Der Trend geht zum Digitalpiano

Clavio

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News aus dem Clavio-Blog:

Der Trend geht zum Digitalpiano

Digitalpianos werden als Klavierersatz immer beliebter, wie der Vorsitzende des Bundesverbands Klavier Burkhard Stein der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Die Instrumente seien günstiger, leichter zu transportieren und gerade für Kinder interessant. Die Verkaufszahlen lägen mit 60.000 jährlich verkauften Exemplaren dreimal so hoch wie bei Klavieren. Stein führte weiter aus, die deutschen Hersteller hätten die digitale Entwicklung [...]

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Quatsch, ein Klavierhersteller baut auch keine Spielkonsolen...

Na ja, so kann man das m. E. n. nicht formulieren. Asiatische Hersteller wie Yamaha oder Kawai praktizieren diese horizontale Diversifikation ja seit Jahren erfolgreich und sind daher weniger anfällig in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Die Übernahme oder Beteiligung dieser Unternehmen an Traditionsunternehmen der reinen Klavier- und Flügelbauer kommt ja nicht von ungefähr.
 
Warum sollen die Dinger eigentlich "gerade für Kinder interessant" sein? Kann mir das einer erklären? Mal angenommen, das Geld und die örtlichen Gegebenheiten für ein richtiges Klavier sind da - warum sollte dann, gerade für Kinder, ein Klaviersimulator interessanter sein?

Passt ein wenig zu den ungläubig guckenden Bekannten von mir, die mich neulich gefragt haben, warum ich mir denn kein digitales Klavier "geleistet" hätte. Die waren wirklich der Meinung, dass ein Digitalpiano doch auf jeden Fall besser sei, als ein mechanisches Klavier.
 
Digitalpianos werden als Klavierersatz immer beliebter
Interessant, ich wusste gar nicht, dass es noch so viel andere Klavierersätze gibt. Wäre auch schon recht merkwürdig, ein Klavier durch beispielsweise ein Waldhorn oder auch durch einen Autoreifen zu ersetzen. Toll, dass nun endlich jemand auf diese geniale Idee gekommen ist, Digitalpianos zu verwenden.
Weiterhin - Ein Ersatz (laut Duden u.A. Synonym zu "Notbehelf") ist etwas, was man anstelle eines besseren Gegenstandes verwendet, weil dieser aus gewissen Gründen nicht verfügbar ist, man aber trotzdem nicht auf ein ähnliches Ergebnis verzichten möchte, auch wenn dieses dann schlechter ausfällt. Beispiele aus der Lebensmittelindustrie gibts zuhauf - Milchersatz, Fleischersatz, Lachsersatz...

Ich wäre mir auch wegen mangelnder Information(squelle) nicht sicher, ob da nicht ein paar wichtige Daten fehlen. z.B. ob der Absatz der akustischen Instrumente proportional zum Kauf der digitalen abgenommen hat. Oder ob die Digitalklaviere vielleicht von denen gekauft werden, die vor der Alternative standen Digital oder gar nichts, z.B. weil sie es für ihre Band brauchen, oder kein Platz oder Geld für ein akustisches Instrument ist. Und die somit früher eben kein Klavier gekauft haben, weil sie gar keines haben wollen, und deshalb jetzt die Statistik "verfälschen", die Äpfel mit Birnen vergleicht?
 
Ich denke, dass die deutschen Hersteller die digitale Enwicklung keineswegs verpasst haben, sondern eher die der akustischen Instrumente.
Ich zitiere aus dem Buch "Handbuch der Klavierkonstruktion" von Klaus Fenner, der der Entwickler vieler Klaviere ist: "Das traditionelle Klavier, [...] steht auf einigen Gebieten im Wettbewerb mit elektronischen Digitalpianos. Gleichzeitig hat der weltweite Konkurrenzdruck dazu geführt, dass heutzutage für den gleichen Gegenwert eine deutlich höhere Qualität geliefert werden muss als noch vor wenigen Jahrzehnten. [...] In nicht allzuferner Zukunft wird vielleicht sogar das wahr werden, was bis jetzt nur die Fürsprecher der Digitaltechnik herbeireden: Elektronische Instrumente könnten sich in bestimmten Bereichen der musikalischen Anspruchsskala als vollwertiger Ersatz für das herkömmliche Klavier etablieren. Angesichts dieser Entwicklungen erscheint es zumindest reichlich naiv, wenn heute verkündet wird, die Zukunft des Klaviers liege in der Verschwisterung mit der Elektronik. Sollte nicht vielmehr der Klavierbau alles daran setzen, den zweifellos immer noch vorhandenen Qualitätsabstand zwischen dem Original und den elektronischen Nachahmungen zu vergrößern? Möglichkeiten dazu gibt es sicherlich, auch noch 300 Jahre nach Cristofori."
 
Mir ist es ehrlich gesagt völlig wurscht, ob ein Klavier akustisch oder digital ist. Am Ende zählt Klang, Spielbarkeit und Preis-Leistungsverhältnis. Gerade bei Klang und Spielbarkeit sind die (guten) akustischen noch weit vorne. Aber wenn ich mir das V-Piano Grand so anschaue, kommt die Entwicklung der digitalen Kisten doch recht schnell voran.
Das Preis-Leistungsverhältnis im 2-3000,-€-Bereich finde ich bei den Digis bereits jetzt schon gut, wenn nicht besser als das der akustischen. In diesem Preissegment wird eine breite Masse angesprochen (Ersatzinstrument oder Instrument für Hobbyisten und Anfänger, die mit dem Klang gut leben können). Akustische Klaviere in dieser Preisklasse (ich rede von Neuware) gefallen mir da eher weniger.
Ob es den Herstellern gelingt, für ca. 2000 € qualitativ bessere Klaviere zu bauen und ob das überhaupt noch mit Entwicklung zu tun hat, bezweifle ich, würde es mir aber wünschen.
 
Warum sollen die Dinger eigentlich "gerade für Kinder interessant" sein? Kann mir das einer erklären? Mal angenommen, das Geld und die örtlichen Gegebenheiten für ein richtiges Klavier sind da - warum sollte dann, gerade für Kinder, ein Klaviersimulator interessanter sein?

Vielleicht ist es so interessant weil das Digitalpiano mit dem synthetischen Klang wenig oder nicht nervt (von der Lautstärke her, dafür aber mit den „knallenden“ Tasten beim Anschlag). Und sie sind vielleicht eher bereit das Geld zu investieren, weil das nicht so sehr schmerzt, falls die Kinder doch keine Lust mehr haben weiter Klavier zu spielen.

Passt ein wenig zu den ungläubig guckenden Bekannten von mir, die mich neulich gefragt haben, warum ich mir denn kein digitales Klavier "geleistet" hätte. Die waren wirklich der Meinung, dass ein Digitalpiano doch auf jeden Fall besser sei, als ein mechanisches Klavier.

Dazu fällt mir ein, dass ich vor einigen Tagen wegen erzwungender Schlaflosigkeit am Digitalpiano gespielt habe und total überrascht war über die „gewichteten Tasten“ die mir förmlich von unten gegen die Fingerkuppen geschlagen sind. Wie schön ist dagegen das Gefühl der Klaviertasten unter den Fingern. Ich mache an dem Digitalpiano nämlich normalerweise nur noch Fingerübungen weil es meinen Tinnitus schont.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Warum sollen die Dinger eigentlich "gerade für Kinder interessant" sein? Kann mir das einer erklären? Mal angenommen, das Geld und die örtlichen Gegebenheiten für ein richtiges Klavier sind da - warum sollte dann, gerade für Kinder, ein Klaviersimulator interessanter sein?

Vermutlich, weil man auf den Digis ja nicht nur den Klavierton einstellen kann sondern auch z.B. Kirchenorgel, Saxophon oder Streicher, dazu kommen noch diverse Rhythmen. Das macht so ein Instrument natürlich für Kinder interessanter als ein Klavier welches alleine gar nichts kann:-).

Ein Digitalpiano wird wohl in absehbarer Zeit kein vollwertiger Ersatz für ein Klavier werden, zumindest wenn man von guten Instrumenten ausgeht. Es gibt hier im Forum ja unendliche Diskussionen über die Qualität von Digitalpianos, Stilblüte hat das ja gut auf den Punkt gebracht bzgl. "Ersatz". Ich würde auch gerne jeden Tag an meinem geliebten Klavier sitzen, komme aber leider nur am WE dazu. Daher habe ich auch noch ein Yamaha CLP 280 wo man sich auch zu später Stunde dran setzten kann und die Lautstärke reduziert oder mit Kopfhörer spielt. Dass dies im Gegensatz zum Klavier unbefriedigend ist ist klar, man spielt dann halt keinen Mozart, Chopin oder Beethoven sondern was ganz anderes, z.B. ein wenig Swing mit gesplitteter Tastatur Kontrabass und Vibraphone und das hat ja auch seinen ganz eigenen Reiz. Der von Peter angeführte Preisaspekt spielt bei der DPA-Meldung bestimmt auch eine wesentliche Rolle.
 
Na ja, so kann man das m. E. n. nicht formulieren. Asiatische Hersteller wie Yamaha oder Kawai praktizieren diese horizontale Diversifikation ja seit Jahren erfolgreich und sind daher weniger anfällig in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Die Übernahme oder Beteiligung dieser Unternehmen an Traditionsunternehmen der reinen Klavier- und Flügelbauer kommt ja nicht von ungefähr.

Ich sagte deshalb Quatsch, weil ein mittelständisches Unternehmen, dass hundert Jahre lang oder mehr allen Grips dafür verwendet aus Holz, Metall und Filz zauberhafte Klänge zu produzieren, so ziemlich am weitesten davon entfernt ist, sich mit Elektronik und Plastik zu beschäftigen. Es wäre so als ob man einen Milchbauer, der Käse und Butter produziert Vorwürfe macht, dass er sich nicht mit den E-Nummern auseinander setzt, weil jetzt synthetische Milch "IN" wird. So lese ich den Artikel.

Selbst wenn man die Zahlen, die dahinter stehen so lesen will: Das öffentliche Statement vom Vorsitzenden der Klavierbauerzunft und selbst Klavierbauer finde ich gelinde gesagt "nicht passend". Hier geht es mehr um Publicity der eigenen Person auf Kosten der zu vertretenden Zunft bzw. der eigenen Kundschaft. "Trends" lese ich keine ab!

Es gibt den meiner Meinung nach den von der Industrie gepushten "Trend" zu kurzlebigeren Produkten, siehe geplante Obsoleszenz, der im Gegensatz zum ökologischen und ökonomischen Trend in der Bevölkerung steht, mit den vorhandenen Ressourcen sparsam zu haushalten.

LG
Michael
 

Vermutlich, weil man auf den Digis ja nicht nur den Klavierton einstellen kann sondern auch z.B. Kirchenorgel, Saxophon oder Streicher, dazu kommen noch diverse Rhythmen. Das macht so ein Instrument natürlich für Kinder interessanter als ein Klavier welches alleine gar nichts kann:-).

Ich habe beobachtet, wie Kinder dann mit solchen Geräten umgehen: Die Effekte werden ausprobiert, in sekundenschnelle wird zwischen "Instrumenten", Rhythmen etc. umgeschaltet, ein Teil der allgegenwärtigen Reizüberflutung. Von Klang und Musik bekommen sie so jedenfalls nichts mit. :(

Meint
Die Drahtkommode
 
Hallo Michael,

dem stimme ich vollkommen zu, da habe ich Dich falsch verstanden. So ein Statement vom Vorsitzenden der Klavierbauer finde ich auch -gelinde gesagt- ein wenig befremdlich weil es ja total unterschiedliche Instrumente sind und nichts mit Klavierbau zu tun hat. Ich finde sehr schade, dass so viele Traditionsunternehmen nicht mehr existieren, aufgekauft wurden oder um ihre Existenz kämpfen müssen so dass ich als einen Ausweg halt die rechtzeitige Produktausweitungan veränderte Marktbedingungen gesehen hätte bzw. sehen würde . Dies meinte ich mit horizontaler Diversifikation. Dass die Herstellung von guten Flügeln und Klavieren -also echte Handwerkskunst- rein gar nichts mit der Produktion von Digitalpianos zu tun hat liegt dabei natürlich auf der Hand.

LG
Christian
 
Ich habe beobachtet, wie Kinder dann mit solchen Geräten umgehen: Die Effekte werden ausprobiert, in sekundenschnelle wird zwischen "Instrumenten", Rhythmen etc. umgeschaltet, ein Teil der allgegenwärtigen Reizüberflutung. Von Klang und Musik bekommen sie so jedenfalls nichts mit. :(

Meint
Die Drahtkommode

Zustimmung, für viele Kinder ist diese Reizüberflutung aber natürlich interessant. Und das war ja die Ausgangsbehauptung: Ein Digitalpiano ist für Kinder interessanter als ein Klavier.
 
Wenn es dreimal soviel verkaufte Digis wie akustische Klaviere gibt so muß dies doch keine negative Nachricht sein. Viele dieser Käufer würden eben nie ein normales Klavier kaufen. Andererseits werden etliche Digikäufer früher oder später mit ihrem "Ersatz" nicht mehr zufrieden sein und sich doch dem "Wahren" zuwenden. Unter diesem Gesichtspunkt finde ich den Artikel für einen Vertreter der Klavierbauerzunft etwas unglücklich formuliert.
 
Ich habe beobachtet, wie Kinder dann mit solchen Geräten umgehen: Die Effekte werden ausprobiert, in sekundenschnelle wird zwischen "Instrumenten", Rhythmen etc. umgeschaltet, ein Teil der allgegenwärtigen Reizüberflutung. Von Klang und Musik bekommen sie so jedenfalls nichts mit. :(

Meint
Die Drahtkommode

Das finde ich, ist eine freche Unterstellung. Warum sollten Kinder vom Klang nichts mitbekommen? Sicherlich gibt es die, die nur von der Technik fasziniert sind. Aber nur weil Kinder/Jugendliche schnell mit einem Digi zurecht kommen und sich für die Technik begeistern können, heißt es doch nicht, das sie keine Ahnung von Klang und Musik haben.

Und warum Reizüberflutung? Ich weiß zwar was du meinst, und stimme mit dir sicherlich in vielen Punkten überein. Aber man sollte sich auch bewusst machen, dass diese Art mit einem Instrument umzugehen ein Teil der Medienkompetenz ist. Und das Kinder diese schnell erlangen, ist in unserer Gesellschaft garantiert nicht negativ zu bewerten. Vielmehr gilt es auf einen reflektierten und kritischen Umgang damit zu achten.
 
Als Instrument ist ein Digi für klaiverspielende Kinder (genauso wie bei Erwachsenen) weniger interessant als ein gutes Klavier, weil Hör- und Tastsinn damit qualitativ weniger befriedigt werden können, wenn sie darauf Klavier spielen. Ein Digi bietet aber dadurch zusätzlichen Reiz, dass es als Spielzeug (etwa, wenn man es selbst spielen lässt mit Rhythmen oder Demosongs oder sich einzelne Instrumente des Rhythm-Sets anhört) benutzt werden kann und dadurch, dass damit auch auf musikalischer Ebene Experimente möglich sind wie Aufnahmen, Klangfarbenwechsel oder Begleitrhythmus, was auf einem Klavier so nicht geht (und auch nicht gehen muss). Aber wie oben schon gesagt: zum Klavierspielen bietet das akustische Instrument LANGFRISTIG den größeren Reiz, kostet aber in der Anschaffung auch durchschnittlich betrachtet ein Vielfaches. U. A. deshalb können beide Instrumente etwa bei begrenztem Budget sowieso nicht miteinander konkurrieren wie auch in den Fällen, wo wegen bestimmter Umstände wie etwa notwendiger Transportfähigkeit ein Klavier nicht in Frage kommt.
 
. Ich mache an dem Digitalpiano nämlich normalerweise nur noch Fingerübungen weil es meinen Tinnitus schont.

das ist interessant,bist du da sicher,dass dem so ist.Habe diesbezüglich noch nichts bemerkt.Einerseits stimmt es natürlich,dass man die Lautstärke runter drehen kann,aber dass durch deine Flügel der Tinnitus verschlechtert wird ,überrascht mich doch sehr.

Mich persönlich plagt seit Monaten ja ein eng verwandtes Problem:eine furchtbar verzerrte Obertonbwahrnehmung verursacht durch ein Schalltrauma,da hat leise digi Lautstärke ,die ich anfangs natürlich auch probiert habe,aber gar nichts geholfen,kann nur hoffen,dass sich das irgendwann mal wieder legt,würde viel drum geben,meinen Flügel wieder "normal" hören zu können... :(
 

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