", "IV" und "V").
"Komplett" ist eine solche Kadenz, wenn sie beim Ausgangspunkt (der "Tonika") ankommt. Also spielt man "Tonika" (bzw. "I"), "Subdominante" (IV), Dominante (V oft mit kl. Septime) und zum Schluss nochmal die "Tonika".
In C-Dur wäre das also die Akkordfolge "C-F-G-C".
("C-F-C-G-C" wäre auch OK, ändert aber im Grunde nichts ... wer gr. und kl. Sekunden singen kann, der sollte auch mit einer kl. Terz nicht überfordert sein ... die eingeschobene Tonika verhindert aber die Parallelen beim Schritt von Subdominante zu Dominante. Ich lasse diesen Schritt weg, weil gerade die Parallelenvermeidung in Grundkadenzen meiner Meinung nach interessant ist).

Vom Satz her gibt es natürlich mehrere Varianten ... Akkorde ohne Reizton (Septime, Sexte) haben 3 Erscheinungsformen. Die scheinst du zu kennen.
Die Stimmführung hängt nun natürlich von vielen Dingen ab ... ich vereinfache mal stark.
Der Bass macht ganz stoisch "C - F - G - C".

Den Rest würde ich dann wie folgt setzen (gegeben, dass die Melodie das auch hergibt).
C-Dur: "egc"
F-Dur: "fac"
G-Dur: "dgh"
C-Dur: "egc"

Dadurch hast du in den einzelnen Stimmen
Der "Tenor" macht "e-f-d-e"
Der "Alt" macht "g-a-g-g"
Der Sopran macht "c-c-h-c".
Minimale Bewegung (abgesehen vom Bass) und hier hast du dann keinerlei Parallelen und bleibst mit der rechten Hand innerhalb einer Oktave.

Natürlich geht das auch mit den anderen Umkehrungen der Akkorde ... und du wirst sie in einer Grundkadenz mit "korrektem" Satz eigentlich immer alle drei benutzen müssen.

Viel Spass beim rumpuzzlen ... eventuell ist dir schon aufgefallen, dass man die Stimmen "Tenor", "Alt" und "Sopran" auch vertauschen kann, und dann eben andere Akkordumkehrungen herauskommen.
Der Einfluss der Gitarre, auf der man in der Popmusik mit einem einzigen Griff - ich übertreibe - 2734 verschiedene Akkorde spielen kann, ist diesbezüglich ein sehr schlechter. Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen Lieder spielen und sie mit plumpen Akkorden ausnummerieren.
Viele Gitarristen (vor allem die Anfänger ... aber nicht nur) nutzen eben keine Umkehrungen.
Dabei entsteht auf der Gitarre eigentlich ein astreiner vierstimmiger Satz, wenn man mit Umkehrungen arbeitet. Aber die Leute wandern lieber über den ganzen Hals, als vor einem Barré andere Griffmuster als "E" und "A" (Dur oder Moll) zu nutzen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom